Ostereier in Osterkorb
Industriell gefärbte Ostereier

Ein Osterei ist ein gefärbtes, oft mit Motiven bemaltes oder verziertes Ei; gewöhnlich ein hartgekochtes Hühnerei, das traditionell zu Ostern verschenkt oder gegessen wird.

Des Weiteren werden auch nicht zum Verzehr bestimmte Dekorationsgegenstände als Ostereier bezeichnet, die während der Osterzeit als Schmuck oder teils auch als Geschenk dienen. Es sind in der Regel ausgeblasene Eier, meist Hühnereier, oder Eier aus anderen Materialien wie zum Beispiel Pappe, Gips, Holz, Naturstein oder Kunststoff. Je nach Verwendungszweck und Materialart werden solche Ostereier größtenteils ebenfalls gefärbt, farbig bemalt oder eingefärbt hergestellt sowie meistens mit Verzierungen in vielfältigen Arten versehen. Auch die in großen Mengen angebotenen und bunt verpackten Schokoladeneier sind Ostereier.

Geschichte Bearbeiten

 
Rote Ostereier aus Mazedonien

Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition, was 60.000 Jahre alte Funde dekorierter Straußeneier aus dem südlichen Afrika beweisen.[1] Auch wurden 5.000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter gefunden.[2] Die frühen Christen Mesopotamiens bemalten Eier rot, um an das Blut Jesu zu erinnern.[3][4]

Christentum Bearbeiten

 
Eiersegnung in Polen

In der christlichen Theologie gilt das Ei als Symbol der Auferstehung.[5] Auch kommt es auf Marienbildern im Hintergrund oder als Randmotiv als Hinweis auf die jungfräuliche Geburt vor.[6] Seit dem 12. Jahrhundert wurde von der katholischen Kirche die „benedictio ovorum“, die Eiersegnung eingeführt. Anfang des 17. lautete sie: „Segne, Herr, wir bitten dich, diese Eier, die du geschaffen hast, auf dass sie eine bekömmliche Nahrung für deine gläubigen Diener werden, die sie in Dankbarkeit und in Erinnerung an die Auferstehung des Herrn zu sich nehmen.” [7]

 
Ostereier beim Nouruz-Fest

Das Färben von Eiern zu Ostern ist eine weitverbreitete christliche Tradition, die von Armenien über Russland, den Mittelmeerraum bis hin nach Mitteleuropa bekannt ist. Für Deutschland werden gefärbte Eier erstmals im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Das Wort Osterei erscheint im 14. Jahrhundert in der Bedeutung zu Ostern abzulieferndes Zinsei.[8][9] 1553 wird von roten Eiern bei der österlichen Speisenweihe berichtet. 1617 spricht Puteanus in seinem Werk Ovi enconium von beschrifteten, bemalten und geätzten Ostereiern, desgleichen Georg Franck 1682 in der Schrift Satyrae, in der auch das Verstecken der Ostereier für Kinder und der Osterhase beschrieben werden. Eine weitere Erwähnung des Brauches, die Eier für Kinder zu verstecken, stammt aus dem Tagebuch des Abtes Jakob vom Kloster Schuttern (Ortenaukreis) für das Jahr 1691.[10]

Andere Religionen Bearbeiten

Gefärbte Eier kommen in der Sitte des Nouruz-Festes im iranischen Raum vor, vor allem bei Zoroastriern und Jesiden.[11]

Das christliche Osterfest entspringt dem jüdischen Pessach-Fest. Zum Seder-Mahl gehören auch Eier, wobei aber kein Zusammenhang zwischen dem Ei beim Seder und den Ostereibräuchen nachgewiesen ist.

Auch die chinesischen roten Eier symbolisieren einen Neuanfang. Sie werden Gästen oft zum ersten Geburtstag eines Kindes serviert.[12]

Dekorationsarten Bearbeiten

 
Osterstrauß
 
Sorbische Ostereiermalerei

Um ausgeblasene bzw. hartgekochte Eier zu dekorieren, gibt es viele verschiedene Techniken, z.B. Bemalen oder auch komplizierte Batik-, Kratz- und Ätztechniken. Oft werden diese Eier an einen Strauß aus Birkenzweigen – den so genannten Osterstrauß – gehängt oder kunstvoll (manchmal gemeinsam mit anderen Gaben) in ein Osterkörbchen dekoriert. Weitverbreitet ist es auch, die noch kahlen Äste von im Garten stehenden Bäumen in der Osterzeit damit zu schmücken. So ist im thüringischen Saalfeld ein solcher Ostereierbaum mit über zehntausend Eiern zu bewundern – der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde mit 76.596 gelang im April 2007 jedoch dem Zoo Rostock.

Sorbische Tradition Bearbeiten

Insbesondere in der sorbischen Lausitz und in den slawisch geprägten Teilen Europas zeichnen sich die Eier durch eine besonders kunstvolle und aufwändige Verzierung aus. Speziell bei der Batiktechnik werden drei traditionelle Muster aufgetragen. Die Sonnenstrahlen, die entstehen, wenn man mit einer Glasnadel das heiße Bienenwachs als gezogene Tropfen oder Striche aufträgt, stehen in der Symbolik für Glück und Zufriedenheit. Die Wolfzähnchen werden mit einem zurecht geschnittenen Federkiel als Dreiecke in verschiedenen Formationen aufgetragen und stehen in der Symbolik für den Schutz vor Unheil und Krankheiten. Und die Bienenwaben, die durch Dreiecksmuster entstehen, deren Oberkante die Wolfszähnchen bilden können, stehen in der Symbolik für Reichtum und gute Ernte und Erträge. Die Sorben schenken sich die kunstvoll verzierten Eier nicht nur zu Ostern, sondern auch zu Kindstaufen, Kommunionen, Hochzeiten und anderen besonderen persönlichen Anlässen, um mit den Symbolen die Wünsche an den Beschenkten zu betonen.

Die beim Bemalen benutzten Farben haben in einigen Regionen folgende Bedeutungen:

  • Rot symbolisiert den Opfertod Christi
  • Gelb steht für den Wunsch nach Erleuchtung und Weisheit
  • Weiß ist die Farbe der Reinheit
  • Grün steht für Jugend und Unschuld
  • Orange für Kraft, Ausdauer und Ehrgeiz
 
Saalfelder Ostereierbaum

Das Osterei in deutschen Volkssitten Bearbeiten

Kindern wurde – je nach Gegend – erzählt, dass die Ostereier vom Hahn, dem Kuckuck, dem Fuchs, dem Storch oder dem Hasen stammen. Auch den Glocken auf ihrer Rückkehr vom Flug nach Rom in der Osternacht wurden die Eier zugeschrieben. In neuerer Zeit hat sich der Osterhase als Eierbringer überregional durchgesetzt. Heute suchen die Kinder meist am Ostermorgen die versteckten Ostereier.

Weitere Bräuche mit Ostereiern sind zum Beispiel Münzenwerfen (bleibt die Münze im Ei stecken gehört das Ei dem Werfer), Ostereiertitschen, Ostereierschieben oder (beispielsweise in Österreich, Kroatien, Russland) das Eierpecken. Beim Eierschleudern[13] (in Bayern auch Eierwerfen, in Ostfriesland Eierschießen) im Vogtland wird ein Osterei in ein aus Wolle gehäkeltes Säckchen mit einem langen Band gesteckt: Das schleudert man und lässt es los. Das Werfen findet auf einer Wiese oder Weide statt. Wiesen mit dichtem Gras sind am besten geeignet. Für das Werfen selbst gibt es verschiedene oder auch keine Regeln.[14] Wichtig ist, dass die Eier, die man werfen möchte, hart gekocht sind, damit das Ei nicht so schnell zu Bruch geht. Oft werfen sich zwei oder mehr Personen die Eier zu, bis die Schale völlig zerbrochen ist.

Es wird versucht, das Ei im Netz möglichst hoch zu schleudern. Geht das Ei dabei kaputt, scheidet man aus. Das geht solange, bis nur noch ein Kind mit heilem Ei übrig bleibt, das dann gewonnen hat oder als König gefeiert wird.[15] In manchen Gegenden ist auch Ostereierweitwurf verbreitet. Die Eier werden an Ort und Stelle verspeist. Um seinem Haus Glück zu bringen, besteht in Südtirol der Brauch, ein Ei über das Haus zu werfen und danach einzugraben.[16]

Galerie Bearbeiten

Sonstiges Bearbeiten

 
„Uhr-Ei“ auch „Madonna-Lilien-Ei“ oder „Lilien-Uhr-Ei“, von Carl Peter Fabergé, 1899
  • Besonders prunkvoll sind die kostbaren Ostereier von Carl Peter Fabergé.
  • Im tschechischen Libotenice, in dem die Bemalung von Ostereiern mit der Hand Tradition ist, befindet sich eine Ostereiergalerie.[17]
  • In der schwäbischen Gemeinde Sonnenbühl existiert seit 1993 im Ortsteil Erpfingen das erste Osterei-Museum[18] Deutschlands, das über tausend Exponate aus ganz Europa zeigt.
  • Das größte Osterei Deutschlands befand sich in Betzdorf. Es hat eine Höhe von 9,27 m und einen Durchmesser von 5,71 m.
  • So genannte „Easter Eggs“ (Ostereier) sind in Computersoftware undokumentiert eingearbeitete Zusatzfunktionen (oder Abbilder), die mit dem eigentlichen Programm nichts zu tun haben oder auch amüsante Zusätze zu DVD-Filmen und Computer-/Videospielen, die der Programmierer bzw. die Produzenten hinter einer Menü- oder Tastenkombination versteckt haben.
  • Im Ersten Weltkrieg war, um „Eierverschwendung“ zu vermeiden, in Niederösterreich und der Steiermark ab 1915,[19][20] in Tirol und Vorarlberg 1916[21] und in Mähren 1915-1917[22][23][24] das Herstellen und in Verkehr bringen von gefärbten Ostereiern verboten. In Mähren war es auch explizit verboten sie „zu den üblichen Spielen zu verwenden.“ Das Strafmaß betrug nach Ermessen der politischen Behörde 2 bis 200 Kronen Geldstrafe oder sechsstündigem bis 14tägigem Arrest.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: Taliska~dewiki/Osterei – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Ostereier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Egg Cetera #6: Auf der Jagd nach den ältetsten verzierten Eiern der Welt, University of Cambridge (englisch)
  2. Richard L. Zettler, Lee Horne, Donald P. Hansen, Holly Pittman: Treasures from Royal Tombs of Ur, 1998, S. 70-72 (englisch)
  3. T.B. Noonan: Donahoe's Magazine, Volume 5 (englisch)
  4. Vicki K. Black: Welcome to the Church Year: An Introduction to the Seasons of the Episcopal Church. Church Publishing, Inc., 1. Juli 2004 (google.com): „The Christians of this region in Mesopotamia were probably the first to connect the decorating of eggs with the feast of the resurrection of Christ, and by the Middle Ages this practice was so widespread that in some places Easter Day was called Egg Sunday. In parts of Europe, the eggs were dyed red and were then cracked together when people exchanged Easter greetings. Many congregations today continue to have Easter egg hunts for the children after services on Easter Day.“
  5. Augustin im Sermo 105, Ei. In: Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI). Bd 1. Herder, Freiburg 1968.
  6. Hugo von Sankt Viktor, In: De Bestiis. Ei. In: Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI). Bd 1. Herder, Freiburg 1968.
  7. Rund um Ostern, theology.de
  8. Deutsches Rechtswörterbuch: Osterei, Uni Heidelberg
  9. Damen Conversations Lexikon. Leipzig 1837, Berlin 2005 (Repr.). ISBN 3-89853-518-5
  10. Osterei. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd 6. Berlin 1935, S. 1327f., 1987 (Repr.). ISBN 3-11-011194-2.
  11. Die Yeziden. Eine Arbeitshilfe. EKD, Hannover 1992.
  12. Rhonda Lauret Parkinson: The everything Chinese cookbook: from wonton soup to sweet and sour chicken -- 300 succulent recipes from the Far East. Everything Books, 2003, ISBN 978-1-58062-954-6, S. 206 (google.com). (englisch)
  13. Eierschleudern im Vogtland. abgerufen 28. März 2010.
  14. Eierwerfen-Regeln In: brauchtumsseiten.de. abgerufen 29. März 2010.
  15. Tamara Retterath: Ostern in meiner Kindheit. In: jahrbuch-vulkaneifel.de., abgerufen 29. März 2010.
  16. Antlass-Eierwerfen über das Haus, kleinezeitung.at
  17. Ostereier – Brauchtum und Moderne. In: es-ist-ostern.de. abgerufen am 2. März 2011
  18. Website vom Ostereimuseum Sonnenbühl
  19. 24. Verordnung des k. k. Statthalters im Erzherzogtume Österreich unter der Enns vom 20. März 1916, Z. W-1530/2, mit welcher das Färben von Hühnereiern und das Inverkehrbringen von gefärbten Hühnereiern (Ostereiern) verboten wird. In: Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt für das Erzherzogtum Österreich unter der Enns. Nr. 18, 21. März 1916, S. 63 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] LGuVBl. 24/1916 „bis auf weiteres“).
  20. 28. Verordnung der k. k. steiermärkischen Statthalterei vom 23. März 1915, über das Verbot der Herstellung und des Verkaufes von Ostereiern. In: Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Herzogtum Steiermark. Nr. 21, 24. März 1915, S. 63 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] LGuVBl. 28/1915; explizit „auch die Herstellung von Ostereiern in den privaten Haushaltungen“).
  21. 18. Verordnung des k. k. Statthalters in Tirol und Vorarlberg vom 27. März 1916, Zl. II-152/1, betreffend das Verbot des Herstellens und Feilbietens gefärbter Hühnereier (Ostereier). In: Gesetz-. u. Verordnungsblatt für die gefürstete Graffschaft Tirol und das Land Vorarlberg. Nr. 13, 31. März 1916, S. 58 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] GuVBl. 18/1916; „Für das Jahr 1916“).
  22. 22. Kundmachung des k. k. Statthalters in Mähren vom 28. März 1915, betreffend das Verbot des Färbens der Hühnereier und des Inverkehrsetzens gefärbter Hühnereier. In: Landesgesetz- u. Verordnungsblatt für die Markgrafschaft Mähren. Nr. 14, 29. März 1916, S. 104 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] LGuVBl. 22/1915; „für das Jahr 1915 … und zu üblichen Spielen zu verwenden“).
  23. 32. Kundmachung des k. k. Statthalters in Mähren vom 15. März 1916, betreffend das Verbot des Färbens der Hühnereier und des Inverkehrsetzens gefärbter Hühnereier. In: Landesgesetz- u. Verordnungsblatt für die Markgrafschaft Mähren. Nr. 15, 18. März 1916, S. 80 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] LGuVBl. 32/1916 ; „für das Jahr 1916 … und zu üblichen Spielen zu verwenden“).
  24. 32. Kundmachung des k. k. Statthalters in Mähren vom 18. März 1917, betreffend das Verbot des Färbens der Hühnereier und des Inverkehrsetzens gefärbter Hühnereier. In: Landesgesetz- u. Verordnungsblatt für die Markgrafschaft Mähren. Nr. 12, 29. März 1917, S. 53 (alex.onb.ac.at [abgerufen am 26. Februar 2015] LGuVBl. 32/1917; „für das Jahr 1917 … und zu üblichen Spielen zu verwenden“).