Reihe (Mathematik) Bearbeiten

Der Begriff Reihe wird nicht einheitlich verwendet und definiert.

Historische Verwendung Bearbeiten

Der Artikel Reihe (Mathematik) enthält – leider bisher nur auf der zugehörigen Diskussionsseite – interessante Ausführungen und Quellen zum Wandel des Begriffs bis zur heutigen Verwendung. Ursprünglich wurde der Begriff 'Reihe' eher wie die umgangssprachlichen Begriffe 'Aneinanderreihung' oder 'Auflistung' verwendet. Als Reihe wurde teilweise auch das mathematische Objekt bezeichnet, das heute als Folge bezeichnet wird.

Heutige Verwendung Bearbeiten

Der Begriff der Folge als Abbildung   ist klar. Die Werte   werden als   notiert. Für   wird   oder   geschrieben. Klar sind auch die Begriffe Partialsumme

 

und damit Folge der Partialsummen  . Der Begriff der Reihe ist weniger klar. Es gibt es drei Auffassungen.

Erste Auffassung

Die Summe mit abzählbar unendlich vielen Summanden (unendliche Summe)

 

ist die aus der Folge   gebildete Reihe. Sie bezeichnet eine Anweisung zur sukzessiven Summenbildung   unabhängig davon, ob sich ein Wert als reelle Zahl oder erweiterte reelle Zahl zuweisen lässt oder nicht. Im Sinn der ersten Auffassung ist die aus der Folge   mit   für   ungerade und   für   ungerade gebildete Summe

 

eine Reihe, auch wenn der Wert der Partialsummen zwischen den beiden Werten 0 und 1 oszilliert, so dass der Summe kein Wert zugeordnet werden kann.

Zweite Auffassung

Die Folge der Partialsummen   heißt die zur Folge   gehörige Reihe. Es wird definiert

 .
Dritte Auffassung

Die dritte Auffassung ist ein Mischung oder Vereinigung der ersten und zweiten Auffassung.   wird dabei sowohl als Symbol für die Reihe als unendliche Summe als auch als Symbol für deren Grenzwert verwendet.

Verwendung in der Wikipedia Bearbeiten

  • Im Artikel Reihe (Mathematik) wird eine Reihe als Folge von Partialsummen definiert.
  • Im Artikel Umordnung von Reihen werden Reihen als unendliche Summen aufgefasst. Die erste Definition „Eine Reihe   in   heißt konvergent, wenn die Folge der Partialsummen   konvergiert.“ ist bedeutungsarm, wenn eine Reihe die Folge der Partialsummen ist. Denn dann ist nur die Festlegung der Sprechweise: Eine Folge heißt konvergent, wenn sie konvergiert.
  • Im Artikel Steinitzscher Umordnungssatz wird zwischen den beiden Auffassungen folgendermaßen laviert: „Man beachte, dass für die Reihe und ihren Grenzwert dieselbe Bezeichnung [nämlich  ] verwendet wird.“

Filtration Bearbeiten

Der Fachbegriff Filtration der Wahrscheinlichkeitstheorie für eine geschachtelte Folge von σ-Algebren wird in der Wikipedia unüblich – man könnte auch fälschlich sagen – als Filtrierung (Mathematik) eingeführt. Eine Problematisierung im Qualitätssicherungsbereich der Mathematik wurde nicht ernst genommen und relativ schnell archiviert Archiv-Diskussion zu Filtrierung versus Filtration. Dabei wurde die Quellendiskussion auf der Diskussionsseite in den Abschnitten Filtration anstelle von Filtrierung!, Verweis auf Filter (Mathematik) und Verwendung des Begriffs offenbar nicht zur Kenntnis genommen.

Unklarheiten waren in der Diskussion auch durch die Verwendung des Wortes Begriff entstanden, das einerseits als Bezeichnung und anderseits als Konzept oder Bedeutungsinhalt verstanden werden kann. Auch wenn man von einem Fachbegriff spricht, steht zwar die sprachlichen Benennung im Vordergrund, es kann aber auch der Bedeutungsinhalt gemeint sein. Zur inhaltlichen Bedeutung des Begriffs Filtration gibt es keinerlei Unklarheit, es geht lediglich um die sprachliche Benennung als Filtrierung.

Wahrscheinlich geht die Benennung Filtrierung auf eine Rückübersetzung aus dem Englischen oder Französischen, jeweils die Bezeichnung filtration etabliert ist, wobei nicht beachtet wurde, dass im Deutschen bereits der Fachbegriff Filtration etabliert war.

Verbandstheorie und Sigmalgebren Bearbeiten

Für eine verbandsgeordnete Menge  , wobei   eine reflexive und transitive Relation auf   ist, ist die induzierte Konjunktion (verbandtheoretische Vereinigung, engl. join) durch   und die induzierte Diskunktion (verbandstheoretischer Durchschnitt, engl. meet) durch   gegeben.

Beispiel 1 Bearbeiten

Für eine Grundmenge   bildet die Potenzmenge  , deren Elemente Teilmengen von   sind, zusammen mit der mengentheoretischen Inklusion   eine vollständig verbandsgeordnete Menge  . Dabei gilt

 

Die induzierte Konjunktion und Disjunktion sind mit der mengentheoretischen Vereinigung und dem mengentheoretischen Durchschnitt identisch (es gilt also   und  ).

Beispiel 2 Bearbeiten

Für eine Grundmenge   bildet die Menge  , deren Elemente Teilmengen von   sind, mit   eine vollständig verbandsgeordnete Menge  . Dabei gilt

 

Dabei sind die die induzierte Konjunktion und Disjuktion mit der mengentheoretischen Vereinigung und dem mengentheoretischen Durchschnitt identisch (es gilt also   und  ).

Beispiel 3 Bearbeiten

Für eine Grundmenge   bildet die Menge  , deren Elemente Sigmaalgebren auf   sind, mit   eine vollständig verbandsgeordnete Menge  . Dabei gilt

 .

Die Disjunktion   in   ist mit dem mengentheoretischen Durchschnitt identisch,

 

da   für alle  . Da aber für   die Vereinigung   im Allgemeinen nicht in   liegt, ist die Konjunktion in   nicht mit der mengentheortischen Vereinigung identisch, sondern durch

 

gegeben.

Je nachdem, ob man zwei Sigmaalgebren   auf   als Elemente in   oder in   auffasst, ist die Konjunktion   oder  . Dies hängt damit zusammen, da sich die Supremumsbildung auf die jeweilige Grundmenge   bzw.   bezieht.

Für eine endliche Filtration   auf   mit

 

gilt

 

Für eine unendliche Filtration   auf   mit

  muss   keine Sigmaalgebra auf   sein.

Beispiel: Sei   für  . Dann gilt  ,   usw.   enthält   für alle  , aber nicht die Menge  , so dass   keine Sigmaalgebra ist.

Der  -Operator ist eine Abbildung von   nach  .

Existenz Bearbeiten

Auf den Mathematikseiten wird häufiger die Formulierung "existiert" verwendet, ohne dass sich die Autoren der grundsätzlichen Unschärfe und Unbestimmtheit bewusst sind.

Der Begriff ‚Existenz‘ in mathematischen Artikeln Bearbeiten

  • Im Artikel zum Grenzwert einer Funktion werden die Begriffe ‚existiert‘ und ‚Existenz‘ häufig (16-mal) verwendet. Oberflächlich betrachtet sieht es so aus, als würde ‚existiert‘ konsistent im Sinn von ‚existiert als reelle‘ Zahl verwendet. Aber im Abschnitt ‚Grenzwertsätze‘ wird dann ‚existiert‘ im Sinn von ‚existiert als erweiterte reelle Zahl‘ verwendet. Die Tabelle ‚Beispiele‘ suggeriert ebenfalls eine Verwendung im zweiten Sinn.
  • Im Abschnitt ‚Rechenregeln‘ des Artikels zum Grenzwert einer Folge bedeutet die Existenz eines Grenzwertes die Existenz als reelle Zahl.
  • Der Abschnitt ‚Mathematik/Logik‘ im Artikel Existenz ist nicht hilfreich, da die Formulierungen zu vage sind: ‚explizit angegeben‘ ist nicht inhaltlich gefüllt. Es genügt auch nicht, ein Objekt definitorisch auf existierende Objekte zurückzuführen, da z. B. in einer Definition zwei Eigenschaften verlangt werden können, die jede für sich erfüllbar ist, aber zusammen eine Widerspruch erzeugen.
  • Wenn es um Existenz als Zahl geht, sollte systematisch zwischen ‚Existenz‘ und ‚Existenz im weiteren Sinn‘ unterschieden werden. Die ‚Existenz im weiteren Sinn‘ könnte auch als ‚erweiterte Existenz‘ (in Anlehnung an die erweiterten reellen Zahlen) oder als ‚Quasiexistenz‘ (in Anlehnung an die Unterscheidung integrierbar versus quasiintegrierbar) bezeichnet werden.

Zur Existenz von Gleichungslösungen Bearbeiten

  • Die Gleichung   hat keine Lösung in  , aber die beiden Lösungen   und   in  . Die Gleichung   hat keine Lösung in  , aber die beiden Lösungen   und   in  . Die ‚Existenz einer Lösung‘ muss also immer relativ zum Bereich der zugelassenen Objekte gesehen werden.