Der folgende Artikel versteht sich als Ergänzung zum Artikel Sexueller Missbrauch von Kindern. Er versucht, aus der Sicht des Kinderschutzes Täterstrategien bei unterschiedlichen Täterprofilen aufzuzeigen, um Eltern einige Anhaltpunkte für den Schutz ihrer Kinder vor Sexualstraftätern zu geben. Er greift dabei Themen auf, die im anderen Artikel nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden.

Zur Problemlage Bearbeiten

Ein Problem der Erfassung des Täterverhaltens beim sexuellen Missbrauch von Kindern besteht darin, dass es bei Missbrauchsdelikten keine einheitlichen Täterstrategien gibt, wie es auch keine einheitlichen Tätertypen gibt. Die Täter stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Und auch die Zahlen, wie viele Kinder von ihnen sexuell missbraucht werden, variieren. 1992 befragte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen erstmalig bundesweit 3200 Personen zwischen 16 und 59 Jahren zum erlebten Missbrauch im Kindesalter, also im Alter unter 14. Für den sexuellen Kindesmissbrauch mit eindeutigem Körperkontakt ergab sich, dass 2% der Männer und 6,2% der Frauen betroffen waren. Dies stimmt in etwa mit der Polizeilichen Kriminalstatistik von 2001 überein, nach der von den 19.230 Opfern des sexuellen Kindesmissbrauchs 77% weiblich und 23% männlich waren. 91% der kindlichen Opfer waren zwischen 6 und 14 Jahren alt, 9% noch jünger. Die Zahlen bestätigen frühere Annahmen, dass Mädchen öfter die Opfer sind als Jungen. Wie diese und andere Studien weiter belegen, sind die Täter überwiegend männlichen Geschlechts. Fest steht auch, dass es bei sexuellen Handlungen mit Körperkontakt öfter nur zu Berührungen als zu einer Penetration kommt und dass die Übergriffe mehrheitlich als einmalig ausgeübte Tat erfolgen, es sei denn, der Täter lebt mit seinem Opfer gemeinsam in einem engeren sozialen Umfeld, welches die Gelegenheit zu regelmäßigen Sexualkontakten bietet.

Die von Tätern ausgeübten strafbaren Handlungen Bearbeiten

Der Leipziger Sexualmediziner und Sexualpathologe Prof. L. Aresin definiert: "Jede homo- oder heterosexuelle Handlung an oder mit Kindern stellt einen Mißbrauch dar." Die Handlungen "können am Körper des Kindes oder auf Veranlassung des Täters vom Kind am Körper des Beschuldigten vorgenommen werden" (Lexikon der Humansexuologie, 1990). Nach der Gesetzeslage vollzieht ein Täter dann den Kindesmissbrauch und macht sich somit strafbar, wenn er die folgenden sexuellen Handlungen an oder vor Minderjährigen vornimmt, die hier nach der Intensität des körperlichen Kontaktes aufgelistet sind (vgl. auch Saller: "Sexuelle Ausbeutung von Kindern", in: Deutscher Kinderschutzbund: Sexuelle Gewalt gegen Kinder - Ursachen, Vorurteile, Sichtweisen, Hilfsangebote. 1987, S. 29 ff.):

  • wenn der Täter das Kind aus sexuellen Motiven auf sadistische Weise misshandelt und quält (siehe auch: Pädosadismus);
  • wenn der Täter den Geschlechtsverkehr mit einem Kinde vollzieht;
  • wenn er Oralverkehr (Cunnilingus, Fellatio) mit dem Kind betreibt;
  • wenn er Finger oder Gegenstände in die Geschlechts- oder Afteröffnung des Kindes einführt;
  • wenn er Handlungen praktiziert, die mit dem Eindringen in andere Körperteile des Kindes verbunden sind (z.B. (Zungenküsse);
  • wenn er die primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale des Kindes berührt, indem er z.B. vorgibt, den Körper des Kindes "begutachten" zu wollen;
  • wenn er erogene Zonen wie die Beine oder das Gesäß des Kindes berührt;
  • wenn er vor den Augen des Kindes masturbiert;
  • wenn er das Kind zur Masturbation auffordert;
  • wenn er auf das Kind durch sexuell getönte Reden oder pornografische Abbildungen einzuwirken versucht;
  • wenn er exhibitionistische Handlungen vor dem Kind vornimmt.

Die Intimsphäre eines Kindes verletzende Grenzhandlungen liegen nach Ansicht zahlreicher Kinderschützer aber auch dann vor, wenn ein Pädophiler z.B. ein Kind beim Ausziehen, Baden, Waschen oder auf der Toilette lediglich beobachten möchte oder es auf eine Weise über Sexualität aufklärt, die nicht den kindlichen Interessen entspricht, sondern einzig den exhibitionistischen und voyeuristischen Bedürfnissen des Erwachsenen dient. Die beschriebenen Handlungen besitzen allerdings ein unterschiedliches sexuelles und aggressives Potenzial und werden auch nicht von allen Tätergruppen in gleichem Maße praktiziert. Es gilt daher zwischen unterschiedlichen Tätern zu differenzieren.

Die unterschiedlichen Täterprofile Bearbeiten

In einer großangelegten Studie an der Berliner Charité hat der Sexualmediziner Prof. Klaus Beier 510 aktenkundig gewordene Täter eingehend untersucht, die Minderjährige missbraucht haben. Dabei ergab sich, dass es keine Einheitstäter und auch keine einheitlichen Muster in ihrer Lebensgeschichte gibt. Nach seinen Untersuchungen gibt es neben den pädophilen Männern, die ihre Neigungen ein Leben lang nur in der Phantasie ausleben und nie ein Sexualdelikt begehen, Männer, denen ihr intensives sexuelles Interesse an Kindern bewusst ist, die sich meist hart an der Grenze zu einer Tat bewegen, aber stark mit sich selbst ringen, bevor sie ein Kind missbrauchen, sowie Täter, bei denen es sehr schnell und früh zu einen Übergriff kommt. Die Täter können dabei normale Heterosexuelle sein, die oft in einer ehelichen Beziehung leben und ein Kind lediglich als Ersatzobjekt missbrauchen, sie können zu den klassischen Pädophilen zählen und nur auf Kinder fixiert sein oder - sehr viel seltener - zu den sadistisch veranlagten Gewalttätern gehören. (Näheres zur Klassifizierung der wichtigsten Tätertypen im Artikel Sexueller Missbrauch von Kindern.)

Es gibt also unterschiedliche Täterprofile mit ebenso verschiedenartigen Strategien. So ist es etwa ein großer Unterschied, ob ein heterosexueller Erwachsener Kinder quasi als Ersatzobjekt in einem spontanen Ausbruch von sexueller Aggressivität missbraucht, ob jugendliche Täter ihr Geltungsbedürfnis dadurch auszuspielen versuchen, dass sie ein jüngeres, schwächeres Opfer gegen dessen ausdrücklichen Willen sexuell attackieren, ob ein Familienvater seine Tochter im heimischen Schlafzimmer regelmäßig sexuell missbraucht, ob ein Pädosexueller gezielt strategisch sich wochenlang mit einem potenziellen Opfer anfreundet, um sich ihm irgendwann körperlich zu nähern, oder ob ein Exhibitionist ein ihm völlig unbekanntes Kind auf dem Kinderspielplatz belästigt. All diese Fälle sind sowohl von der Täterstrategie als auch von der unterschiedlichen Wirkung auf die betroffenen Kinder verschieden zu bewerten und sind nicht oder nur bedingt vergleichbar. Dennoch lassen sich nach der Untersuchung etlicher Einzelfälle einige Grundmuster für das jeweilige Täterverhalten erkennen.

Täter aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis Bearbeiten

Etwa zwei Drittel der Täter stammen aus dem Nahfeld des Kindes. Es besteht daher bei den meisten Taten zwischen dem Täter und Kind eine Vorbeziehung. So kann z.B. der eigene Vater oder Stiefvater, der Onkel oder der ältere Bruder des Kindes den Missbrauch verüben. Laut Bernd Roßbach vom BKA gibt es "eine sehr enge Beziehung zwischen Täter und Opfer", die so weit geht, "dass sich der Täter sicher sein kann, sein Opfer derart unter Kontrolle zu haben, dass ein Verrat nach außen ausgeschlossen werden kann, und das ermöglicht diese Straftaten und Misshandlungen dauerhaft und auch Wiederholungsfälle zu begehen." Nach Engfer ("Sexueller Missbrauch", in: Oerter/Montada: Entwicklungspsychologie, 1998, S. 1010 f.) waren bei Studentinnen, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden, die Hälfte der Täter Bekannte, ein Viertel Verwandte und Angehörige und ein Fünftel Fremdtäter. Der leibliche Vater war danach nur bei rund 2 bis 3% der missbrauchten Mädchen der Täter. Bei den Knaben kommen die Täter mit 10 bis 20% wesentlich seltener aus der eigenen Familie als bei Mädchen (Bange/Deegener: Sexueller Missbrauch an Kindern. Ausmaß, Hintergründe, Folgen, 1996, S. 49).

Zu berücksichtigen ist, dass zwischen Täter und Kind eine Abhängigkeitsbeziehung besteht. Ein Kind ist zunächst einmal auf die Fürsorge Erwachsener angewiesen und kann in dieser Beziehung nur leben und sich entwickeln, wenn es den Erwachsenen in seinem Umfeld ein grundlegendes Vertrauen entgegen bringt. Da es, abhängig vom Alter und der emotionalen Bindung zum Erwachsenen, nicht oder wenig in der Lage ist, sich intellektuell und emotional zu distanzieren und ein als unangemessen empfundenes Verhalten gegen den offensichtlichen Willen eines bekannten Erwachsenen abzulehnen, kommt es im Missbrauchsfall im Umfeld von Familie und Bekanntenkreis zu besonders schwer durchschaubaren und zwiespältigen Situationen und Abläufen, aus denen sich das Kind in der Regel kaum selbst befreien kann. Vertrauensmissbrauch hinterlässt vielleicht noch mehr als die eigentliche sexuelle Tat Spuren in der Psyche des Kindes. Zu Beurteilung eines Einzelfalls muss allerdings die gesamte familiäre Konstellation berücksichtigt werden.

Erwachsene Täter aus dem nahen Umfeld des Kindes Bearbeiten

Erwachsene Täter aus dem Familien-, Verwandten- oder dem engeren Freundeskreis sind in den meisten Fällen heterosexuell, seltener homosexuell orientiert und die von ihnen missbrauchten Kinder, besonders die Mädchen, dienen ihnen als Ersatz für die Ehefrau oder allgemein für den erwachsenen Geschlechtspartner, der nicht oder zu selten oder nicht zufriedenstellend genug mit ihnen den Geschlechtsverkehr vollzieht. Diese Männer haben es relativ leicht, eine Situation zu schaffen, in der sie ihr Opfer missbrauchen können. Die häufigste Strategie bei Tätern aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis des Kindes ist die intensive emotionale Zuwendung. Es kommt bei ihnen seltener zur Androhung bzw. Ausübung körperlicher oder psychischer Gewalt, um das Kind gefügig zu machen, als bei weniger nahestehenden Personen (Engfer 1998, S. 1011). Dennoch sind auch zahlreiche Fälle aktenkundig geworden, in denen Töchter von aggressiven Vätern gefesselt und brutal vergewaltigt wurden (Keupp: Aggressivität und Sexualität, 1971, S. 198 ff.). Oft versuchen die Täter aber, das Kind von sich emotional abhängig zu machen. Es kommt dann zu einer besonders innigen "Zuwendung" zum Kind, indem der Vater, Stiefvater, Onkel oder gute Freund der Familie häufig mit dem Kind ausgeht, spielt und sich seinen Bedürfnissen anpasst, was besonders diejenigen Kinder, die von den Müttern vernachlässigt werden, zunächst als sehr angenehm empfinden. Meist wird die körperliche Annäherung in der Anfangsphase als Spiel getarnt. Das Kind genießt zunächst die ihm zuteil werdende Aufmerksamkeit, aber irgendwann kommt es zu intimeren Berührungen und später zu sexuellen Übergriffen. In der Mehrzahl der Fälle geschieht dies zwar ohne Anwendung physischer Gewalt, aber wie aus etlichen Schilderungen von betroffenen Mädchen hervorgeht, empfindet das Kind die Annäherungen dennoch oft als sonderbar, unangenehm und nicht normal und es versucht, sich ihnen dadurch zu entziehen, dass es den Täter abzulenken versucht und z.B. das Gespräch auf andere Dinge lenkt. Dennoch kommt es im Laufe der Zeit immer öfter zu sexuellen Annäherungen, denen sich das Kind nicht entziehen kann. Dass es sich von da ab immer mehr vom "liebevollen" Täter abwendet, ist ein für Außenstehende oft schwer zu verstehendes Verhalten. Oft bleibt das Kind mit seinen Ängsten allein, vor allem dann, wenn ein geäußerter Unmut bei der Mutter auf wenig Resonanz stößt, ja diese sogar ihren beschuldigten Mann verteidigt und dem Kind vorwirft, sich alles nur einzubilden. Die Betroffenen ziehen sich hilflos, schweigend und enttäuscht in eine Ecke zurück und sehen regelmäßig mit Verzweiflung dem Zeitpunkt entgegen, an dem die Mutter allein das Haus verlässt und sie allein mit dem Vater oder Onkel zurückgelassen werden.

Täter aus dem entfernteren Freundes- und Bekanntenkreis Bearbeiten

Es gibt aber auch etliche Missbrauchstäter außerhalb des engeren Familienkreises. Diese können dem Kind mehr oder weniger vertraute Personen aus dem Freundeskreis der Familie, aus der Nachbarschaft, aus Vereinen und Jugendgruppen sein. Es kann sich bei ihnen ebenfalls um Ersatzobjekt-Täter handeln, allerdings auch um Jugendliche aus der Nachbarschaft, oder aber es sind auf kleine Mädchen oder Jungen fixierte Pädophile (siehe unten).

Täter außerhalb des sozialen Umfeldes Bearbeiten

Der vielzitierte "fremde Onkel im Park" ist viel seltener der Täter, als es im öffentlichen Bewusstsein erscheint. Öfter sind es jugendliche Täter, die sich an ihnen unbekannten Minderjährigen vergehen. Dennoch gibt es auch pädosexuelle Täter, die gezielt Orte aufsuchen, an denen Kinder häufig anzutreffen sind. Das reicht vom Spielplatz bis zum Internet. Seltener sind die sadistisch veranlagten Fremdtäter, die darauf aus sind, Kinder zu vergewaltigen und zu quälen. Daneben gibt es in seltenen Fällen noch kriminelle Straftäter, die selbst keine pädosexuellen oder sadistischen Neigungen haben müssen, aber Kinder entführen, um sie einer entsprechend veranlagten Kundschaft gegen ein hohes Entgelt zur Verfügung zu stellen.

Jugendliche Täter Bearbeiten

Vor allem bei männlichen Jugendlichen in der Pubertät, also zu einem Zeitpunkt, der mit einer ungewöhnlich hohen Ausschüttung von Sexualhormonen verbunden ist, kommt es öfter zu einer Koppelung von aggressivem und sexuellem Verhalten. Dieses kann sich, geschürt durch ein aggressiv getöntes soziales Umfeld, nicht nur in einem Kindesmissbrauch durch einzelne jugendliche Täter äußern, die ihre jüngeren Geschwister oder fremde Kinder sexuell belästigen, sondern auch in gemeinsam mit Gleichaltrigen begangenen Körperverletzungen minderjähriger Opfer oder sogar in Bandennotzuchtsdelikten (Keupp 1971). Die sexuelle Aggression, die oft unter Alkoholeinfluss erfolgt, dient dabei vielfach als Mittel zur männlichen Selbstdarstellung und Selbstbestätigung und zum Beleg der Überlegenheit der eigenen Männlichkeit vor den anderen Mitgliedern der Gruppe. Meist beginnt die Aggression mit Pöbeleien, und ein einzelnes Kind, dass meist unvorbereitet auf eine Tätergruppe mit einem solchen aggressiven Potenzial trifft, ist den Jugendlichen dann schutzlos ausgeliefert. Nach den Untersuchungen des Kinderpsychiaters Prof. Tilmann Fürniss (Uniklinik Münster) sind zahlreiche der aggressiven 16- bis 17-jährigen Missbrauchstäter in ihrer Kindheit ebenfalls Opfer von sexueller Gewalt gewesen.

Neben den aggressiven Jugendlichen gibt es aber auch die kontaktscheuen, in ihrer sozialen Entwicklung zurückgebliebenen männlichen Heranwachsenden, deren unüberwindliche Gehemmtheit und sexuelle Unerfahrenheit mit gleichaltrigen Geschlechtspartnern dazu führt, dass sie sich als Ersatzobjekt für ihre sexuellen Aktivitäten Kinder aussuchen, obwohl ihr eigentliches sexuelles Interesse eindeutig den gleichaltrigen weiblichen (oder männlichen) Jugendlichen gilt. Daneben gibt es auch sexuelle Handlungen zwischen männlichen Jugendlichen und älteren, meist 12 bis 14jährigen Kindern, die auf einem gegenseitigen Einverständnis beruhen und gewaltfrei praktiziert werden, was aber je nach bestehendem Altersunterschied vom Gesetzgeber auch als Missbrauch eingestuft wird.

Pädophile Täter Bearbeiten

Pädosexuelle Täter können sich Kindern sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts zuwenden, oder aber sie sind auf Kinder eines bestimmten Geschlechts oder einer bestimmten Altersgruppe fixiert. Entsprechend unterschiedlich wird auch die Annäherung an ihre potenziellen Opfer erfolgen. Bei vielen Tätern äußern sich die Annäherungen lediglich in "unzüchtigen Berührungen" intimer Körperteile des Kindes, also in sexuell stimulierenden Handlungen ohne beabsichtigten Koitus. Seltener kommt es zum Vollzug des Geschlechtsverkehrs und noch seltener zu Aggressionen mit Körperverletzungen und damit verbundenen psychischen Traumata der Minderjährigen oder gar zur Tötung des kindlichen Opfers.

Viele Pädophile üben wegen ihrer starken erotischen Neigung zu Kindern Berufe oder Freizeitaktivitäten aus, in denen sie viel mit Kindern zu tun haben. Sie können z.B. als Erzieher in Kindergärten, als Lehrer an Grundschulen und in der Sekundarstufe I oder als Leiter einer Jugendgruppe tätig sein. Oft, aber nicht immer gelingt es diesen Personengruppen, ihre sexuellen Neigungen in pädagogisches Engagement zu überführen. Gelegentlich kann es daher zu sexuellen Annäherungen an die Kinder kommen, die ihrer Obhut anvertraut sind, meist jedoch ohne die Anwendung von Gewalt, und oft bleibt es bei einem einmaligen Übergriff. Einen Sonderfall stellen diejenigen Straftäter dar, die bewusst eine alleinerziehende Mutter mit kleinen Kindern in der Absicht heiraten, sich bei ihrem Nachwuchs als liebevoller Stiefvater einzuschmeicheln.

Es gibt aber auch zahlreiche Täter, die sich Minderjährige aus ihrer entfernteren Umgebung oder völlig fremde Kinder auf der Straße als Opfer suchen. Diese lauern oft auf Spielplätzen und in Parks, in der Umgebung von Kindergärten und Schulen, in Schwimmbädern, in den Spielzeug- und Computerabteilungen der Kaufhäuser, in Zoohandlungen, auf Rummelplätzen und in neuerer Zeit vor allem auch im Internet auf Kinder, die sie ansprechen können. Laut Professor Adolf Gallwitz, einem Experten in der Polizeiausbildung zum Thema "sexueller Missbrauch", halten sich Pädophile "dort auf, wo Kinder gern sind". Dies gelte besonders für Wohngebiete, in denen viele "Schlüsselkinder" leben, oder auch für Viertel mit einem hohen Singleanteil. Tatort Nummer eins ist für Gallwitz das Internet. In Chatrooms für Kinder und Jugendliche würden sich Pädophile oft als Kinder ausgeben. Davor seien die jungen Internetnutzer häufig nicht gewarnt. Die Freie Universität Berlin arbeitet zusammen mit einer Kinderschutzorganisation an einer Studie, in denen die Orte näher analysiert werden, an denen Kinder besonders gefährdet sind, mit dem Ziel, Präventionsmaßnahmen für diese Schwerpunkte zu erarbeiten. Nach den ersten Erkenntnissen seien z.B. Schwimmbäder als Orte der Kontaktaufnahme bei Pädosexuellen besonders beliebt, doch das Personal wisse häufig nicht, wie es mit Verdächtigen umgehen soll.

Nach der Kontaktaufnahme halten die pädosexuellen Täter meist einen längeren direkten Kontakt zu den Mädchen und Jungen aufrecht. Sie verschleiern vor den Kindern oft ihre eigentlichen Interessen. Etliche von ihnen wenden Tricks an, um die Kinder an sich zu binden. Sie benutzen als manipulative Strategien z.B. Geld- oder andere Geschenke, mit denen sie ihr kindliches Opfer ködern. Täter aus der näheren Umgebung wenden bei Kindern oft auch die Masche des "Hofierens" an: Sie treten dem Kind als der "große Freund" gegenüber, als jemand, der die Kinder versteht, auf sie eingeht, ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest. Die Minderjährigen werden wie Erwachsene behandelt, dürfen beim Täter z.B. rauchen oder Alkohol zu sich nehmen oder Dinge treiben, die ihnen im Elternhaus nicht erlaubt sind. Manche Täter versuchen, das kindliche Mitgefühl zum eigenen Vorteil zu nutzen; sie geben sich etwa einsam und ohne Familie, und sagen dem Kind, dass sie es schätzen, wenn es "lieb" zu ihnen ist. Einige der Pädosexuellen holen die Kinder als Freund der Familie sogar bei ihren Eltern ab, ohne dass die Eltern Argwohn hegen; manche nutzen bestimmte Wohnungen für ihre Aktivitäten, in denen sie z.B. Computer aufstellen, um sich bei Jungen beliebt zu machen. Lehnen die Kinder dann einen körperlichen Kontakt zu den Männern ab, wird ihnen prompt mit Entzug ihres "Lieblingsspielzeugs" gedroht. Oder es werden den Kindern ab einem bestimmten Zeitpunkt nur dann noch kostspielige Geschenke gemacht, wenn sie sich willig zeigen. In den meisten Fällen spielen die Täter so sehr den Kinderfreund, dass die betroffenen Minderjährigen oft nicht verstehen, dass sie von den freundlichen Erwachsenen gezielt manipuliert wurden, um deren sexuelle Interessen zu befriedigen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Bremen zur "Pänomenologie sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern" beschreibt der Soziologe Prof. Rüdiger Lautmann die Lebenswirklichkeit von sechzig selbstbewussten Pädophilen, die freimütig in Interviews über ihre Kontakte mit Kindern berichteten. Der Autor stellt dabei die nicht unumstrittene These auf, dass Pädophile zwar eine etwas unreifere Sexualität haben, aber sensible Menschen seien, die das Kind eher als Subjekt und weniger als Objekt ihrer sexuellen Handlungen begreifen. Dagegen argumentieren zahlreiche Kinderschutz-Organisationen, dass Pädophile, die behaupten, Kinder auf eine spezielle Art zu lieben, Kinder nicht wirklich liebten, sondern ganz bewusst das verschobene Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern ausnutzen, um egoistisch ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, denn eine Gleichheit der Macht könne es zwischen Erwachsenen und Kindern nie geben.

Sadistisch veranlagte Triebtäter Bearbeiten

Eine besondere, wenn auch viel seltener anzutreffende Gruppe bilden die sadistisch veranlagten, zu Gewalttaten neigenden Täter, die auf Kinder fixiert sind. Die sadistische Neigung kann sich bereits im Jugendalter offenbaren wie etwa im Fall des mehrfachen Knabenmörders Jürgen Bartsch, der 1967 in Deutschland Schlagzeilen machte. Als fünfzehn- bis achtzehnjähriger Jugendlicher misshandelte und tötete er in den Jahren 1962 bis 1966 vier Knaben. Psychologische Gutachten bestätigten, dass der nach außen äußerst freundlich wirkende Bartsch pädophil veranlagt war, unter Paraphilien litt und seine Taten unter einem "unwiderstehlichen Drang" ausgeführt hatte. Etliche der sadistischen Täter locken ihre Opfer in abgelegene Gegenden, etwa ein Waldstück, um sich dort ungestört an ihnen zu vergehen. Der Sexualsadist Luis Alfredo Garavito Cubillos tötete in Kolumbien zwischen 1992 und 1999 über 200 Knaben überwiegend im Alter zwischen 8 bis 13 Jahren. Dabei ging er strategisch nach einem bestimmten Muster vor, indem er die Kinder zunächst nach bestimmten, ihm genehmen äußeren Merkmalen tagsüber auswählte, um sie dann mit einschmeichelnden Worten und diversen Versprechungen in ein abgelegenes Gelände unweit des Ortskerns zu locken. Unter Alkoholeinfluss fesselte, folterte und vergewaltigte er dort die Kinder und schnitt ihnen anschließend die Kehle durch.

Kriminelle, die Menschenraub begehen Bearbeiten

Einen wenn auch seltenen Sondertypus stellen diejenigen kriminellen Täter dar, die aus überwiegend finanziellen Gründen kleine Kinder auf offener Straße entführen, in Verstecken gefangen halten, sie dort Interessenten als Missbrauchsopfer zur Verfügung stellen, von dem Missbrauch Videoaufnahmen machen und die Opfer zum Teil auch ins Ausland verschleppen, um sie dort weiteren "Kunden" anzubieten. Internationale Empörung löste der Fall des Marc Dutroux in Belgien aus, der mindestens sechs junge Mädchen kidnappte, in einem Keller gefangen hielt und dem Missbrauch aussetzte, wobei vier von ihnen zu Tode kamen. Die Skrupellosigkeit und Brutalität seines Vorgehens lässt sich an den Anweisungen an seine Helfershelfer ablesen, wie ein unschuldiges Kind auf offener Straße zu rauben sei: Man solle es am Nacken packen, ihm den Mund zuhalten, es in den Wagen zerren, die Kindersicherung betätigen, damit es nicht mehr herauskönne, und es bei heftigem Widerstand mit Narkotika betäuben. Wie viele der unaufgeklärten Fälle von vermissten Kindern auf solche Entführungsdelikte zurückzuführen sind, ist allerdings nicht bekannt.

Täter, die sich der Verbreitung und dem Konsum von Kinderpornografie widmen Bearbeiten

Ein Sonderproblem des Missbrauchs stellt die Herstellung pornografischer Bilder dar, auf denen Kinder in eindeutig sexuellen Posen dargestellt sind (siehe auch: Kinderpornografie). Es ist oft nicht auszuschließen, dass Kinder, die für solche Aufnahmen posierten, von den Produzenten der Bilder psychisch oder physisch unter Druck gesetzt wurden oder mit anderweitigen Mitteln zu ihrem Treiben vor der Kamera "geködert" worden sind, das sie selbst nie so gewollt hätten. Nach Ansicht von Kinderschützern übt daher jeder, der mit erotischen Gelüsten kinderpornographisches Material konsumiert, direkt oder indirekt sexuelle Gewalt aus. Von Kinderschutzseite wird betont, dass bereits das alleinige Anschauen einschlägiger Kinderbilder, die der illegale Markt bietet, wenigstens eine gefolterte Kinderseele bedeute und daher eine indirekte Ausübung sexueller Gewalt darstelle, auch wenn der Pädophile nicht selbst und direkt als Täter aktiv wird, sondern nur passiv das angebotene Bildmaterial zu seiner Befriedigung konsumiert.

Laut Peter Breitner, Leiter des Münchner Dezernats für Sexualdelikte und Jugendschutz, versuchen sich Gruppen Pädosexueller regelmäßig zu treffen, um einschlägiges, im Untergrund produziertes Material auszutauschen. Es hat sogar den Versuch gegeben, über Anzeigen in der Tagespresse Kontakte zu Gleichgesinnten herzustellen, was jedoch von den betreffenden Zeitungen abgelehnt wurde. Probleme bereitet es laut Breitner, dass die Szene relativ schnell untertaucht, wenn sie Wind von polizeilichen Aktivitäten bekommt. Dennoch waren in letzter Zeit einige Fahndungserfolge mit sichergestelltem Beweismaterial zu verzeichnen. Es wird ferner befürchtet, dass durch die Anregungen, die kinderpornografische Videobänder oder Abbildungen im Internet bieten, die Zahl der Missbrauchstäter erhöht und die Konsumenten einschlägiger Bilder zu strafbaren Handlungen erst ermuntert werden könnten.

In jüngster Zeit wurden vermehrt so genannte "Pädophilen-Ringe" im Internet entdeckt, die zur Befriedigung ihrer Neigungen vor allem Internet Relay Chats (IRC) nutzen. Durch den IRC können die Teilnehmer in Echtzeit miteinander kommunizieren und auch Bilder versenden. Für kriminelle Machenschaften hat IRC den besonderen Vorteil, dass die User nicht nur anonym direkt miteinander verhandeln, sondern auch ungestört und unüberwacht bleiben können. Nach Ermittlungen der französischen "Polizei-Abteilung für Verbrechen gegen Personen und Sachbesitz" sind zahllose Porno-Fotos von Kindern im Internet frei zugänglich. Das Bundeskriminalamt (BKA) beschäftigt speziell für den Kampf gegen kriminelle Seiten im Internet 20 Beamte, die dafür zuständig sind, das Internet nach verdächtigen Inhalten zu untersuchen.

Hinsehen.Handeln.Helfen! - eine bundesweite Kampagne gegen Kindesmissbrauch Bearbeiten

Familienministerin Renate Schmidt ist die Schirmherrin einer am 20. April 2004 unter dem Motto "Hinsehen.Handeln.Helfen!" bundesweit gestarteten, langfristig angelegten Kampagne gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam mit Beratungseinrichtungen will das Ministerium zukünftig über sexuelle Gewalt und über Hilfsangebote für Betroffene informieren. Über einen Info-Bus, der verschiedene Städte besucht, und über das Internet sollen die Bundesbürger über Missbrauchsfragen eingehend informiert werden. Ziel der Aktion sei es, die Bürger und vor allem diejenigen Erwachsenen, die viel mit Kindern zu tun haben, für das Thema zu sensibilisieren und sie zum Handeln zu bewegen. Zugleich soll mit einschlägigen Informationsmaterialien auf Organisationen aufmerksam gemacht werden, die kompetente Hilfe in Missbrauchsfällen anbieten. Die Ministerin fordert gleichzeitig ein internationales Abkommen gegen die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet. Renate Schmidt betont dabei auch den engen Zusammenhang zwischen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie: "Jedes Foto, das ein misshandeltes Kind zeigt, ist das Bild einer ganz konkreten Tat."

Härtere Strafen für die Täter Bearbeiten

Die Bundesregierung hat in Deutschland beschlossen, härter gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern vorzugehen. Die Strafen für Kindesmissbrauch sind erhöht und die Liste der Straftatbestände erweitert worden. Das Gesetz sieht keine "minderschweren Fälle" bei sexuellem Missbrauch von Kindern mehr vor. Stattdessen wird zum "einfachen sexuellen Missbrauch" die Kategorie der "besonders schweren Fälle" hinzugefügt. Die Mindeststrafe dafür wird auf ein Jahr angehoben. Strafbar ist dabei auch sexueller Missbrauch ohne Körperkontakt. So droht etwa Tätern, die Kindern Pornohefte zeigen, damit diese die dort gesehenen Handlungen wiederholen, eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren. Damit schließt sich der Gesetzgeber deutlich den schon länger existierenden Forderungen von Kinderschutzorganisationen an und wendet sich entschieden gegen die Tendenzen mancher Pädophilenverbände, die die sexuellen Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen mit dem Argument legalisiert sehen möchten, dass es auch einverständliche sexuelle Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen gäbe. Auch gegen die Internet-Kinderpornografie durch geschlossene Benutzergruppen wird schärfer vorgegangen. Hier droht ein Freiheitsentzug von bis zu zehn Jahren. Erhält jemand Kenntnis über den sexuellen Missbrauch von Kindern, besteht eine Anzeigepflicht. Die DNA-Analyse wird für alle Sexualstraftäter verpflichtend, bei denen nach dem psychologischen Gutachten eine Wiederholungstat zu erwarten ist. Solche Wiederholungstaten kommen nämlich sehr häufig vor. Empirische Studien belegen, dass rund 72 Prozent der untersuchten Straftäter Mehrfachtäter gewesen sind. [1]

Ähnlich streng wie in Deutschland wird der Kindesmissbrauch in der Schweiz seit dem Jahr 2000 bestraft. Das schweizerische Strafrecht spricht auch ausdrücklich von "sexueller Ausbeutung" der Kinder beim Missbrauch.

Das mangelnde Schuldbewusstsein der Täter Bearbeiten

Bereits die klassische Studie von Keupp über Aggressivität und Sexualität (1971), die für ihre wissenschaftliche Darstellung des delinquenten Verhaltens mit einem Johannes-Gutenberg-Sonderpreis der Universität Mainz prämiert wurde, stellte fest, dass sich die Täter vor Gericht oft ausschweigen oder ihre Delikte zu verharmlosen versuchen, indem sie ihren Opfern einen Teil der Schuld zuschieben, auf die von den Kindern gezeigte sexuelle Neugierde verweisen oder von "einem angeblichen Entgegenkommen" sprechen. Tatsächlich stehen bis heute etliche Missbrauchstäter noch Jahre nach den Vorfällen oft nicht zu ihrer Tat und lassen ein Unrechtsbewusstsein vermissen, was auch ihre inzwischen älter gewordenen Opfer nicht verstehen. Die Täter übernehmen allenfalls nach einer eingängigen therapeutischen Behandlung Verantwortung für ihr Handeln. Die Oberösterreichische Kinder- und Jugendanwaltschaft (Streicher-Pehböck/Winkler-Kirchberger: Sexuelle Gewalt an Kindern. Information. Hilfsangebote. Prävention. 2000, S. 8) nennt sogar folgende drei wesentliche Täterstrategien, die dazu dienen, die ausgeübten sexuellen Handlungen vor sich, vor den Opfern und vor anderen zu verschleiern:

  • Das Verwirren der Opfer. Die Opfer sollen glauben, dass sie sich geirrt haben, wenn die sexuellen Übergriffe des Täters bekannt werden.
  • Die Herstellung eines Gefühls beim Opfer, selbst für die sexuellen Handlungen verantwortlich zu sein.
  • Die Bagatellisierung und Darstellung des Täterverhaltens als "normal" und das Verleugnen des Missbrauchs.

Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt Julia Klippert aufgrund ihrer Beratungsarbeit mit sexuell missbrauchten Frauen: "Bei der Aufdeckung des sexuellen Missbrauchs ist typisch, dass die Täter den sexuellen Missbrauch leugnen oder bagatellisieren, die volle Verantwortung nicht auf sich nehmen möchten und sich als Opfer der Situation sehen. Ein Grund dafür ist natürlich die Strafverfolgung, die den Tätern drohen würde. So sehen sie sich als Opfer der Verführungen der Tochter oder schieben die sexuellen Übergriffe auf die Frigidität der Mutter. Dadurch kann es zur Umverteilung der Schuldgefühle kommen."

Nach Aussage von Dr. Angela May, die sich vorrangig den präventiven Aspekten der Kinderschutzarbeit widmet, haben Pädosexuelle ihre Neigung so im Fokus ihres Seins, dass sie laufend für ihre Interessen agitieren.

Aus diesen Gründen ist es oftmals nicht leicht, z.B. einem Pädosexuellen, der seinen Opfern meist nicht Gewalt antut, sondern Formen der sexuellen Annäherung ohne physische Gewalt bevorzugt, seine Straftaten zweifelsfrei nachzuweisen. Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang auch die direkte Konfrontation des Täters mit seinem Opfer vor Gericht zu sehen, auf die heute oft verzichtet wird, wenn das betroffene Kind zu den Details aussagen soll. Es fällt dem Kind nämlich meistens leichter, seine Aussagen zu machen, wenn der Täter im Gerichtssaal nicht anwesend ist.

Falsche Beschuldigungen Bearbeiten

Oft gibt es für einen sexuellen Missbrauch keine Zeugen und in gewaltlosen Missbrauchsfällen auch keine eindeutigen medizinischen Befunde. Gerichte sind in diesen Fällen auf die Aussagen der Opfer als einziges Beweismittel angewiesen. Doch es kann auch zu falschen Beschuldigungen kommen, so dass jeder Fall sorgfältig überprüft werden muss. Wenn das Kind von sich aus einen Täter beschuldigt, es auf unangenehme Weise sexuell belästigt zu haben, und zu den Details von allein präzise Stellung nehmen kann, sagt es in aller Regel die Wahrheit. Doch kann sich bei den Ermittlungen herausstellen, dass das Kind gar nichts Konkretes ausgesagt hat oder erst unter dem Einfluss suggestiver Fragen der Erwachsenen zu seinen Aussagen gekommen ist. Ob es in derartigen Fällen zu falschen Beschuldigungen gekommen ist (z.B. in der Folge von Ehestreitigkeiten um das Sorgerecht für die Kinder, bei denen z.B. die Frau den Mann zu ihren Gunsten belasten will), gilt es objektiv von den Gerichten zu klären.

Ein weiteres Problem stellt in diesem Zusammenhang der Übereifer und die Voreingenommenheit mancher Kinderschützer dar, die manchmal zu fanatisch angebliche Signale eines vorliegenden Missbrauchs erkennen wollen und auch vor einem Rufmord bisher unbescholtener Personen nicht Halt machen, bevor ein Fall endgültig zugunsten oder zuungunsten eines Angeklagten aufgeklärt ist.

Literatur Bearbeiten

  • C. Adams/J. Fay: Ohne falsche Scham. Wie Sie Ihr Kind vor sexuellem Mißbrauch schützen können. Rowohlt 1989.
  • Dirk Bange/Günther Deegener: Sexueller Missbrauch an Kindern. Ausmaß, Hintergründe, Folgen. Weinheim 1996.
  • Michael C. Baurmann: Sexualität, Gewalt und psychische Folgen, Bd.15 der BKA-Forschungsreihe, 1983, 1996.
  • S. Braeker/W. Wirtz-Weinrich: Sexueller Mißbrauch an Mädchen und Jungen. Handbuch für Interventions- und Präventionsmöglichkeiten. 2. Aufl. Weinheim 1992.
  • Jos van den Broek: Verschwiegene Not. Sexueller Mißbrauch an Jungen. Zürich 1993.
  • Günther Deegener: Sexueller Missbrauch: Die Täter, Weinheim 1995.
  • Deutscher Kinderschutzbund: Sexuelle Gewalt gegen Kinder - Ursachen, Vorurteile, Sichtweisen, Hilfsangebote. 1987
  • Ursula Enders (Hrsg.): Zart war ich, bitter war´s : sexueller Mißbrauch an Mädchen und Jungen. Köln (Kölner Volksblatt Verlag) 1990.
  • A. Engfer: "Sexueller Missbrauch" und "Kindesmisshandlung". in: Rolf Oerter/Leo Montada: Entwicklungspsychologie. 5. Aufl. Weinheim 2002.
  • Waltraud Falardeau: Kontexte und Hintergründe sexueller Gewalt an Kindern: ein Beitrag zur Analyse eines individuellen und gesamtgesellschaftlichen Problems. Diss. Marburg 2001.
  • Michael Förster (Hrsg.): Jürgen Bartsch. Nachruf auf eine "Bestie". Dokumente - Bilder – Interviews. Essen 1984.
  • Erika Geisler: Das sexuell mißbrauchte Kind. Beiträge zur sexuellen Entwicklung, ihrer Gefährdung und zu forensischen Fragen. Göttingen 1959.
  • Irene Johns (Hrsg.): Zeit alleine heilt nicht. Sexuelle Kindesmisshandlung - wie wir schützen und helfen können. Freiburg 1993.
  • E. Jungjohann: Kinder klagen an. Angst, Leid und Gewalt. Reinbek 1992.
  • Lutz Keupp: Aggressivität und Sexualität. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. Armand Mergen. München 1971.
  • S. Kraheck-Brägelmann (Hrsg.): Die Anhörung von Kindern als Opfer sexuellen Mißbrauchs. Bd. 1. Rostock 1994.
  • Rüdiger Lautmann: Die Lust am Kind; Portrait des Pädophilen. Hamburg 1994.
  • Tom Levold: Problemsystem und Problembesitz: die Diskurse der sexuellen Gewalt und die institutionelle Praxis des Kinderschutzes, System Familie. Berlin 1997.
  • Cloe Madanes : A Method of Working with Sex Offenders and Their Victims. Audio-Cassetten. InfoMedix - Garden Grove, Kalifornien, USA 1989.
  • Gerd-Rüdiger May : Jugendhilfe: Kindesmißhandlung und sexueller Mißbrauch - Risiken und Chancen, Familiäre Bereitschafts-betreuung, Elternverantwortung. DJI-Arbeitspapier Nr. F-169. München 2001.
  • Katharina Rutschky, Reihart Wolff: Handbuch Sexueller Missbrauch. Reinbek 1999.
  • O. Schubbe (Hrsg.): Therapeutische Hilfen gegen sexuellen Mißbrauch an Kindern. Göttingen 1994.
  • R. Steinhage: Sexueller Missbrauch an Mädchen. Ein Handbuch für Beratung und Therapie. Reinbek 1989.
  • J. Walter (Hrsg.): Sexueller Mißbrauch im Kindesalter. Heidelberg 1992.
  • Birgit Warzecha: Traumatisierung im Kindesalter: Kindesmisshandlung, sexuelle Gewalt, Pädophilie. Hamburg 1999.
  • Ray Wyre : "Handout zu Sexueller Gewalt". Misshandlung, Täterprofile, Hilfestrategien. Universität Münster 1993.

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