Opelit ist eine deutsche Marke.

Sie geht auf den in Hessen beheimateten Unternehmer Georg von Opel (1912–1971) zurück, der aus der bekannten, weitverzweigten Familie (von) Opel stammt. Unter seiner Führung bestand die Marke von den 1940er- bis frühen 1970er-Jahren und war im Bootsbau sowie der Herstellung verschiedenster Produkte aus Holz, Metall und Kunststoff tätig. Ein ungewöhnliches und vergleichsweise bekanntes Projekt war 1957/58 der kurzlebige, letztlich aufgegebene Versuch, das Mopedauto Brütsch Mopetta als Opelit Mopetta beziehungsweise Opelit in Großserie bei Horex im hessischen Bad Homburg vor der Höhe zu bauen. Die letztlich nur in Einzelstücken entstandenen Kraftfahrzeuge gelten zusammen mit dem britischen Peel P50 als die kleinsten Automobile weltweit, die jemals mit Vermarktungsabsicht hergestellt wurden.[1]

Nach dem Tod des Initiators bestand die Marke im Rahmen einer Kommanditgesellschaft fort; so betreibt die Opelit-Gesellschaft weiterhin einen Gastronomie-Betrieb im Opel-Zoo in Kronberg im Taunus. Seit 2016 bietet ein neues Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main unter Führung von Gregor von Opel, eines Sohns des ursprünglichen Initiators, Fahrräder unter der Bezeichnung Opelit Bikes an.

Luftaufnahme der Mainzer Landstraße in Frankfurt am Main; dort hatte die Bootswerft Opelit mehrere Jahre lang ihren Sitz (Hausnummer 377/385 liegt im Bild oben hinter dem Rechtsknick auf der linken Seite)

Der Markenname Opelit Bearbeiten

Der Markenname Opelit leitet sich von dem Familiennamen des Gründers und ursprünglichen Inhabers Georg von Opel ab.

Zwar war er der Enkel von Adam Opel und der Sohn von Carl von Opel, dennoch bestand keine unmittelbare rechtliche oder technische Beziehung der Marke Opelit zur Adam Opel AG und der Marke Opel: Letztere waren bereits 1929 zunächst mehrheitlich, bis 1931 dann vollständig an General Motors verkauft worden. Auch war Georg von Opel mit seiner Unternehmensgruppe Georg von Opel GmbH lange Zeit zweitgrößter Opel-Händler Deutschlands; die Marke Opelit betrieb er jedoch rechtlich und technisch weitgehend unabhängig von seinem erfolgreichen Automobilhandel.

Erste Belege für den Markennamen Opelit stammen aus dem Jahr 1940,[2][3] letzte Belege für das ursprüngliche, auf den Bootsbau und die Kunststoffverarbeitung konzentrierte Unternehmen Opelit aus dem Jahr 1972[4] kurz nach dem Tod des Gründers.

Der Unternehmer Georg von Opel Bearbeiten

Der Opelit-Initiator Georg von Opel war ein vielfältig aktiver Unternehmer. Seit 1947 betrieb er die Opelit Bootswerft & Kunststoff-Gesellschaft und gründete 1955 die Volkskraftstoff-GmbH sowie 1964 den Verband Deutscher Opel-Händler, deren Präsident er war. Von 1946 bis 1969 war er ferner – als Nachfolger seines Onkels Friedrich Opel – Aufsichtsratsvorsitzender der Continental Gummiwerke AG.

Außerdem war er aktiver Sportler, insbesondere siebenfacher Deutscher Meister im Rudern.[5]

Die Unternehmen Bearbeiten

Ursprünglich handelte es sich um ein einzelkaufmännisches Unternehmen, das unter der schlichten Bezeichnung Opelit, Georg von Opel firmierte. Schon für das Jahr 1940 ist der Firmenname belegt, zunächst für ein Bauunternehmen, damals noch mit Sitz an der Sprendlinger Landstraße 220–226 in Offenbach am Main;[2][3] unter derselben Adresse war bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten der Fahrrad- und Motorradhersteller Frischauf ansässig, dessen Räumlichkeiten und Maschinen ab 1938 die REX-Maschinenbaugesellschaft weiternutzte. Das Areal liegt heute an der Route der Industriekultur Rhein-Main.

Ab 1944 war Opelit als Unternehmen der Maschinenindustrie in der Adolf-Hitler-Straße 200 in Neu-Isenburg, Kreis Offenbach/Main ansässig;[6] die Hauptverkehrsstraße erhielt später wieder die vor 1933 gewohnte Bezeichnung Frankfurter Straße zurück.

Im Jahr 1947 gründete Georg von Opel das Unternehmen neu, nun als Opelit Bootswerft & Kunststoff-Gesellschaft,[5] vielfach verkürzt zu Bootswerft Opelit oder Opelit-Bootswerft. Für dieses ist die Anschrift Mainzer Landstraße 377/385, Frankfurt a. M. belegt.[7] Unter derselben Adresse firmierte 1957 auch der Automobilhersteller Mopetta GmbH.[8] Noch 1972 bestand das Unternehmen als Opelit-Bootsbau, Georg v. Opel, Mainzer Landstraße 377.[4] Für 1971 ist auch die Anschrift Am Tonpfad in 623 Frankfurt/M. 88 überliefert.[9]

Die Produkte Bearbeiten

Allgemeines Bearbeiten

In der Bootswerft Opelit entstand eine breit gefächerte Produktpalette, neben Booten auch Bauelemente, Behälter, Sitzmöbel und Karosserieteile.[7] Viele Produkte waren aus Kunststoff gefertigt.[10] Zu den Opelit-Produkten gehörten Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre insbesondere sogenannte Opelit-Schalen, Kunststoff-Schalen als Anzucht-/Pikier-Kästen ohne Löcher aus glasfaserverstärktem Polyesterharz für den Gartenbau, beispielsweise in den Maßen 44 x 30 x 6 Zentimeter.[11][12][13][14]

Andere Opelit-Produkte waren Anfang der 1940er Jahre spezielle Türen mit umlaufendem Stahlblech-Rahmen und einwandigem gassicheren Türblatt aus einer Opelit-Baustoffplatte; statt als Türblatt konnte die Opelit-Platte auch als gassichere Türblende eingesetzt werden.[3] Ende der 1950er-Jahre produzierte Opelit spezielle, selbst entworfene und patentierte Flaschenkästen[15] sowie Mitte der 1960er-Jahre spezielle, ständig gas- und flüssigkeitsdicht verschlossene alkalische Akkumulatoren mit positiver Silberelektrode und wesentlich größerer negativer Cadmium-Elektrode.[16][17]

Rennruderboote Bearbeiten

 
Das Bootshaus des Rüssels­heimer Ruder-Klubs 08; viele Opelit-Boote wurden gezielt für den Einsatz in diesem Verein entwickelt und gebaut

Als mehrjährig aktiver und erfolgreicher Ruderer machte sich Georg von Opel mit seiner Bootswerft auch um die Weiterentwicklung der Rennruderboote verdient. So hielt die Bootswerft Opelit Georg von Opel, Frankfurt/M. seit dem 24. Mai 1952 das Patent Nr. 940 393. Es betraf eine Erfindung Georg von Opels zu einem „Rennruderboot mit zwei oder mehr Sitzen und einem Steuermannssitz".[18] In seiner Opelit-Bootswerft erfand, entwickelte und baute von Opel hierzu Rennruderboote mit einem tief im Bug liegenden statt aufrecht im Heck sitzenden Steuermann. Das neue Prinzip kam erstmals mit einem Zweier bei einer Regatta in Mainz 1952 mit einer Mannschaft der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim zum Einsatz[19] und setzte sich in der Folgezeit weltweit durch. In der Bootswerft Opelit Georg von Opel entstanden nach dem gleichen Prinzip auch Vierer und Achter, die in der Folgezeit auch international erfolgreich eingesetzt wurden. So errangen Karl-Heinrich von Groddeck und Horst Arndt mit dem Steuermann Rainer Borkowsky mit einem solchen Boot neben ihren Titeln als Deutsche Meister 1955 bis 1957 auch die Europameistertitel 1956 und 1957 sowie die Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1956.[19] Die Bootswerft Opelit baute diese Boote auch dreigeteilt mit je zwei verschiedenen Bug- und Heckteilen zum wahlweisen Einsatz nach der konventionellen Bauart mit im Heck sitzenden oder in der neuen Form mit im Bug liegenden Steuermann.[19]

Weitere Neuerungen der Bootswerft Opelit und Georg von Opels für den Rudersport waren ab 1950/51:

  • die Entwicklung eines kombinierten Schwert-Flossensteuers, speziell auch für die Bugsteuerboote, woraus sich die heute allgemein üblichen Heckflossensteuer entwickelten;
  • zuvor bereits der Einsatz eines herkömmlichen Steuers mit verlängertem Unterwasserblatt aus Aluminium und flaschenzugähnlicher Umlenkseilführung;
  • der Einsatz eines Ultraleichtruders und eines Einrohrauslegers aus Aluminium;
  • die Erprobung überbreiter Ruderblätter mit Löchern;
  • der Bau einer bekannten Bootsbaureihe aus Einern und Skiffs aus Kunststoff im Formpressverfahren statt des üblichen Holzes im Klinkerverbund;
  • die Entwicklung der heute allgemein üblichen Einachs-Bootsanhänger sowie
  • die Erprobung eines gegenrollenden Steuermannsitzes zum teilweisen Ausgleich der Rückstoßwirkung beim Vorrollen und Einsatz des Beinstoßes.[19]

Zur Erforschung anderer Bootsrisse, -formen und -längen sowie von Oberflächenbeschaffenheiten baute und unterhielt die Bootswerft Opelit einen Schleppkanal, in dem Bootsmodelle im Maßstab 1:10 erprobt werden konnten. Schon ab 1948 entwickelte und baute die Werft ein Rennskiff mit Rollauslegern - ein Prinzip, das seinen Durchbruch erst in den 1980er-Jahren unter dem erfolgreichen Ruderer Peter-Michael Kolbe hatte.[19]

Auch skurril anmutende Ideen wurden in der Bootswerft Opelit entwickelt und umgesetzt. Darunter waren 1953/54 Renn-Doppelzweier und Renn-Vierer für das ungewöhnliche Zweitaktrudern (die Ruderer tauchen dabei die Blätter zeitlich versetzt ein); die Boote waren besonders schmal und hatten bereits einen großen Kielsprung ähnlich den späteren „Delphin-" beziehungsweise „Bananenbooten". Ein anderes Konzept war das Tragflügel-Skiff, das sich jedoch als seitlich zu instabil erwies.[19] Eine der letzten Entwicklungen Georg von Opels - gemeinsam mit seinem Vetter Fritz von Opel, seinem langjährigen Geschäftspartner im Automobilhandel - betraf eine runde Dolle, die dem Ruderer ermöglichte, nach Bedarf bei jedem Schlag den Anstellwinkel und die Hebelverhältnisse fließend ändern zu können.[19]

Das Mopedauto Opelit Mopetta / Opelit Bearbeiten

 
Die Opelit Mopetta / der Opelit: Von den vermutlich nur fünf gebauten Fahrzeugen existiert wohl nur noch eines

Manche Quellen führen das Fahrzeugmodell als Opelit Mopetta,[20][21][22][23] andere nur als Opelit.[1]

Der Markenname heute Bearbeiten

 
Der Opel-Zoo in Kronberg im Taunus: Das Unter­nehmen Opelit betreibt dort einen Gastro­nomie­betrieb

Seit 2016 bietet das Unternehmen Opelit Bikes aktuelle, nach eigenen Angaben hochwertige Fahrräder unter der Marke Opelit an, die in Kooperation mit deutschen Partnern entworfen und gebaut werden. Der Werbeslogan lautet: „Brand New Tradition".[24] Der Slogan ist insofern überraschend, als unter dem Markennamen Opelit und unter Führung von Georg von Opel nie Fahrräder entworfen, hergestellt oder verkauft wurden. Angeknüpft werden soll indessen an die Fahrradbau-Tradition des alteingesessenen Automobilherstellers Opel. Die Rechte zur Nutzung des Markennamens Opel liegen indessen bei General Motors und der Adam Opel AG.

Literatur Bearbeiten

  • Hans Günther Hockerts, Franz Menges: Neue Deutsche Biographie. Band 23 (Schinzel - Schwarz). Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 546.
  • Harro Hagen: Glasfaserverstärkte Kunststoffe – Herstellung, Eigenschaften, Prüfung – Anwendung der modernen Kunststoffe auf Basis von Glasfasern. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1956, Neudruck unter Science + Business Media, 2013, ISBN 978-3-642-52687-9, S. 496.
  • Adam Quellin: The little Book of Microcars. Veloce Publishing, Poundbury, Dorchester, Dorset, Vereinigtes Königreich 2015 (E-Book), ISBN 978-1-84584-894-1, Chapter 4: The automotive Tiddlers (englisch).

Weblinks Bearbeiten

… got hold of a license to build Mopettas and in 1957 he renamed it the Opelit Mopetta. But his dream to flood the Continent with Mighty Mice never got any further than a name. … gelangte in den Besitz einer Lizenz, Mopettas zu bauen, und 1957 benannte er sie in Opelit Mopetta um. Aber sein Traum, Kontinentaleuropa mit Mighty Mice (Oskar, die Supermaus) zu überschwemmen, kam nie weiter als ein Name.[25]   [26]   The smallest real car ever built was probably the three-wheel, single-seater Opelit Mopetta of 1957, from Germany. Der kleinste echte Wagen, der jemals gebaut wurde, war möglicherweise der dreirädrige Einsitzer Opellit Mopetta von 1957, aus Deutschland. [27] [28]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Adam Quellin: The little Book of Microcars. Veloce Publishing, Poundbury, Dorchester, Dorset, Vereinigtes Königreich 2015 (E-Book), ISBN 978-1-84584-894-1, Chapter 4: The automotive Tiddlers (englisch).
  2. a b Deutsche Bauzeitung (Zeitschrift), Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1940, Band 74, Teil 1, S. 160.
  3. a b c Zentralblatt der Bauverwaltung (Zeitschrift), Ernst & Korn, Berlin 1940, Band 60, S. 562.
  4. a b Handbuch der Werften, Schiffahrts-Verlag Hansa C. Schroedter, Hamburg 1972, Band 11, S. 316.
  5. a b Hans Günther Hockerts, Franz Menges: Neue Deutsche Biographie. Band 23 (Schinzel - Schwarz). Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 546.
  6. Die Maschinen-Industrie im Deutschen Reich. Hoppenstedt & Co., Darmstadt 1944, S. 80 und 235.
  7. a b Harro Hagen: Glasfaserverstärkte Kunststoffe – Herstellung, Eigenschaften, Prüfung – Anwendung der modernen Kunststoffe auf Basis von Glasfasern. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1956, Neudruck unter Science + Business Media, 2013, ISBN 978-3-642-52687-9, S. 496.
  8. Zusammenstellug von originalen Prospekten zu den Mopetta-Fahrzeugen, darunter der Verkaufsprospekt der Mopetta GmbH, Frankfurt am Main von etwa Mitte 1957, auf dem Webportal mopetta.rollermobilclub.ch, abgerufen am 9. März 2017.
  9. Maschinenmarkt: M.M., Vogel-Verlag, Würzburg 1971, Band 77, Ausgaben 62–70, S. 1647.
  10. The British Plastics Year Book, Iliffe & Sons, London 1960, S. 423, 1962, S. 533 und 1966, S. 470 (englisch).
  11. Gartenbauwissenschaft (Zeitschrift), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1959, Band 24, S. 529.
  12. Fachhochschule Weihenstephan: Jahresbericht – Fachhochschule Weihenstephan. Obst- und Gartenbauverlag, München 1959, S. 41, 112 und 113.
  13. Zeitschrift für Landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen, Band 6, 1960, S. 519.
  14. Deutsche Gärtnerbörse: Ausg. A., Band 59, 1959, S. 71 und Band 61, 1961, S. 168.
  15. Die Branntweinwirtschaft: Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1957.
  16. Chemisches Zentralblatt, Band 136, 1965, Seite 8010.
  17. Revue générale de électricité, Band 74, Ausgaben 7-12, 1965, S. 671 (französisch).
  18. Hansa: Wöchentlich erscheinendes Zentralorgan für Schiffahrt, Schiffbau, Hafen (Zeitschrift), Band 93, 1956, S. 820.
  19. a b c d e f g Adam Munk: Über Mitglieder des Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 e.V., Dr. Georg von Opel, Eine bootstechnische Ergänzung, 2002, aus: Rudersport Nr. 23, 2002, abgerufen am 17. August 2016.
  20. Nick Baldwin: The World guide to automobile manufacturers. 1987, S. 76 und 542 (englisch).
  21. Car and Driver (Zeitschrift), Band 16, 1970, S. CXLIV/144 (englisch).
  22. Autocar & Motor, Band&nbp;183, 1990, S. 34 (englisch)
  23. Nicolae Sfetcu: The Car Show: 2014 (englisch).
  24. Die Webseite des Unternehmens Opelit Bikes, opelit-bikes.de, abgerufen am 16. August 2016.
  25. Car and Driver (Zeitschrift), Band 16, Hachette Magazines, Incorporated, 1970, S. CXLIV/144 (englisch).
  26. Nick Baldwin: The World guide to automobile manufacturers. 1987, S. 76 und 542 (englisch).
  27. Autocar & Motor, Band&nbp;183, Haymarket Publications, 1990, S. 34 (englisch)
  28. Nicolae Sfetcu: The Car Show: 2014 (englisch).