Krampfadern (lateinisch varix, Plural Varizen) sind knotig-erweiterte (oberflächliche) Venen. Die Krankheit bei rliegen von Varizen heißt in der Fachsprache Varikose oder auch Varikosis.

Betroffen sind vorwiegend die oberflächlichen Venen der Beine (deren Hauptstämme die Vena saphena magna und Vena saphena parva sind). Es gibt jedoch auch Krampfadern in anderen Regionen, v.a. an Brust- und Bauchwand (Caput medusae) und der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)

Varikosis der Beine

Verbreitung Bearbeiten

Chron. venöse Erkrankungen (mit Einschluss einer Varikose) stellen ein weltweit verbreitetes Problem dar und wurden schon im Papyrus Ebers des alten Ägypten aus dem letzten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts vor Christus dargestellt.

In der österreichischen SERMO-Studie, die zwischen Dezember 1994 und Dezember 1995 durchgeführt wurde, gaben 5,9% der repräsentativ ausgewählten Studienteilnehmer ein aktuelles Krampfadernleiden oder eine aktuelle Phlebitis oder Venenthrombose an. [1] Es wurde vermutet, dass 3-4% aller Gesundheitsausgaben auf chron. venöse Erkrankungen zurückzuführen sind.[2]

Ursachen Bearbeiten

Je nach Entstehung unterteilt man folgende Krankheitsbilder:

  • Primäre (idiopathische) Varicosis durch genetische Disposition für eine angeborene Venenwandschwäche oder degenerative Venenerkrankungen
  • Sekundäre Varicosis infolge anderer Venenerkrankungen wie z.B. der tiefen Beinvenenthrombose, welche einen erhöhten Druck in den Perforanzvenen erzeugt und somit die Klappenfunktion beeinträchtigt
  • Chronisch venöse Insuffizienz

Faktoren, die eine Entwicklung von Krampfadern fördern, sind beispielsweise Schwangerschaft, Bewegungsmangel, langes Stehen oder Sitzen und zu enge Kleidung. Die genauen Ursachen von Krampfadern sind jedoch noch nicht genau bekannt. Man nimmt an, dass eine angeborene oder altersbedingte Schwäche der Venenwände zu Krampfadern führen können (primäres Krampfaderleiden). Die Venen weiten sich dann übermäßig und die venösen Klappenapparates schließen nicht mehr richtig. Ursache kann auch eine Schwäche des Venenklappen im Bereich der oberflächlichen Hauptstammvenen oder von Verbindungsvenen zwischen den tiefen und oberflächlichen Venen (sog. Perforansvenen) sein. Die Venenklappen schließen sich normalerweise vollständig, um in Verbindung mit der Muskelpumpe einen Rückfluss bzw. einen Stau des venösen Bluts in das oberflächliche Venensystem zu verhindern. Ist die Klappenfunktion gestört, kann das Blut nicht mehr zum Herzen zurück strömen und "versackt" in den Beinen. Ein sekundäres Krampfaderleiden kann entstehen, wenn das Blut aus den Beinvenen nicht mehr ungestört abfließen kann. Dies kann beispielsweise durch ein Blutgerinnsel oder einen Tumor im Bauchbereich hervorgerufen werden. Auch Bluthochdruck kann vermutlich zu Krampfadern beitragen. Durch die stetige Überbeanspruchung werden die Venenklappen immer undichter bis sie völlig versagen. Um den stockenden Blutfluss auszugleichen, sucht sich das Blut einen anderen Weg, um zum Herzen zurück zu gelangen. Meist geschieht dies über die oberflächlichen Venen, die dadurch noch mehr überlastet werden.

Komplikationen durch Varizen Bearbeiten

Krampfadern sind nicht nur ein „Schönheitsfehler“, sondern eine medizinische Indikation. Mit fortschreitender Erkrankung kann es in Folge der Abflussstörung des Blutes und dem damit erhöhten periphervenösen Druck zu schweren gesundheitlichen Schäden wie Ödemen, Ablagerung von Hämosiderin in der Haut (Stauungsdermatose), Entzündungen der oberflächlichen Venen (Thrombophlebitis), Ekzemen bis hin zum Ulcus cruris („offenes Bein“) kommen. Die verringerte Fließgeschwindigkeit des Bluts kann zu Blutgerinnseln (Thrombose) führen, die die Venen blockieren können. Löst sich ein solches Gerinnsel ab und gelangt über das Herz in die Lunge, kann es dort ein Blutgefäß verstopfen. Eine lebensgefährliche Lungenembolie ist die Folge. Entsteht ein Riss in einer tiefer gelegenen, größeren Beinvene, kann dies zu erheblichem Blutverlust führen und Beginn eines chronisch "offenen" Beins sein.

Symptome Bearbeiten

Krampfadern beginnnen meist mit einem Spannungs- und Schweregefühl in den Beinen. Dies lässt nach Hochlegen der Beine nach. Auch Fuß- oder Wadenkrämpfe können auftreten. Bei warmem Wetter sind die Beschwerden in der Regel schlimmer, bei Frauen verschlechtern sie sich oft während ihrer Periode. In fortgeschrittenem Stadium zeichnen sich die verdickten Venen in ihrer typischen geschlängelten und verästelten Form durch die Haut hindurch ab. Außerdem kann Wasser in die Gewebe eingelagert werden (Ödeme), wenn das Blut nicht mehr aus den Beinen abfließt. Die Haut kann sich bräunlich verfärben und pergamentartig verhärten. Die betroffenen Beine fühlen sich oft warm an und können stark jucken. Manchmal ist auch ein stechender Schmerz fühlbar. Je nachdem, welche Venen in den Beinen betroffen sind, unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Formen:

  • Besenreiser: Erweiterte kleine Venen in der Haut
  • Stammvarizen: Krampfadern der beiden großen Hauptbeinvenen Vena saphena magna und Vena parva
  • Seitenastvarizen: Erweiterte Seitenäste der großen Stammvenen
  • Perforansvarizen: Erweiterte Verbindungsvenen zwischen dem oberflächlichen und tiefen Venensystem

Diagnostik Bearbeiten

Die non-invasive farbkodierte Duplexsonografie wird der Phlebographie im Rahmen bildgebender Verfahren vorgezogen, sie ist derzeit der Goldstandard. Weitere angewendete Untersuchungsmethoden bilden hämodynamische Verfahren wie

Hauptvoraussetzung der chirurgischen Behandlung ist die nachgewiesene Durchgängigkeit des tiefen Venensystems z. B. durch klinische Tests (Perthes-Test)

Therapie Bearbeiten

Vorbeugend und lindernd wirkt der Einsatz von Kompressions- oder Stützstrümpfen sowie medikamentöse Behandlung. Aus der Naturheilkunde sind beispielsweise kalte Wasser-Güsse nach Kneipp, verschiedene Salben, Tees und Umschläge bekannt. Die Blutegelbehandlung hilft nicht gegen die Krampfadern, kann aber zum Auflösen von vorhandenen Blutgerinseln in einer oberflächlichen Vene wirksam eingesetzt werden.

Weiters gibt es verschiedene operative Maßnahmen, wobei zwischen Methoden mit und ohne Entfernung der Venen unterschieden werden kann. Operative Therapien wie „Stripping“ – das „Ziehen“ der Krampfader – und Crossektomie sind die heute in Deutschland noch am meisten angewandte Therapieformen. Dabei werden die betroffenen Venen operativ entfernt. Beim Kryostripping erfolgt das mit Hilfe einer Kältesonde.

Bei der endovenöse Lasertherapie, der endovenösen Radiofrequenztherapie und der Sklerotherapie werden die betroffenen Venen absichtlich geschädigt, sodass sie für den Bluttransport nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Venen selbst werden nicht operativ entfernt.

Bei der wenig verbreiteten CHIVA-Methode werden Venen gezielt an einzelnen Stellen abgebunden, sodass die für die Krampfadern verantwortlichen krankhaften Rückflüsse vermieden werden. Bereits bestehende Krampfadern können sich so innerhalb einiger Wochen wieder zurückbilden.

Literatur und Quellen Bearbeiten

Einzelbelege
  1. Schmeiser-Rieder A, Kunze U, Mitsche N, Rosenberger A, Kunze M. Self-reported prevalence of venous diseases in the general population of Austria--results of the SERMO (Self-Reported Morbidity) Study. Acta Med Austriaca. 1998;25(2):65-8. PMID 9681046
  2. Criqui MH, Jamosmos M, Fronek A, Denenberg JO, Langer RD, Bergan J, Golomb BA. Chronic venous disease in an ethnically diverse population: the San Diego Population Study. Am J Epidemiol. 2003 Sep 1;158(5):448-56. PMID 12936900

Siehe auch Bearbeiten


Weblinks Bearbeiten

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