Benutzer:Physikaficionado/Polarisierbarkeit-Röntgenstrahlung

Verbindung zu makroskopischen Größen bei Wechselfeldern – komplexer Brechungsindex

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Den Zusammenhang zwischen Polarisierbarkeit   und Permittivitätszahl   liefert die Clausius-Mossotti-Gleichung (hier nur eine Resonanzfrequenz betrachtet):

 

Dabei ist

  •   die verschobene Resonanzfrequenz. Diese Verschiebung kommt von der Abweichung des lokalen elektrischen Feldes   vom makroskopischen elektrischen Feld  .
  •   die Permeabilitätszahl, die im Allgemeinen auch komplex und frequenzabhängig sein kann. Für nicht-ferromagnetische Materialien ist  

Somit hat man den Zusammenhang hergestellt mit dem komplexen Brechungsindex  , der sich aus Brechungsindex   und Absorptionskoeffizient   zusammensetzt:

 

Komplexe Permittivitätszahl für Röntgenstrahlung

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Die Frequenz   der Röntgenstrahlung ist viel höher als alle Resonanzfrequenzen:  . Das rechtfertigt die Hochfrequenzentwicklung der Permittivitätszahl  :

 

Die Röntgenstrahlung streut an jedem Elektron im Material. Pro Atom zeigt die Kernladungszahl   auch die Anzahl der Elektronen an. Das Atomgewicht   ist das Produkt aus Molmasse   und der atomaren Masseneinheit  . Die Atomdichte erhält man aus dem Verhältnis der Materialdichte   und dem Atomgewicht  . Für die Elektronendichte gilt somit:

 

denn   mit der Avogadrozahl  .

Somit hängt der Realteil der Permittivitätszahl   für Röntgenstrahlung über

  
 
 (1)
 

vom Material ab. Die Permittivitätszahl von Materie ist geringer als diejenige von Vakuum[1]. Mit der Avogadrozahl  , der elektrischen Feldkonstante  , der Elektronenmasse  , der Elementarladung   und der Lichtgeschwindigkeit   schreibt man Gleichung (1) um in[2]:

  
 
 (2)
 

Erzeugt man die Röntgenstrahlung mit Molybdän als Targetmaterial bei einer Beschleunigungsspannung von 50 kV, dann entsteht unter anderem die starke   Linie der charakteristischen Röntgenstrahlung mit der Energie von 17,448 keV und einer Wellenlänge von  .

Für Silizium mit seiner Molmasse  , seiner Kernladungszahl   und seiner Dichte   wird   durch Einsetzen in Gleichung (2) zu:

 

Bei Streuexperimenten an Luft braucht man auch die Permittivitätszahl von Röntgenstrahlung an Luft mit der Molmasse  . Da Luft im Wesentlichen aus Stickstoff, Sauerstoff und Argon besteht, ist der Quotient aus Kernladungszahl   und Molmasse   gleich  . Mit der Luftdichte unter Normalbedingungen von   wird   durch Einsetzen in Gleichung (2) zu:

 

Für Röntgenstreuung erhält man somit das überraschende Resultat, dass

 

Der komplexe Brechungsindex ist mit der Permittivitätszahl   und der Permeabilitätszahl   verknüpft über:

 

Luft ist somit im Vergleich zu Materie das optisch dichtere Medium für Röntgenstrahlung. Es kann Totalreflexion an der Grenze von Luft zu Silizium auftreten. Dafür muss allerdings der Einfallswinkel gegen die Oberfläche geringer sein als der kritische Winkel  , wie der Wikipedia-Seite Totalreflexion zu entnehmen ist. Bei Silizium und der   Linie beträgt der kritische Winkel  . Er ist proportional zur Wellenlänge:  .

Dass die Brechungsindexe von Materialien unter Röntgenstreuung niedriger sind als diejenigen von Luft oder Vakuum zu sein, bildet die Grundlage für die Diffraktometrie unter streifendem Einfall.

Der mit der Absorption zusammenhängende Imaginärteil   beträgt dann mit  

 

und ist proportional zum Kubus der Wellenlänge[3].

Literatur

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  1. Z. G. Pinsker: Dynamical Scattering of X-Rays in Crystals. 1. Auflage. Springer, Berlin 1978, ISBN 3-540-08564-5, S. 28.
  2. R. W. Pohl: Einführung in die Physik -- Optik und Atomphysik, Bd. 3. 10. Auflage. Springer, Berlin 1958, S. 191.
  3. Bergmann Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik -- Band IV, Teil 1. 2. Auflage. de Gruyter, Berlin 1981, ISBN 3-11-008074-5, S. 161.