Quäkertum bezeichnet die Gesamtheit der quäkerischen Weltanschauung, Organisationen und Bräuche.

Das Quäkertum hat sich in der Mitte des 17. Jahrhundert in Nordengland [1] aus der Dissenter-Bewegung Ausdifferenzieren. [2] In den Anfängen zeichneten sich ihre Anhänger durch ihr provokatives und konfrontatives Verhalten aus. [3] Ab 1656 setzten sich allmählich pragmatische Kräfte durch, die ein effizientes Lobbing betrieben, um ihre politischen und religiösen Ziele zu erreichen. [4] Anfänglich war das Quäkertum theologisch noch als eschatologische Erweckungsbewegung einzuordnen.[5] Man wähne sich in der apokalyptischen Endzeit und sah den Staat (und die Staatskirche) als Gegner des Lammes Gottes und sich selbst, in einem dualistischen Weltbild [6], als die einzige Partei, die die Kraft und Bestimmung hatte den Kampf an zuführen für die Errichtung des Reich Gottes. [7]

Heute sind die Quäker durch zahlreiche, von einander unabhängige, Organisationen vertreten. In diesen wird ein breites Spektrum unterschiedlicher theologischer und politischer Positionen vertreten. Gemeinsam ist ihnen heute nur noch eine sprachliche Kultur, die durch eigene Begrifflichkeiten gekennzeichnet ist (Siehe: Glossar Quäkertum) und das gemeinsamen so genannten Quäkerzeugnis. In Teilen des Quäkertums gibt es eine Abwendung vom christlich geprägten Gottesbild und dem Bezug zur Bibel. In anderen Teilen ist eine gegenteilige Bewegung, zu konventionell theologischen Ansichten hin zu beobachten. Somit gibt es heute auch kein Konsens mehr darüber wie das so genannte Innere Licht (oder auch "Innerer Christus") zu verstehen ist und welchen praktischen Bezug er zu der Glaubenspraxis hat.


Einzelnachweise

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  1. '"Die Quäkerbewegung wurde von Zeitgenossen anfangs als nordenglisches Phänomen wahrgenommen"'
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 66
  2. "James Nayler und William Dewsbury [...] Beide waren unabhängig von Fox zu den Ansichten gekommen, die sie später als Quäker vertraten."
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 66
  3. "Für die Masse der Bevölkerung waren Quäker zunächst einmal Menschen, die aus Prinzip die Kirchengebäude mieden, die Pfarrer beschimpften, den Kirchenzehnten verweigerten, Gottesdienste störten oder Diskussionen im Anschluss an die Predigt begannen, die Sakramente in der Form, wie die Masse der Menschen sie kannte, als antichristlich denunzierte, alle Menschen duzten, in Gegenwart der Vornehmen den Hut auf behielten und jeden Eid verweigerten."
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 49
  4. "Nach 1656 setzten sich in der Bewegung zunächst Pragmatiker durch, die Naylers Vorgehen in Bristol zu verhamlosen suchten. Öffentliche Proteste unterblieben, man setzte auf Lobbyarbeit - ein Weg, der auch nach der Restauration mit einigem Erfolg fortgesetzt wurde"
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 55
  5. Dass die frühen Quäker (nicht nur in Deutschland) als „eschatologische Erweckungsbewegung“ eingestuft werden können, weist Claus Bernet in seinem Buch Gebaute Apokalypse (ISBN 3-8053-3706-X) nach.
  6. "Dieser Begriff [beastly poer] ordnete den bestehenden Staat im apokalyptischen Drama der Seite der Gegner des Lammes Christus zu."
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 51
  7. "[...] aber erst mit dem Erscheinen der Quäker konnte die wahre Kirche aus der Wüste kommen, weil es jetzt solche gab, die die Kraft hatten, den Kampf mit dem Drachen aufzunehmen und siegreich zu bestehen."
    Manfred Henke, "Wir haben nicht einen Bettler unter uns", Verlag be.bra, 2015, ISBM 9783954100279, Seite 49