Die Mainschleife bei Köhler, Blick auf Escherndorf (links), die Vogelsburg (Mitte) und Nordheim am Main (rechts)

Die Volkacher Mainschleife ist die größte Flussmäanderlandschaft in Bayern. Sie liegt im Regierungsbezirk Unterfranken zwischen Kitzingen und Schweinfurt nahe der namensgebenden Stadt Volkach. Die Mainschleife ist wichtiger Teil des Weinanbaugebietes Franken.

Geografische Lage und Geologie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Die Volkacher Mainschleife befindet sich im Osten der Mainfränkischen Platten. Sie ist umgeben von der sogenannten Gäufläche bei Kitzingen im Westen und dem Steigerwald im Osten. In einiger Entfernung schließen im Süden die Frankenberge an.[1] Der Main fließt von Norden her kommend in das Maindreieck ein, das durch die Orte Schweinfurt (Beginn südlicher Schenkel), Marktbreit (Scheitel) und Gemünden am Main (Ende nördlicher Schenkel) gebildet wird.

Erdgeschichte und Geologie Bearbeiten

Das Gebiet, das heute von der Mainschleife eingenommen wird, war im sogenannten Erdmittelalter, vor etwa 250 Millionen Jahren, vollständig von Meer bedeckt. Mit Beginn der Erdneuzeit, im Tertiär vor ungefähr 65 Millionen Jahren, hatte sich das Wasser bis zum Alpenvorland zurückgezogen. Die Mainschleife war freigelegt und von weichem Sedimentgestein bedeckt. Dies führte zu einer starken Abtragung der Gesteinsmassen und der Entstehung von sogenannten Rumpfflächen.

Vor etwa 5 bis 7 Millionen Jahren bildeten sich aus diesen ausgedehnten Rumpfflächen breite, aber nicht sehr tiefe Täler. Im Mittelpliozän vor ungefähr 3 Millionen Jahren kam es zu langanhaltenden Hebungen der Flächen. Die bereits zuvor entstandenen Täler wurden tiefer und festigten so die Bildung der heutigen Haupttalsysteme am Main. Während des Pleistozäns, circa 2,6 Millionen Jahre vor heute, wurde der Obermain, der bis zu diesem Zeitpunkt in die Donau geflossen war, an das Mainsystem angeschlossen. Die Mainschleife in ihrer heutigen Form war entstanden.

Das Pleistozän und die Eintiefung der bereits vorhandenen Täler ist besonders bedeutsam für die geologische Zusammensetzung der Mainschleife. Ein sogenanntes Kastental im Oberen Muschelkalk enstand, während auf den höher gelegenen Rumpfflächen weiterhin Lettenkeupergestein erhalten blieb. Gleichzeitig bildeten sich durch die Einschneidung Gleit- und Prallhänge heraus. Gleithänge an den, von der Erosion nicht betroffenen Innenseiten von Flussschlingen und Prallhänge an den erodierenden Außenseiten.[2]

Naturschutz Bearbeiten

Die gesamte Mainschleife wurde bereits am 31. Januar 1969 zu einem Landschaftsschutzgebiet erklärt. Das Schutzgebiet umfasst heute Gemarkungen auf den Gebieten der Gemeinden Wipfeld im Landkreis Schweinfurt, Volkach und Schwarzach am Main im Landkreis Kitzingen. Des Weitern ist die Mainschleife im Netzwerk Natura 2000 eingetragen und Element des Maintals zwischen Schweinfurt und Dettelbach. Außerdem ist das gesamte Areal als Vogelschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen.

Zusätzlich wird die Mainschleife vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als Geotop mit der Nummer 675R004 geführt. Es umfasst eine Länge von 5 Kilometern, eine Breite von 1 Kilometer und eine Höhe von 80 Metern. Allgemeingeologisch gilt die Mainschleife in der Begründung des Landesamtes als bedeutend, ihr geowissenschaftlicher Wert wird mit wertvoll, der zweithöchsten Kategorie, beschrieben. Mittelpunkt des Geotops bildet der Vogelsberg.[3]

Besonderen Schutz genießen die acht Naturschutzgebiete an der Mainschleife. An drei Stellen auf dem Gebiet der Gemeinde Volkach werden die noch erhaltenen Sandgrasheiden mit ihren schützenswerten Pflanzen- und Tierarten unter Schutz gestellt. Weitere drei Gebiete haben das charakteristische Mainufer als Schutzgegenstand. Besonderheiten bilden die Schutzgebiete Mainhang an der Vogelsburg und Wald an der Hallburg, die beide typische Hangwälder am Main beinhalten. Nachstehend werden die Schutzgebiete tabellarisch aufgezählt.[4]

Name Einrichtungsjahr Fläche in Hektar Schutzgegenstand Bild
Alter Main bei Volkach 1989 63,086 ursprüngliche Erhaltung des Mains als Fließgewässer  
Astheimer Dürringswasen 1977 11,308 Reliktstandort der Sandgrasheide mit seltenen Moosen, Blütenpflanzen, Pilzen und Flechten  
Mainaue zwischen Sommerach und Köhler 1995 93,194 Erhaltung des Standortmosaiks Aue
Mainhang an der Vogelsburg 1993 53,067 Schutz des nördlichen Prallhangs mit Hangwald, Halbtrockenrasen und Verbuschungsflächen  
Rechtes Mainufer bei Sommerach 1990 19,499 Schutz der Auwälder um den Main  
Sandfluren bei Volkach, Schwarzach am Main und Sommerach 1989 104,8 Erhalt der Sandgrasheide und Sandmagerrasen  
Sandgrasheiden am Elgersheimer Hof 1999 3,464 Reliktstandort der Sandgrasheide mit seltenen Moosen, Blütenpflanzen, Pilzen und Flechten  
Wald an der Hallburg 1991 9,431 Erhalt der für das mittlere Maintal typischen Art des Hangwaldes  

Geschichte Bearbeiten

Die Volkacher Mainschleife wird heute vom Weinbau an den steilen Hängen des Flusses geprägt. Diese jahrtausendalte Nutzung durch den Menschen hat die Gestalt der Landschaft verändert. Um das Jahr 900 tauchte vermutlich das erste Mal die Weinrebe an der Mainschleife auf. Zunächst beschränkte man sich auf den Anbau auf glatten Flächen, da die Hänge zu steil für die damaligen landwirtschaftlichen Methoden waren. Erst im Laufe des Mittelalters wurden auch sie erschlossen.[5]

Zuvor war bereits der strategische Wert der Mainhänge erkannt worden: Der Vogelsberg war bereits um 1500 vor Christus befestigt worden und bildete das Zentrum des Umlandes und der Mainschleife. Im 8. nachchristlichen Jahrhundert kam es allerdings zu einer Verlagerung der Handelsstraßen, sodass die Mainschleife in eine Abseitsposition geriet. Fortan war Volkach, befestiger Handelsort vor der charakteristischen Mainschleife, Mittelpunkt der Umgegend.[6]

Im 19. Jahrhundert erkannte man den touristischen Wert der Landschaft. Mehr und mehr Wanderer, insbesondere aus dem nahen Würzburg, zog es an die Mainschleife. Mit der Eröffnung der sogenannten Mainschleifenbahn im Jahr 1909 wuchs der Strom der Ausflügler zu Beginn des 20. Jahrhunderts weiter. Wegen der engen Flusskrümmungen wurde zwischen Volkach und Gerlachshausen in den Jahren 1950 bis 1957 der sogenannte Mainkanal errichtet. Große Teile der Mainschleife waren fortan von der Berufsschifffahrt abgeschnitten und setzten hierdurch verstärkt auf den Tourismus.

Namensverwendung Bearbeiten

 
Das Logo des Gewerbeverbands Volkach

Der Name Volkacher Mainschleife oder nur Mainschleife wird heute in vielfältiger Weise verwendet. Das Fremdenverkehrsamt nutzt den Begriff, um die Gemeinden, die um Volkach liegen, zusammenzufassen. So werden zu den Mainschleifengemeinden neben der Stadt Volkach, ihren Ortsteilen und der Verwaltungsgemeinschaft mit Nordheim am Main und Sommerach auch Eisenheim im Landkreis Würzburg, Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt und Schwarzach am Main gezählt.

Ebenso nutzt die Privatwirtschaft den Begriff Mainschleife häufig. Das sogenannte Mainschleifen-Shuttle fährt Touristen zu den Sehenswürdigkeiten der Region, der Mainschleifenkurier ist das Werbemedium für Volkach und die Mainschleifenbahn schließt die Stadt an die Fernverkehrstrassen der Umgebung an. Ferner bewirbt die, im Volkacher Ortsteil Krautheim ansässige Privatbrauerei Friedrich Düll ihre Biere mit dem Herkunftssiegel Mainschleife.[7] Des Weitern nutzt der Gewerbeverband Volkach eine stilisierte Mainschleife als Logo.

Literatur Bearbeiten

  • Gerhard Egert: Die Siedlungskerne der Stadt- ein Beitrag zur historischen Topographie Volkachs. In: Ute Feuerbach (Hg.): Unsere Mainschleife. 1978-1992. Volkach 2008. S. 337-340.
  • Axel Herrmann: Geologischer Aufbau und Oberflächenformen. In: Landrat und Kreistag des Landkreises Kitzingen (Hg.): Landkreis Kitzingen. Münsterschwarzach 1984. S. 26-35.
  • Fritz Pfaffl, Thomas Hirche: Die Geologie und Mineralogie Nordbayerns. Riedlhütte 2011.
  • Franz Pfrang: Die Geschichte des Weinbaus an der Mainschleife. In: Ute Feuerbach (Hg.): Unsere Mainschleife. 1978-1992. Volkach 2008. S. 23-29.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Volkacher Mainschleife – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Herrmann, Axel: Geologischer Aufbau und Oberflächenformen. S. 32.
  2. Landesamt für Umwelt: Volkacher Mainschleife, PDF-Datei, abgerufen am 5. Februar 2016.
  3. Landesamt für Umwelt: Geotoprecherche, abgerufen am 5. Februar 2016.
  4. Bund Naturschutz Volkach: Kurzinformationen über die Naturschutzgebiete, abgerufen am 5. Februar 2016.
  5. Pfrang, Franz: Die Geschichte des Weinbaus an der Mainschleife. S. 23 f.
  6. Vgl.: Egert, Gerhard: Die Siedlungskerne der Stadt- ein Beitrag zur historischen Topographie Volkachs.
  7. Krautheimer: Startseite, abgerufen am 5. Februar 2016.

Koordinaten: 49° 51′ 57,5″ N, 10° 10′ 41,2″ O