Zu den aus frühgermanischer Zeit Seherin, wie Veleda, gibt es in christlicher Zeit keine Entsprechung. Allenfalls die verwitwete Gotenfürstin Gaatha wäre zu nennen, die zwischen 383 und 392 die Gebeine von 26 gotischen Märtyrern nach Kyzikos überführte. S. 287

Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike: das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284-565 n. Chr. C.H.Beck, München 2008

In der Leidensgeschichte der gotischen Heiligen Inna, Rhima und Pina liest man von einem Bischof mit dem wahrscheinlich gotischen Namen Goddas, der sieben Jahre nach deren Martyrium in aufopfernder Weise dafür sorgte, daß deren Gebein eine sichere und würdige Ruhestätte fanden. [...] Neuerdings brachte man ihre Leidensgeschichte mit der ersten gotischen Christenverfolgung in Verbindung. Die frühere Zuordnung zur Athanarich-Zeit dürfte jedoch die größere Wahrscheinlichkeit besitzen. Die Quelle enthält jedenfalls kein Material, das ihren Horizont von dem der Gaatha-Geschichte unterscheiden würde, deren letzte Phase noch zwischen 383 und 392 in einem Gotenland an der Donau spielte.

Herwig Wolfram: Die Goten: von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts: Entwurf einer historischen Ethnographie. C.H.Beck, München 1990