Be My Guest
Cover
Cover
Fats Domino
Veröffentlichung 1959
Länge 2:08
Genre(s) Rock ’n’ Roll
Autor(en) Tommy Boyce
Antoine Domino
John Marascalco
Verlag(e) Travis Music
Label Imperial Records

Be My Guest...

Entstehung Bearbeiten

Tommy Boyce berichtete 1974, wie ihm sein Vater die Songidee für dessen Lieblingsinterpreten schmackhaft machte: „Sohn, mir fiel heute bei der Arbeit dieser großartige Songtitel ein. Nimm ihn und schreib daraus einen Hit für Fats Domino.“ Obwohl Tommy den Titel zuerst nicht mochte, bestand sein Vater über sechs Wochen darauf, bis Tommy um des Friedens willen innerhalb von zwei Stunden das Stück fertigschrieb.[1] Als er hörte, dass Domino in einem Los Angeleser Hotel gastierte, wartete er sechs Stunden in der Lobby, um Domino abzupassen und ihm mit den Worten „Fats, ich bin Tommy Boyce. Ich habe den ganze Tag gewartet, um dich zu treffen!“ den Song anzubieten.[2] Fats gefiel das Stück,[1] er änderte aber Text und Musik[3] und ließ sich als zweiter Autor registrieren.[1] Am 25. September 1959 war Cosimo Matassas Studio in New Orleans für eine Aufnahmesession gebucht. Neben Be My Guest wurde nur ein weiterer Song I’ve Been Around eingespielt. Es musizierte neben Domino am Klavier und Mikrofon seine aktuelle Band mit Roy Montrell an der Gitarre, Cornelius Coleman am Schlagzeug, Dave Bartholomew an der Trompete, Robert Hagans am Tenor- und Clarence Ford am Baritonsaxophon. Wer den Bass spielte, ist den Unterlagen zur Session nicht mehr zu entnehmen.[4]

Musikalischer Aufbau Bearbeiten

 
Die britische Notenausgabe von Be My Guest empfielt G-Dur und deutet das Bläser-Riff als Intro an.

Der Ska-Rhythmus entwickelte sich aus den Shuffle- und Boogie-Beats des New Orleans Rhythm and Blues. Besonders Be My Guest hatte diesen federnden Boogie-Rhythmus (ähnlich ein Jahrzehnt früher bei She’s My Baby).[5] Charlie Gillett vom Rolling Stone benannte diese Ähnlichkeit zum Ska: 4/4-Takt der Gitarre unter Offbeat-Hämmern des Schlagzeugs.[5]

Inhalt Bearbeiten

Obwohl der Titel Tänze des American Bandstands aufzählt, war er diesbezüglich eher untypisch,[6] er nahm vielmehr mit seinem „entspannten Groove eine völlig neue Stimmung, bekannt als Blue Beat vorweg.“[7]

Be My Guest symbolisierte Dominos subversives Bemühen um soziale Integration[3] Die Zeile „I’m the king, but you can wear my crown.“ (Ich bin der König, doch du darfst meine Krone tragen.) unterstreicht Dominos Botschaft der vergangenen Dekade, in der er Grenzen überwand, Seele und Körpe befreite und Menschen in der egalitären Tradition von New Orleans zusammengebracht hatte.[3]

Veröffentlichungen Bearbeiten

Die Singler erschien in einer Hülle mit einem Farbfoto, das Fats wie einen Konzertpianisten neben einem weißen, geöffeneten Flügel zeigt. Rick Coleman sah darin eine Parodie Van Cliburns, dessen Gewinn des Tschaikowski-Wettbewerbs im Jahr zuvor Amerikas Treue zur Klassik der Alten Welt unterstrichen hatte.[3]

Coverversionen Bearbeiten

Viele Reggae- und Ska-Interpreten spielten den Song.[8]

  • 1960 – GB Emile Ford and the Checkmates auf dem Album New Tracks with Emile, Pye NPL 18049
  • 1960 – NZ The Keil Isles auf Zodiac Icon Z45 1030
  • 1960 – NZ Peter Lewis & The King Pins auf Octagon 002
  • 1961 – GB The Allisons auf Fontana 262 017 TF
  • 1965 – JM Millie Small auf dem Album Millie Sings Fats Domino, Fontana TL 5276
  • 1969 – SW Flamingokvintetten auf Patent 164
  • 1972 – GB Jaghouse auf Decca 13342
  • 1972 – JM Billy Dyce auf Volcano, Typhoon 113 und GG 4352
  • 1972 – JM Al T. Joe auf Lion L. 4
  • 1975 – SW Strax auf dem Album På väg till dej, Royal Grammofon RGLP 100
  • 1974 – SW Thor-Erics unter dem schwedischen Titel Ut Till Sommaren auf dem Album Vi Ses Igen, Platina ‎PALP 3039
  • 1975 – NO The New Jordal Swingers unter dem norwegischen Titel Vær Min Gjest auf dem Album Let’s Boogie, On Records 9114 101
  • 1976 – SW Leif Hultgrens auf dem Album Spår 2, Viking Records VIM 4014
  • 1976 - SW Jan-Inges auf dem Album 2, Static Records SR 3003
  • 1976 - SW Bert Bennys auf dem Album Gott humör, Platina PALP 3066
  • 1982 – GB Al Marshall auf Pavilion 402
  • 1985 – NO Eldar Vågan unter dem norwegischen Titel Bigamist I Kveld auf dem Album En Herre Med Bart, Opal SMC 99006
  • 1992 – JM Yellowman auf dem Album Reggae on the Move, RAS 172021
  • 1996 – AU Andy Lee Lang auf dem Live-Album Andy Lee Lang & Special Guests - 10th Anniversary - Live, Gabriel Music CD 109601
  • 1998 – US Engine 54 auf dem Album Run for the Money, Simmerdown Productions ‎– SD004
  • 1999 – Top Cats auf dem Album 1000 Khz Of Ska & Rocksteady
  • 2005 – IR Daniel O’Donnell auf dem Album Teenage Dreams – 20 Great Rock ’n’ Roll Memories, Rosette Records ROS CD 2060 #10 UK
  • 3005 - GB Jools Holland & His Rhythm & Blues Orchestra auf dem Album Swinging the Blues Dancing the Ska, RADAR 006
  • 2007 – US Ben Harper mit den Skatalites auf dem Album Goin’ Home. A Tribute to Fats Domino, Vanguard
  • 2008 – BE Lisa del Bo auf dem Album Dansen, plezier voor twee, Universal Music

Bedeutung, Kritik und Erfolg Bearbeiten

Für Tommy Boyce war Be My Guest der erste große Hit einer sehr erfolgreichen Songwriter-Karriere.[1]. Der Song hatte weitreichenden musikalischen Einfluss, am auffälligsten als Startschuss von Boyce’ erfolgreicher Karriere als Songwriter mit mehreren Millionsellers für die Monkees.[3] Die BMI überreichte Boyce einen Archievement Award für den Song.[9] Allein die Tatsache, dass Domino den Song ins Repertoire nahm, garantierte der Komposition aufgrund der „beträchtlichen Zugkraft“ des populären Sängers Gewicht.[7]

„Neben dem einprägsamen Text stellte die nervig eingängige Meldodie sicher, dass der Song bei vielen großen Anlässen immer wieder gespielt werden würde.“ Der Eingangssatz war so „ansteckend, dass man sich vorstellen konnte, er würde zu einem Geburtstag, einem Hochzeitsempfang oder sogar zu einer Scheidung gesungen werden.“[7]

Als Sam Cooke 1960 mit seiner Band in Jamaika und der Karibik tourte, war Be My Guest auf allen Radiosendern und im Repertoire aller Bands zu hören.[10] Die jamaikanische Musikszene war insgesamt von Dominos Schaffen stark beinflusst. Jimmy Cliffs früher Hit Miss Jamaika bezieht sich auf den Sound und den Inhalt von Be My Guest.[5] Derrick Morgan: „Be My Guest - das war wirklicher Ska-Stil! Wir übernahmen auch diese ganzen Rhythmen von ihm. Es war ein kraftvoller Einfluss auf die Produktion jamaikanischer Musik - Fats Domino, Smiley Lewis, Professor Longhair, Louis Jordan, alle diese Typen. Aber Fast war die Nummer Eins!“[5] Noch 1967 forderte die westindische Diaspora bei Fats Konzerten in London den Ska-Vorläufer.[11] Be My Guest ist vielleicht Fats Dominos unterschätzester Song.[8]


Dominos Biograph Rick Coleman stellt den Song in die Tradition der gleichnamigen Biografie Be My Guest des Hotel-Moguls Conrad Hilton, obwohl im Hotelgewerbe zu dieser Zeit noch die Segregation üblich war. Dominos auch in diesem Song zum Ausdruck kommende Freundlichkeit passe zur Erkenntnis des Musikwissenschaftlers Gerald Early, dass ein gastfreundliches Willkommen seit der Odyssee und der Geburt Christi die Quintessenz der Zivilisation sei.[12]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Tommy Boyce: How to Write a Hit Song …and Sell it. Wilshire Book Company, Hollywood 1974, S. 28.
  2. Tommy Boyce: How to Write a Hit Song …and Sell it. Wilshire Book Company, Hollywood 1974, S. 108f.
  3. a b c d e Rick Coleman: Blue Monday. Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ’n’ Roll. Erste Auflage. Da Capo Press, Cambridge 2006, S. 196f.
  4. Keesing, S. 53.
  5. a b c d Rick Coleman: Blue Monday. Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ’n’ Roll. Erste Auflage. Da Capo Press, Cambridge 2006, S. 210f.
  6. Davis, S.28.
  7. a b c Stuart Colman: The Killer Quillers. John Marascalco. In: Trevor Cajiao (Hrsg.): Now Dig This. Nr. 362. Bensham, Gateshead, Tyne & Wear Mai 2013, S. 13–16.
  8. a b Rick Coleman: Blue Monday. Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ’n’ Roll. Erste Auflage. Da Capo Press, Cambridge 2006, S. 290.
  9. Tommy Boyce: How to Write a Hit Song …and Sell it. Wilshire Book Company, Hollywood 1974, S. 42.
  10. Peter Guralnick: Dream Boogie. The Triumph of Sam Cooke. Abacus, London 2005, S. 335.
  11. Rick Coleman: Blue Monday. Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ’n’ Roll. Erste Auflage. Da Capo Press, Cambridge 2006, S. 242.
  12. Rick Coleman: Blue Monday. Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ’n’ Roll. Erste Auflage. Da Capo Press, Cambridge 2006, S. 188.