Bezeichnungsnägel an einem Telefonmast in Deutschland

Bezeichnungsnägel (distingushing marks, numbering nails; Clous (m. pl.) estamillés, marques (f. pl.) distinctives) dienen der Kennzeichnung beispielsweise von Telefonmasten. Hier werden die Masten meist durch dreieckige, viereckige und runde Nägel mit eingestanzten Zahlen typisiert.

Geschichte

Bearbeiten

Deutsche Reichspost (Stand: 1929)

Bearbeiten

Jede Telegraphenstange erhält nach ihrer Zubereitung mit fäulniswidrigen Stoffen eine Eigentumsbezeichnung (TV = Telegraphenverwaltung) sowie die Angabe der Tränkungsart nebst der Klassenzahl I oder II. Bei der späteren Verwendung wird noch das Einstellungsjahr durch die beiden letzten Ziffern ersichtlich gemacht. Alle diese Angaben wurden bis in die 1920er Jahre jahrzehntelang mit Brennstempeln mehrere Millimeter tief in das Holz eingebrannt. Das Verfahren war einfach und Billig und hatte den großen Vorteil, dass die Zeichen auch nach dem Verschwinden der braunen Brandfarbe selbst nach 20 und 30 Jahren sichtbar blieben. – Indessen musste die Verwendung des Brennstempels auf der Stangenzubereitungsanstalten wegen der großen Feuergefahr - meistens auf Veranlassung der beteiligten Feuer-Versicherungsgesellschaften - unterbleiben. Spätestens seit Mitte 1920er Jahren wurden daher als Ersatz des Einbrennens Bezeichnungsnägel verwendet, die zuerst den bei der Eisenbahn gebräuchlichen Schwellennägeln nachgebildet waren, dann in Krampenform beschafft worden. Diese Bezeichnungsnägel waren aus Stahlblech gepresst und gegen Rostansatz durch eine Mischverzinnung geschützt, da es sich gezeigt hat, dass bei der Feuerverzinkung die Deutlichkeit der eingeprägten Zeichen gelitten hatte.

Um die Tränkungsarten zu kennzeichnen wurden folgende Buchstaben benutzt:

R für teerölgetränkte Kiefernstangen
D für Kiefernstangen mit Basilittränkung; Fichten und Tannenstangen werden durch einen Nagel mit einer Ligatur von TF besonders gekennzeichnet.
H für Sublimattränkung nach dem Mischverfahren;
K für Sublimattränkung nach Ryan.

Für die während des Ersten Weltkrieges infolge Rohstoffmangels zugelassenen Ersatz-Tränkungsverfahren sind folgende Bezeichnungen angeordnet worden:

A für Natriumfluorid-Formaldehyd-Natriumbichromattränkung
N für Kieselfluornatrium
C für Tränkung mit Rohkresolen, Natronlauge und Fluornatrium
F für Tränkung mit Chlorphenolquecksilber und Natronlauge
P für Tränkung mit Parachlormetakresol und Ätzkalk.

Ferner enthielten die älteren in den Linien stehenden Stangen noch folgende Brennzeichen für Ende der 1920er Jahre nicht mehr benutzte Tränkungsarten:

Z für Zinkchloridtränkung
Cr für Teeröl-Volltränkung
B für Kupfersulfattränkung nach Boucherie und
B/D für Kupfersulfattränkung mit Dampfstrahlpumpe.[1]

Deutsche Bundespost (Stand: 1970)

Bearbeiten

Bezeichnungsnägel für Fernmeldemaste kennzeichnen unter anderem durch verschiedene Formen und Ziffernangaben Holzart, Tränkungsart, Lieferanten und Tränkungsjahr. Das Lieferwerk schlägt die Bezeichnungsnägel nach Tränken in festgelegter Entfernung oberhalb des Mastfußendes senkrecht untereinander ein. Form und Beschaffenheit nach der FTZ-Zeichnung 737 911 1 Wz 1–4: Werkstoff St III 23, 1,5 mm entgratet, verzinkt. Ein dreieckiger Bezeichnungsnagel kennzeichnet die Holzart bzw. Holzart und Lieferant, im letzten Fall oben die Ziffer für Holzart, darunter die Ziffer für den Holzlieferanten. Ein runder Bezeichnungsnagel trägt die letzten beiden Ziffern der Jahreszahl und die Ziffer des Tränkwerks. Ein viereckiger Bezeichnungsnagel kennzeichnet das Tränkungsverfahren und das verwendete Holzschutzmittel. Die Ziffern für Tränkungsverfahren und Holzschutzmittel werden auf einem viereckigen Bezeichnungsnagel nebeneinander kombiniert: Zum Beispiel 411 bedeutet Mast im Trogsaugverfahren (4) mit Basilis UAS (11) getränkt. Ein viereckiger Bezeichnungsnagel gibt das Fußschutzverfahren und das Fußschutzjahr an.

Alter Text

Bearbeiten
 
Plakette nach DIN EN 14229 an einem Mast einer Streckenfernsprechleitung in Deutschland
 
QR Code und Mastnummer an einem Telefonmast im oberirdischen Liniennetz der Deutschen Telekom

Seit 1964 werden die Masten mit drei bis fünf Bezeichnungsnägeln typisiert. Bei der Kennzeichnung mit drei Nägeln gibt der dreieckige die Holzart (1 = Kiefer) und den Hersteller an. Die erste Ziffer auf dem quadratischen Mastnagel gibt das Tränkmittel, die weiteren Ziffern das Tränkverfahren an. Auf dem runden ist das Tränkwerk und das Tränkjahr vermerkt.

Nach DIN EN 14229 „Holzbauwerke - Holzmaste für Freileitungen“ sind diese Angaben allerdings nicht mehr ausreichend. Deshalb wurde eine neue, einheitliche Plakette definiert, welche die geforderten Mindestangaben und weitere Informationen enthält. Diese umfassen zum Beispiel das CE-Kennzeichen und die Nummer des EG-Konformitätszertifikates, Name und Logo des Mastenlieferanten sowie die Kurzzeichen von Holzart und Imprägniermittel.

Die Deutsche Telekom kennzeichnet ihre Telefonmasten heute mit eloxierten Aluminiumschildern, auf denen ein QR-Code und eine siebenstellige Zahl aufgedruckt ist. Der Code verweist dann innerhalb einer Datenbank zu der eigentlichen Information. Bis 2016 sollten 3.250.500 Etiketten an alle Holzmasten der Deutschen Telekom angebracht werden. Die Telekom hat nach eigenen Angaben 2016 noch mehr als drei Millionen Holzmasten in ihrem Bestand, auf denen mehr als 100.000 Kilometer oberirdische Linien verlaufen[2].

Literatur

Bearbeiten
  • Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens;
    • 1. Auflage; Band 1 A–K; S. 142 (»Bezeichnungsnägel«)
    • 2. Auflage; Band 1 A–F; S. 179 (»Bezeichnungsnägel für Fernmeldemaste«)
  • Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen der Deutschen Telekom AG für Bauleistungen am Telekommunikations-Netz Teil 50 (ZTV-TKNetz 50) – Zugangsnetz in oberirdischer Bauweise; November 2009

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. S. 142
  2. Deutsche Telekom AG: Deutsche Telekom: Warum Glasfaser-Ausbau über Holzmasten kein Holzweg ist. Abgerufen am 28. Dezember 2017.

Kategorie:Nagel Kategorie:Bauform (Freileitungsmast) Kategorie:Telefonnetz