Ralph Raule (* 5. Oktober 1966 in Wiesbaden) ist ein deutscher Unternehmer und Aktivist im Behindertenrecht. Raule ist nahezu gehörlos. Bei seinen Aktivitäten liegt der Schwerpunkt auf der Barrierefreiheit für gehörlose Menschen, besonders auf dem Recht auf Informationen in Gebärdensprache sowie dem vielfältigen Einsatz von Gebärdensprache.

Kindheit und Jugend

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Ralph Raule wurde 1966 in Wiesbaden als Sohn des Unternehmers Horst Raule und Hannelore Raule geboren. Raule hat einen jüngeren Bruder Erik, dem er seiner Auffassung nach sein gutes Kommunikationsvermögen verdankt.

Raule wuchs in lautsprachlicher Sozialisation auf und erlernte durch Kontakte innerhalb des Sports die Gebärdensprache. Er besuchte eine Gehörlosen- und Schwerhörigen-Schule in Bad Camberg, sein Abitur absolvierte er in Freiburg.

Raule ist verheiratet und lebt in Hamburg.

Die Gehörlosigkeit Raules

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Als Folge einer Krankheit verlor Raule im Alter von 3 Jahren einen Großteil seiner Hörfähigkeit. Durch eine misslungene Anpassung von Hörgeräten verlor er in einem weiteren Schritt nahezu sein komplettes Gehör und kann ohne Hörgeräte nichts mehr hören. Die Universitätsklinik Mainz, in der die Anpassung unter der Obhut von Professor Bisalski erfolgte, sprach hier von einem sogenannten Hörgeräte-Trauma, das nur in einem von tausend Fällen passieren würde. Ausgestattet mit zwei hochwertigen Hörgeräten kann Raule in störungsfreien Räumen gut kommunizieren, wobei die hohe Verstehensleistung auch durch ein sehr gutes Lippenablesen erfolgt. Hinzu kommt auch, dass Raule eine nahezu vollständige Spracherwerb in der deutschen Lautsprache hatte und gut verstanden wird, wenn er lautsprachlich und schriftlich kommuniziert. Einem Einsatz von einem Cochlear Implantat (CI) bei sich steht er kritisch gegenüber.

Beruflicher Werdegang

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Nach dem Abschluss der allgemeinen Hochschulreife begann Raule eine Ausbildung bei der Dresdner Bank AG zum Bankkaufmann. Anknüpfend begann er ein Grundstudium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, dass er dann im Hauptstudium der BWL und mit dem Nebenfach Psychologie (Schwerpunkt Betriebs - & Organisationspsychologie) an der Fernuniversität Hagen fortsetzte. Das Studium schloss er 1996 mit dem akademischen Grad des Diplom Kaufmannes ab.

Parallel zu dem Studium arbeitete Raule einige Jahre in der Firma seines Vaters, der Autovermietung Raule GmbH, in Eppstein. Dort durchlief er alle Abteilungen im Unternehmen und arbeitet nach dem Abschluss seines Studiums in Vollzeit als Assistent der Geschäftsleitung, mit dem Schwerpunkt der Tätigkeit auf Controlling.

Raule schied Ende 1997 aus dem Unternehmen seines Vaters aus und schloss sich einer einjährigen Weiterbildung als Systemadministrator an, um sich grundlegende Kenntnisse in Computer- und Netzwerk-Technologien anzueignen. Nach dem Abschluss dieser Weiterbildung arbeitete er in einer Unternehmensberatung. Aus privaten Gründen entschied sich Raule nach Hamburg zu ziehen und machte sich im Bereich des Online-Marketing selbstständig. Hier lag der Schwerpunkt auf der Erstellung von sogenannten Chat Bots, die maschinengesteuert Dialoge mit Menschen führen können.

Mit Erscheinen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) in 2001 wuchs bei Raule der Wunsch, als Betroffener in den Bereich von Barrierefreiheit und Gebärdensprache ein Unternehmen zu gründen, um das Gesetz auch mit Leben zu füllen und Dienstleistungen wie auch Produkte dafür zu entwickeln.

Er gründete mit Knut Weinmeister und Thimo Kleyboldt 2003 die Firma Gebärdenwerk GmbH, dessen geschäftsführender Gesellschafter er ist; ebenso wie der yomma GmbH (vormals: Sign Factor GmbH).

Im Zuge seiner politischen Interessen und verstärkten Engagements in der Politik schloss er 2015 außerdem an der Quadriga Berlin ein weiteres Studium ab, den Kompaktstudiengang “Politikmanagement & Public Affairs”.

Engagement

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In seiner Zeit als Student engagierte Raule sich als Vorstandsmitglied und Referatsleiter in der BHSA e.V. (Bundesarbeitsgemeinschaft hörbehinderter Studenten und Absolventen). In Zusammenhang mit seiner Arbeit bei der [Gebärdenwerk GmbH] folgte die Berufung zum Schatzmeister beim Deutschen Gehörlosenbund für insgesamt 3 Jahre. Seit 2012 ist Ralph Raule Vorsitzender des Hamburger Gehörlosenverbandes e.V.[1]

Die Tätigkeiten fokussieren sich hier vor allem auf politische Arbeit, dem politischen Netzwerk und dem Ausbau der Barrierefreiheit für gehörlose Hamburger BürgerInnen. 2013 übernahm er außerdem die Rolle als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung Gehörloser in HH e.V. Zu den behindertenpolitischen Engagements von Raule gesellte sich 2015 dann die Tätigkeit als Vorsitzender bei der Landesarbeitsgemeinschaft behinderter Menschen in Hamburg e.V.

Raules Augenmerk liegt auf dem Einsatz von Gebärdensprache und dem Ausbau der Barrierefreiheit.[2]

Ein besonderes Anliegen ist Raule die Repräsentation von gehörlosen und auch behinderten Menschen in Führungspositionen wie auch in der Selbständigkeit – in der freien Wirtschaft und auch in anderen Bereichen ist dies so immer noch nicht selbstverständlich.

Im Zuge seines Engagements im Gehörlosenverband rief Raule außerdem die Idee für “Deaf Refugees Welcome” ins Leben und regte die Erstellung einer Begleitung für gehörlose Geflüchtete 2015 an.

Positionen

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Im Sommer 2019 veröffentlichte Ralph Raule in seiner Funktion als Vorsitzender des Gehörlosenverbandes e.V. den sogenannten „Hamburger 5-Punkte-Plan“.[3] Dieser entstand aus der Beobachtung der fehlenden Umsetzung einer zufriedenstellenden Barrierefreiheit für gehörlose Menschen in Hamburg. Mit der Novellierung des Hamburgisches Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (HmbBGG) 2019 wurde ersichtlich, dass weitere relevante Punkte für die Herstellung von vollständiger sozialer Teilhabe für gehörlose Menschen in Hamburg fehlen. Raule nahm dies zum Anlass einen Fünf Punkte Planes mit Praxisbeispielen und berechneten finanziellen Möglichkeiten diesen als Handlungsempfehlung gedachten Plan zu erstellen.

Auszeichnungen

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  • 2010 BIENE-Award für zignoO[4]
  • 2010 (Aktion Mensch) Sonderpreis für zignoO
  • 2009 (Hamburg@work) 3. Platz bei WebFuture Awardfür Gebärdenwerk
  • 2005 (Multimedia Transfer)Nachwuchspreis für Gebärdenwerk
  • 2000 (VSS GmbH) Förderpreis "Unternehmer im Unternehmen"
  • 1988 Fussball‐Nationalmannschaft der Gehörlosen
  • 1985‐1992 Gewinn diverser Meisterschaften bei den Gehörlosen‐Fussballmeisterschaften
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Einzelnachweise

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  1. Hamburger Gehörlosen-Zeitung 3/2012, abgerufen am 22. April 2020.
  2. Gehörlosigkeit - Wenn das Netz stumm bleibt, in: ZB Online 3-2014, abgerufen am 22. April 2020.
  3. 5-Punkte-Plan und Hamburgische Behindertengleichstellungsgesetz, Website des Gehörlosenverbandes Hamburg e.V. vom 28. März 2019, abgerufen am 22. April 2020
  4. „BIENE AWARD“ für die Community-Seite zignoO! auf deafservice.de, abgerufen am 22. April 2020

http://www.zeitzeugen-projekt.de/index.php/die-zeitzeuginnen/ralph-raule

https://www.rehacare.de/de/Archiv/Themen_des_Monats/Themen_des_Monats_2018/M%C3%A4rz_2018:_Aktivismus_f%C3%BCr_ein_selbstbestimmtes_Leben/Aktivist*innen_f%C3%BCr_Inklusion:_selbstbestimmt,_pers%C3%B6nlich,_vielf%C3%A4ltig?src=Inklusion_Aktivisten_selbstbestimmt

https://www.zeit.de/2018/02/gehoerlose-ralph-raule-vorsitz-gebaerdenwerk/komplettansicht

https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article216624357/Der-Mann-der-nichts-hoert-und-damit-sein-Geld-verdient.html

https://scharlatan.de/inklusion-ist-das-was-jeder-will-aber-keiner-kann/

https://abendfarben.wordpress.com/tag/ralph-raule/

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuell/veranstaltungen/veranstaltungen-2013/wie-barrierefrei-sind-deutschlands-online-nachrichtenportale-2013/foto-galerie/?tx_photogals_elementid=13822&tx_photogals_image=5&cHash=6e1eb12221319c1e4460680e71791163