Hilalspor
Basisdaten
Name BERLIN HilalSPOR e.V.
Sitz Berlin
Gründung 27. Oktober 1985
Farben grün-weiß
Präsident Adnan Tuc
Website www.hilalspor-berlin.de
Erste Fußballmannschaft
Cheftrainer Ramazan Ülger
Spielstätte Sportplatz Wiener Straße
Plätze 500
Liga Berlin-Liga
2022/23 4. Platz

Berlin Hilalspor, kurz Hilalspor, ist ein deutscher Fußballverein, der aus dem türkischen Gastarbeiter-Milieu von Berlin-Kreuzberg stammt. Heimstätte des Vereins ist der Sportplatz Waldeckpark. Die Spiele der 1. Männermannschaft in der Berlin-Liga werden jedoch überwiegend auf dem Sportplatz Wiener Straße im Görlitzer Park ausgetragen.

Geschichte Bearbeiten

Der Verein wurde als Sportclub der Jugend am 27. Oktober 1985 gegründet und am 4. Februar 1989 in Berlin Hilalspor umbenannt.[1] Besondere Bedeutung erhielt der Verein laut Eigenaussage nach den Auseinandersetzungen am 1. Mai 1987 in Kreuzberg, als er durch Sport Integrationsangebote für migrantische Jugendliche machte.[2] Darauf basierend wurde 2022 die Jahreszahl 1987, die man offiziell als Gründungsjahr ansieht, in das modifizierte Vereinswappen aufgenommen. Bis dahin trug der Verein die zu einem Fußball stilisierte islamische Mondsichel „Hilal“ ohne Jahreszahl im Wappen.

Die 1. Männermannschaft des Vereins spielte zumeist unterklassig im Berliner Fußball. Anfang der 1990er-Jahre erlebte der Verein eine Reihe von Aufstiegen und galt zunächst als besonders fair spielende Mannschaft. Nachdem es am 1. Spieltag der Saison 1992/93 jedoch zu Auseinandersetzungen und einem Abbruch des Spiels gegen den FC Treptow kam, sollte Hilalspor in die Kreisliga C strafversetzt werden, was jedoch nach Berufung vom Sportgericht revidiert wurde.[3] In der Saison 1994/95 kam es zu gewalttätigen Vorfällen beim Spiel gegen den Weddinger FC, bei dem Hilal-Kicker einen Gegenspieler schwer verletzten.[4] Dem Verein, der sich später entschuldigte,[5] die Vorfälle allerdings mit rassistischen Anfeindungen begründete, wurden folgend vier Punkte abgezogen.[6] Beim Rückspiel weigerte sich der Weddinger FC anzutreten.[7][8] Am Saisonende stieg Hilalspor in die Landesliga auf. In der gleichen Spielzeit gelang der Einzug in das Viertelfinale des Landespokals, wobei man sich Türkiyemspor geschlagen geben musste. In der Saison 1998/99 musste erneut ein Spiel abgebrochen werden, weil Hilal-Spieler in der Begegnung mit dem 1. FC Wilmersdorf die Schiedsrichterin attackierten; Torwart Olcay Herdem wurde wegen Anspucken bis Jahresende 1999 vom Verband gesperrt.[9][10] Den größten Erfolg im Landespokal feierte Hilal schließlich 2003, als sich die Mannschaft erst im Halbfinale dem späteren Sieger Reinickendorfer Füchse geschlagen geben musste.

2006 konnte Hilal erstmals in die höchste Spielklasse der Stadt aufsteigen. In der Saison 2006/07 stieg man jedoch direkt als Tabellenvorletzter wieder ab und bis 2013 folgte der Abstieg bis in die neuntklassige Kreisliga A. Im Jahr 2017 kam es zu einem Spielabbruch der zweiten Mannschaft in der Kreisliga B, nachdem Hilalspor-Spieler die Schiedsrichterin im Spiel gegen den BSC Rehberge bedrängten.[11] Eine Rückkehr der ersten Mannschaft in die nunmehr sechstklassige Berlin-Liga gelang 2019. Infolgedessen schloss Hilalspor eine Kooperation mit dem damaligen Regionalligisten Berliner AK, die den Austausch von Spielern zum Ziel hat.[12] In der Berlin-Liga konnten sich die Kreuzberger in den nächsten Jahren schließlich etablieren. Obwohl vor der Saison 2022/23 noch der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben wurde[13], feierte die Mannschaft zum Jahreswechsel überraschend die Herbstmeisterschaft vor Titelfavorit Sparta Lichtenberg[14] und wurde am Ende Tabellenvierter.

Nähe zum Islamismus Bearbeiten

Unter den Vereinen mit Türkeibezug nahm Hilalspor in der Vergangenheit eine Sonderstellung ein, da der Verein wertkonservativ-sunnitisch auf die Einhaltung muslimisch-religiöser Vorschriften achtete, z. B. in Bezug auf den Verzehr von Alkohol und Schweinefleisch,[3] und nicht Mitglied in einem der beiden großen Dachverbände, dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg oder der Türkischen Gemeinde zu Berlin, war. Als erster Verein mit türkischen Wurzeln hatte der Klub einen Gebetsraum in seinem Vereinsheim.[3] Ferner galt Hilalspor als Art Vorfeldorganisation mit Nähe zur islamistischen Bewegung Millî Görüş.[15][16][17][18] Unter anderem war Hasan Aydin, von 1991 bis 2001 Vorstandsvorsitzender von Hilalspor, Mitglied der Millî Görüş.[1][19]

Statistik ab 1991 Bearbeiten

Saison Liga Platz Spiele S U N Tore +/- Punkte Pokal (Berlin)
1991/92 Kreisliga C (Staffel 2) 01/16   30 24 03 03 098:30 +68 51:9 3. Runde (2:6 gegen Sportfreunde Johannisthal)
1992/93 Kreisliga B (Staffel 1) 02/16   30 18 05 07 071:27 +44 41:19 1. Runde (1:3 n. V. gegen RFC Liberta)
1993/94 Kreisliga A (Staffel 3) 01/16   30 20 07 03 079:27 +52 47:13 1. Runde (0:1 gegen BFC Meteor)
1994/95 Bezirksliga (Staffel 1) 03/16   30 17 09 04 064:28 +36 39:17(1) Viertelfinale (1:2 gegen Türkiyemspor Berlin)
1995/96 Landesliga (Staffel 1) 14/16   30 05 14 11 042:56 −14 29 3. Runde (1:4 gegen Lichtenberg 47)
1996/97 Bezirksliga (Staffel 2) 02/16   30 18 04 08 089:49 +40 58 Qualifikation (1:11 gegen TSV Rudow)
1997/98 Landesliga (Staffel 2) 12/16 30 11 04 15 045:60 −15 37 2. Runde (gegen MSV Normannia 08)
1998/99 Landesliga (Staffel 2) 12/16 30 10 04 16 040:59 −19 34 3. Runde (2:3 gegen Eintracht Mahlsdorf)
1999/2000 Landesliga (Staffel 1) 10/16 30 11 03 16 068:84 −18 36 k. A.
2000/01 Landesliga (Staffel 1) 14/16   30 06 06 18 036:88 −52 24 k. A.
2001/02 Bezirksliga (Staffel 3) 01/16   30 23 06 01 099:30 +69 75 k. A.
2002/03 Landesliga (Staffel 2) 03/16 30 19 06 05 075:39 +36 63 Halbfinale (1:2 n. V. gegen Reinickendorfer Füchse)
2003/04 Landesliga (Staffel 1) 08/16 30 12 04 14 039:54 −15 40 3. Runde (0:2 gegen Tennis Borussia Berlin)
2004/05 Landesliga (Staffel 2) 14/16 30 06 06 18 033:62 −29 24 2. Runde (0:1 gegen Eintracht Mahlsdorf)
2005/06 Landesliga (Staffel 2) 02/16   30 17 06 07 057:30 +27 57 1. Runde (0:1 gegen Adlershofer BC)
2006/07 Verbandsliga Berlin 17/18   34 07 08 19 036:66 −30 29 1. Runde (1:3 gegen Borussia Friedrichsfelde)
2007/08 Landesliga (Staffel 1) 10/16 30 11 06 13 050:62 −12 39 Achtelfinale
2008/09 Landesliga (Staffel 1) 10/16 30 10 08 12 057:71 −14 38 Achtelfinale (1:3 gegen Berlin Ankaraspor)
2009/10 Landesliga (Staffel 2) 14/16   30 08 06 16 034:65 −31 30 2. Runde (1:2 gegen FC Internationale Berlin)
2010/11 Bezirksliga (Staffel 3) 06/16 30 13 05 12 070:48 +22 44 4. Runde (1:2 gegen Frohnauer SC)
2011/12 Bezirksliga (Staffel 3) 12/16 30 09 08 13 052:76 −24 35 2. Runde (4:6 gegen DJK Schwarz-Weiß Neukölln)
2012/13 Bezirksliga (Staffel 3) 15/16   30 07 05 18 060:110 −50 26 1. Runde (2:4 gegen BFC Südring)
2013/14 Kreisliga A (Staffel 4) 02/16   30 22 01 07 105:62 +43 67 1. Runde (2:8 gegen 1. FC Wilmersdorf)
2014/15 Bezirksliga (Staffel 3) 05/16 30 16 06 08 085:69 +16 54 2. Runde (2:3 gegen Blau-Weiß Hohen Neuendorf)
2015/16 Bezirksliga (Staffel 2) 01/16   30 24 05 01 118:34 +84 77 2. Runde (1:2 gegen VSG Altglienicke)
2016/17 Landesliga (Staffel 2) 04/15 28 18 03 07 078:37 +41 57 2. Runde (0:3 n. E. gegen Tennis Borussia Berlin)
2017/18 Landesliga (Staffel 1) 03/16 30 19 05 06 101:41 +60 62 2. Runde (1:2 gegen SV Empor Berlin)
2018/19 Landesliga (Staffel 1) 02/16   30 22 01 07 094:45 +49 67 3. Runde (4:5 n. E. gegen SV Empor Berlin)
2019/20 Berlin-Liga(2) 13/18 22 08 04 10 034:45 −11 28 1. Runde (0:3 gegen Füchse Berlin Reinickendorf)
2020/21 Berlin-Liga(2) 08/20 12 05 02 05 028:23 0+5 17 2. Runde (3:4 gegen VfB Hermsdorf)
2021/22 Berlin-Liga 08/19 36 17 04 15 074:69 0+5 55 2. Runde (1:2 gegen SC Staaken)
2022/23 Berlin-Liga 04/18 34 22 02 10 086:51 +35 68 1. Runde (0:4 gegen Lichtenberg 47)
2023/24 Berlin-Liga 3. Runde (2:3 gegen SG Blankenburg)
(1) 
Vier Punkte Abzug in der Saison 1994/95.
(2) 
Abbruch der Saisons 2019/20 und 2020/21 auf Grund der Covid-19-Pandemie. Wertung nach Quotienten Punkte pro Spiel.

Personen Bearbeiten

  • Momar Njie (* 1975), spielte 2008–2010 bei Hilalspor
  • Rahman Njie (* 1973), spielte 2008–2009 bei Hilalspor

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Auszug Vereinsregister VR 8511 B, abgerufen am 4. Januar 2023
  2. Berlin Hilalspor: Historie
  3. a b c Treptower zu Gast: Absolut saubere Szene bei Hilalspor. In: Fußball-Woche Nr. 51/1992, 14. Dezember 1992
  4. Krawall beim Weddinger FC. In: Fußball-Woche Nr. 6/1995, 6. Februar 1995
  5. Hilalspor bedauert. In: Fußball-Woche Nr. 8/1995, 20. Februar 1995
  6. Hartes Urteil gegen Hilalspor. Vier-Punkte-Abzug, 4000 Mark und Sperren. In: Fußball-Woche Nr. 9/1995, 27. Februar 1995
  7. Höhne gegen Absage als „Selbstjustiz“. In: Fußball-Woche Nr. 18/1995, 2. Mai 1995
  8. Leserbrief: Keine Weddinger Selbstjustiz. In: Fußball-Woche Nr. 19/1995, 8. Mai 1995
  9. Fußball-Woche Nr. 42/1998, 12. Oktober 1998
  10. Gül hinterließ große Lücke: Hilalspor tut sich schwer auf Weg nach oben. In: Nr. 45/1998, 2. November 1998
  11. Frank Bachner: Gewalt im Berliner Amateurfußball: Krawall nach Fußballspiel in Neukölln. In: Tagesspiegel. 17. Oktober 2017, abgerufen am 15. Mai 2024 (deutsch).
  12. Berliner AK: Kooperation mit Berlinligist Berlin Hilalspor. 25. Juni 2019, abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
  13. Fußball-Woche vom 21. Dezember 2022
  14. Charlotte Bruch: Hilalspor ist das Überraschungsteam der Hinrunde. 11. Dezember 2022, abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
  15. Stefan Metzger: Das Spiel um Anerkennung: Vereine mit Türkeibezug im Berliner Amateurfußball. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3658192600. Seite 45.
  16. Daniel Huhn/Stefan Metzger: Ethnizität, Identität und Sport. Das Selbstverständnis von Fußballvereinen mit Türkeibezug im Ruhrgebiet und in Berlin. In: Migrantenorganisationen – Engagement, Transnationalität und Integration. Tagungsdokumentation im Auftrag der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn 2013, ISBN 978-3-86498-525-6. Seite 55ff.
  17. Claudia Dantschke/Claudia Luzar: Aspekte der Demokratiegefährdung in Berlin-Mitte und Möglichkeiten der Intervention. Abschlussbericht. Schriftenreihe Zentrum Demokratische Kultur. Berlin 2007.
  18. Spiegel: Besuch aus Beverly Hills. 24. Oktober 1999, abgerufen am 5. Januar 2023 (deutsch).
  19. Spiegel: »Der Islam ist der Weg«. 11. Februar 1996, abgerufen am 5. Januar 2023 (deutsch).