Zum Satz von Frobenius (reelle Divisionsalgebren) Bearbeiten

Ergänzung des elementaren Beweises nach Pontrjagin, Topologische Gruppen, Teil 1 bzw. seiner Arbeit Über stetige algebraische Körper (1932).

Wahrscheinlich gibt Pontrjagin hier den Beweis von Leonard Dickson wieder, auf den er am Ende seines Artikels Über stetige algebraische Körper verweist und der sich in Leonard Dicksons Buch Algebren und ihre Zahlentheorie (deutsche Ausgabe, Seite 46, Satz V) befinden soll, siehe Lew Semjonowitsch Pontrjagin: Ueber stetige algebraische Körper (= Annals of Mathematics, II. Series. Vol. 33, No. 1). Januar 1932.

Frobenius gab also 1877 eine Klassifikation endlichdimension aller reeller Divisionsalgebren.

Im Jahre 1881 gab Charles Sanders Peirce einen Beweis, der leicht verallgemeinert zur Klassifikation aller reellen Divisionsalgebren  , deren sämtliche kommutative Zwischenkörper   für jedes Element   algebraisch oder (äquivalent) endlichdimensional über   sind. Der Fundamentalsatz der Algebra zeigt, dass es dabei in Wahrheit höchstens nur um quadratische Erweiterungen geht.

Der Satz von Gelfand-Tornheim bzw. der Satz von Gelfand-Mazur besagen, dass sich die Klassifikation reeller normierter Divisionsalgebren auf die Klassifikation nach Charles S. Peirce zurückführen lässt und dieselben Archetypen   identifiziert.

Elementarer Beweis nach Charles Sanders Peirce (1881) Bearbeiten

Im Jahre 1881 veröffentlichte Charles Sanders Peirce[Anm 1] eine elementaren Beweis für die folgende Aussage, die etwas schwächere Voraussetzungen hat als der Satz von Frobenius:

Es sei   eine reelle Divisionsalgebra, in der jedes Element reell algebraisch (das heißt, Nullstelle eines reellen Polynoms) ist. Dann ist  .

Beweis: Jedes Element   Nullstelle seines Minimalpolynoms  , und   ein (kommutativer) Teilkörper der Divisionsalgebra   und endlicher Erweiterungskörper von   ist . Nach dem Fundamentalsatz der Algebra hat   als irreduzibles Polynome den Grad  . Also genügt es, den folgenden Satz zu beweisen:

Es sei   eine reelle Divisionsalgebra, in der jedes Element höchstens quadratischen Grad über   hat. (Das heißt: Jedes Element   ist Nullstelle eines quadratischen oder linearen reellen Polynoms, genügt also einer quadratischen oder linearen Gleichung.) Dann ist  .

Beweis: Für das Folgende wird die Einbettung   als vollzogen angenommen, das heißt,   wird als reeller Unterraum der reellen Divisionsalgebra betrachtet:  . Man beachte jedoch, dass es eine kanonische Einbettung der komplexen Zahlen   nur für den Fall   gibt. Im Falle   gibt es nämlich unendliche viele Lösungen der Gleichung   in  .

Die Beweisidee orientiert sich an Eigenschaften des Hamiltonschen Quaternionenschiefkörpers   (siehe Epilog) und seiner direkten Zerlegung in einen reellen und den imaginären Anteil:   mit   und   mit einem Tripel   Hamiltonscher Quaternioneneinheiten mit  , welche die multiplikative Struktur festlegen. Mit den Voraussetzungen des Satzes gelingt die Zerlegung anhand der Fallunterscheidung gemäß dem Diskriminantenkriterium aus der Mitternachtsformel: Für ein   ist das Minimalpolynom quadratisch   und die quadratische Ergänzung liefert  . Für ein   betrachte (anstelle seines linearen Minimalpolynoms  ) das quadratische Polynom  . Nur für reelles   ist die Diskriminante  , andernfalls ist sie negativ. So erhält man stets eine Zerlegung   mit   und  . Unter den Voraussetzungen des Satzes bleibt zu zeigen, dass es eine eindeutige Zerlegung in reelle Unterräume ist und dass  . Der Beweis legt die Struktur von   offen.

C. S. Peirce' Beweisschritte sind daher:
no. Aussage des Beweisschrittes Im Originalbeweis: Step no.
1 Jedes Element   besitzt eine eindeutige Darstellung als Summe   mit   und  . Dabei ist  .

Die Abbildungen   und   sind somit wohldefiniert, und dabei gilt:  .

Step 5:[Anm 2]  ,   sind wohldefiniert durch die definierende Gleichung  .
2   ist ein reeller Unterraum der Divisionsalgebra   aufgefasst als Vektorraum über  .

Die Divisionsalgebra besitzt also – aufgefasst als reeller Vektorraum – die Zerlegung   in reelle Unterräume. Es bestehen also die spaltenden exakten Sequenzen

  •   und
  •  .

Dabei sind   und   die beiden reell linearen Projektionen.

In drei Steps:
  • Step 6:   linear unabhängig   linear unabhängig. Dies kann dann nicht wie oben in Folgerung 8 begründet werden, da an dieser Stelle die Linearität von   bzw. von  , mithin die direkte Summe   nicht bewiesen ist.
  • Step 7:  .
  • Step 8:  , also in Step 7 ist stets  . Im selben Schritt folgt zugleich, dass   ein reeller Unterraum ist, weil   für reelle Koeffizienten   (in dortigen Bezeichnungen das „ “) verschwinden muss. Hier also folgt   (was bei Peirce nicht extra erwähnt ist).
3 Dabei gilt:  
  • Step 9: Es gilt:  . Also folgen die drei Fälle \mathbb{D} \in \{\R, \Complex, \mathbb{H} \}.


Zum 1. Beweisschritt (Step 5): Klar ist  .[Anm 3] Zur Zerlegung eines   betrachte sein Minimalpolynom  . Es ist dann und nur dann linear  , wenn  ; die gesuchte Zerlegung ist dann  . Andernfalls ist das Minimalpolynom quadratisch  . Da   reell irreduzibel ist (d. h, keine reellen Nullstellen besitzt), gilt  , also liegt  , und mit   ist die Zerlegung gefunden.[Anm 4]

Ist   eine zweite Zerlegung, so folgt  . Es muss daher   gelten, woraus die Eindeutigkeit folgt.

Es seien also für jedes   die reellen („skalaren“)[Anm 5] und (rein) imaginären („vektoriellen“)[Anm 5] Komponenten definiert durch   mit   und  .

Zum 2. Beweissschritt:

  • Step 6

Mit den obigen Bezeichnungen gilt für   zunächst:  .

Multiplikation mit   von rechts liefert die äquivalente Gleichung:

 

Durch Koeffizientenvergleich folgt  . Schon die erste Gleichung erzwingt  , wie gewünscht.

  • Step 7

Zunächst ist  .

Also gilt  .

Sind   linear abhängig, so muss wegen   die linke Seite verschwinden; sind sie es nicht, so müssen nach Step 6 beide Seiten dieser Gleichung verschwinden. In jedem Falle gilt daher  .

Die Eindeutigkeit der Zerlegung (nach Step 5) liefert nun:   und damit die Behauptung für  .

  • Step 8

Es ist   nach Definition der Abbildung   (Step 5). Zur Abkürzung setze   und berechne den quadratischen Ausdruck zu  , das heißt:

 .

Gemäß Step 6 folgt entweder   oder  , wovon das erste ausscheidet, weil sonst  , das heißt   gölte – im Widerspruch zur linearen Unabhängigkeit von  . Also ist   und  .

Überdies folgt  , womit   als ein reeller Unterraum entlarvt ist. Damit ist   eine symmetrische, positiv definite reelle Bilinearform, also ein euklidisches Skalarprodukt auf  .

Unmittelbare Folgerungen aus Step 8:

  • Beachte, dass für   allgemein zunächst  . Also folgt  , sobald dies für   gezeigt ist, wobei ja trivialerweise  . Also zeigt Step 8, dass die Konjugation antihomomorph ist:  .
  • Konjugation liefert Konjugation liefert konjugierte Nullstellen ...

Zum 3. und letzten Beweisschritt (Step 9): Nach Step 6 gibt zu zwei linear unabhängigen   einen dritten, nämlich  , so dass alle drei linear unabhängig sind. Werden sie jeweils (auf die Länge 1) normiert, will sagen  ,  ,  , so gilt  . Angenommen, es gäbe einen vierten linear unabhängiger Vektor  , so ließe sich dieser zu diesen dreien orthonormalisieren, und es gölte dann:  , im Widerspruch zur Annahme.[Anm 6]

Folgerungen aus der direkten Zerlegung Bearbeiten

Um den begrifflichen Hintergrund für die Rechnungen zum letzten Beweisschritt deutlicher hervortreten zu lassen, lohnt es sich, einige Folgerungen aus der Zerlegung zu ziehen, durch welche die multiplikative Struktur von   beleuchtet und   als ein euklidischer Vektorraum erkannt wird. Damit wird es möglich, Tripel Hamiltonscher Quaternionen mit Hilfe von Orthonormalbasen zu erzeugen und zu charakterisieren. Auch ein Zusammenhang zum Kreuzprodukt wird ersichtlich werden.

Die Eigenschaften, die für den Beweisfortgang benötigt werden, sind mit einem Sternchen „*“ gekennzeichnet.

Unmittelbare Folgerungen aus der Zerlegung  
no Schlagwort Erläuterung
1* Erinnerung Da in   (als einem angeordneten Körper) jedes Quadrat positiv ist, gilt – wie oben bereits festgestellt – die Implikation  , da ja  .
2* Normalisierung, imaginäre Einheiten Da umgekehrt in   (als einem reell abgeschlossenen Körper) jede positive Zahl ein Quadrat ist, lässt sich jede imaginäre Größe   normalisieren, das heißt zu einer „Einheit“ skalieren: Ist nämlich   mit einem  , so ist   mit  . Jede imaginäre Einheit ist Nullstelle von  .
5* Lineare Abhängigkeit modulo   Jede nicht verschwindende reelle Zahl   ist linear unabhängig von jedem nicht verschwindenden (rein) imaginären Element  . Für eine Menge von Elementen   gilt also:   ist genau dann reell linear unabhängig, wenn schon   reell linear unabhängig ist. Allgemeiner gilt sogar für eine Menge   von Elementen:   ist genau dann reell linear unabhängig, wenn   reell linear unabhängig ist. Denn modulo   spielen nur die imaginären Anteile von   eine Rolle.
6* Kriterium für Lineare Unabhängigkeit Ist   linear abhängig, so ist  , das heißt   (oder äquivalent  ). Kontraposition liefert: Gilt   (oder äquivalent  ), so sind   linear unabhängig. – Ist umgekehrt  , das heißt  , so sind   linear abhängig. Denn in diesem Falle ist  , also verschwindet   für  . Folglich ist   ein Kriterium für die lineare Unabhängigkeit zweier Elemente  .
7 Basistransformationen durch Multiplikation Die Linksmultiplikation   mit einem Element   ist ein Isomorphismus auf   als einem reellen Vektorraum, transformiert also jede Basis in eine weitere Basis. Dasselbe gilt auch für die Rechtsmultiplikation  . Isomorphismen (und ihre Umkehrabbildungen) überführen linear unabhängige Mengen in linear unabhängige Mengen, insbesondere Basen in Basen.
8* Lineare Unabhängigkeit von   Da für   das Paar   stets linear unabhängig ist, ist auch also   linear unabhängig für ein beliebiges  . Sind dabei   linear unabhängig, so sind also äquivalent:
  •   linear unabhängig.
  •   linear unabhängig, da das Bild nach Linksmultiplikation mit  .
  •   linear unabhängig, denn   sind linear unabhängig, also  , das heißt  .
  •   linear unabhängig, das das Bild nach Rechtsmultiplikation mit  .
  •   linear unabhängig, da der Faktor   und die Komponente   eliminiert werden können.

Also sind bei linear unabhängigen   auch   voneinander linear unabhängig.[Anm 7]

3 Konjugation, Involution Die Abbildung   heißt Konjugation und hat die Ordnung  , das heißt:  . Die Fixpunktmenge unter der Konjugation ist  . Es ist stets  . Die Konjugation ist ein Antiautomorphismus auf der reellen Algebra:  , denn wegen   genügt es, die Behauptung für   zu zeigen. Da oben   gezeigt wurde, gilt tatsächlich  . Ebenso gilt   Es bleibt jedoch   zu zeigen oder, was äquivalent sein muss,  .
4 Kommutator Für   gilt also  , und es gilt   sogar für  . Denn … Mit anderen Worten gilt für Kommutator  .
3a konjugierte Nullstellen Nullstellen irreduzibler reeller Polynome sind konjugiert (gemäß Emil Artins Überlegung).
3b innere Automorphismen Zeige  . Hiermit wird der Verbindung zur Argumentation aus der klassischen Algebrentheorie deutlich.
9 Euklidisches Skalarprodukt Die Abbildung   ist reell bilinear und nicht ausgeartet: Für ein   betrachte nämlich   für je   und schließe daraus  . Hierbei fließt ein, dass es in   als einem Schiefkörper keine Nullteiler gibt. Zugleich wird klar, dass für jedes   stets  , mithin  ; die Einschränkung   ist also ebenfalls nicht ausgeartet. Zudem ist sie (nach Definition von  ) positiv semidefinit und symmetrisch da  . Dazu bleibt zu zeigen, dass  .
10 Orthogonalität Für   und   gilt gemäß Zerlegung  . Speziell für   gilt  , und mithin die Äquivalenz:  .
11* Orthogonalisierung Peirce rechnet das Gram-Schmidtsche Orthogonalisierungsverfahren am Beispiel des reellen Vektorraums   per pedes durch. Dabei legt er (implizit) das Skalarprodukt   zugrunde, so dass  . Es wird also gezeigt: Ist ein System   linear unabhängiger Elemente   gegeben, so können Sie (mit einer geeigneten regulären Matrix) zu einem Orthogonalsystem   transformiert werden, in dem je zwei Elemente zueinander orthogonal stehen. Der Beweis nimmt per Induktion an, dass dies für   schon vollzogen sei. Ist   für  , so ist   die gesuchte Transformation, denn für   ist   gemäß Voraussetzung, das heißt  , wie gewünscht. – Mit diesem Vorgehen und mit Hilfe von Folgerung 10 (Orthogonalität) zeigt Peirce für  , dass es dann sogar   linear unabhängige Elemente gibt.. Ferner wird es benötigt, um den Fall   zu einem Widerspruch zu führen.
12* Orthonormalisierung Sind also   linear unabhängige Elemente aus   gegeben, so lassen sie sich in ein Orthogonalsystem aus Einheiten, das heißt in ein Orthonormalsystem, transformieren.
13 Orthonormalbasis Nach Folgerung 2 (imaginäre Einheiten) und Folgerung 10 (Orthogonalität) ist eine Orthonormalbasis   von   gekennzeichnet durch   und   für  .
14 Betrag Setzt man  , so ist   ein Betrag. Wählt man nämlich in   eine Orthonormalbasis  , so ist   bezüglich dieser Basis die euklidische Norm. Für   ist  . Dadurch wird   zu einem reell normierten Schiefkörper. Zudem ist diese Norm sogar multiplikativ, denn  . – Es lässt sich zeigen, dass algebraischen Operationen im Sinne dieser Norm stetig sind.
15 Einheiten in   Elemente   mit   heißen Einheiten. Liegen sie sogar in  , so heißt dies  , wie oben definiert: Dies sind die imaginären Einheiten.
16* Kriterien für Tripel Hamiltonscher Quaternioneneinheiten Sind Elemente   gewählt und   gesetzt, dann gilt wegen   nach Folgerung 9 (euklidisches Skalarprodukt) auch   und ebenso  . Dann sind offenkundig äquivalent:
  •   und  .
  •   und  .
  •   bilden Orthonormalsystem.
  •   erfüllen die Beziehungen eines Tripels Hamiltonscher Quaternioneneinheiten, das heißt:
    •   sind Einheiten in  , das heißt:  .
    • Sie stehen in den Beziehungen  ,   und  , das heißt stehen paarweise senkrecht aufeinander.
  •   sind Einheiten in   mit  .
  •   und  . (Wirklich? Warum? Wozu?)
17 Kreuzprodukt Übrigens gilt:   ist reell bilinear. Eingeschränkt auf   ist sie antisymmetrisch, so dass die Abbildung   trilinear und alternierend ist. Es wird daher bei   folgen, dass   für  . Dabei ist der reelle Normierungsfaktor  , wie man dem Fall   wird entnehmen können.

Beweisvariante nach Dickson/Pontrjagin Bearbeiten

Pontrjagin überliefert unter Hinweis auf Leonard Dickson eine Beweisvariante, die sich vor allem im zweiten Beweisschritt vom Peirce unterscheidet.

Folgerungen aus der eindeutigen Zerlegung (1. Beweisschritt): Mit der Signumfunktion   gilt offensichtlich   für beliebige Elemente  , so dass mit   stets auch jedes   reell bzw. imaginär ist. Also ist die Menge   bereits dann ein reeller Unterraum, wenn sie additive Halbgruppe ist, das heißt, wenn gilt:  .

Für die Abbildungen   und   gilt wegen der eindeutigen Zerlegung:

  • Ist eine von beiden additiv, so ist es auch die andere.
  • Ist eine von beiden reell linear, so ist es auch die andere.

Der eindeutigen Zerlegung wegen aber gilt tatsächlich   und  .[Anm 8]

Also gilt: Ist eine der beiden Abbildungen   additiv, so sind beide reell linear und   ein Unterraum im Vektorraum  .[Anm 9]

Nun gilt für   allgemein  . Speziell für   sind also äquivalent:

  •  .
  •  .
  •  , denn im entgegengesetzten Fall   folgt  , also  , und wegen   erzwingt die eindeutige Zerlegung  .
  •  .
Somit folgt aus der eindeutigen Zerlegung, welche Aussagen mit der Aussage des zweiten Beweisschrittes äquivalent und also zu zeigen sind,
no denn angesichts der Gleichheit   sind folgende Aussagen äquivalent:
i   ist ein reeller Unterraum der Divisionsalgebra   aufgefasst als Vektorraum über  , das heißt  .
ii Die Abbildung   ist reell linear.
ii Die Abbildung   ist reell linear.
iv   ist bezüglich Addition eine (Halb-)Gruppe:  .
v Die Abbildung   ist additiv.
vi Die Abbildung   ist additiv.
vii  .
viii  .
ix  .

Definiere   und   für  .

Im 2. Beweisschritt wird nun gezeigt, dass jede der obigen, äquivalenten Aussagen tatsächlich wahr ist: Dazu seien also   ausgewählt. Zu zeigen ist   für jede reelle Linearkombination von  , wobei nur der Fall   fraglich und zu beweisen ist.

Es gilt:

 

Wegen der Eindeutigkeit der Summenzerlegung (Beweisschritt 1) müssen die imaginären Anteile stets identisch sein:

  (*)

Nun darf   angenommen werden, denn andernfalls ist  , also  , wobei der Eindeutigkeit wegen   und folglich   reell linear abhängig sind, mithin  , wie gewünscht. Hiermit ist für   gezeigt:  .

Es sei daher nun vorausgesetzt, dass   reell linear unabhängig sind, also   nur im trivialen Falle  .

Unter der Annahme, dass  , gilt dann die Implikation  , und für   also stets

 

In dieser Gleichung im Schiefkörper   mit den Unbekannten   und   wähle man zwei Paare   reeller Koeffizienten mit den Eigenschaften   und  ,[Anm 10] so dass zwei reell linear unabhängige Gleichungen entstehen, aus denen sich die Unbekannte   eliminieren lässt zu einer Gleichung   mit reellen   und  , woraus (wie soeben) die lineare Abhängigkeit von   folgt, was ausgeschlossen war.

Also ist die Annahme falsch, und stattdessen gilt  , das heißt   für Elemente  . Wegen Gleichung (*) folgt hieraus   und damit die Tatsache, dass   reeller Unterraum ist, wie gewünscht. Die Abbildungen   sind also reell linear, ebenso wie  .


Zu zeigen bleibt,

  • dass notwendig  ,
  • dass der Fall   ausgeschlossen ist, und
  • dass sich solche Einheiten im Falle   wie die Hamiltonschen Quaternionen verhalten.

Zum 3. Beweisschritt: Der Fall   liefert offenkundig  , und der Fall   liefert   und somit  . Einzig der Fall   erfordert nähere Betrachtung. Dazu wird gezeigt:  .

  • zu (i): Sind zwei reell linear unabhängige Elemente   gegeben, so sind nach Folgerung 8 die drei Elemente   linear unabhängig. Da sie sich nach Folgerung 12 orthonormalisieren lassen, enthält   auch ein Element, das senkrecht auf der von ihnen aufgespannten Ebene steht. Es gibt in diesem Falle also ein Orthonormalsystem  , das sich wie Hamiltonsche Quaternioneneinheiten verhält. Also gilt  , und die Teilaussage „ “ ist bewiesen.
  • zu (ii): Gemäß (i) sei also   eingebettet vermöge eines Tripels   Hamiltonscher Quaternioneneinheiten. Annahme: Es gebe  , so dass   reell linear unabhängig sind. Gemäß obiger Folgerung 12 (Orthonormalisierung) sei ohne Einschränkung   und orthogonal zu den übrigen. Dann verhält sich jedes der drei Tripel  ,   und   wie ein Tripel Hamiltonscher Quaternioneneinheiten. Indem man den Faktor   von links nach rechts durch das Produkt zieht, führt nun die Assoziativität – zusammen mit der Antikommutativität Hamiltonscher Einheiten – zu der Gleichung  . Daraus folgt   im Widerspruch zur Annahme. Damit ist auch die Teilaussage „ “ bewiesen.
Wir zeigen, dass in diesem Fall   sich wie Quaternioneneinheiten in   verhalten und linear unabhängig über   sind, so dass  .

(Auf die Normierung verzichten wir zunächst, da wir auch   im Blick haben, verallgemeinerte Quaternionenalgebren …)

Nach Voraussetzung gelte  ,   und  . Es ist  , also  , so dass  . Da   reeller Unterraum ist, muss   reell (sogar negativ) sein, also auch   (das gilt allgemein für  ). Damit gilt  , also  . Für   ist auch  , d. h.: Sind zwei der drei Einheiten, so auch die dritte.
Das Inverse von   ist   oder äquivalent  .

Multiplikation von links mit   ergibt  . Entsprechend ergeben sich auch die übrigen Relationen.

In einer Gleichung   mit reellen   ergibt Multiplikation von links mit   die Relation  , so dass der Eindeutigkeit wegen   also   folgt. Wegen   geht dies nur für  . Also sind   linear unabhängig.

Oktonionen Bearbeiten

Der obige Beweis legt offen, dass sich zu   Basiseinheiten und einem weiteren linear unabhängigen Vektor gleich einige weitere finden lassen und das jeweils drei von ihnen wie ein Hamiltonsches Tripel verhalten. Allerdings setzt das Assoziativgesetz enge Grenzen: Denn für   stieße ein vierter linear unabhängiger Vektor auf einen Widerspruch, den das Assoziativgesetz herbeiführt. Kurz: Im obigen Beweis erzwingt das Assosoziativgesetz die Schranke  .

Wenn aber auf diese verzichtet wird, so lässt sich tatsächlich die Konstruktion fortführen.


Ohne das Assoziativgesetz steht augenscheinlich einer höheren Dimension nichts im Wege, ja es folgt sogar aus den bisherigen Überlegungen  . Wahrscheinlich lässt sich aus dem Alternativgesetz dann ableiten, dass dann  , womit die Einzigartigkeit des Alternativkörpers   der Oktionen bewiesen ist.

Epilog Bearbeiten

Für   setze  , so ist   und  , denn  . Trivialerweise gilt   für  , da dies auch für   und   gilt. Es wurde gezeigt, dass die Spur   additiv und mithin  -linear ist. Die Norm   ist multiplikativ, also auf   ein Gruppenhomomorphismus. Daher liefert   eine Bewertung (und erst recht eine reelle Norm), wenn es die Dreiecksungleichung erfüllt. Dies tut es, weil es bezüglich einer Orthonormalbasis (also einem Hamiltonschen Tripel) gerade die euklidische Norm ist.

Für   mit   und   gilt  , wobei   für eine Matrix definiert sei. Das Produkt   auf   lässt sich also mit Skalarprodukt   und Vektorprodukt (Kreuzprodukt)  auf dem dreidimensionalen reellen Raum   (bezogen auf die Basisvektoren  ) ausdrücken:

 

Für das Kreuzprodukt ist durch die Eigenschaft eindeutig bestimmt:

 

Für   mit   und entsprechend   gilt also:

 

Literatur Bearbeiten

Beweis von Richard Sheldon Palais (1968) Bearbeiten

Im Jahre 1968 veröffentlichte Richard Sheldon Palais einen Beweis, der neben dem Fundamentalsatz der Algebra lediglich Eigenwerttheorie[Anm 11] voraussetzt (Satz von Cayley-Hamilton, Zerlegung in Eigenräume).


Anmerkungen Bearbeiten

  1. Dieser Beweis findet sich bspw. auch bei Leonard Dickson (Algebren und ihre Arithmetik) und Lew Semjonowitsch Pontrjagin (Topologische Gruppen). Letzterer führt 1932 auf diesen Satz zurück, dass jeder lokalkompakte indiskrete (nicht-diskrete, also zusammenhängende) (Schief-)Körper gleich   oder gleich   ist, weil er endliche Dimension über   hat. Vergleiche auch Reinhold Baer (Halle) und Helmut Hasse (Marburg): Zusammenhang und Dimension topologischer Körperräume. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik (Crelle-Journal), Band 167 (1931). 5. Mai 1931, S. 40–45, abgerufen am 4. Januar 2023.
  2. Die ersten drei Steps knüpfen an Konventionen des vorausgehenden Textes an.
  3. Hier fließt ein, dass   ein angeordneter Körper ist: In solchen sind Quadrate stets positiv.
  4. Für ein   mit quadratischem Minimalpolynom   sind Spur und Norm definiert:   und  . Damit lautet die gesuchte Zerlegung  . Der Fall   ist der Irreduzibilität wegen ausgeschlossen. Der Fall   bedeutet  , das heißt  . Im Hintergrund geht es dabei um die primitive Körpererweiterung  .
  5. a b Charles S. Peirce bezeichnet die Summanden als den skalaren und vektoriellen Anteil von  .
  6. Peirce' Originalbeweis führt einen anderen Widerspruch herbei.
  7. Hiermit wird schon jetzt klar, dass  , das heißt:   kann nicht die Dimension   haben.
  8. Das lässt sich auch so nachrechnen: Es gilt  , also  , so dass also   und darüber hinaus  .
  9. Immerhin verifiziert man für   leicht  , denn man hat   und folgert aus  , dass  , also  . Für   berechnet man  , also  . Es bleibt aber der Nachweis für   anstelle von   zu erbringen.
  10. Wähle zum Beispiel   und  .
  11. das heißt: Elementarteilertheorie, angewandt auf endliche Torsionsmoduln über dem Polynomring  .