Erfindungsphase Bearbeiten

Die Geschichte der Digitalkamera nimmt mit der 1963 von David Paul Gregg während seiner Zeit bei der Winston Research Corporation erfundenen Videodisk-Kamera ihren Anfang. Obwohl ihre Bilder nur ein paar Minuten und analog (auf eben jener Videodisk) gespeichert werden konnten, so ist sie doch die erste Kamera, die Standbilder elektronisch speichern konnte. Leider gibt es weder ein Patent noch sonst irgendwelche Nachweise über diese Kamera.

Das erste Patent auf einen Bildsensor in Form einer Matrix aus diskreten Photodioden, die jeweils mit einem Speicherkondensator gekoppelt sind, der also optische Bilder durch den Einsatz von (festen) Halbleiterbauelementen (engl. solid state device) aufnehmen und aufbewahren kann, wurde 1968 beantragt.[1][2]

Im Jahr 1969 wurde von Willard Boyle und George Smith die Basis des CCD (charge-coupled device) erfunden. Ein CCD, ursprünglich als Datenspeicher entwickelt, ist ein lichtempfindlicher Chip, mit dem Bilder kurzzeitig gespeichert werden können. Diese Erfindung war der endgültige technische Durchbruch auf dem Weg zur digitalen Fotografie. 1970 bauten Bell-Wissenschaftler die erste Solid-State-Kamera, die ein CCD als Bildsensor benutzte. Dabei handelte es sich noch um eine analoge Videokamera mit Live-Bild, da es mangels Pufferspeicher nicht möglich war, ein Einzelbild dauerhaft wiederzugeben oder gar mehrere Bilder in einer Sequenz zu speichern und anschließend wiederzugeben.[3]

1972 erfanden und bauten Thomas B. McCord vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und James A. Westphal von CalTech bereits eine Digitalkamera. Ihre Kamera verwendete eine Vidicon Bildaufnahmeröhre mit einer 256 × 256 Pixel Matrix (0.065 Megapixel) und schrieb 8-bit Bilddaten in ungefähr 4 Sekunden auf einer 9-spurigen, magnetischen Digitalkassette. Sie veröffentlichten isophote Bilder vom Jupiter und dem Kugelsternhaufen 47 Tucanae, aufgenommen am Cerro Tololo Interamerican Observatorium in Chile in 1971. Ihr Bericht wurde bei Applied Optics am 12. Oktober 1971 eingereicht und im März 1972 publiziert.[4][5]

Die "Digitalkamera" von McCord und Westphal wog 10 kg und hatte die ungefähren Abmessungen von 20 × 20 × 40 cm. Die Elektronik und der Kassettenrekorder waren in einem 53 cm Geräteschrank eingebaut und durch ein Kabel mit der Kamera verbunden. Daher war es ein stationäres, schnurgebundenes System. McCord und Westphal reichten am 7. August 1972 ein Patent[6] ein für ihre Digitalkamera welches am 20. April 1976 bewilligt wurde. Die Digitalkamera wurde zum ersten Mal ende August 1971 öffentlich demonstriert auf einer Konferenz in Santa Cruz, Kalifornien.[7]

Ein weiteres Patent wurde 1972 von Willis A. Adcock von Texas Instruments eingereicht. Es beschreibt eine filmlose, elektronische Kamera, wobei noch ein Fernsehbildschirm als Sucher empfohlen wird.[8]

Kommerziell erhältlich wurden CCDs 1973, sie wurden von Fairchild Imaging entwickelt und produziert. Die Auflösung betrug 100 × 100 Pixel (0,01 Megapixel). Die erste CCD Kamera die es zu kaufen gab war allerdings eine Fernsehkamera. Gebaut wurde sie 1973 von Fairchild. Das Modell MV-100 verwendete einen Fairchild Bildsensor mit 0,01 Megapixeln. Sie eignete sich in erster Linie für Überwachungssysteme, medizintechnische und industrielle Anwendungen. Sie wog nur 170 Gramm und verbrauchte gerade mal ein Watt Strom.[9]1974 fand Gil Amelio eine Möglichkeit, CCDs einfach und industriell zu fertigen. 1975 war das Geburtsjahr der ersten „tragbaren“ Digitalkamera. Konstruiert wurde sie von Steven J. Sasson von Kodak. Sie verwendete die CCD von Fairchild als Bildsensor, benötigte 23 Sekunden, um ein einziges Bild auf einer Digitalkassette zu speichern und wog gut 4 kg.[10]

  1. Patent US3540011: All solid state radiation imagers.. Angemeldet am 6. September 1968, veröffentlicht am 10. November 1970, Erfinder: Edward H. Stupp, Pieter G. Cath, Zsolt Szilagyi.
  2. US-Patent 3540011 All solid state radiation imagers, eingetragen 6. September 1968, veröffentlicht 10. November 1970
  3. 1969 - Erfindung des CCD-Sensors, Abbildung der beiden CCD-Erfinder mit ihrer Live-Kamera, sueddeutsche.de, 24. November 2008, online abgerufen am 15. November 2012
  4. McCord, Thomas B. and Westphal, James A. (1972) Two-Dimensional Silicon Vidicon Astronomical Photometer. Applied Optics, 11 (3). pp. 522-526. ISSN 0003-6935)
  5. Danielson, G. Edward. "Obituary: James Adolph Westphal, 1930-2004," Bulletin of the American Astronomical Society, Vol. 36, No. 5, p. 1687-1688.
  6. US-Patent 3951552 Photometer-digitizer system, eingetragen 7. August 1972, veröffentlicht 20. April 1976
  7. Westphal and McCord, 1972
  8. Patent US4163256: Electronic photography system. Angemeldet am 27. Juni 1972, veröffentlicht am 31. Juli 1979, Erfinder: Willis A. Adcock.
  9. Electrical Design News, vol. 18, 1973
  10. Steve Sasson: We Had No Idea. 16. Oktober 2007, abgerufen am 13. Mai 2008.