Benutzer:Detlefbauer/Hinteres Schösschen Oberensingen

Hinteres Schlösschen mit Nebengebäuden. Von 1885 bis 1920 malte der Impressionist Julius Kornbeck zahlreiche Landschaftsbilder.
Hinteres Schlösschen mit Nebengebäuden. Von 1861 bis 1875 war die Anlage eine Anstalt des Vereins "Bruderhaus".

Das hintere Schlösschen ist die historische Keimzelle von Oberensingen und wird heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.

Lage Bearbeiten

Das hintere Schlösschen befindet sich in Baden Württemberg, im Ortszentrum von Oberensingen, einem Stadtteil von Nürtingen am Neckar.

 
Zahlreiche Exponate aus dem späten Mittelalter schmücken heute die Eingangshalle.

Geschichte und Beschreibung Bearbeiten

Seine erste Erwähnung findet das hintere Schlösschen in einer Schenkungsurkunde des Kloster Hirsau an Adalbert de Ensingen. Im 14. Jahrhundert erwarben die Ritter Sperber von Sperberseck die Burg, deren Burggraben damals von der Aich gespeist wurde. 1438 verkaufte die Familie Sperbeseck die Burg, samt dem Dorf Oberensingen an die Gräfin Henriette von Württemberg, die 1426 bis 1442 in der Burg residierte.[1] 1449 brannte das Anwesen nieder. Bis ins 16. Jahrhundert hinein wurde das Burggelände zur landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet. Wilhelm von Neuhausen bekam das Anwesen samt sieben Tagwerke Wiesen von Herzog Christoph verleihen und erbaut 1558 ein Renaissanceschlößchen. Der Erbauer brachte beim Bau eine Steintafel mit den Wappen derer von Neuhausen an, die Zerstörung, Verfall und Wiederaufbau der Burg in lateinischer Schrift wiedergibt.[2] Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzer mehrfach. Bis in 19. Jahrhundert stand das Gut unter Herrschaft des württembergischen Hauses. Der gräflich Erbachsche Kammerdirektor Friedrich Lorenz Bezzenberger aus Schweinsberg in Hessen löste es 1818 ab. Seine Tochter heiratete 1824 Eduard Mörikes älteren Bruder Karl Eberhard. 1861 erwarb der Wanderprediger Gustav Werner das Schlossgut und errichtete dort eine Kinderanstalt für bis zu 80 Zöglingen, teilweise Halbwaisen, teilweise Zöglinge, die in anderen Anstalten nicht zurechtkamen.[3] Der Bau der Papierfabrik Dettingen und vielen Neugründungen überforderten die Finanzkraft des Unternehmens "Bruderhaus". Um den Konkurs des Unternehmens zu vermeiden, musste unteranderem auch das hintere Schößchen verkauft werden. Dem Erwerber Georg Grimmer, Notar a.D. aus Karlsruhe wird zugeschrieben, das Anwesen 1877 in Brand gesetzt haben zu lassen. Nach dem Brand wurde das Dach hochgezogen, sodaß ein vollwertiges zweites Stockwerk entstand.[4] 1885 erwirbt der Landschafts- und Tiermaler Julius Kornbeck aus Winnenden das hintere Schlössle mit Park. Hier malte er und wurde eins mit der Natur. Die eigenen Schafe und Kühe der Nachbarn, die Nürtinger Stadtansicht mit Hohenneuffen waren meist Teil seiner Bilder.[5] 1939 erwarb Bianca Umbach, Witwe des Dr. phil Karl Theodor Umbach, Direktor der Chemischen Fabrik AG, Budenheim bei Mainz. Deren Sohn Dr. Werner Umbach nutzte das Erdgeschoss ab den 1960er Jahren als Arztpraxis. In den 1970er Jahren wird auf dem nördlichen Teil des Schlossparks ein dreistöckiger Wohnblock errichtet. Der Journalist Martin W. Umbach nutzt das Gebäude von den 1980er Jahren für seine Werbeagentur PR KOM und vermietet das Erdgeschoss an Heilpraktiker. Im Jahr 2020 erwerben Alexander Thamm und Cordula Bauer das vormals von der Werbeagentur genutzte Dachgeschoss und bauen es für Wohnzwecke um. Das Fachwerk wird freigelegt werden und nach Auflagen des Denkmalamts werden elf Dachschrägfenster zurückgebaut und durch sechs Gauben ersetzt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erwin Beck: Dorfgenese - Oberensingen. In: Wolfgang Rapp (Hrsg.): Oberensingen - Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 1. Sindlinger-Burchartz, Nürtingen / Frickenhausen 2011, ISBN 978-3-928812-57-3, S. 9.
  2. Er bereiste Ungarn und Italien. In: Nürtinger Zeitung (Hrsg.): Zwischen Alb und Fildern. Nr. 7. Nürtingen 1985.
  3. Gerhard Bauhof: Helfen trotz geringer Mittel. In: Wolfgang Rapp (Hrsg.): Oberensingen - Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 1. Sindlinger-Burchartz, Nürtingen / Frickenhausen, ISBN 978-3-928812-57-3, S. 80–81.
  4. Geschichte des "Hinteren Schlößchens". In: Nürtinger Zeitung (Hrsg.): Zwischen Alb und Fildern. Nr. 7, 1985.
  5. Ein unvergessenes Original- NÜRTINGER ZEITUNG. Abgerufen am 6. Juni 2021 (englisch).

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