Hallenser Innovationszug
Nummerierung: 50 80 22-34 557, 592 Bpz797.2;
50 80 22-34 527, 540 Bpz797.3;
50 80 22-34 537, 549 Bpbdz798.0;
50 80 80-34 200, 201 Apkzf799.0
Anzahl: 8 Einzelfahrzeuge
Hersteller: AW Delitzsch und AW Halberstadt
Baujahr(e): 2000
Ausmusterung: 2004
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: Steuerwagen: 26.520 mm
Mittelwagen: 26.400 mm
Höhe: 4.050 mm
Breite: 2.825 mm
Drehzapfenabstand: 19.000 mm
Drehgestellachsstand: 2.600 mm
Leermasse: Bpz797.2: 44 t
Bpz797.3: 44 t
Bpbdz798.0: 45 t
Apkzf799.0: 47 t
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Bremse: Steuerwagen: R KE-R-A-mZ (D) [ep] [NBÜ]
Mittelwagen: R KE-R-A (D) [ep] [NBÜ]
Zugheizung: Klimaes
Sitzplätze: Bpz797.2
Bpz797.3: 35
Bpbdz798.0: 35
Apkzf799.0: 55

Anlässlich der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover setzte die Deutsche Bahn zwei Innovationszüge zur Erprobung neuer Angebote im Nahverkehr im Großraum Hannover ein. Technisch und optisch basieren diese beiden Züge auf den ab 1998 umgebauten PumA-/Modus-Wagen, unterscheiden sich jedoch aufgrund der unterschiedlichen Spenderfahrzeuge und besonders durch ihre Inneneinrichtung.[1]

Konzept Bearbeiten

Nachdem in Zusammenarbeit mit der Fahrzeugtechnik Dessau (FTD), den DB-Ausbesserungswerken Delitzsch und Halberstadt und einigen kleineren Zulieferfirmen ein Konzept ausgearbeitet wurde, wurden 8 Fahrzeuge umgebaut, welche in 2 Wendezügen zu jeweils 4 Wagen eingesetzt werden sollten.

In der 1. Klasse wurden verschiedene Sitzlandschaften vorgesehen. Neben Abteilen und einem Großraum konnte der Fahrgast auch zwischen einer mit großzügigen Sesseln ausgestatteten Lounge wählen, welche es erlaubte, dem Lokführer über die Schulter zu schauen. Im Großraum der 1. Klasse wurden in der Reihenbestuhlung LC-Displays in den Rückseiten der Kopfstützen montiert. In den Wagen der 2. Klasse wurden hingegen Monitore über den Türen zu den Einstiegsräumen eingebaut.

Alle Sitze der 1. Klasse und ausgewählte Sitze der 2. Klasse wurden mit Audiomodulen in den Armstützen versehen, welche den Fahrgästen bis zu 5 verschiedene Audioprogramme boten. Im Jugendwagen wurden Großbildfernseher und eine Spielkonsole installiert. Der gesamte Zug wurde mit einer Videoüberwachungsanlage ausgestattet, welche von mitfahrendem Sicherheitspersonal in einem abgetrennten Raum direkt ausgewertet werden konnte. Im Mehrzweckwagen wurde ein Arbeitsplatz für das Zugpersonal vorgesehen und mit einer Theke ausgestattet.

Die Farbgestaltung ähnelte dem bereits damals gebräuchlichen DBM-Design, weist jedoch einige kleinere Änderungen auf. Anstelle der blau karierten Sitzpolster kamen dunkelblau gestreifte Polster in der 2. Klasse zum Einbau, in der 1. Klasse schwarzes Leder. Sämtliche Holzfurniere fallen deutlich dunkler aus. In den regulären Sitzbereichen finden sich viele Einrichtungskomponenten der Modus-Wagen wieder. Die Außenlackierung erfolgte in Verkehrsrot, der Effekt des durchgehenden Fensterbands wurde lediglich durch eine schwarze Lackierung der Fensterholme realisiert.

Fahrzeuge Bearbeiten

Als Spenderfahrzeuge fanden 8 noch unmodernisierte n-Wagen (Silberlinge) der letzten Lieferserie von 1977 bis 1980 der Bauart Bnrz728 Verwendung. Obwohl diese Wagen bereits ab Werk scheibengebremst waren, fand ein Umbau auf Drehgestelle der Bauart GP 200-S statt, welcher sonst nur klotzgebremsten Spenderfahrzeugen vorbehalten war. Die Türen wurden gegen automatische Schwenkschiebertüren getauscht, eine Klimaanlage eingebaut, die Fenster ersetzt und geschlossene WC-Systeme nachgerüstet. Die Steuerwagen wurden mit den von der FTD entwickelten Steuerköpfen ausgestattet,[2] welche zuvor bereits bei den Modus-Wagen und später auch bei den Oberleitungs-Instandhaltungsfahrzeugen der Baureihe 711.1 verwendet wurden. Die unter den Fahrzeugen angebrachten Aggregate wurden mit Schürzen verkleidet.

Für die Videoüberwachung und die Unterhaltungselektronik wurde eine zusätzliche Datenleitung zwischen den Wagen erforderlich, sodass eine Trennung der Züge bzw. ein Einsatz einzelner Wagen nicht sinnvoll war und planmäßig nicht erfolgte.

Die Umbauten erfolgten in den DB-Ausbesserungswerken Delitzsch und Halberstadt, die Abnahme aller Wagen im AW Delitzsch im Mai 2000.[3]

Zwischenwagen Bpz797.2 Bearbeiten

Bei diesem Wagen handelt es sich um einen gewöhnlichen Sitzwagen 2. Klasse. Im mittleren Großraum wurde ein Fahrkartenautomat eingebaut. Des Weiteren finden sich in diesem Wagen einige Sitzlandschaften mit Sitzbänken längs zur Fahrtrichtung im mittleren Großraum und im kleinen Großraum am Nichthandbremsende. Am Handbremsende fand sich ein WC.

Zwischenwagen Bpz797.3 Bearbeiten

Arbeitstitel Jugendwagen

Beide Endgroßräume beherbergen jeweils gewöhnliche Sitzbereiche der 2. Klasse, am Handbremsende fand sich ein WC. Am Nichthandbremsende wurde eine Spielkonsole installiert. Der mittlere Großraum wurde mit Großbildfernsehern und einer Beschallungsanlage versehen und Sitzlandschaften aus teilweise längs zur Fahrtrichtung angeordneten Sitzbänken geschaffen.

Zwischenwagen Bpbdz798.0 Bearbeiten

Arbeitstitel VierJahreszeitenTheke

Der Endgroßraum am Handbremsende wurde zu einem Mehrzweckabteil mit Klappsitzen umgebaut, an welchen sich ein behindertengerechtes WC anschließt. Der entsprechende Einstieg wurde mit einem fahrzeuggebundenem Hublift versehen. Im mittleren Großraum findet sich ein gewöhnlicher Sitzbereich der 2. Klasse. Der Endgroßraum am Nichthandbremsende wurde ebenfalls in ein Mehrzweckabteil umgebaut, welches dem Fahrradtransport und der Beförderung von größerem Gepäck (Traglasten) dienen sollte. Ferner wurde ein Arbeitsplatz mit Theke für das Zugpersonal geschaffen.

Steuerwagen Apkzf799.0 Bearbeiten

Arbeitstitel RegioBistro

Im Steuerwagen findet sich neben der ersten Klasse ein Bistrobereich. Die Einrichtung der ersten Klasse umfasst verschiedene Sitzlandschaften mit einem Großraum, Abteilen und einer Lounge welche sich direkt hinter dem Führerstand befindet und wie die Lounge der moderneren ICE-Züge die Streckensicht erlaubt. Im Gegensatz zu den Modus-Wagen kamen Ledersitze zum Einbau, des Weiteren wurden in den Rückseiten der Kopfstützen LC-Displays zur Fahrgastunterhaltung eingebaut. Im RegioBistro fanden eine mittig angeordnete und von beiden Seiten zugängliche Theke sowie mehrere an den Außenwänden angebrachte Stehtische Platz. Am Wagenübergang ist ein WC angeordnet. Der installierte Steuerkopf aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) führte gegenüber dem Spenderwagen zu einer Verlängerung des Fahrzeugs um 120 mm. Als Besonderheit verfügen die Steuerwagen über nur je einen Einstieg pro Seite.

Zwischenwagen Bpz797.1 (nicht gebaut) Bearbeiten

Für beide Züge war jeweils ein fünfter, als Ruhewagen projektierter Zwischenwagen der Bauart Bpz797.1 geplant, welcher jedoch nicht gebaut wurde.[4]

Einsatz Bearbeiten

Während der Expo 2000 kamen beide Züge auf der Regionalexpress-Linie Braunschweig – Bielefeld zum Einsatz. Üblicherweise wurden die Züge dabei um weitere Nahverkehrswagen verstärkt, in der Regel durch vier weitere n-Wagen, die Traktion erfolgte mit einer der für den Personenzugeinsatz während der Expo mit einem Nahverkehrspaket ausgestatteten Drehstromlok der Baureihe 145.

Nach der Expo wurden beide Züge ab Mai 2001 in Halle an der Saale stationiert und auf der Strecke Halle – Magdeburg im Nahverkehr eingesetzt. Die Bespannung erfolgte mit Elektrolokomotiven der Baureihe 114. Zwischenzeitlich wurden die Züge immer wieder für Präsentations- und Sonderfahrten im gesamten Bundesgebiet genutzt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2004 wurden schließlich alle Fahrzeuge abgestellt. Durch dieses zeitlich längste Einsatzgebiet prägte sich der nicht-offizielle Name Hallenser Innovationszug ein.[5]

2006 wurden alle Wagen nach zeitweiliger Abstellung nach Rumänien verkauft, wo sie heute, teilweise umgebaut, im Fernverkehr laufen.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bnrzb728 In: Eisenbahn Kurier Special 98 3/2010 Silberlinge – Wagen für Generationen, S. 50
  2. Fahrzeugtechik Dessau
  3. Datenseite zum Steuerwagen 50 80 80-34 200-1 Apkzf799.0 auf Reisezug-Wagen.de (exemplarisch)
  4. Verzeichnis der Bauartnummern und Bauartmerkmale der Nahverkehrs-Reisezugwagen von Reisezug-Wagen.de im Webarchiv
  5. Die 26,4-m-Wagen der DB AG im Jahr 2004 In: Eisenbahn Kurier Special 74 3/2004 Wagen für Europa – Die Geschichte der 26,4-m-Wagen, S. 80