Besetzte deutsche Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg, Stand 1.Juli.1923, unter besonderer Berücksichtigung der rechtsrheinischen Gebiete

Als Brückenkopf Mainz oder Mainzer Brückenkopf) wird häufig das Castellum Mattiacorum bezeichnet, das zur Zeit des Römischen Reiches auf der Mainz (Mogontiacum) gegenüberliegenden rechtsrheinischen Seite den Rheinübergang sichern sollte. Aus diesem Kastell ging später später der heutige Wiesbadener Ortsteil Mainz-Kastel hervor. In der Literatur hat sich dieser Begriff aber vor allem als Bezeichnung für ein von Frankreich kontrolliertes rechtsrheinisches Gebiet etabliert, das Ende 1918 nach der Alliierten Rheinlandbesetzung das linksrheinische Besatzungsgebiet im Mainzer Hinterland gegen eventuelle deutsche Angriffe absichern und umgekehrt dafür sorgen sollte, „dass die Alliierten möglichst schnell ins Herz Deutschlands vorstoßen könnten“.[1]:S. 8 Der Mainzer Brückenkopf war einer von vier Brückenköpfen, die von den alliierten und assoziierten Siegermächten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, dem Waffenstillstand von Compiègne (1918) und dem Friedensvertrag von Versailles (Versailler Vertrag) auf der rechtsrheinischen Seite eingerichtet und kontrolliert worden waren. Seine Besetzung endete am 30. Juni 1930.[2]:S. 136

Die Einrichtung der alliierten Brückenköpfe 1918

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Durch den Waffenstillstand von Compiègne war bereits die Okkupation der deutschen Gebiete westlich des Rheins festgeschrieben. Hinzu kamen als alliierte Vorposten östlich des Rheins zunächst drei rechtsrheinische Brückenköpfe:

  • Köln, gebildet von denBriten.[3]
  • Koblenz, ein us-amerikanischer Brückenkopf.[4]
  • Mainz als französischer Brückenkopf.

In Bezug auf die Brückenköpfe Koblenz und Mainz spricht Mühlhausen von „Halbkreise[n] mit dem festgelegten Radius von 30 km rechts des Rheins“[2]:S.121.. Tatsächlich galt diese Vorgabe für alle drei Brückenköpfe und war so bereits im Waffenstillstandsvertrag von Compiègne im Zusammenhang mit der Besetzung der linksrheinischen Gebiete festgelegt worden:

„Räumung der linksrheinischen Gebiete durch die deutschen Armeen. Die Gebiete auf dem linken Rheinufer werden durch die örtlichen Behörden unter Aufsicht der Besatzungstruppen der Alliierten und der Vereinigten Staaten verwaltet.
Die Truppen der Alliierten und Vereinigten Staaten werden die Besetzung dieser Gebiete durch Garnisonen bewirken, die die wichtigsten Rheinübergänge (Mainz, Koblenz, Köln) inbegriffen je einen Brückenkopf von 30 km Durchmesser [Radius] auf dem rechten Ufer beherrschen und außerdem die strategischen Punkte des Gebietes besetzen.“

Die endgültigen von Marschall Foch festgesetzten Waffenstillstandsbedingungen (Waffenstillstand von Compiègne, 11. November 1918, Abschnitt V

Nähere Bestimmungen darüber, wo die Fixpunkt für die jeweiligen Radien liegen, sind dort nicht zu finden. Nach Sven-Felix Kellerhoff sollen dies die Rathäuser der drei Städte gewesen sein.[5] In einer Kontroverse darüber, ob die Gemeinde Freiendiez zum Brückenkopf Koblenz gehöre oder zum unbesetzten Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden, heißt es dagegen in einer Stellungnahme des Präsidenten des Preußischen Statistischen Landesamts vom 27. Oktober 1926 in direkter Bezugnahme auf den durch das Waffenstillstandsabkommen vorgegebenen Radius und eine den Akten nicht beiliegende Karte: „Die Grenze des altbestzten Gebiets ist ein grüner Kreisbogen, dessen Mittelpunkt auf der südlich belegenen Rheinbrücke (Mitte des Rheins) bei Koblenz ruht.“[6]

Unklar ist auch, ob, wie von Kellerhoff behauptet, die drei Brückenköpfe sich an ihren Rändern hätten überlappen sollten, damit auch auf der östlichen Rheinseite ein zusammenhängendes Besatzungsgebiet entsteht.[5] Ein rechtsrheinisch zusammenhängendes Gebiet wird im Waffenstillstandsabkommen nur für eine zusätzlich zu schaffende „neutrale Zone“ gefordert.

„Auf dem rechten Rheinufer wird eine neutrale Zone geschaffen. Sie verläuft zwischen dem Fluß und einer Linie, die parallel den Brückenköpfen und dem Fluß gezogen wird, in einer Breite von 10 km von der holländischen bis zur Schweizer Grenze.“

Die endgültigen von Marschall Foch festgesetzten Waffenstillstandsbedingungen (Waffenstillstand von Compiègne, 11. November 1918, Abschnitt V

Faktisch bildeten die drei Brückenköpfe zunächst kein sich überlappendes Gebiet, was zu einigen Kuriositäten führte.

 
50 Pfennig Notgeldschein der Stadt Lorch am Rhein im sogenannten "Freistaat Flaschenhals" (1918-1923)

„Durch die Einrichtung der Brückenköpfe bei Mainz, Koblenz und Köln auf der rechten Rheinseite bildeten sich zwischen den Brückenköpfen Landstriche, die teilweise vom Rest der entmilitarisierten Zone abgeschnitten wurden. Sehr extrem fand dies bei Kaub am Rhein statt, wo noch nicht einmal eine Straße zur nächstgrößeren Stadt Limburg führte. Nicht ganz so extrem, aber dennoch von den Bedingungen des Waffenstillstandvertrages betroffen, war auch die Gegend zwischen Königswinter und Bad Hönningen sowie Unkel und Asbach, die zwischen den Brückenköpfen Köln und Koblenz lag.“

Thomas Napp: Als der Schmuggel bei uns zu Hause war

Das von Napp hier erwähnte Extrem bei Kaub ging als Freistaat Flaschenhals in die Geschichte ein und wurde am 25. Februar 1923 von französischen Truppen besetzt. Die unbesetzte Zone mit den anderen von Napp genannten Orten wurde am 28. Februar 1923 ebenfalls von den Franzosen besetzt.[3]

1919 wurde unter französischer Besatzung auch noch ein vierter – kleinerer – Brückenkopf eingerichtet, der Brückenkopf Kehl.[7]

Geschichte des Brückenkopfs Mainz

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Die Geschichte des Mainzer Bückenkopfs kann aus zwei Perspektiven beschrieben werden.

  • In einer eher globalen Sicht geht es um die etwa elfjährige Besatzungsgeschichte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im südwestlichen Teil des damaligen Volksstaat Hessen und um das Zusammenspiel zwischen der französischen (in Teilen auch britischen) Besatzungsmacht und einer Landespolitik, die sich selber noch in den gerade eben erst neu geschaffenen republikanischen Strukturen zurechtfinden musste.
  • Unterhalb dieser Ebene betraf die Besatzung viele Menschen sehr direkt, schnitt ihre Arbeitswege ab, schränkte ihre Bewegungsfreiheit ein oder machte sie, so in Darmstadt, zu Grenzgängern innerhalb der eigenen Stadt. Hier fanden auch die unmittelbaren Erfahrungen im Umgang mit den fremden Soldaten statt, die nicht selten von der sich ausbreitenden Propaganda gegen die Schwarze Schmach geprägt wurden. Vieles davon hat Elisabeth Langgässer in ihrem Buch Grenze: Besetztes Gebiet beschrieben.

Der Grenzverlauf des Brückenkopfs

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Der Brückenkopf Mainz erstreckte sich über Gebiete, die heute zum Land Hessen gehören. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gehörten sie jedoch zu zwei Ländern: dem preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden und dem aus dem Großherzogtum Hessen hervorgegangenen Volksstaat Hessen, zu dem auch die Provinz Rheinhessen gehörte. Zum Regierungsbezirk Wiesbaden gehörten im Nordwesten auch Gebiete, die im Brückenkopf Koblenz lagen: Teile des Unterlahn-, des Unterwesterwald- und des Oberwesterwaldkreises.[8]

Für den neu gegründeten Volksstaat Hessen war bereits durch den Waffenstillstandsvertrag von Compiègne die Verfügungsgewalt über seinen linksrheinischen Teil, die Provinz Rheinhessen, verlorengegangen, da dieser nun unter französischer Besatzung stand. Durch den Vertrag wurde das Besatzungsgebiet zusätzlich auf große rechtsrheinische Teile des Staatsgebiets ausgeweitet. Nach Mühlhausen befand sich „somit insgesamt ein Viertel des Volksstaates mit mehr als einem Drittel seiner Bevölkerung unter französischer Kuratel“.[2]:S.121..

Der 30-KM-Radius um Mainz bildete die äußere Grenze des Brückenkopfs, die aber lokal oft unterschritten wurde. Deutlich wird das zum Beispiel an der unten abgebildeten Karte über den östlichen Grenzverlauf. Die am linken Kartenverlauf schraffierten Flächen der tatsächlich besetzten Gebiete liegen zum Teil deutlich hinter der rechts davon verlaufenden Kreislinie. Andererseits waren die Grenzverläufe an manchen Orten auch Jahre nach dem Besatzungsbeginn noch nicht eindeutig geklärt und französischen Ausweitungsgelüsten ausgesetzt – insbesondere nach den beiden Vorstößen der Franzosen über die Grenze hinaus in den Jahren 1920 und 1923/24.

Da nicht klar ist, ob die oben zitierte Festlegung des Kreismittelpunktes auf die Rheinmitte für alle Brückenköpfe galt, wurde im Falle der unten angezeigten Gesamtansicht des Brückenkopfs Mainz in Anlehnung an Kellerhoff die Adresse Stadthausstr. 18 in Mainzt, der Sitz des damaligen Mainzer Rathauses, als Fixpunkt des Radius gewählt. Der dadurch gesetzte westlichste Punkt des Brückenkopfes lag kurz vor Lorch im Bodenthal[9]:S. 9 (Lage) in Höhe des linksrheinisch gelegenen Trechtingshausen. Von hier aus verlief die Grenze in nordöstlicher Richtung bis zu ihrem nördlichsten Scheitelpunkt bei Wallrabenstein, das selber noch im besetzten Gebiet lag.[10] Ein Grenzübergang zum freien Gebiet befand sich nahebei im Goldenen Grund (Emsbachtal) des heutigen Idsteiner Stadtteils Walsdorf.[11]

Da diese vom Rhein aus nordöstlich verlaufende Grenzlinie über keine Berührungspunkte mit der Grenzlinie des Brückenkopfs Koblenz verfügte, war sie eine der Gründe dafür, dass der Freistaat Flaschenhals entstehen konnte, der sich zwischen dem schon erwähnten Bodenthal (südlichster Punkt), dem nördlich von Kaub gelegenen Rossstein (Lage) und dem landeinwärts gelegenen Laufenselden[9]:S. 9 zwischen den beiden Brückenköpfen erstreckte.[12] Dass es zu diesem besatzungstechnischen Vakuum zwischen den beiden Brückenköpfen kommen konnte, wird von Zubell so erklärt:

„Dass es zwischen den Brückenköpfen Koblenz und Mainz einen Streifen unbesetzten Gebiets gab, das optisch dem Hals einer Weinflasche ähnelte, war den Alliierten sehr wohl bekannt. Der „Flaschenhals“, wie er fortan sowohl von den Deutschen als auch von den Alliierten genannt wurde, entstand, weil die Alliierten nicht mit dem Friedensgesuch der Deutschen gerechnet hatten, das Anfang Oktober 1918 bei US-Präsident Woodrow Wilson eingetroffen war. Damals trat der Oberkommandierende der alliierten Streitkräfte, der französische Marschall Ferdinand Foch, auf den Plan. Binnen kürzester Zeit präsentierte er ein Waffenstillstandsabkommen, das - in Ermangelung eigener schlüssiger Konzepte - von den anderen Alliierten akzeptiert wurde. Selbstverständlich hatten Foch und die übrigen Alliierten zur Kenntnis genommen, dass es zwischen den Brückenköpfen Koblenz und Mainz ein Stück unbesetztes Gebiet gab, sich darum aber nicht weiter gekümmert. Mit Detailfragen konnte und wollte man sich nicht belasten. Damit sollten sich später die Militärbefehlshaber vor Ort befassen.“

Stephanie Zibell: Freistaat Flaschenhals[13][14]

Für den weiteren Grenzverlauf von Wallrabenstein/Walsdorf in Richtung Südosten liegen bislang keine detaillierten Karten vor. Die Grenze verlief in Richtung der ebenfalls noch besetzten Gemeinde Seelenberg[10], schloss Ober- und Niederreifenberg ein[10] und ließ dann in Richtung Süden Oberursel außen vor, nicht aber dessen heutige Stadtteile Stierstadt und Weißkirchen.[10]

Der weitere Grenzverlauf in Richtung Süden ist dann in der Karte Der nordwsetliche Grenzverlauf festgehalten und detaillierter noch in der Karte Der Grenzverlauf im Landkreis Offenbach. Auffällig ist, dass zwischen Weißkirchen und dem heutigen Dreieicher Stadtteil Sprendlingen das Besatzungsgebiet nicht an die 30-KM-Zone heranreicht, wovon nicht zuletzt Frankfurt profitierte. Frankfurt-Praunheim und Frankfurt-Rödelheim wurden zwar 1918 von den französischen Truppen besetzt, lagen aber ab 1922 nicht mehr in der Besatzungszone.[16] Frankfurt-Griesheim gehörte bis 1928 noch zum Kreis Höchst (heute: Main-Taunus-Kreis), dessen Verwaltungssitz sich in Höchst befand. Dieser gesamte Kreis zählte zum Besatzungsgebiet.[10] Nach Helga Krohn war „Höchst (mit Unterliederbach, Sindlingen und Zeilsheim) [..] von den Siegermächten als wichtiger Stützpunkt gegenüber der (nicht besetzten) Stadt Frankfurt am Main ausersehen, weshalb die Präsenz der Franzosen sehr stark ist“.[17]

Östlich von Frankfurt-Griesheim übersprang die Grenze den Main und schwenkte nahe der besetzten Siedlung Goldstein in südöstlicher Richtung ab bis zum Neu-Isenburger Bahnhof, der unbesetzt blieb, aber 1923 nach der Ruhrbesetzung bis September 1924 von den Franzosen kontrolliert wurde. Neu-Isenburg selber blieb unbesetzt, ebenso die Nachbargemeinde Sprendlingen (anders als deren heutiger Stadtteil Buchschlag). Von hier verlief die Grenze weitgehend in südlicher Richtung, wodurch auch Langen, Egelsbach, Erzhausen sowie die damals noch selbständigen Orte Wixhausen und Arheilgen an Darmstadts Nordgrenze ins Besatzungsgebiet fielen.

Auch wenn die 30-KM-Zone Darmstadt durchschnitt, blieb die Hauptstadt des Volkstaats Hessen anfangs weitgehend von der Besatzung verschont, denn der von Arheilgen kommende Grenzverlauf schwenkte am südlichen Ende von Arheilgen nach Südwesten ab und verlief westlich der zum Darmstädter Hauptbahnhof verlaufenden Bahngleise der Bahnstrecke Frankfurt am Main–Heidelberg. Von diesem westlichen Bereich Darmstadts aus verlief die Grenze weiter südwestlich durch den Westwald zwischen dem unbesetzten Pfungstadt und dem besetzten Griesheim.[18] Für die Besatzungsmacht waren vor allem der Truppenübungsplatz Griesheim und der dortige August-Euler-Flugplatz (Flugplatz Griesheimer Sand) von großer Bedeutung. Allerdings unterhielten die Franzosen nur kurzfristig den Flugbetrieb aufrecht[19]; geflogen wurde erst wieder nach deren Abzug im Jahre 1930.[20]

„Griesheim war einer der vordersten Punkte in südlicher Richtung und einer der größten Garnisonsstandorte der Franzosen. Von Griesheim aus wurden die Mannschaften der Vorposten an der Grenze zu den nicht besetzten Gebieten aus gestellt. Solche Grenzposten, deren Mannschaften in gewissen Abständen, ausgetauscht wurden gab es z.B. in Crumstadt wo die Grenze zu Eschollbrücken den Verlauf der besetzten und unbesetzten Zone markierte.“

Sammlung Peter Merschroth: Franzosenzeit[19]

Hinter Griesheim beziehungsweise Crumstadt näherte sich der Grenzverlauf seinem südlichsten Ende am Rhein. Zwischen dem besetzten Biebesheim am Rhein und dem unbesetzten Gernsheim endete das Besatzungsgebiet des rechtsrheinischen Mainzer Brückenkopfs.

Wie oben schon erwähnt, lag der Brückenkopf Mainz, wie die anderen Brückenköpfe auch, in einer entmilitarisierten Zone, die bereits im Waffenstillstandsvertrag festgelegt und durch den Versailler Vertrag bestätigt worden war.

Grenzverschiebungen

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Der Grenzverlauf des Brückenkopfs war im Laufe seiner knapp zwölfjährigen Geschichte immer wieder Änderungen unterworfen. So gehörten im Frankfurter Westen Frankfurt-Nied[21] und Frankfurt-Griesheim ursprünglich nicht zum Besatzungsgebiet. Dem wurden sie erst ab dem 19. April 1919 angeschlossen.[22]:S. 400 (a) Nicht weit davon entfernt lagen weitere Orte, deren Zugehörigkeit zum Brückenkopf nicht eindeutig geklärt war. In einem Schreiben des Regierungspräsidenten in Wiesbaden vom Dezember 1921 an die Oberpostdirektion in Frankfurt heißt es dazu:

„Die Besatzungsbehörden haben aufgrund von Verhandlungen in der Waffenstillstandszeit in einigen Fällen Gebiete, die an sich noch innerhalb der Besatzungszone ( 30 km) lagen, also besetzbar waren, aus dem besetzten Gebiet ausdrücklich ausgeschieden. Diese Orte können m.E. nicht mehr als besetzte Gebiete gelten. [..] Nach einer mir von dem Vertreter des Reichswehrministeriums beim Reichskommissar übersandten Karte scheiden die von den Besatzungsbehörden gesetzten Grenzpfähle, die den Verlauf der Besatzungsgrenze festlegen sollen, die Orte Rödelheim und Praunheim aus dem besetzten Gebiet aus und ziehen die Besatzungsgrenze an der [Frankfurter] Stadtgrenze entlang.“

Der Regierungspräsident in Wiesbaden: HHStAW Bestand 405 Nr. 5278: Grenzen des besetzten Gebietes (1920–1929), Blatt 67 f.

In den Unterlagen des Regierungspräsidiums Wiesbaden finden sich einige weitere Hinweise, die die unterschiedlichen Auffassungen über den Grenzverlauf dokumentieren. Die größten – allerdings zeutlich begrenzten – Grenzverschiebungen entstanden jedoch in der Folge des Ruhraufstands 1920 und der Ruhrbesetzung von 1923. Die vor diesen beiden Ereignissen besetzten Gebiete, die durch den Versailler Vertrag festgelegt worden waren, bezeichnete das Preußische Statistische Amt als Alte besetzte Gebiete und unterschied sie von den später hinzugekommenen besetzten Gebieten, die das Amt als unrechtmäßig besetzt ansah, weil sie nicht durch den Versailler Vertrag legitimiert waren.[23]:p. 2 (Einleitung)

Der Maineinbruch als Folge des Ruhraufstandes

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Brückenkopf Mainz - Besatzungsgebiete außerhalb des Brückenkopfs im Jahr 1920

Geographisch gesehen spielte sich ein Großteil des Ruhraufstandes innerhalb einer durch den Versailler Vertrag definierten entmilitarisierten Zone ab.

Artikel 42
Es ist Deutschland untersagt, auf dem linken Ufer des Rheines und auf dem rechten Ufer westlich einer 50 km östlich des Stromes verlaufenden Linie Befestigungen beizubehalten oder anzulegen.
Artikel 43
Ebenso ist in der im Artikel 42 bezeichneten Zone die ständige oder zeitweise Unterhaltung oder Sammlung von Streitkräften untersagt. Das gleiche gilt für jedwede militärischen Übungen und die Beibehaltung aller materiellen [engl. Text: statt "materiellen", "ständigen"] Vorkehrungen für die Mobilmachung.
Artikel 44
Jeder etwaige Verstoß Deutschlands gegen die Bestimmungen der Artikel 42 und 43 gilt als eine feindselige Handlung gegen die Signatarmächte des gegenwärtigen Vertrags und als Versuch einer Störung des Weltfriedens.“

Friedensvertrag von Versailles ("Versailler Vertrag") vom 28. Juni 1919, Teil III. Politische Bestimmungen über Europa, Abschnitt III. Linkes Rheinufer

Der Reichsregierung war bewußt, dass sie bei ihrem Versuch, den Aufstand durch den Einsatz von Reichswehr und Freikorps zu beenden, in Konflikt mit den Alliierten kommen würde. In der zweiten Märzhälfte des Jahres 1920 liefen deshalb Verhandlungen, mit dem Ziel, einen begrenzten Einsatz deutscher Truppen in der entmilitarisierten Zone zu erlauben. Die französische Regierung wollte diesem Wunsch allerdings nur entsprechen, „wenn alliierte Truppen die Städte Frankfurt a. M., Hanau, Homburg, Dieburg und Darmstadt solange und in gleicher Stärke besetzen dürften, als deutsche Truppen über das bisher zugelassene Maß sich im Ruhrgebiet zur Bekämpfung der roten Armee befänden“.[23]:S. 45

Warum die Franzosen ausgerechnet auf der Besetzung dieser an den Mainzer Brückenkopf angrenzenden Städte bestanden, ist nicht dokumentiert[24], doch wurde dieses Ansinnen grundsätzlich von der deutschen Seite und den Alliierten akzeptiert. Offenbar aber marschierten die deutschen Truppen Ende März/Anfang April bereits ohne eine formelle Zustimmung der Alliierten in das Ruhrgebiet ein, was die Franzosen am 3. März 1920 veranlasste, eine Verletzung des Artikels 44 des Versailler Vertrags zu konstatieren und in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1920 Frankfurt und Darmstadt durch den Einmarsch von „weißen und farbigen Franzosen und Belgiern in das Maingebiet“[25] zu besetzen. Die bis zum vollständigen Abzug aller deutschen Truppen aus der neutralen Zone fortdauernde Besatzung betraf tatsächlich aber weit größere Gebiete, als die der beiden Städte.[23]:S. 45-46 Die äußere Grenze war wie folgt von französischer Seite festgelegt worden:

„Bisherige Grenze des Brückenkopfs Mainz von Trechtingshauseıı a. Rh. bis Seelenberg (einschl.) – Schmitten (eínschl.) – Rod am Berg (einschl.) – Eisenbahnlinie von Hausen (einschl.) bis Wehrheim (ausschl.) – Lauf des Erlenbachs bis Holzhausen (einschl.) – Linie Holzhausen (einschl.), Rodheim (ausschl.), Okarben, Heldenbergen, Windecken (diese 3 Orte einschl.) – Eiesenbahnlinie von Windecken nach Hanau, Nordost- und Ostgrenze des Kreises Hanau, die Pulverfabrik inbegriffen, ebenso die Gas- und Elekrtrizitätswerke 2 km südöstlich Hanau und den Ort Groß-Auheim – Lauf des Mains von Großi-Auheim bis Mainflingen (einschl.) – die Landstraße von Zellhausen, Harreshausen (einschl.) bis Herpertshausen (einschl.) – Von da südöstlich von der Höhe 141, Altheim (einschl.) – die Linie Altheim, Semd, Habitzheim, Spachbrücken, Dilshofen, diese Orte einsehl. – Lauf der Modau von Ober-Ramstadt bis zu ihrer Mündung in den Rhein. (Orte, die von der Grenze durchschnitten werden, gelten als vollständig besetzt.)“

Preußisches Statistisches Landesamt: Besetzte Gebiete Deutschlands, S. 46

Im Regierungsbezirk Wiesbaden wurden in den Kreisen Usingen und Obertaunus darüber hinaus weitere Orte (Hausen, Hundstall, Wehrheim und Köppern) besetzt, während insbesondere in den zum Volksstaat Hessen gehörenden Gebieten keine zusätzliche Ausweitung der Besatzungszone stattfand. Innerhalb des Einbruchsgebeits waren die Auswirkungen zudem recht unterschiedlich. In Frankfurt zählten zuvor 1.683 ha zum alt-besetzten Gebiet; zusätzlich besetzt durch den Maineinbruch wurden 11.793 ha.[23]:S. 51 In Höchst waren bereits 14.193 ha besetzt; hinzu kamen hier lediglich noch 152 ha.[23]:S. 52 Ähnlich auch im Kreis Groß-Gerau: Von dessen Gesamtfläche von 44.888 ha gehörten bereits 40.986 ha zum alt-besetzten Gebiet, das 1920 nur noch um 390 ha erweitert wurde. Umgekehrt dagegen im Kreis Offenbach, von dem 6.242 ha zum alt-besetzten Gebiet gehörten, nun aber weitere 31.404 ha zusätzlich besetzt und der Kreis somit komplett unter französicher Kontrolle gestellt wurde.[23]:S. 60–61 Für die Bevölkerung in den besetzten Gebieten hatte das zur Folge:

„Das Gebiet und alle Städte sind [..] in den Belagerungszustand versetzt. In den ersten Besatzungstagen darf die Bevölkerung wegen einer Ausgangssperre die Straßen zwischen 21 Uhr und 5 Uhr nicht betreten. Schusswaffen sind an die Besatzungsmacht abzuliefern. Uniformierte deutsche Beamte haben gegenüber der französische Tricolore und gegenüber französischen Offizieren in Uniform Grußpflicht. Nur mit einem französischen Visum ist eine Einreise in das jetzt besetzte Gebiet möglich.“

Besetzung von Frankfurt, Hanau und anderen Städten durch französische Truppen, 6. April 1920, in: Zeitgeschichte in Hessen (Online) (Stand: 26. November.2022).[26]

Am 17. Mai 1920 (Hanau: 18. Mai 1920) zogen sich die französischen Truppen aus dem Maineinbruchsgebiet am Rande des Mainzer Brückenkopfes zurück.[23]:S. 46

Der Ruhreinbruch als Folge der Ruhrbesetzung

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Brückenkopf Mainz – Besatzungsgebiet nach der Ruhrbesetzung 1923

Die von französischer Seite mit der Nichterfüllung der durch den Versailler Vertrag vorgegebenen Reparationsleistungen begründete Besetzung des Ruhrgebiets begann am 11. Januar 1923 mit Einmarsch französischer und belgischer Truppen ins Ruhrgebiet. Wenige Tage später, in der Nacht vom 28. auf den 29. Januar 1923, schieden die USA aus dem Kreis der Besatzungsmächte aus. Ihre Soldaten verließen Koblenz und wurden von französischen Truppen abgelöst.[23]:S. 2

Am 16. Januar 1923 erfolgte bereits die Ausdehnung der französischen Besatzung auf Gebiete südlich des eigentlichen Einbruchsgebiets. Betroffen hiervon waren die bislang unbesetzten Gebiete zwischen den Brückenköpfen Köln und Koblenz sowie zwischen den Brückenköpfen Koblenz und Mainz. Hinzu kamen Gebiete in Darmstadt, Mannheim und Karlsruhe, am 10. April dann auch Gebiete östlich des Brückenkopfs Kehl.[23]:S. 70–71
Der Volksstaat Hessen war von diesen neuerlichen Besetzungen weniger stark tangiert als 1920; sie betrafen überwiegend Gebiete im preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, zu denen auch die Orte im Freistaat Flaschenhals gehörten. Mit dessen Besetzung bis hoch nach Limburg und Camberg (beide besetzt am 15. Mai 1923, während umliegende Landgemeinen schon Mitte April besetzt worden waren)[23]:S. 286 schafften die Franzosen nun ein zusammenhängendes Gebiet, das die beiden Brückenköpfe Koblenz und Mainz vereinte. Es wurde eine neue Grenzlinie festgelegt, die das Gebiet zwischen den beiden Brückenköpfen zum unbesetzten Hinterland hin abgfrenzte: „Straße und Eisenbahnlinie längs des Emsbaches; Ost- und Nordgrenze der Gemeinden Lindenholz, Hausen, Ennerich, Mühlen, Limburg“.[23]:S. 70[27] Das nahe Weilburg und der Oberlahnkreis, die unbesetzt blieben, wurden „zu Grenzposten an der neuen Demarkationslinie zum französisch besetzten Gebiet und mussten zahlreiche von der Besatzungsmacht Ausgewiesene aufnehmen. [..] Nach Beendigung des passiven Widerstandes konnten die Ausgewiesenen bis Weihnachten 1924 in ihre Heimat zurückkehren.“ [2]:S. 127

Im Volksstaat Hessen waren nur Darmstadt und einige Umlandgemeinden von der Besatzungsausweitung betroffen. In der Stadt selber besetzten „am 3. März [..] französische Soldaten die Darmstädter Eisenbahnwerkstätten und das Elektrizitätswerk am Hauptbahnhof und schnitten damit die Waldkkolonie und den Waldfriedhof für anderthalb Jahre von der Darmstädter Innenstadt ab.“[28]:S. 7 Das Passieren der Greze zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Stadtgebiet war nur an der Brücke Dornheimer Weg möglich und erforderte einen Passierschein.[29]

„Das Tor geht zu“ ist die Überschrift des ersten Kapitels in dem 1923 spielenden Buch Grenze: Besetztes Gebiet. Ballade eines Landes von Elisabeth Langgässer. Sie lebte und arbeitete selber von 1920 bis 1928 im alt-besetzten Griesheim als Lehrerin, erwähnte diesen Ort aber nie[30]:S. 101, 106, und beschrieb sehr anschaulich den Alltag unter der französischen Besatzung, nicht zuletzt auch die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, um die Grenze in den unbesetzten Teil von Darmstadt zu passieren.

Am 16. November 1924 endete für die ein Jahr zuvor besetzten Gebiete von Darmstadt und einigen Nachbargemeinden die Besatzung.[23]:S. 370–371 Die danach geltende Grenze im Damstädter Südwsten wurde in einem Zeitungsartikel sehr detailliert beschrieben.

„In den letzten Tagen haben die französischen militärischen Besatzungsbehörden die Tafeln an der Grenze des besetzten Gebietes von der Weiterstädter Straße die Wixshäuserhausschneise entlang bis zur Südostecke des Waldfriedhofes (diese Schneise bleibt ganz im besetzten Gebiet), der Weg längs des Waldriedhofes bis zum Eingang des Friedhofes (im besetzten Gebiet), der Weg, der vom Eingang senkrecht zur Straße Darmstadt-Griesheim führt (im besetzten Gebiet), diese Straße bis zur Eisenbahn südlich des Hauptbahnhofes (Straße außerhalb des besetzten Gebietes), der Weg der Eisenbahn entlang bis zur Stadtschneise, die Stadtschneise, die Mittelschneise zur Eschollbrücker Chaussee bis zur Sandbachbrücke (die Chaussee im besetzten Gebiet).“

Deutsche Allgemeine Zeitung vom 18. April 1925: HHStAW Bestand 405 Nr. 5278: Grenzen des besetzten Gebietes (1920–1929), Blatt 106

Der Artikel endete aber mit einer skeptischen Beurteilung des neuen Grenzverlaufs: „Die neue Grenze bedeutet zwar im ganzen eine Zurückverlegung der im Januar 1923 anläßlich des Rhein-Ruhreinbruchs vorgeschobenen Grenze und bleibt innerhalb der 30-Kilometer-Grenzlinie des Brückenkopfs Mainz. Sie geht jedoch über die Grenzlinie, wie sie vor dem Ruhreinbruch gestanden hat, hinaus.“

Stadien der Besatzung

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Besatzungsgebiet und Besatzungszonen nach dem Stand vom 1. Juli 1925
 
Ein französischer General, der sich am 14. Januar 1919 der loyalen Mitarbeit der örtlichen Behörden in Wiesbaden bei der Erfüllung der Bedingungen des Friedensabkommens versichert.

In vielen Quellen zum Brückenkopf Mainz wird der Dezember 1918 als Beginn der Besatzungszeit genannt. Französische Vorkommandos tauchten mancherorts aber bereits wenige Tage nach dem Waffenstillstandsabkommen auf, so am 14. November 1918 in Kronberg im Taunus, während die eigentliche Besatzung Mitte Dezember vonstatten ging: Wiesbaden wurde am 13. Dezember 1918 besetzt, Königstein im Taunus einen Tag später[2]:S.122, ebenso Höchst[31]:S. 20. Auch das strategisch bedeutsame Griesheim wurde am 13. Dezember eingenommen.[32] Andernorts dauerte es noch etwas länger, so in Buchschlag, wo der Einmarsch am 22. Dezember 1918 erfolgte[33]:S. 41, und in Langen am 23. Dezember 1918.[34]

Unter dem Vorbehalt, dass Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag erfüllt, waren dort präzise Vorgaben über die Dauer der Besatzungszeiten in den Brückenkopf-Gebieten gemacht worden.

„Artikel 428
Um die Ausführung des gegenwärtigen Vertrags durch Deutschland sicherzustellen, bleiben die deutschen Gebiete westlich des Rhein einschließlich der Brückenköpfe während eines Zeitraums von fünfzehn Jahren nach Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrags durch die Truppen der alliierten und assoziierten Mächte besetzt.
Artikel 429
Werden die Bedingungen des gegenwärtigen Vertrags von Deutschland getreulich erfüllt, so wird die im Artikel 428 vorgesehene Besetzung nach und nach wie folgt eingeschränkt:
1. Nach Ablauf von fünf Jahren werden geräumt: der Brückenkopf von Cöln [..],
2. Nach Ablauf von zehn Jahren werden geräumt: Der Brückenkopf von Coblenz [..].
3. Nach Ablauf von 15 Jahren werden geräumt: Der Brückenkopf von Mainz, der Brückenkopf von Kehl [..].“

Friedensvertrag von Versailles ("Versailler Vertrag") vom 28. Juni 1919, Teil XIV. Bürgschaften für die Durchführung. Abschnitt I. Westeuropa

Die politischen Entwicklungen der 1920er Jahre und die Verträge nach dem Versailler Vertrag sowie die innenpolitischen Entwicklungen in Frankreich führten dazu, dass die ursprünglich festgelegten Besatzungszeiten nicht vollständig eingehalten wurden. In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar 1923 verließen die amerikanischen Truppen als erste die von ihnen besetzten Gebiete, gaben den Brückenkopf Koblenz auf, und schieden de facto als Besatzungsmacht aus. Der Brückenkopf befand sich fortan unter französischer Kontrolle.[23]:S. 2 (Einleitung) Um die Jahreswende 1925/26 zogen sich die Briten aus dem Brückenkopf Köln zurück und übernahmen von den Franzosen einen Teil des Brückenkopfs Mainz (siehe unten), bevor sie sich Ende 1929 zusammen mit den Belgiern komplett aus dem Rheinland zurückzogen. Kurzfritsig kehrten die Franzosen noch einmal in die von den Briten aufgegebenen Teile des Brückenkopfs Mainz zurück, bevor auch dort am 30. Juni 1930 die Besatzungszeit offiziell endete.[2]:S.123 In vielen Orten wurde das mit Befreiungsfeiern gefeiert, und es wurden Gedenksteine errichtet. In Mainz wurde schon am 20. Juli 1930 in Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg das Befreiungsdenkmal eingeweiht, und in Langen erinnert daran bis heute ein Gedenkstein, der die Grenze zwischen dem Besetzten und dem freien Gebiet markiert.[35]

Sowohl Peter Maresch[1]:S. 8 f. als auch Walter Mühlhausen [2]:S.122 beschreiben die Besatzungszeit als eine Abfolge unterschiedlicher Phasen.

  • Phase 1 (Dezember 1918–Juni 1919)
    Dies war die Phase der Isolation, in der die französischen Truppen den Brückenkopf Mainz von seiner Außenwelt abschotteten. Dies geschah unter anderem durch die „Kappung der Kommunikationslinien, das Verbot für Einzelpersonen, den Brückenkopf zu verlassen, Zensur usw.“ (Maresch) Damit einher ging eine sehr hohe Truppenkonzentration im gesamten Besatzungsgebiet. Nach Nicolas Beaupré war diese Phase auch dadurch geprägt, dass sich in ihr eine anfängliche Zurückhaltung der deutschen Bevölkerung gegenüber den französischen Besatzern in Feindschaft verwandelte. „Es sind weniger die Gewaltakte, die Aggression, die die Bevölerung verletzt, als die kleinen Symbole, die an die ausländische Herrschaft erinnern. Die Stunde der Franzosen ist gekommen. Man muss die Trikolore grüßen, vom Bürgersteig herabsteigen, um die französischen Militärs vorbeizulassen, die Offiziere grüßen. Häufig entstehen in diesen Momenten Auseinandersetzungen. Sie überschatten anschließend die gesamte Geschichte dieser Zeit.“[36]:S. 143 Ein wichtiger Katalysator für das Entstehen dieser Feindschaft und ihrer Fortenwicklung war nicht zuletzt der Einsatz französischer Kolonialtruppen in den besetzten Gebieten, was mit deutlich rassistischen Begründungen und Beschuldigungen als Schwarze Schmach empfunden wurde.[36]:S. 148 ff. Andererseits setzte die französische Generalität aber auch bewusst darauf, dass von den Kolonialsoldaten eine verängstigende Wirkung auf die deutsche Bevölkerung ausging. „Seit dem Kriege empfinden die Deutschen von denSpahis einen heillosen Schrecken. Im Zusammenhang damit laufen in Deutschland – ob zu Unrecht oder Recht – eine Menge Legenden um. Es lag also zweifelsohne in unserem Interesse, diesen Umstand auszunutzen. Tatsache ist jedes Mal, wenn sich in einem Kreis ... ein gewisses Aufbegehren zu zeigen begann, beim Auftauchen der Spahis alles ruhig war.“[37]
  • Phase 2 (1919–1924)
    Obwohl in dieser Phase im April/Mai 1920 und ab Januar 1923 zwei große Strafaktionen stattfanden, die zu vorübergehenden Besetzungen außerhalb des Brückenkopfs führten, fand insgesamt eine Reduzierung der französischen Truppen statt. Andererseits reagierte die Besatzungsmacht auf den Widerstand gegen die Ruhrbesetzung mit Verhaftungen und Ausweisungen von Beamten und Mandatsträgern, denen sie die Unterstützung des Widerstandes unterstellte (prominente Beispiele: Bernhard Adelung, Bruno Asch Konrad Haenisch), und sie unterstützte ihrerseits separatistische Bestrebungen zur Errichtung einer eigenständigen Rheinischen Republik.
  • Phase 3 (1924–1930)
    Entscheidendes Merkmal dieser Phase war die Teilablösung der französischen durch britische Truppen. Die britischen Besatzungstruppen verließen 1925/1926 in Übereinstimmung mit dem Versailler Vertrag ihren bisherigen Standort Köln und rückten mit etwa 10.000 Mann in Teile des Brückenkopfs Mainz ein: Wiesbaden-Stadt, Wiesbaden-Land, Rheingau- und Untertaunuskreis.[38] Die französischen Truppen zogen sich auf die linksrheinische Seite zurück.

Die Gründe für diese Entwicklung in der letzten Phase der Besatzungszeit sind nicht eindeutig zu identifizieren. Nicolas Beaupré bringt den französischen Rückzug aus Teilen der besetzten Gebiete mit den finanziellen und wirtschaftlichen Problemen Frankreichs im Jahr 1924 in Verbindung, die sich auf die französische Innenpolitik auswirkten und zum Sieg linker Parteien bei den Wahlen Ende des Frühjahrs 1924 führten.

„Die Situation Frankreichs gegenüber seinen Verbündeten, seine finanziellen Probleme und natürlich die Entwicklung der Mentalität hin zum Pazifismus sind zweifellos die Hauptursachen für diese Prozesse. [...] Hinzu kommt, dass in diesen Übergangsjahren 1924-1925 die öffentliche Meinung, die der Prahlerei und der Abenteuer am Rhein überdrüssig war, sich immer weniger für die deutschen Angelegenheiten interessierte, was dazu beitrug, dass die französische Politik, zumindest für einige Jahre, von einem Primat der Außenpolitik zu einem Primat der Innenpolitik überging.“

Nicolas Beaupré: Das Trauma des großen Krieges, S. 69

Diese innerfranzösische Entwicklung hatte den Weg für die Verabschiedung des Dawes-Plans geebnet, der die Pläne Frankreichs zur Abtrennung des Rheinlandes von Deutschland begraben und gleichzeitig die Grundlage für die Anbahnung einer erneuten Annäherung zwischen Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten gelegt hatte, obwohl die Franzosen selbst auf der Londoner Konferenz (1924) "de facto gegenüber den Briten, Amerikanern und Deutschen isoliert" gewesen waren.[36]:S. 70 f.

„Dieses Abkommen beinhaltete neben der sofortigen Räumung des Ruhrgebiets auch die Auflösung aller unter französischer oder interalliierter Kontrolle stehenden Verwaltungen, wie der MICUM (Mission intemlliée de Contrôle des Usines et des Mines, Interalliierte Kontrollkommission für Fabriken und Bergwerke) oder der Eisenbahnverwaltung. Sie zerstörte damit die Arbeit und die Hoffnungen von Tirard auf die Schaffung eines vom Reich mehr oder weniger unabhängigen "Rheinstaats". Darüber hinaus verzichtete Frankreich de facto auf die Instrumente und Druckmittel, die es ihm ermöglicht hätten, sich selbst zu helfen" oder Pfandrechte" zu übernehmen, wie es dies zuvor im Falle eines Zahlungsausfalls getan hatte. Außerdem sah der Plan nicht einmal den Gesamtbetrag vor, der für die Reparationen garantiert wurde.“

Nicolas Beaupré: Das Trauma des großen Krieges, S. 71

Beauprés Analyse mag erklären, warum Frankreich dem Teilrückzug aus dem Mainzer Brückenkopf zustimmte, der nur die Stadt Wiesbaden und Gemeinden im Regierungsbezirk Wiesbaden betraf[39], aber es bleibt unklar, warum die Briten nach ihrem Rückzug aus Köln die Franzosen im südlichen Brückenkopf ablösen wollten. Jedenfalls wurde Wiesbaden im Zuge dieser Entwicklung Ende 1925 zum Hauptquartier der Britischen Rheinarmee und blieb es bis November 1929. Zu dem Zeitpunkt verlegte die Interalliierte Rheinlandkommission (IRKO) ihr Hauptquartier von Koblenz nach Wiesbaden, und die britischen Truppen zogen ab.[40]

Bereits ab Januar 1925 gab es in Wiesbaden eine lebhafte Debatte darüber, ob die Briten kommen oder die Franzosen bleiben sollten. Wie die Akten des Regierungspräsidiums zeigen, war die Presse in diesem Zusammenhang oft besser informiert als die staatlichen Akteure, und letztere sahen sich immer wieder veranlasst, Journalisten privat oder offiziell über den Fortgang des Entscheidungsprozesses zu befragen.[41] Ursprünglich ging es darum, nach dem Abzug aus Köln einen neuen Standort für das britische Hauptquartier zu finden. Es gab mehrere Optionen, darunter Koblenz, und in Bezug auf Wiesbaden war lange Zeit unklar, ob die Briten eine auf das Stadtgebiet beschränkte "Insellösung" anstrebten oder weitergehende Pläne hatten.

Mitte 1925 ging die Stadt Wiesbaden davon aus, dass die Franzosen offiziell wohl abziehen würden, befürchtete aber, dass die Stadt Sitz der IRKO werden könnte. Die Angst ging um, dass unter deren Präsidenten, dem Franzosen Paul Tirad, Wiesbaden weiterhin eine französisch beherrschte Stadt bleiben könnte, was wegen der Erinnerungen potentieller Gäste an den von Frankreich begonnenen Ruhrkampf negative Auswirkungen auf den Kurbetrieb hätte. In einem Schreiben des Magistrats vom 27. Juli 1925 an den „Herrn Reichsminister“ in Berlin heißt es deshalb:

„Es ist ein[e] unbestreitbare, auf Erfahrung beruhende Tatsache, daß die Deutschen im unbesetzten Gebiet nach ihrer ganzen seelischen Einstellung sich durch die englische Besetzung von dem Besuche des besetzten Ortes nicht abhalten lassen. Maßgebend für diese Stellungnahme sind die Erfahrungen, die während des Rhein- und Ruhrkampfes im englischen Gebiet gemacht worden sind und ferner die Tatsache, daß England an der Besetzung der Ruhr nicht beteiligt war, ja sogar die Rechtmäßigkeit dieser Besetzung bestritten hat. Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, daß die Besetzung Wiesbaden's durch die Engländer die Rettung aus der schweren wirtschaftlichen Notlage darstellen würde, in der sich Wiesbaden z. Z. befindet, während die Verlegung der Interalliierten Rheinlandkommission von Coblenz nach Wiesbaden den sicheren Ruin Wiesbaden's bedeuten würde.“

Magistrat der Stadt Wiesbaden: Verlegung des englischen Hauptquartiers nach Wiesbaden oder Verlegung der Interalliierten Rheinlandkommission von Coblenz nach Wiesbaden, Schreiben vom 27. Juli 1925[41]:Blatt 35 ff.

Nachdem in den Folgemonaten die Spekulationen über die geplanten Umgruppierungen weitergingen, konnte die Rheinische Volkszeitung am 3. November 1925 erstmals eine Nachricht bringen, die der späteren Lösung sehr nahe kam und die Verlegung des IRKO-Hauptquartiers nicht mehr thematisierte. Die Einigung unter den Alliierten – voran der zwischen Franzosen und Briten – wurde in Zusamenhang gebracht mit der für den 1. Dezember 1925 beabsichtigten Unterzeichnung der Verträge von Locarno.[41]:Blatt 56 Zur Gewißheit wurde das dann in einer Meldung der Frankfurter Zeitung vom 24. November 1925, in der das Eintreffen eines erstes britischen Bataillons für den 10. Dezember 1925 angekündigt wurde – verbunden mit der Hoffnung „auf die Belebung des Kur- und Wirtschaftslebens der Stadt“.[41]:Blatt 59 Am 4. Dezember 1925 konnte die gleiche Zeitung dann vermelden, dass „die ersten englischen Truppen [..] nun in geringer Zahl hier, gewissermaßen als Quartiermacher, eingetroffen“ waren.[41]:Blatt 60 Weitere Berichte gehen dann davon aus, dass sich der Abzug der Briten aus Köln und deren Übersiedelung in den Brückenkopf Mainz noch bis Ende Januar 1926 erstrecken wird. Mit dem endgültigen Abzug der Franzosen wird bis zum 3. Januar 1926 gerechnet.

Am 29. Januar 1926 stattete der Oberkommandierende der französischen Rheinarmee, Adolphe Guillaumat, laut der Rheinischen Volkszeitung dem Höchstkommandierenden der Britischen Rheinarmee, Sir John Du Cane, in Wiesbaden einen Abschiedsbesuch ab; einen Tag später, am 30. Januar, wurde am britischen Hauptquartier in Köln die britische Flagge eingeholt und damit offiziell das Ende der englischen Besetzung des Brückenkopfs Köln besiegelt.[41]:Blatt 85 Den umgekehrten Akt in Wiesbaden kommentierte am 2. Februar 1926 in der Frankfurter Post[42] ein in Anlehnung an den Deutschen Michel mit Michel unterzeichnender Kommentator.

„Tempi passati! Der Franc ist pleite, der Franzose hat in Wiesbaden ausregiert – wir stellen uns abermals um – eine andere Flagge weht über uns: jetzt sind die Engländer am Ruder. Sie kommen heimlich, über Nacht, gewissermaßen unsichtbar rücken sie ein. Jedenfalls aus Zartgefühl, um uns die Empfangsfeierlichkeiten zu ersparen. Mit vielen Ceremonien ist die Trikolore von unserm deutschen Kaiserschloß heruntergeholt worden. Es war ein anregender, ja fast aufregender Tag für die Bevölkerung; jeder sammelte bei diesem Anlaß noch einmal allen Haß, der sich im Lauf der Jahre angehäuft hatte; ungeniert laut erzählte man gegenseitig seine Erlebnisse mit der französischen Soldateska. Unwillkürlich kamen die Engländer dabei nun gut weg, als ihre Farben an dem Flaggenmast hochginen und die Hochlandtruppe das ‚God save the king‘ dazu anstimmte, ja, in rührendem Mißverstehen entblößten alte Männer ihr Haupt und summten leise zu den wohlbekannten Klängen unser altes liebes ‚Heil Dir im Siegerkranz‘. Man konnte Tränen in die Augen bekommen, wenn man dies miterlebte. Und dazu den wundervollen abgerundeten Haß gegen die bisherigen Unterdrücker im Herzen fühlte. Armes, elendes, unterjochtes Volk, das einen Feiertag feiert, weil die Hand, die es von nun an unterjochen wird etwas gepflegter ist. Versteht Ihr die Tragik, Ihr da im unbesetzten Gebiet, die Ihr frei handeln dürft? Die Ihr Eure Ansichten sagt, ohne dabei von Spionen umlauert zu sein? Die Ihr laut Eure Vaterlandslieder singen dürft, ohne einen Verweis zu bekommen von feindlichen Nationen, die sich davon vielleicht beleidigt fühlen! Wißt Ihr, was wir seelisch leiden bei dem, was wir täglich mitansehen und hören müssen?“

Frankfurter Post, 2. Februar 1926[41]:Blatt 86

Mit dem Wechsel von der französischen zur britischen Besatzung und der Verhinderung der IRKO-Ansiedelung in Wiesbaden hatten sich im Prinzip die Wünsche des Wiesbadener Magistrats trotz der zuvor zitierten rechtskonservativen Schmähungen erfüllt. Drei Jahre lang blieb dieser Zustand erhalten, bevor 1929 die Haager Konferenzen für eine neue Situation sorgten. In deren Folge wurde im August 1929 die Räumung der Besatzungszone um Koblenz zum 30. November 1929 festgelegt, womit auch der Wegzug der IRKO zu erfolgen hatte. Zugleich wurde in Den Haag auch beschlossen, dass zum 30. Juni 1930 die endgültige Räumung des gesamten Rheinlandes zu erfolgen habe.[43]

 
Abzug britischer Truppen aus Wiesbaden, Dezember 1929

Von den Haager Beschlüssen war Wiesbaden in zweifacher Weise betroffen. Zum einen begannen die Briten am 14. September 1929 mit ihrem Abzug aus Wiesbaden und zogen sich bis zum Jahresende zusammen mit den Belgiern komplett aus dem Rheinland zurück.[44], zum anderen wurde Wiesbaden nun doch noch Sitz der IRKO, wenn auch nur für sieben Monate. Diese nahm am 20. November 1929 in einem Hotel ihre Tätigkeit auf[43], und in ihrem Gefolge kamen erneut französische Truppen nach Wiesbaden – als Ehrenwache für die IRKO.[44]

„Am 30.06.1930 endete die alliierte Rheinlandbesetzung nach knapp 12 Jahren, fünf Jahre früher, als im Versailler Vertrag vorgesehen. Der Abzug der alliierten Truppen löste deutschlandweit eine Welle der nationalen Begeisterung aus. Mit einer nächtlichen Kundgebung vor dem Rathaus begannen auch in Wiesbaden die Feierlichkeiten. Festlicher Schlussakt war der Besuch des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 21.07.1930.“

Marius Munz: Rheinlandbesetzung[44]

Verwaltungsstrukturen unter der Besatzung

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Wie eingangs schon mal zitiert, war durch das Waffenstillstandsabkommen festgelegt worden, dass die Gebiete auf dem linken Rheinufer durch die örtlichen Behörden unter Aufsicht der Besatzungstruppen der Alliierten und der Vereinigten Staaten verwaltet werden. Diese Praxis galt auch für die rechtsrheinischen Brückenköpfe, was aber schon deshalb zu Schwierigkeiten führen musste, weil der 30-KM-Radius keine Rücksicht nahm auf bestehende „Verwaltungsgrenzen, politische Verhältnisse oder das vorhandene Verkehrssystem“.[45]:S. 110

Literatur

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Erzählungen, Autobiographien
  • Elisabeth Langgässer: Grenze: Besetztes Gebiet. Ballade eines Landes, Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1983, ISBN 3-530-50570-6.
    • Neuauflage: Elsinor Verlag, Coesfeld 2023, ISBN 978-3-942788-76-2, mit einem neuen Nachwort von Karlheunz Müller, dem Vorsitzenden der Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft in Darmstadt.
  • Lore Wolf: Ein Leben ist viel zu wenig, Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-87682-509-1.
Sachliteratur
  • Nicolas Beaupré: Das Trauma des großenKrieges 1918-1932/33,Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-14706-9.
  • Hans Drüner: Im Schatten des Weltkrieges. Zehn Jahre Frankfurter Geschichte von 1914–1924, Verlag R. Th. Hauser & Co., Frankfurt am Main 1934.
  • Heinz Gorrenz: Die Franzosenzeit in Nassau und in Frankfurt am Main 1918-1930. Eine Chronik, in der von Not und Schande, von Narretei und Verrat, aber auch von Heimatliebe und deutscher Treue erzählt wird, Verlag der Frankfurter Nachrichten, Frankfurt am Main 1930.
  • Heinz Knoth: Jahre der Bedrängnis: Höchst: Erster Weltkrieg und Besatzungszeit (1914-1930), Höchster Geschichtshefte, Nr. 10, 1966 (Online)
  • Helga Krohn: Bruno Asch – Sozialist. Kommunalpolitiker. Deutscher Jude 1890–1940, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-95558-157-2.
  • Peter Maresch:
    • Der Hilfskreis Königstein und die Rheinlandbesetzung im Hochtaunus. Die Auswirkungen der alliierten Besetzung nach dem Ersten Weltkrieg im Taunus, in: Kreisausschuss des Hochtaunuskreises: Jahrbuch Hochtaunuskreis, 21. Jahrgang, 2013, ISBN 978-3-942921-85-5, S. 110–119.
    • Fremde Truppen im Taunus. Die Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg, in: Rad und Sparren, Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus e.V., Heft 48, 2019, S. 8–15.
  • Walter Mühlhausen: Hessen in der Weimarer Republik. Politische Geschichte 1918–1933, Waldemar Kramer, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-7374-0491-4.
  • Marius Munz auf den Webseiten des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Wiesbaden (Stadtlexikon)
  • Hans Obermann: 70 Jahre Waldgemeinde Buchschlag, Gemeinde Buchschlag, ca. 1975.
  • Preußisches Statistisches Landesamt: Besetzte Gebiete Deutschlands, Berlin 1925. Das Buch enthält eine Auflistung aller deutschen Gemeinden, die nach dem Waffenstillstand im November 1918 von den Alliierten besetzt wurden, sowie der Gemeinden, die nach dem Ruhraufstand 1920 und der Ruhrbesetzung 1923/24 zusätzlich besetzt wurden. Die umfangreichen Tabellen führen u. a. den Gemeindenamen, die Flächengröße in Hektar, Einwohnerzahlen, die Bürgermeisterei, den Amtsbezirk und den Tag der Besetzung auf. Eine Karte mit den Maßen 105 x 67 cm erleichtert den Überblick.
  • Martin Süss: Der Volksstaat Hessen und die französische Rheinlandbesetzung 1918 – 1924, in: Historischer Verein für Hessen: Archiv für Altertumskunde, Neue Folge, Band 47, 1989, ISSN 0066-636 x, S. 357–381.
  • Stephanie Zubell/Peter Josef Bahles: Der Freistaat Flaschenhals. Historisches und Histörchen aus der Zeit zwischen 1918 und 1923, Societäts Verlag, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-7973-1144-3.
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Commons: Brückenkopf Mainz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: British occupation of Königstein im Taunus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Peter Maresch: Fremde Truppen im Taunus
  2. a b c d e f g Walter Mühlhausen: Hessen in der Weimarer Republik
  3. a b Thomas Napp: Als der Schmuggel bei uns zu Hause war
  4. Description of the American Bridge Head (Rhein, Mosel, Ahr, Lahnvalley, Eifel, and Westerwald). Der Artikel auf regionalgeschichte.net stellt ein 1919 erschienenes Buch vor, das amerikansichen Soldaten die Besonderheiten des Koblenzer Brückenkopfs näherbringen sollte. Das Buch selber kann unter https://www.dilibri.de/urn/urn:nbn:de:0128-1-42992 heruntergeladen werden.
  5. a b Sven-Felix Kellerhoff: „Freistaat Flaschenhals“
  6. HHStAW Bestand 405 Nr. 5278: Grenzen des besetzten Gebietes (1920–1929), Blatt 128 (Abschrift auf dem Briefbogen des Ministers des Innern vom 7. November 1926 an den Regierungspräsidenten in Wiesbaden)
  7. Einen guten Überblick über das Gebiet dieses Brückenkopfes und dessen Grenzverlauf gibt eine Karte auf der Webseite des Museums- und Geschichtsvereins Ortenberg e.V.: Brückenköpfe und Besetzungsgebiete 1923.
  8. Siehe hierzu: Dennis Röhrig: Die amerikanische Besatzung in Montabaur und Umgebung nach dem Ersten Weltkrieg 1918-1923], online auf regionalgeschichte.net
  9. a b Stephanie Zubell/Peter Josef Bahles: Der Freistaat Flaschenhals
  10. a b c d e Verzeichnis der Gemeinden im besetzten Gebiet des Regierungsbezirks Wiesbaden
  11. Peter Faust: Alt Idstein: Nach dem I. Weltkrieg
  12. In vielen Karten und Artikeln wird das Gebiet des Freistaats Flaschenhals so dargestellt, als hätte es bis knapp vor Limburg an der Lahn gereicht und Laufenselden sei der geografische Mittelpunkt dieses Großraums gewesen. Letrteres trifft aber nur auf die Jahre 1923/24 zu, als im Zuge der Ruhrbesetzung die französischen Streitkräfte das gesamte unbesetzte Gebiet zwischen den beiden Brückenköpfen bis hoch an den Rand von Limburg besetzten – unter Einschluss des deutlich kleineren Gebietes, das bis 1920 den Freistaat Flaschenhals bildete.
  13. In dem Artikel, in dem sie einerseits das Gebiet des Freistaats Flaschenhals als Gebiet von „Bodenthal bei Lorch bis zum Rossstein bei Kaub und in Richtung Taunus bis Laufenselden“ beschreibt, subsumiert Zibell andererseits das gesamte Gebiet bis hoch nach Limburg unter dem Oberbegriff Freistaat Flaschenhals und demonstriert das auch mit einer Karte – obwohl sie dessen faktisches Ende auf den 1. Juli 1920 datiert und die Besetzung des Gebiets erst 1923 erfolgte.
  14. Online auf der Webseite KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital. des Landschaftsverbands Rheinland (LVR)
  15. Über den Link https://www.freemaptools.com/radius-around-point.htm kann auf eine zoombare Vorlage dieser Karte zugegriffen werden. Auf der Webseite müssen dafür lediglich zwei Parameter eingetragen werden: Radius Size = 30 KM; Place radius by location name = Stadthausstraße 18, Mainz.
  16. Karte: Der Grenzverlauf im Landkreis Offenbach
  17. Helga Krohn: Bruno Asch, S. 170 f.
  18. Unbesetzt blieb auch Eschollbrücken, während das benachbarte Crumstadt in der Besatzungszone lag.
  19. a b Sammlung Peter Merschroth: Franzosenzeit]
  20. August-Euler-Museum: DER GRIESHEIMER SAND (1874 ? 2008)
  21. In einigen Publikationen wird der Eindruck, dass an der Alten Nieder Brücke, die über die Nidda führt, während der gesamten Besatzungszeit die französisch kontrollierte Grenzstation zwischen Höchst und Frankfurt gewesen sei. Das trifft jedoch nur für die nachfolgend erwähnte Übergangszeit bis zum 19. April 1919 zu.
  22. Hans Drüner: Im Schatten des Weltkrieges
  23. a b c d e f g h i j k l m Preußisches Statistisches Landesamt: Besetzte Gebiete Deutschlands
  24. Im Buch des Preußischen Statistischen Landesamts wird darauf verwiesen, dass „eine ausführliche Darstellung der gesamten Vorgänge, die auf den Maineinbruch Bezug haben und in der auch die beiderseits gewechselten Noten im Wortlaut wiedergegeben sind, [..] sich im ‚Deutschen Reichs- und Staatsanzeiger‘ Nr. 72 vom 7. April 1920“ befinde. (Preußisches Statistisches Landesamt: Besetzte Gebiete Deutschlands, S. 46)
  25. Preußisches Statistisches Landesamt: Besetzte Gebiete Deutschlands, S. 1 (Einleitung). Diese explizite Unterscheidung zwischen „weißen“ und „farbigen“ Franzosen wird in dem Buch mehrfach vorgenommen, und zeigt wie stark das Gespenst vor der "Schwarzen Schmach" bis in hohe Regierungskreise hinein verbreitet war.
  26. Siehe auch: Ralph Zade: Frankfurt 1920 – Unter französischer Besetzung & Tote und Verletzte an der Frankfurter Hauptwache, 7. April 1920, in: Zeitgeschichte in Hessen (Online) (Stand: 7.4.2023). Zur Situation in Darmstadt: Walter Kuhl (Teil 1): Jahre unter französischer Besatzung von 1918 bis 1922 und: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Darmstadt: "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt" – Besetzung Darmstadts im Jahr 1920
  27. Im Original wird die Gemeinde Ennerich fälschlicherweise als Emmerich tituliert.
  28. Stadtarchiv Darmstadt: Vom Großherzogtum zum Volksstaat Darmstadt
  29. Stadtlexikon Darmstadt: Waldkolonie
  30. Nachwort von Karlheunz Müller zur Neuausgabe 2023 von Elisabeth Langgässer: Grenze
  31. Heinz Knoth: Jahre der Bedrängnis: Höchst
  32. Walter Kuhl (Teil 1): Jahre unter französischer Besatzung von 1918 bis 1922
  33. Hans Obermann: 70 Jahre Waldgemeinde Buchschlag
  34. Herbert Bauch: Vor 100 Jahren endete in Langen der Erste Weltkrieg: Ein Rückblick, Frankfurter Neue Presse, 22. Dezember 2018
  35. Für eine umfangreiche Sammlung von Fotos vom Abzug der alliierten Truppen aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet siehe: SZ Photos: DOSSIER Abzug alliierter Truppen aus Rheinland und Ruhrgebiet.
  36. a b c Nicolas Beaupré: Das Trauma des großen Krieges
  37. General Henri Mordacq, zitiert nach Peter Maresch: Fremde Truppen im Taunus, S. 13
  38. „Briten beginnen mit der Räumung Wiesbadens, 4. Oktober 1929“, in: Zeitgeschichte in Hessen (Online)
  39. Ein Schreiben des Regierungspräsidenten in Wiesbaden vom 29. Mai 1929 enthält eine Liste aller besetzten Gemeinden im Regierungsbezirk. Daraus geht hervor, dass neben den Briten auch die Franzosen weiterhin Ortschaften besetzten und dass es in einigen Gemeinden auch Doppelbesetzungen gab. (HHStAW Bestand 405 Nr. 5278: Grenzen des besetzten Gebietes (1920-1929), Blatt 154-158)
  40. Brigitte Streich: Geschichte der Stadt auf der Website des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Wiesbaden
  41. a b c d e f g HHHStAW Bestand 405 Nr. 5426:Sammlung von Zeitungsausschnitten und Druckschriften zur Verlegung des englischen Hauptquartiers
  42. Bei der Frankfurter Post handelt es sich laut dem Verzeichnis Frankfurter Zeitungen der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main um eine von 1922 bis 1933 erschienene rechtskonservative und NS-nahe Tageszeitung.
  43. a b Marius Munz: Interalliierte Rheinlandkommission (IRKO)]
  44. a b c Marius Munz: Rheinlandbesetzung
  45. Peter Maresch: Der Hilfskreis Königstein und die Rheinlandbesetzung im Hochtaunus
  46. Walter Kuhl beschreibt sehr ausführlich und quellenreich die Auswirkungen der Besatzung auf den Bahnverkehr.