Friedrich Mülln (2022)

Friedrich Mülln (* Januar 1980 in Lörrach) ist ein deutscher Tierrechtsaktivist, Autor und Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins Soko Tierschutz.

Leben Bearbeiten

Mülln entdeckte bereits als Schüler sein Interesse an der Natur und begann sich für den Schutz von Tieren in der Massentierhaltung zu engagieren. Als er mit 13 Jahren eine Dokumentation über Ferkelkastration sah, entschied er sich vegan zu leben. 1994 Flyern für Artenschutz, Petition gegen Unterwasserjagd, Atomtests. 1995 Initiative gegen Tierversuche, Salzburg, Infostände für Sea Shepherd. 1996 Erste Pelzfarm-Recherche, Luhe Wildenau Bayern. 1997 Kampagne gegen die Nerzfarm Waging, Putenmast Schönram, Recherchen zu Kaninchenmast. 1998 Erste Recherchen zu Wiesenhof, Aufdeckung und Kampagne gegen die Pelzfarm Amberg. Schon während der Schulzeit wurden seine ersten Rechercheergebnisse in TV-Magazinsendungen veröffentlicht. 1999 Erste TV-Aufdeckung: Wiesenhof, ARD Monitor. 2000 Aufdeckung "Das Brüllen der Rinder", Schweinemastskandal AT/DE. Neben und nach seinem Politikstudium arbeitete er als Contract Investigator für große Tierschutzorganisationen im In- und Ausland.[1]


Friedrich Mülln // Pseudonym: Marcus Müller (2006-2012)


2001 Undercover-Recherche in [[Indien zur Lederproduktion 2002 Aufdeckung Schweinemastanlagen, Kaninchenmast, Schließung der Pelzfarm Waging. Studium der Politikwissenschaften 2003 4 Monate undercover im Primaten-Giftigkeitstestlabor Covance. Erste Undercover-Aufnahmen von Primaten-Tierversuchen aus Deutschland 2004 Covance Prozesse - Sieg für die Pressefreheit gegen Zensur von Covance,

Schließung der Pelzfarm Amberg 2005 Aufdeckung bei Höhenrainer Puten, Schließung von zwei Legebatterien, Aufdeckung der Folter von Elefantenkind Moglu in Schönbrunn, Schließung der Pelzfarm Schopfloch. MUT Medaille für Covance-Undercover-Recherche. USA Exotenhandel / exotische-Haustiere 2006 Undercover-Recherchen zu Stopfleberproduktion und Welpenhandel

2007 Zusammenarbeit mit Vier Pfoten, Kampagne gegen Kaninchen-Käfighaltung, Stopfmast, Ausstieg des Handels aus Kaninchenfleischverkauf. Erste Aufnahmen der neuen Käfighaltung, Kleingruppenhaltung. 2008 Zusammenbruch des Marktes für Stopffleisch in Österreich und Deutschland, Undercover-Recherche zu Lebendrupf. 2009 Schließung von zwei Kaninchenmastanlagen in Ungarn und Frankreich.

Kampagne gegen den Lebendrupf, Aufdeckung des Lebendrupfes in Deutschland, Gänsefarm Schwerk 2010 Undercover-Recherche bei den Daunenfirmen Rohdex und Böhmerwald wegen Lebendrupfdaunen. Teilnahme an Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Expertenkomission der EU-Recherchen zu Welpenhandel und canned hunting. Undercover-Recherche bei deutschen Daunenfirmen zum Thema Lebendrupf

2011 Aufdeckung illegaler Legebatterien in Deutschland, Frankreich und Italien Recherchen zur Kaninchenmast in Ungarn, Frankreich und Italien

2012 Trennung von Vier Pfoten aus Protest gegen Gütesiegel für Tierleidprodukte und wegen vielfältiger Kritik an Bürokratie und Verschwendung in solchen großen Organisationen. Mitarbeit Kinoproduktion "The ghosts in our machine",

Gründung von SOKO Tierschutz e.V.

2013 Aufdeckung bei Wiesenhof bei Putenmast, Privathof Label und Hühnermast. Nerzöl-Kampagne endet mit bundesweiter Auslistung aus dem Handel. Kaufhof, Karstadt werden nach einer SOKO Kampagne stopfleberfrei

2014 Undercover-Recherche beim Max-Planck-Institut Tübingen, Start der MPI Kampagne. Recherchen zur Putenmast Hubers, Süddeutsche Truthanhn AG.

2015 Aufdeckung der Zustände bei Bayern-Ei-Skandal Pohlmann Bayern Ei, Undercover-Recherche in Schweinemast, Recherche zu Langstreckentransporte bei Geflügel, ARD Film "Mission Tierschutz", Empfang des LUSH Prize für SOKO Tierschutz MPI Kampagne.

2016 Aufdeckung von Herrmannsdorfer (Bio). Start der Stopfleberfrei-Kampagne.

Aufdeckung und Schließung von Schweinemastanlage in Merklingen mit Tierwohl-Siegel. Recherche zur Käfighaltung von Wachteln. 2017 Erfolg der MPI-Kampagne mit Ende der Affenversuche. Aufdeckung der Schlachthöfe Fürstenfeldbruck, Düren, Eschweiler. Schließung der Schlachthöfe Fürstenfeldbruck und Eschweiler. Projekt "Tierschutz im Unterricht". Stopfleberkampagne "Mia san Stopflerfrei"

2018 Aufdeckung der Schlachthöfe Tauberbischofsheim, Hohengöhren und Bad

Iburg. Alle drei Betriebe wurden von den Behörden geschlossen. TAZ Panter Preis für SOKO Tierschutz

2019 Hauptzeuge im Prozess gegen den Merklinger Schweinequäler. Historisches Urteil: Drei Jahre Gefängnis ohne Bewährung. Zwei jahre auf Bewährung in zweiter Instanz.

Aufdeckung des LPT Tierversuchs-Skandals

Organisation der zwei größten Tierschutzdemos der deutschen Geschichte mit 15.000 und 8000 Teilnehmern.

Empfang des Deutschen Engagementpreises für SOKO Tierschutz

2020 Entgültige Schließung des LPT Todeslabor Mienenbüttel und Temporäre Schließung des LPT Todeslabors 2 Neugraben

Rettung von 200 Hunden und Katzen und ca.1000 Mäusen und Ratten aus den LPT Tierlaboren.


2021 Rechte für Tiere und Menschen ​

Positionen Bearbeiten

In Deutschland sind Tiere praktisch rechtlos. Sie haben lediglich das Recht zu leiden und zu sterben. Denn das deutsche Tierschutzgesetz ist biegsam, voller Lücken, widersprüchlich und wird selbst bei klaren Rechtsbrüchen nicht angewendet. Behörden sind unwillig, unfähig, überfordert oder korrumpiert. Hätten Sie gedacht, dass in Deutschland 40 Millionen Puten ohne verbindliche gesetzliche Vorgaben gemästet werden? Dasselbe gilt für 25 Millionen Enten. Selbst wenn z. B. die Putenmast ganz klar gegen das Tierschutzgesetz verstößt und durch Inzucht "längeranhaltende Leiden und Schmerzen ohne vernünftigen Grund" bei Millionen Tieren verursacht werden, bleibt die Justiz untätig.

Denn auch der motivierteste Staatsanwalt scheitert an Gesetzen, die maßgeblich von den Lobbyisten der Tierhaltungsindustrie mitverfasst wurden. Verbraucher dürfen in Deutschland Fleisch kaufen, aber nichts über deren Herkunft erfahren. Datenschutz geht vor Verbraucherschutz, und selbst wenn Menschen durch Tierprodukte in Gefahr sind, gilt der Schutz einer Firma mehr als der Schutz gefährdeter Menschen. Darum ist es heute wichtiger denn je, aufzudecken, zu informieren und Transparenz zu erzwingen. Denn an den unhaltbaren Zuständen in den Tierhaltungen wird sich nur etwas ändern, wenn sich durch Aufklärung und Bildung die Einstellung der Bevölkerung zu unseren Mitbewohnern auf diesem Planeten ändert.

Seines Erachtens ist es notwendig, mit investigativen Mitteln hinter die Kulissen der Tierhaltungsindustrie zu blicken und die Öffentlichkeit zu informieren. Ich arbeite mit journalistischen Methoden der Recherche und Bilddokumentation. Modernste Technik, Whistleblower, Recherche und ein sehr langer Atem sind notwendig, um die verworrenen Firmennetzwerke und Sicherheitsvorkehrungen hinter den freundlichen Werbebotschaften für Fleisch, Milch, Eier oder die neueste Kopfschmerztablette zu entwirren und Einblicke zu erhalten.

Von Straftaten für die Tiere wie etwa Sachbeschädigung, Beleidigung oder Drohung distanziere ich mich ganz klar. Ein Fortschritt für die Tiere wird nur auf friedlichem Weg erreicht werden. Ich kann verstehen, dass Leute angesichts der Ohnmacht und des Leids Sympathien für radikale Vorgehensweisen hegen und klammheimliche Freude bei Angriffen gegen Tierquäler empfinden. Aber jedem, der bei solchen Übergriffen applaudiert, muss klar sein, dass das Überschreiten der roten Linie hin zur Gewalt nur einem nützt, nämlich dem Tiernutzer. Solche Schritte geben den Tierausbeutern die Mittel in die Hand, die sie benötigen, um eine friedliche Bewegung in Misskredit zu bringen und Repressionen des Staates gegen alle lästigen Tierschützer zu fordern. Die viel größere Strafe für diese Todesindustrie, viel größer als jede Gewalttat, ist der friedliche, kompetente und andauernde Widerstand mit Hilfe von Aufklärung und demokratischem Protest. Tierliebe darf auch nicht in Menschenhass münden, denn es geht um alle Lebewesen und gleichwertige Rechte. Hass gegen fremde Menschen oder andere Völker hat schon so viel Leid und Tod verursacht, eine Bewegung, die für mehr Rechte, für Freiheit und Gleichheit eintritt, kann und darf dabei nicht die anderen wichtigen Probleme zwischen den Menschen vergessen. Tierrechte und Menschenrechte sind eins, wer das trennen möchte, rassistisch, queerphob, antisemitisch oder sexistisch agiert, hat das Ganze nicht verstanden und verfolgt häufig andere Ziele unter der Tarnung des Tierschutzes.

Unser Widerstand hat in den letzten drei Jahrzehnten große Erfolge gebracht. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier verändert sich, ethische Standards werden neu verhandelt und eine friedliche Revolution von unten verändert unsere Konsumwelt, sowie unsere Sicht auf viele Dinge, die jahrtausendelang als unverrückbar galten. Auch andere soziale Bewegungen, wie der Kampf für die Rechte von People of Color oder für Frauenrechte, sowie auch der Kampf gegen Queerphobie wurden verlacht, kriminalisiert und erbittert bekämpft. Am Ende ist der friedliche Widerstand nicht aufzuhalten.

2012 gründete er den Verein Soko Tierschutz, der zahlreiche Skandale in Bauernhöfen, Versuchslaboren und Schlachthöfen aufdeckte.[2] 2018 wurde die Soko Tierschutz mit dem taz-Panter-Preis ausgezeichnet.[3]

Ein Verfahren gegen Mülln, wonach er einen Strafbefehl von über 3500 Euro erhielt, weil er verdeckt aufgenommenes Videomaterial über Lebendrupf an Gänsen bzw. „über die tierquälerische Gewinnung von Bettfedern und Daunen“ (so die Anklage) in TV-Beiträgen verwendet hatte, wurde im August 2014 gegen eine Zahlung in Höhe von 1500 Euro an das Tierheim München nach Rücksprache mit seinem Anwalt eingestellt.[4][5]

2019 wurde er für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.[6]

Ehrungen – Auszeichnungen Bearbeiten

Am 14. Oktober 2008 erhielt Friedrich Mülln für seinen langjährigen mutigen Einsatz gegen Massentierhaltung und andere Tierquälereien und insbesondere für seinen erfolgreichen Rechtsstreit um Meinungsfreiheit mit dem Konzern Covance den Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung.[7]

Schriften Bearbeiten

  • Friedrich Mülln: Soko Tierschutz: Wie ich undercover gegen den Wahnsinn der Massentierhaltung kämpfe. Droemer, München 2021, ISBN 978-3-426-27860-4.

Literatur Bearbeiten

Filmporträt Bearbeiten

  • Der Anwalt der Tiere, Regie: Kim Koch, 2021, BR Fernsehen, ARD[8]
  • Mission Tierschutz - Undercover in deutschen Ställen, 2015, 43:27 Min. WDR die story

Weblinks Bearbeiten

Commons: Aemijork/Friedrich Mülln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Anwalt der Tiere. BR Fernsehen, 2021, abgerufen am 13. Dezember 2022.
  2. Natalie Kettinger: "Soko Tierschutz"-Gründer: „Wenn Tiere sterben, bin ich sehr nachtragend“. Abendzeitung München, 21. März 2021, abgerufen am 13. Dezember 2022.
  3. Lin Hierse: Panter Preis 2018: Die wahren Hüter der Verfassung, Taz, 16. September 2018
  4. Natalie Kettlinger: Skandal aufgedeckt – angezeigt : Triumph für Tierschützer. In: abendzeitung-muenchen.de. 27. August 2014, abgerufen am 23. Juni 2015.
  5. Eberhard Unfried: Tierschützer demonstrieren für seinen Freispruch. In: tz.de. 27. August 2014, abgerufen am 23. Juni 2015.
  6. https://www.droemer-knaur.de/autor/friedrich-muelln-3007104
  7. Preisträger*innen des Preises für Zivilcourage. Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage, abgerufen am 13. Dezember 2022.
  8. Der Anwalt der Tiere Lebenslinien: Staffel 7, Folge 12


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