Benjamin Wolf Löw

polnisch-ungarischer, orthodoxer Rabbiner und Talmudist

Benjamin Wolf Löw auch Benjamin Adolf Löw (* 1773[1] in Loslau, Königreich Preußen; gestorben 6. März 1851 in Vrbau, Kaisertum Österreich) war ein polnisch-ungarischer orthodoxer Rabbiner und Talmudist.

Leben Bearbeiten

Nachdem Löw bei seinem Vater Eleazar Löw den Grundlagenunterricht in talmudischer Literatur erhalten hatte und nach Studien an der Jeschiwa seines Schwagers Rab Jeremia Rosenbaum in Mattersdorf, übernahm er das Rabbinat in einer polnischen Gemeinde. 1812 folgte er seinem Vater als Rabbiner in der böhmischen Stadt Kolín nach. 1827 wurde Löw Rabbiner in Topoľčany, 1836 in Vrbové, wo er bis zu seinem Tod wirkte. In seiner einzigen Publikation (Sha'are Torah, deutsch: Tore der Tora) beleuchtet Löw die Prinzipienlehre des talmudischen Rechts, worin sein umfassendes Wissen auf diesem Gebiet zur Geltung kommt. Seine Studien erschienen in drei gedruckten Bänden; der vierte Teil ist nur als Manuskript erhalten.[2]

Benjamin Löw heiratete zweimal. Seine erste Frau war Tochter des galizischen Rabbiners Ephraim Zalman Margolioth.[3] Danach ehelichte er die aus Mattersburg stammende Feiga Landau, Tochter von Isaac Landau, des späteren Rabbiners von Oświęcim.[4] Nach Löws Tod übernahm sein Sohn Eleazar Löw die Gemeindeleitung in Vrbové. Sein Sohn Jeremias Löw zählte zu den anerkannten Funktionsträgern des orthodoxen Judentums in Ungarn und war deren Wortführer in einer Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. Jeremia Löw versuchte dabei, die Installation eines umstrittenen rabbinischen Seminars zu verhindern.[5][6][2]

Moses Löb Bloch war Benjamin Wolf Löws Neffe und Toraschüler. Löws Enkel Abraham und Benjamin Singer publizierten gemeinsam die pädagogische Anthologie des Talmud Ha-Madrik.[2]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Sha'are Torah, 3 Bände: (Wien 1821, 1850; Sátoraljaújhely 1872)

Literatur Bearbeiten

  • Lazar Münz: Rabbi Eleasar, genannt Schemen Rokeach. Eine Lebensbeschreibung, zugleich eine Einführung in den Gedankengang und die Lehrmethode des rabbinischen Schriftthums. Mayer, Trier 1895, S. 90–100.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geboren 1773 laut Michael Brocke, Julius Carlebach (Hrsg.), Biographisches Handbuch der Rabbiner I/2, 621 (2004). Geburtsjahr laut Jewish Encyclopedia 1775; laut Encyclopaedia Judaica deutsch und Wininger 1777.
  2. a b c Gotthard Deutsch: Löw, Benjamin Wolf. In: Jewish Encyclopedia. Abgerufen am 26. Dezember 2020 (englisch).
  3. 1st Wife of R' Benjamin Löw. In: Geni.com. 11. März 2020, abgerufen am 26. Dezember 2020 (englisch).
  4. Feiga Löw. In: Geni.com. 11. März 2020, abgerufen am 26. Dezember 2020 (englisch).
  5. Oesterreichischer Kaiserstaat. Wien 19. April (Privatmittheilung). In: Allgemeine Zeitung des Judentums. Band 28, Nr. 19, 3. Mai 1865, ZDB-ID 567127-9, S. 292–293 (uni-frankfurt.de).
  6. Oesterreichisch-ungarische Monarchie. Aus de Tokajergebirge 15. September (Privatmittheilung). In: Allgemeine Zeitung des Judentums. Band 34, Nr. 40, 4. Oktober 1870, ZDB-ID 567127-9, S. 786 (uni-frankfurt.de).