Axel Leijonhufvud

schwedischer Wirtschaftswissenschaftler

Axel Leijonhufvud (* 6. September 1933 in Stockholm; † 2. Mai 2022)[1] war ein schwedischer Wirtschaftswissenschaftler, der sich insbesondere mit dem Keynesianismus auseinandersetzte.

Akademische Karriere Bearbeiten

Seinen ersten Abschluss erhielt er an der Universität Lund.[2] Im Jahr 1960 ging er in die Vereinigten Staaten und erhielt einen M.A. der University of Pittsburgh und seinen Ph.D. an der Northwestern University. 1971 wurde er zum Professor an der University of California, Los Angeles berufen, wo er 1991 das Center for Computable Economics gründete, das er bis 1997 als Direktor leitete.[3][4] 1995 wurde er zum Professor für Geldtheorie und -politik an der Universität Trient berufen, wo er bis 2008 wirkte.[4]

Wirken Bearbeiten

Im Jahr 1968 publizierte er das Buch On Keynesian Economics and the Economics of Keynes, dessen deutscher Titel Über Keynes und den Keynesianismus lautet.[5][6] Die Ausführungen waren stark beeinflusst von seinem Mentor und Betreuer der Doktorarbeit, Robert Wayne Clower.[7]

Er argumentierte, dass die von John R. Hicks als IS-LM-Modell formulierte Interpretation[8] von Keynes’ General Theory als Erklärung von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit inadäquat sei. Er wies darauf hin, dass Keynes die Bedeutung von Nicht-Gleichgewichtsphänomenen betont hätte, die im IS-LM-Modell nicht behandelt werden. Es gäbe auf einem Markt auch Kräfte, die destabilisierend wirken.[9]:2 Leijonhufvud hält die Neoklassische Synthese daher für „vollkommen inkorrekt in ihrer Interpretation von Keynes.“[10] Laut Leijonhufvud entstehen durch unvollständige Information in komplexen Wirtschaftssystemen Fehler in der intertemporalen Koordination. Dadurch kann es zu makroökonomischen Instabilitäten kommen. In der neokeynesianischen Wirtschaftswissenschaft und ihren DSGE-Modellen sei dieses zentrale Problem weitgehend vernachlässigt und auf Friktionen reduziert, die für Abweichungen vom optimalen Gleichgewicht sorgen.[11] Statt der Voraussetzung, dass sich die Wirtschaft in einem Allgemeinen Gleichgewicht befände, solle in einem „kybernetischen“ Ansatz die Wirtschaft als dynamisches System modelliert werden.[9]:4–5

Peter W. Howitt resümiert, dass das von ihm als Meisterleistung („tour de force“) bezeichnete Buch zwar ein großer Erfolg gewesen sei und das IS-LM-Modell in der akademischen Welt seinen Einfluss verlor, jedoch weiterhin zur Politikberatung genutzt wurde, ehe der Keynesianismus durch die unter anderem von Robert E. Lucas entwickelte Neue Klassische Makroökonomik abgelöst wurde.[9]:8

Später publizierte er unter anderem zum Werk von Knut Wicksell[12] oder zu Problemen gesamtwirtschaftlicher Nachfrage.[13]

Werke Bearbeiten

  • On Keynesian economics and the economics of Keynes: a study in monetary theory. Oxford University Press, New York 1968. deutsche Übersetzung: Über Keynes und den Keynesianismus : eine Studie zur monetären Theorie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1973.
  • Information and Coordination: Essays in Macroeconomic Theory. Oxford University Press, Oxford 1981.
  • Macroeconomic Instability and Coordination: Selected Essays. Edward Elgar, Cheltenham 2000.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gerald Braunberger: Axel Leijonhufvud. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2022, S. 20 (Nachruf).
  2. Axel Leijonhufvud (Memento des Originals vom 1. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sites.google.com, private Homepage, abgerufen am 1. Januar 2015.
  3. Axel Leijonhufvud (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.econ.ucla.edu, ucla.edu, abgerufen am 1. Januar 2015
  4. a b Axel Leijonhufvud, unitn.it, abgerufen am 1. Januar 2015.
  5. Axel Leijonhufvud: On Keynesian economics and the economics of Keynes: a study in monetary theory. Oxford University Press, New York 1968.
  6. Axel Leijonhufvud: Über Keynes und den Keynesianismus : eine Studie zur monetären Theorie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1973.
  7. Brian Snowdon: Outside the Mainstream: an Interview with Axel Leijonhufvud, Northumbria University, 17. Mai 2002, S. 3. Abgerufen am 1. Januar 2015.
  8. J.R. Hicks: Mr. Keynes and the ‘Classics’, A Suggested Interpretation (PDF; 198 kB), Econometrica, Vol. 5, 1937, S. 147–159
  9. a b c Peter W. Howitt: A Dictionary Article on Axel Leijonhufvud’s On Keynesian Economics and the Economics of Keynes: A Study in Monetary Theory (Memento vom 7. September 2006 im Internet Archive). Brown University. 29. Januar 2002. Abgerufen am 1. Januar 2015.
  10. „the neoclassical synthesis is utterly incorrect in its interpretation of Keynes“. Zitiert nach: Brian Snowdon: Outside the Mainstream: an Interview with Axel Leijonhufvud, Northumbria University, 17. Mai 2002, S. 7. Abgerufen am 1. Januar 2015.
  11. Hans-Michael Trautwein: Chapter 81: Axel Leijonhufvud. In: Robert W. Dimand, Harald Hagemann (Hrsg.): The Elgar Companion to John Maynard Keynes. Edward Elgar, 2019, ISBN 978-1-84720-008-2, S. 521–528, doi:10.4337/9781788118569.00094.
  12. Axel Leijonhufvud: The Wicksell Connection: Variation on a Theme. UCLA. November 1979.
  13. Axel Leijonhufvud: Effective Demand Failures The Swedish Journal of Economics, Vol. 75, No. 1, (März 1973), S. 27–48