Autoput Bratstvo i jedinstvo

Autobahn M1 der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien von Slowenien nach Mazedonien

Unter Autoput versteht man im deutschen Sprachgebrauch die 1188 Kilometer lange von Westen nach Südosten durch die ehemalige Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien verlaufende Transitstrecke von Österreich nach Griechenland (sowie über Bulgarien in die Türkei). Das Wort „autoput“ bedeutet allerdings auf serbokroatisch schlicht Autobahn (heute: kroatisch autocesta, serbisch autoput). In Jugoslawien selbst wurde die Strecke als Autoput bratstva i jedinstva bezeichnet und hatte die offizielle Nummer M1.

Vorlage:Infobox hochrangige Straße/Wartung/XY-M
Autoput M1 in der SFR Jugoslawien
Autoput Bratstvo i jedinstvo
Karte
Verlauf der M 1
Basisdaten
Betreiber:
Gesamtlänge: 1.188 km

Teilrepublik:

Status: de facto aufgelöst

Namensgebung Bearbeiten

Da die Straße durch vier der sechs jugoslawischen Teilrepubliken führte, erhielt sie von Tito den Namen Autoput bratstva i jedinstva (serbokroatisch für Autobahn der Brüderlichkeit und Einheit) nach dem Wahlspruch Brüderlichkeit und Einheit des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens.

Geschichte Bearbeiten

 
Jugendliche Freiwillige beim Einsatz in Slowenien.[1]

Mit dem Bau der ersten Teilstücke wurde 1947 begonnen. Bei dem rund 400 km langen Abschnitt zwischen Zagreb und Belgrad wurde neben den „Freiwilligen“ auch die Jugoslawische Volksarmee eingesetzt. 1950 war dieser Abschnitt durchgehend befahrbar. Ein weiterer Abschnitt zwischen Zagreb und Ljubljana wurde 1958 von 54.000 Freiwilligen in weniger als acht Monaten fertiggestellt.[2]

Verlauf Bearbeiten

Die nur in Teilen als mehrspurige, richtungsgetrennte Autobahn fertiggestellte Strecke führte von Jesenice in der SR Slowenien über Ljubljana nach Novo mesto. Von Bregana in der SR Kroatien führte sie dann über Zagreb und Slavonski Brod zur Grenze der SR Serbien. Von dort führte sie über Belgrad und Niš nach Kumanovo in der SR Mazedonien. Sie verlief weiter im Vardartal über Titov Veles zur griechischen Grenze bei Gevgelija bzw. Evzoni.

Ausbaustand Bearbeiten

Der Autoput konnte vor dem Zerfall Jugoslawiens nur teilweise als mehrspurige, richtungsgetrennte Autobahn fertiggestellt werden, der überwiegende Teil bestand aus einer Mischung zwischen Schnellstraße und einfacher Landstraße: So existierten beispielsweise Ortsumfahrungen und Brücken bzw. Unterführungen für niederrangige Straßen, aber fast keine höhenfreien Abfahrten oder Anschlussstellen und wenig Überholmöglichkeiten.

Bis zum Jahr 1991 waren folgende Teilstücke fertiggestellt:

Abschnitt Europastraße Ausbaustand Länge Fertigstellung
JeseniceKranj  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung „Schnellstraße“ mit zwei Fahrspuren ? ?
KranjLjubljana  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung Autobahn mit vier Fahrspuren ca. 20 km ?
LjubljanaNovo mestoJankomir (Umfahrung von Zagreb)  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung „Schnellstraße“ mit zwei Fahrspuren ? ?
Jankomir (Umfahrung von Zagreb) – Slavonski Brod  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung Autobahn mit vier Fahrspuren ca. 207 km 1984
Slavonski BrodSremska Mitrovica  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung „Schnellstraße“ mit zwei Fahrspuren ? ?
Sremska MitrovicaBelgradLeskovac  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung bzw.  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung Autobahn mit vier Fahrspuren ca. 277 km ?
LeskovacKumanovo  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung „Schnellstraße“ mit zwei Fahrspuren ? ?
KumanovoTitov Veles  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung Autobahn mit vier Fahrspuren ? ?
Titov VelesGevgelija/Evzoni  Vorlage:RSIGN/Wartung/EU-E-Einbindung „Schnellstraße“ mit zwei Fahrspuren ? ?

Bedeutung Bearbeiten

Historisch Bearbeiten

 
Gastarbeiterroute und Autoput im heutigen europäischen Fernverkehrsnetz

Der Autoput war die wichtigste Verkehrsverbindung von Mittel- nach Südosteuropa und wurde daher häufig von jugoslawischen und türkischen Gastarbeitern genutzt, die in Deutschland und anderen nördlichen Ländern arbeiteten. Der Autoput war damit die Verlängerung derjenigen Strecke, die in Deutschland und Österreich zu jener Zeit als Gastarbeiterroute allgemein bekannt war.

Bis zum Ausbruch der Jugoslawienkriege 1991 hatte der Autoput den Ruf, eine der gefährlichsten Straßen Europas zu sein: Der teilweise schlechte Zustand und hohes Verkehrsaufkommen verhinderten erholsames Reisen; neben zahlreichen LKWs war die Strecke vor allem in den Sommermonaten durch den Gastarbeiterverkehr völlig überlastet. Von langen Distanzen und der kerzengeraden Strecke übermüdete Fahrer sowie waghalsige Überholmanöver waren – gleich wie auf dem österreichischen Teil der Gastarbeiterroute – die Ursachen für zahlreiche Unfälle.

Gegenwart Bearbeiten

 
Ausgebaute Autobahn bei Sremska Mitrovica in Serbien

Auch heute noch ist die Strecke des ehemaligen Autoput als Paneuropäischer Verkehrskorridor X eine wichtige europäische Hauptverkehrsachse. Die einzelnen Teilstrecken wurden von den Nachfolgestaaten Jugoslawiens dementsprechend sukzessive ausgebaut. Mittlerweile ist der ehemalige Autoput vom Karawankentunnel bei Jesenice bis zum Grenzübergang Gevgelija/Evzoni (nordmazedonisch-griechische Grenze) durchgängig mindestens vierspurig befahrbar. Die letzten fehlenden Teilstücke in Serbien und Nordmazedonien wurden im Jahre 2019 (Serbien) bzw. 2018 (Nordmazedonien) für den Verkehr freigegeben.

Der Autoput ging in folgenden Autobahnen der Nachfolgestaaten auf:

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: Autoput – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. RADNE AKCIJE NEKAD I SAD
  2. Uroš Lubej: Nova razstava v Dolenjskem muzeju: Cesta, ki je spremenila Dolenjsko (Memento des Originals vom 15. Juni 2018 im Internet Archive) (deutsch: The New Exhibition in the Lower Carniolan Museum: The Road that Transformed the Lower Carniola) In: Park.si, 28. November 2008. Abgerufen am 25. November 2018 (slovenian).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.park.si