Arcade Records war eine niederländisch-britische Schallplattenfirma, die vor allen Dingen durch ihre Kompilationsalben („Sampler“) bekannt geworden ist. Arcade wurde 1972 gegründet. In den 1970ern und frühen 80ern stand Arcade im Wettbewerb mit K-Tel und anderen Sampler-Plattenlabels.

Arcade Records
Mutterunternehmen Roadrunner Records (2001–2008)
CNR Entertainment B.V. (seit 2008)
Aktive Jahre 1972
Gründer Laurence Myers(UK)
Herman Heinsbroek(Arcade Benelux)
Sitz Vereinigtes Königreich (1972–1979)
Naarden, Niederlande (1979–2001)
Labelcode LC 09231
LC 05896
Genre(s) Rock, Pop, Kompilationen, Techno

Geschichte Bearbeiten

Arcade Records (Großbritannien) Bearbeiten

Arcade Records wurde 1972 von Laurence Myers gegründet, einem britischen Musikindustriellen, der in Management und Produktion für einige britische Popkünstler wie zum Beispiel The Animals, David Bowie und den Rolling Stones gearbeitet hatte. Myers gehörte ursprünglich der Gem-Toby Organisation an, die sich vor allem um die Belange von The New Seekers kümmerte, später aber auch weitere Bands managte.[1] Bekannt wurde er vor allem dadurch, dass er 1970 David Bowie zu Gem brachte.[2]

Mitte August 1972 gründete Myers schließlich Arcade Records als reines Kompilationen-Label, das sich als erstes europäisches Label insbesondere durch Fernsehwerbung zu vermarkten versuchte. Die ersten Alben erreichten hohe Chartplatzierungen, was bis dahin keinem Sampler in dieser Form gelang. Alleine das erste Album 20 Fantastic Hits erreichte 1972 Platz 1 der britischen Charts und wurde erst sechs Wochen später von K-Tels-Kompilation 20 Dynamic Hits abgelöst. Insgesamt blieb das Album 24 Wochen in den Charts. Die beiden Fortsetzungen Vol. 2 (November 1972) und Vol. 3 (Mai 1973) erreichten Platz 2 und Platz 3.[3] Im Laufe der Zeit entstanden mehr als 60 Best-Of-Kompilationen.[1][4]

Das besondere an Arcade Records war, dass die Plattenfirma nicht wie andere Best-Of-Labels wie Hallmark Records oder Music for Pleasure auf Soundalikes und nachgespielte Stücke setzte, sondern immer die Originalinterpreten aufnahm.[4] Hauptkonkurrenten waren K-Tel und Ronco.

Arcade Benelux Bearbeiten

1979 wurde die Plattenfirma zu Arcade Music Benelux umgeformt. Herman Heinsbroek, der Vizepräsident von CBS Music (Benelux), wurde der neue Leiter des Unternehmens, das nun auf den europäischen Markt drängte. Der Sitz wurde nach Naarden, Niederlande verlegt und es wurden zahlreiche weitere europäische Labels gegründet, unter anderem in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Dänemark, Schweden und Norwegen.[5][6] 1981 hatte das Label einen Umsatz von 50 Millionen US-Dollar.[7]

In den 1980ern kam es zu den ersten Pleiten. Besonders spektakulär war der Niedergang von Arcade Records Deutschland GmbH in Frankfurt. Es handelte sich dabei um das älteste Sublabel, das bereits 1974 von Larry Levene in Frankfurt als Vertriebslabel gegründet wurde. Es besaß weder ein Presswerk, noch hatte es Verträge mit den Künstlern, sondern verkaufte vor allem Lizenzprodukte des britischen Labels. Später kamen auch Lizenzprodukte von deutschen Stars hinzu, unter anderem Best-of-Alben von Udo Lindenberg, Vicky Leandros und Peter Maffay. Zum Teil gelangten diese Alben auch in die deutschen Charts. So erreichte das Best-of Frei sein von Peter Maffay Platz 1[8] und Die 20 größten Erfolge von Ernst Mosch Platz 5 der deutschen Charts.[9] Das Label machte noch 1981 einen Umsatz von 75 Millionen Deutsche Mark, musste aber ein Jahr später Konkurs anmelden. Für eine einzige Schallplatte schaltete das Label zum Teil 2,5 Millionen Mark Werbung. Schätzungen gingen davon aus, das rund 30 % des Umsatzes wieder in Werbung investiert wurden. Nachdem man mit dieser Geschäftsidee jahrelang erfolgreich war, wurden die Erfolge, auch durch den Druck der Konkurrenten wie Ariola, Teldec und RCA seltener. Das Label hinterließ Schulden in Höhe von 20 Millionen Deutsche Mark.[10]

Dennoch gelang es dem Label bis Mitte der 1990er erfolgreich zu sein und dank ihrer aggressiven Werbekampagne neue Märkte zu erschließen. 1996 wurde das Label jedoch vom niederländischen Zeitungsverlag Wegener aufgekauft und aufgesplittet in mehrere Labels, die voneinander unabhängig waren.[5] Mitte der 1990er veröffentlichte man einige Kompilationen aus dem Bereich Trance und Hardcore Techno, darunter die langlebige und erfolgreiche Thunderdome-Serie.[11][12] An dieser arbeitete unter anderem der später bekanntgewordene DJ Mental Theo mit.[13]

2000 trennten sich Wegener und Arcade wieder. Arcade wurde als Joint Venture mit Roadrunner Records unter dem Namen Roadrunner Arcade Music Group weitergeführt. Ab 2000 wurden mehrere Alben von Interpreten aus dem Roadrunner-Roster wie Deicide oder Soulfly veröffentlicht, aber auch andere Interpreten wie Axwell und Samuel Fröler veröffentlichten Singles und Alben unter dem Namen Roadrunner Arcade. Dies hielt jedoch nicht lange und Arcade Records verschwand 2001 wieder vom Markt.[5][14]

2008 belebte CNR Records Arcade Music wieder. Die Mutter firmiert heute unter dem Namen CNR Entertainment und führt das Label als Sublabel. Es dient derzeit als digitale Plattform, die Playlists für Spotify zusammenstellt und alte Kompilationen digital zugänglich macht.[15]

Diskografie (Auswahl) Bearbeiten

Im Laufe der Jahre erschienen über Arcade Records und seine zahlreichen Sublabels mehr als 5000 Kompilationen, so dass hier nur besonders kommerziell erfolgreiche, bedeutsame oder von Interpreten lizenzierte aufgeführt werden. Die Chartsübersicht konzentriert sich auf die Sampler.

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[16]
20 Fantastic Hits
  UK 1 29.07.1972 (24 Wo.)
20 Fantastic Hits Vol. 2
  UK 2 25.11.1972 (14 Wo.)
20 Fantastic Hits Vol. 3
  UK 3 26.05.1973 (8 Wo.)
40 Golden Hits
  DE 3 15.08.1974 (5 Wo.)
22 Fantastic Hits
  DE 4 15.11.1974 (5 Wo.)
Black Music
  DE 1 15.03.1975 (5 Wo.)
Hit Machine
  DE 2 15.02.1976 (5 Wo.)
Hit Explosion
  DE 3 15.04.1976 (5 Wo.)

Arcade Records (UK) Bearbeiten

Arcade Deutschland Bearbeiten

Arcade Benelux Bearbeiten

Roadrunner Arcade Music Bearbeiten

Künstler:

Sampler

  • 2000: Hardhouse Explosion
  • 2000: Trancemusic.nl
  • 2000: Celtic Voices
  • 2000: La Bomba 22 Party Hits
  • 2000: Dance Classics Vol. 1–15
  • 2001: My Name Is Trance 1–5
  • 2001: Ibiza Lounge & Grooves
  • 2001: 1000 Original Hits 1994–1999

Weblinks Bearbeiten

Commons: Arcade Records – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Arcade Records (Großbritannien) bei Discogs, abgerufen am 12. Februar 2024
  2. Laurence Myers - About. In: Offizielle Website. Abgerufen am 12. Februar 2024 (britisches Englisch).
  3. Suchanfrage zu Fantastic Hits. In: Officialcharts.com. Abgerufen am 12. Februar 2024.
  4. a b Arcade Records. In: The UK-Tel Generation. 29. Juli 2019, abgerufen am 12. Februar 2024 (britisches Englisch).
  5. a b c Arcade Records (Niederlande) bei Discogs, abgerufen am 12. Februar 2024
  6. Nielsen Business Media Inc: Billboard. Nielsen Business Media, Inc., 24. April 1982, S. 9 (google.de [abgerufen am 13. Februar 2024]).
  7. James Woudhuysen: A People Company. In: Billboard. Nielsen Business Media, Inc., 24. April 1982, S. 3 (google.de [abgerufen am 13. Februar 2024]).
  8. Offizielle Deutsche Charts - Offizielle Deutsche Charts. Abgerufen am 12. Februar 2024.
  9. Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten - Die 20 größten Erfolge. In: Offizielle Deutsche Charts. Abgerufen am 12. Februar 2024.
  10. Kiloweise zurück. In: Der Spiegel. 31. Oktober 1982, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Februar 2024]).
  11. Editor: Thunderdome’s early TV commercials underline just how insane the whole gabber scene was… 27. Februar 2018, abgerufen am 13. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  12. Meet the Illustrator of the Iconic Thunderdome flyers. Abgerufen am 13. Februar 2024.
  13. MENTAL THEO. In: ‘90s artists. Abgerufen am 13. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  14. Roadrunner Arcade Music bei Discogs, abgerufen am 12. Februar 2024
  15. Aktuelle Arcade-Website (auf Holländisch) (Memento vom 17. Mai 2021 im Internet Archive)
  16. DE, UK