Anton Sahm

deutsch-österreichischer, ab 1919 in München ansässiger Fotograf

Anton Karl Sahm (* 10. August 1891 in Schaching, Landkreis Deggendorf; † 1968 in München) war ein deutscher Fotograf, der sich vor allem im Bereich der Porträtfotografie einen Namen machte.

Anton Sahm (um 1960)

Leben und Werk Bearbeiten

Anton Sahm wurde im Sommer 1891 in der damals noch eigenständigen niederbayerischen Gemeinde Schaching als Sohn des Kunstgärtners Max Sahm und dessen Ehefrau Theresia (geb. Bauer) geboren.[1] Wien, Budapest, Paris und München waren seine Ausbildungs- und Wirkungsstätten als Fotograf. In Wien absolvierte er eine langjährige Lehre bei Madame d’Ora.[2] Ab 1913 war er selbstständig tätig.[3]

Am 30. Juni 1915 heiratete Sahm in der Wiener Pfarrkirche Kaisermühlen die 19-jährige Charlotte Bénesi (* 17. Mai 1896 in Wien). Deren ältere Schwester Franziska (* 22. Oktober 1894 in Wien) heiratete dort am selben Tag den Fotografen Josef Rudolf Schöner, der wie Anton Sahm an der Adresse Schüttauplatz wohnte.[1] Ob zwischen den nun verschwägerten Männern eine freundschaftliche Beziehung oder eine geschäftliche Kooperation bestand, ist nicht bekannt.

Den archivierten und öffentlich zugänglichen Kriegsstammrollen des Königreichs Bayern lässt sich unter anderem entnehmen, dass Sahm ab dem 1. Februar 1917 als Pionier der Luftstreitkräfte am Ersten Weltkrieg teilnahm und in der Luftbildabteilung („Lubia“) eine Ausbildung zum „Bildgehilfen“ erhalten hatte. Er wird in diesen Dokumenten als 1,63 m groß, blondhaarig und schnurrbärtig beschrieben. Mit seiner Ehefrau und zwei Kindern wohnte er zu jener Zeit an der Adresse Alserstraße 27 in der Wiener Josefstadt. Am 15. November 1918 wurde er aus dem Kriegsdienst entlassen.[4]

In der Folge übersiedelte Sahm mit seiner Familie 1919 nach München und eröffnete in der Türkenstraße 6 ein im Laufe der Jahre sehr bekanntes und gefragtes Atelier für Porträt-, Mode-, Theater- und Aktfotografie. Anfangs firmierte er dort unter dem Namen Wiener Kunst-Salon, Photo- und farbige Bildnisse.[5] Zu den von ihm fotografierten Persönlichkeiten, deren Porträts Sahm teilweise auch als Postkarten im eigenen Verlag veröffentlichte, zählen unter vielen anderen die Opernsängerinnen Felicie Hüni-Mihacsek, Fritzi Jokl, Anny van Kruyswyk und Nelly Merz, die Sänger Peter Anders und Alfred Jerger, die Dirigenten Karl Böhm und Paul Schmitz, der Komiker Karl Valentin, die Schriftsteller Hans Carossa und Max Brod, der Plakatkünstler Ludwig Hohlwein sowie Adolf Hitlers Geliebte und spätere Ehefrau Eva Braun.[6]

Im Fachmagazin international photo technik wurden 1961 die Gründe für die besondere Qualität von Sahms Arbeiten aufgezeigt. Ein Foto zeigt Sahm während einer Sitzung mit dem spanischen Philosophen José Ortega y Gasset und auch das Porträt, das dabei entstand.[7] Die schlichte Umgebung und kaum ein Requisit im Atelier erlaubten die volle Konzentration sowohl des Porträtierten als auch des Fotografen auf das gemeinsam geschaffene Bildnis.[8] Sahms Arbeitsweise wird mit den Worten beschrieben:

„Durch längere Sitzung und Unterhaltung mit dem temperamentvollen und humorbegabten Lichtbildner lösen sich auch Kamera-ungewohnte Menschen aus irgendwelchen Verkrampfungen. Dann erst drückt Sahm auf den Auslöser. Dabei entsteht das zeitlos wirkliche Bildnis.“[8]

In dem mehrseitigen Artikel, der anlässlich seines 70. Geburtstags erschien, würdigte man das Lebenswerk des Fotografen mit folgenden Worten:

„In München gehören seine Arbeiten beinahe schon zum kulturellen Bestand der Stadt. Hochadel, angestammte Finanz und Persönlichkeiten aus Kunst und Wirtschaft gehören zu den Auftraggebern des Ateliers Sahm. Man sucht dort eine Wiedergabe des Menschen, frei von schwankenden Auffassungen und modernistischen Tendenzen. Man sucht auch technisch das vollendete Bildnis. Alles dies findet man bei ihm in jener Vollkommenheit, die eine Fotografen-Persönlichkeit in langen Jahren geprägt hat.“[9]

Anton Sahm starb 1968 in München.[10][11] Im Folgejahr übernahm sein Sohn Walter das Fotoatelier.

Werke in Sammlungen und Ausstellungen Bearbeiten

Eine Auswahl von Sahms fotografischen Porträts aus den 1920er und 1930er Jahren befindet sich heute im Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek in München.[6]

Das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen zeigte von Oktober 2017 bis Januar 2018 im Rahmen der Gruppenausstellung „Blicke, die bleiben“ rund 100 fotografische Porträts aus der „Sammlung Fricke“ aus der Zeit zwischen 1920 und 2017, darunter auch ein Werk von Anton Sahm.[12] Im Katalog, der begleitend zur Ausstellung erschien, ist eine seiner Modefotografien aus dem Jahr 1925 ganzseitig abgebildet.[13]

Literatur Bearbeiten

  • Altmeister des Porträt-Fotos: Anton Sahm 70 Jahre. In: Foto Magazin, München, August 1961, S. 33–35.
  • Joachim Giebelhausen (Hrsg.): ...um den Fotografen. In: international photo technik. Verlag Großbild-Technik, München 1961, S. 224–229.
  • Arthur Gewehr: Anton Sahm the Portraitist. In: international photo technik. 4/1961, Fountain Press, London 1961, S. 204 ff. (englisch).
  • Herbert Eulenberg, Max Osborn: Fritz August Breuhaus de Groot, Reihe Neue Werkkunst. Fotos von Hugo Schmölz, Hans Finsler, August Sander, Karl Rogge, J. Becker, Rud. Stickelmann, J. Söhn, Anton Sahm u. a., Friedrich Ernst Hübsch Verlag, Berlin/Leipzig/Wien 1929.
  • Karl Weiss (Hrsg.): Deutscher Kamera-Almanach 1931. Ein Jahrbuch für die Photographie unserer Zeit. 21. Band. Union Verlag, Berlin o. J. (1931).
  • Fortschritt und Leistung, Hausmitteilungen d. Agfa für Berufslichtbildner und Industrielabors, mit einer Portrait-Strecke von Anton Sahm sowie einem Bericht über den Lichtbildner als Interpret seiner Zeit von Fried Maximilian mit Fotos von Hermann Claasen, darüber hinaus Fotos von Walter Boje, Rudolf Scholz, Raymonde Gundermann, Helga Fietz, W. Suschitzky und Alice Prechtel-Hofmann, Agfa, Leverkusen, Heft 2/1952 (ZDB-ID 749130-X).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Stadt Wien, Kaisermühlen, Trauungsbuch, 1909–1920; hier: Eintrag für Anton Karl Sahm vom 30. Juni 1915; eingesehen auf ancestry.de am 30. Juli 2023.
  2. Fotografie–Portrait Kunsthandlung Johannes Müller; Eintrag für Losseff Mary (1907–1972). In: antiquariat-mueller.at. Abgerufen am 6. August 2023.
  3. Altmeister des Porträt-Fotos: Anton Sahm 70 Jahre. In: Foto Magazin, München, August 1961, S. 33–35, hier S. 33.
  4. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918; mehrere Einträge für Anton Sahm, eingesehen auf ancestry.de am 30. Juli 2023.
  5. Photograph. Kunstwerkstätten. In: Handbuch des Kunstmarktes. Kalkoff, Berlin 1926, S. 105 (Digitalisat).
  6. a b Sahm, Anton. In: bildarchiv.bsb-muenchen.de. Abgerufen am 6. August 2023 (mit 32 Porträtfotos).
  7. ... about Photographers. In: international photo technik. Grossbild-Technik, München 1961, S. 202 (englisch, Digitalisat – Fotos mit und von Anton Sahm in der englischen Ausgabe).
  8. a b Giebelhausen, S. 224.
  9. Giebelhausen, S. 226.
  10. Sylvia Böhmer, Suermondt-Ludwig-Museum (Hrsg.): Blicke, die bleiben. Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke. Aachen 2017, ISBN 978-3-929203-75-2, S. 113.
  11. Anton Sahm. artist, news & exhibitions. In: photography-now.com. 17. September 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  12. Exhibition Blicke, die bleiben – artist, news & exhibitions. In: photography-now.com. 21. Oktober 2017, abgerufen am 6. August 2023.
  13. Sylvia Böhmer, Suermondt-Ludwig-Museum (Hrsg.): Blicke, die bleiben. Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke. Aachen 2017, ISBN 978-3-929203-75-2, S. 21.