Alfred Nieman

britischer Komponist

Alfred Nieman (geboren 1914 in East End London, Großbritannien; gestorben am 7. März 1997 in Hampstead (London)) war ein britischer Komponist, Pianist und Improvisationskünstler.

Leben Bearbeiten

Alfred Nieman wurde 1914 als Sohn polnischer und russischer Einwanderer in East End in London geboren. Im Alter von sieben Jahren begann er Klavier zu spielen und schrieb im Alter von zehn Jahren seine ersten Kompositionen. Mit vierzehn Jahren verließ er die Schule und nahm eine Tätigkeit als Pianist in einem Stummfilmkino auf, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Ein Jahr später gewann er ein Stipendium für die Royal Academy of Music, an der er sechs Jahre studierte.[1] Nieman heiratete 1938. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Julian Nieman (geboren 1946) und Paul Nieman (geboren 1950). Neben seiner Arbeit als Musiker engagierte sich Nieman in der Nationalen Gesellschaft für begabte Kinder (Potential Plus UK) und in der Gesellschaft für psychologische Forschung.

Wirken Bearbeiten

Vor dem Zweiten Weltkrieg gründete Nieman zusammen mit Cimbro Martin das Klavierduo Merlin and Martyn, welches regelmäßig im Dorchester Hotel in London auftrat. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Er schloss sich der Entertainments National Service Association an und konnte seinen Lebensunterhalt durch Tätigkeiten als aufführender Musiker und Arrangeur bei der BBC verdienen.[1]

Im Jahr 1947 verließ er die BBC und nahm seine Tätigkeit als Professor für Klavier und Komposition an der Guildhall School of Music auf, die er bis zu seiner Berentung ausfüllte. Er wurde zum Pionier der freien, atonalen Improvisation in Gruppen, die er auch in anderen Institutionen, in Chiswick und Hampstead in London und außerhalb Englands lehrte. Zu seinen Schülern gehören Sam Richards, Barry Guy, Paul Rutherford, Fred Turner, Frank Denyer, Louis Foreman, Fiachre Trench sowie zahlreiche Musiktherapeuten wie Mary Priestley, Rosemarie Tüpker und Eckhard Weymann.

Nieman veröffentlichte seine Kompositionen teilweise unter verschiedenen Pseudonymen, u. a. unter Alfred Merlin und Robert Legray.[2][3] Dies betraf vor allem kommerzielle Werke und Filmmusik.[4] Ebenfalls unter Pseudonym erschien seine Musik zu einem Film zu Ehren von Benjamin Britten. Er war Mitherausgeber eines Lehrbuchs für Harmonielehre und Kontrapunkt.[5]

Ein weiteres Interesse Niemans galt der Musiktherapie, über die er sagte:

„Musik stellt uns vor die Erkenntnis, daß es zwei Welten gibt: die innere und die äußere. Die innere Welt ist oft unkommunikativ, eine geistige Welt, in die man von außen, wo wir uns der Worte bedienen, schwer hineinkommt. Musik kann für uns eine Brücke in diese innere Welt sein. Darum ist auch dieser freie Ausdruck für die Musiktherapie so entscheidend. Ihr seid in der Tat priveligierte Menschen, daß Ihr mit dieser tiefsten Ebene des menschlichen Seins in Verbindung treten könnt.“[6]

Er unterrichtete Improvisation in den musiktherapeutischen Studiengängen an Guildhall School of Music in London, im Mentorenkurs Musiktherapie Herdecke (Musiktherapieausbildung in Deutschland zur Ausbildung von Ausbildern) und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Hamburg.[7][8][9]

Werke Bearbeiten

Name Jahr Kategorie
Tongs And Bones 1976 Solo
Chromotempera 1971 Duo
Gavotte For A Latin Lady Duo
Holly And The Ivy, The Unaccomp. Choral
Lullaby Solo (Childrens)
Mass Chorus + Orchestra
Mountain Dance Duo
Nowelle, Nowelle Unaccomp. Choral
Rilke Song Cycle Chamber + Voice(s)
Sailor's Dance Solo (Childrens)
Sonata for piano no. 2 Solo
Three Expressions Unaccomp. Choral
Three Songs For Mary Chamber (3 - 6 players)
At The Wedding Duo
Three Songs Of Villon Song (Voice w/wo 1 instr)
Canzona Chamber (3 - 6 players)
Chamber Sonatas Chamber (3 - 6 players)
Two Serenades Solo
Variations And Finale Solo
Douglaston Song (Voice w/wo 1 instr)
How goes the night? Song (Voice w/wo 1 instr)

[4][10]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Pollock & Alfred Nieman: Piano Works (Liner Notes). (Englisch) Abgerufen am 22. Februar 2024.
  2. MCPS-PRS Online Enquiry System - Work CAE Search: Alfred Merlin (Englisch) Abgerufen am 24. Februar 2024.
  3. MCPS-PRS Online Enquiry System - Work CAE Search: Robert Legray (Englisch) Abgerufen am 24. Februar 2024.
  4. a b Alfred Nieman bei British Music Collection (englisch). Abgerufen am 24. Februar 2024
  5. Harold Dexter, Alfred Nieman, Michael Pilkington, Peter Wishart: Studies in style: a text book for the student of harmony and counterpoint. Boosey and Hawkes, London, Bonn 1980.
  6. Mary Priestley: Musiktherapeutische Erfahrungen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1982, S. 13.
  7. Mary Priestley: Musiktherapeutische Erfahrungen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1982, S. 10–13.
  8. Johannes Th. Eschen Hrsg.: Zu den Anfängen der Musiktherapie in Deutschland. Mentorenkurs Musikhtherapie. Rückblick und Ausblick. Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden, S. 41.
  9. Eckhard Weymann: Improvisationsunterricht im Studium der Musiktherapie. In: Carl Bergstrøm-Nielsen, Eckhard Weymann: Vermittlungen - musically speaking: Zum Improvisationsunterricht im Musiktherapiestudium. Einblicke: Beiträge zur Musiktherapie, Band 12, ISSN 1615-0686
  10. Alfred Nieman in The Musical Times. Band 109 (1510), S. 1114 doi:10.2307/954229