Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft

FFH-Schutzgebiet in Baden-Württemberg

Das Gebiet Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft ist durch das Regierungspräsidium Tübingen nach der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) ausgewiesenes Schutzgebiet (SG-Nummer DE-8220-342) im Südosten des deutschen Landes Baden-Württemberg.

FFH-Gebiet „Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft“
Der Überlinger See bei Sipplingen

Der Überlinger See bei Sipplingen

Lage Meersburg, Sipplingen, Überlingen und Uhldingen-Mühlhofen im Bodenseekreis, Bodman-Ludwigshafen und Stockach im Landkreis Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland
Kennung DE-8220-342
WDPA-ID 555522166
Natura-2000-ID DE8220342
FFH-Gebiet 37,687 km²
Geographische Lage 47° 46′ N, 9° 10′ OKoordinaten: 47° 45′ 31″ N, 9° 9′ 44″ O
Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft (Baden-Württemberg)
Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft (Baden-Württemberg)
Meereshöhe von 389 m bis 687 m (ø 540 m)
Einrichtungsdatum 1. Januar 2005
Verwaltung Tübingen
Besonderheiten sechs Teilgebiete

Lage Bearbeiten

Das rund 3.785 Hektar (ha) große Schutzgebiet Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft gehört naturräumlich zum Bodenseebecken und Hegau. Seine sechs Teilgebiete liegen auf einer Höhe von 389 bis 687 m ü. NHN und erstrecken sich zu 93 Prozent (= 3.505 ha) im Bodenseekreis (Meersburg, Sipplingen, Überlingen, Uhldingen-Mühlhofen) sowie zu sieben Prozent (= 264 ha) im Landkreis Konstanz (Bodman-Ludwigshafen, Stockach).

Im Wesentlichen umfassen die Teilflächen das Nordufer des Überlinger Sees, ein Teil des Bodensees, zwischen Espasingen im Nordwesten und Meersburg im Südosten.

Schutzzweck Bearbeiten

Wesentlicher Schutzzweck ist die Erhaltung des Überlinger Sees mit seiner Steiluferlandschaft und zwei Höhlen, die in markanter Weise von der Flachwasserzone des Bodensees bis auf die Höhen über dem See reicht.

Lebensräume Bearbeiten

Die Vielfalt von trockenen und feuchten Lebensraumtypen mit Still- und Fließgewässern, Felsen, Schluchten und Quellen und Arten auf engstem Raum ist Zeugnis der spät- und postglazialen Landschaftsentwicklung. Das Schutzgebiet zeichnet sich hauptsächlich durch folgende Lebensräume aus: Binnengewässer (79 %), Laubwald (6 %) sowie feuchtes und mesophiles Grünland (4 %). Folgende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie kommen im Gebiet vor:[1]

EU
Code
* Lebensraumtyp (offizielle Bezeichnung) Kurzbezeichnung
3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojunceata Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer
3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen Kalkreiche, nährstoffarme Stillgewässer mit Armleuchteralgen
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Natürliche nährstoffreiche Seen
3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p. Schlammige Flussufer mit Pioniervegetation
6210 * Naturnahe Kalk-Trockenrasenund deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) Kalk-Magerrasen – orchideenreiche Bestände*
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) Pfeifengraswiesen
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Magere Flachland-Mähwiesen
7220 * Kalktuffquellen (Cratoneurion) Kalktuffquellen
8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) Waldmeister-Buchenwald
9180 * Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion) Schlucht- und Hangmischwälder
91E0 * Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Auenwälder mit Erle, Esche, Weide
91U0 Kiefernwälder der sarmatischen Steppe Steppen-Kiefernwälder

Arteninventar Bearbeiten

Folgende Arten von gemeinschaftlichem Interesse kommen im Gebiet vor:[1]

Bild EU
Code
* Art wissenschaftlicher Name Artengruppe
  1014 Schmale Windelschnecke Vertigo angustior Schnecken
  1016 Bauchige Windelschnecke Vertigo moulinisana Schnecken
  1059 Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea teleius Schmetterlinge
  1078 * Spanische Flagge Callimorpha quadripunctaria Schmetterlinge
  1163 Groppe Cottus gobio Fische und Rundmäuler
  1324 Großes Mausohr Myotis myotis Säugetiere
  1337 Biber Castor fiber Säugetiere
  1381 Grünes Besenmoos Dicranum viride Moose
  1670 Bodensee-Vergissmeinnicht Myosotis rehsteineri Pflanzen

Zusammenhängende Schutzgebiete Bearbeiten

Folgende neun Schutzgebiete sind Bestandteil des FFH-Gebiets:

Nr. Name Ort/e Flächenanteil
[%]
Bild
LSG 3.35.011 Bodenseeufer
Flussniederung der Stockacher Aach und Bodenseeufer mit vorgelagerter Flachwasserzone als Lebensraum zahlreicher zum Teil vom Aussterben bedrohter Pflanzen- und Tierarten.
Bodman-Ludwigshafen, Stockach 4
LSG 4.35.031 Bodenseeufer
Bodenseeuferlandschaft mit kleinräumigen Wechsel von bewaldeten Kuppen, steilen Molassefelsen, Streuobst-, Wiesenflächen und eingestreuten Äckern.
Meersburg, Sipplingen, Überlingen, Uhldingen-Mühlhofen 8
 
NSG 3.132 Bodenseeufer
Flussniederung der Stockacher Aach und des Bodenseeufers am Ende des Überlinger Sees als Feuchtgebiet, das zahlreichen zum Teil vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bietet und als Natur- und Kulturlandschaft von besonderer Eigenart und Schönheit ist.
Bodman-Ludwigshafen 3
NSG 4.054 Hödinger Tobel
Steiler Erosionstobel (170 Meter Gefälle auf zwei Kilometer Länge) im Überlinger Molassegebiet mit Orchideen-Buchenwald und Geißklee-Kiefernwald mit Vorkommen alpiner Pflanzenarten.
Sipplingen, Überlingen 1
 
NSG 4.154 Katharinenfelsen
Einzigartige Landschaftsstruktur mit Felsformationen und Gletschertopf.
Überlingen 1
 
NSG 4.152 Köstenerberg
Äußerst naturnahe und vielfältige Vegetation als seltener Lebensraum einer Vielzahl von gefährdeten und besonders geschützten Pflanzen- und Tierarten.
Sipplingen 1
 
NSG 4.059 Seefelder Aachmündung
Einzigartiger Mündungsbereichs in den Bodensee mit ausgedehnten Riedflächen, Flachwasserzone, Hochstaudenflur, Schilfflächen und Altwassern der Linzer Aach, die nur im Unterlauf und Mündungsbereich Seefelder Aach genannt wird.
Uhldingen-Mühlhofen 1
 
NSG 4.153 Sipplinger Dreieck
Äußerst naturnahe und vielfältige Vegetationseinheiten als seltener Lebensraum einer Vielzahl von gefährdeten und besonders geschützten Pflanzen- und Tierarten.
Sipplingen 1
 
NSG 4.055 Spetzgarter Tobel
Durch den Killbach bis zu 65 Meter tief eingeschnittene Erosionsschlucht (Tobel) in der „Sipplinger Molasselandschaft“ des Überlinger Gebiets mit Orchideen-Buchenwald und Bacheschenwald mit Vorkommen alpiner Pflanzenarten
Überlingen 1
 

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: FFH-Gebiet Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.): Managementplan für das FFH-Gebiet 8220-342 „Überlinger See und Bodenseeuferlandschaft“ und das SPA-Gebiet 8220-404 „Überlinger See des Bodensees“. bearbeitet von der Arbeitsgruppe Kübler-Dienst-Kiechle. (64 S., baden-wuerttemberg.de [PDF]).