Ziegelböhm

Name der Arbeiterschaft der Ziegeleien im Süden Wiens des 19. Jahrhunderts
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Als Ziegelböhmen wurde die Arbeiterschaft der Ziegeleien im Süden Wiens des 19. Jahrhunderts bezeichnet, die überwiegend böhmisch/mährischer Abstammung war. Der Ausdruck wird meist in der Dialektform als Ziaglbehm verwendet. Neben den „Ziegelschlägern“ gab es die Mörtelmischerinnen („Maltaweiber“ oder Meutaweiba) und die „Sandler“, die in die Ziegelformen Sand streuten, damit der Lehm nicht haften blieb.

Die Ziegeleien selbst waren für Wien wirtschaftlich äußerst wichtig, so ist de facto die gesamte Bausubstanz so wie auch die Prachtbauten der Wiener Ringstraße mit Ziegeln erbaut worden.

Auf die verheerenden Zustände und die Ausbeutung (Trucksystem) der Arbeiter in den Lehmgruben und Produktionsbetrieben im Süden Wiens machte vor allem der Arzt und Mitbegründer der österreichischen Sozialdemokratie Victor Adler in seinen sozialkritischen, investigativen Reportagen in der Gleichheit aufmerksam.[1][2]

Siehe auch

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Literatur

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  • Victor Adler: Die Lage der Ziegelarbeiter. In: Gleichheit. Nr. 51, 22. Dezember 1888, S. 11 ff. (Online).
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  • Karl Pufler: „Vor 50 Männern entbunden“. In: Wiener Zeitung. 4. August 2000, S. 6 ([Webarchiv (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)] [abgerufen am 8. Oktober 2019]).
  • Anita Winkler: Die „Ziegelbehm“ vom Wienerberg und kaiserliche Bauprojekte. In: habsburger.net.: „Die wohlhabende Bevölkerung Wiens zeigte wenig Mitgefühl für die Misere der werktätigen Massen. Viktor Adler und zwei Ziegelarbeiter erhielten sogar Geldstrafen wegen unbefugter Verteilung der Zeitschrift ‘Gleichheit’“
  • Wien um 1900: Über „Ziegelbehm“ und „„Maltaweiber““. In: diepresse.com. 27. September 2011;.
  • Viktor Velek: Wien, du fremde Stadt … (PDF 415kB) Universität Wien, 6. August 2009;: „Das auffälligste Kennzeichen dieser zweiten Gruppe ist ihre rasante Assimilierung: ‘Die Wiener Böhmen brauchten Arbeit, und das hieß damals: Nicht auffallen und sich nicht tschechisch engagieren.’ […] Bereits die erste Generation lernte Deutsch, die Dritte sprach schon überhaupt kein Tschechisch mehr. […] Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert des Nationalismus. Nach dem Revolutionsjahr 1848 wuchs die Angst vor den Slawen und der ‘Tschechisierung’ Wiens. Z.B. musste man, um das Bürgerrecht zu erhalten, zuerst auf den ‘deutschen Charakter Wiens’ schwören“.
    Vlg. auch §10 Gemeindestatut[3] für die k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vom 24. März 1900: „Der aufgenommene Bürger hat vor dem Bürgermeister eidlich anzugeloben, daß er alle Bürgerpflichten nach Vorschrift des Gemeindestatutes gewissenhaft erfüllen, das Beste der Gemeinde möglichst fördern und den Charakter der Stadt Wien als Reichshaupt- und Residenzstadt, sowie den deutschen Charakter der Stadt nach Kräften aufrecht halten wolle.“
  • Wien und die „Ziegelböhm“Oral History Video und Begleittext zur gleichnamigen Wanderausstellung in Wien 2014/15
  • Die Sandler vom Wienerberg Wiener Zeitung vom 19. Mai 2015

Einzelnachweise

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  1. Karl R. Stadler: Victor Adler. In: Walter Pollak (Hrsg.): Tausend Jahre Österreich. Eine Biographische Chronik, Band 3: Der Parlamentarismus und die beiden Republiken. Verlag Jugend und Volk, Wien 1974, ISBN 3-7141-6523-1, S. 50–60, hier S. 57; und SPÖ Favoriten: Victor Adler und die Ziegelarbeiter
  2. Johannes Luxner: Viel Elend für den Glanz. In: orf.at. 1. Mai 2015, abgerufen am 8. Oktober 2019.
  3. § 10 Gemeindestatut, Angelobung der Bürgerpflichten, LGBl. f. NÖ. Nr. 17/1900 (= S. 21 ff.). Abgerufen am 1. April 2014.