Purgier-Lein

Art der Gattung Lein (Linum)
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Der Purgier-Lein (Linum catharticum), auch Wiesen-Lein, ist eine Art aus der Gattung Lein (Linum).

Purgier-Lein

Purgier-Lein (Linum catharticum), Illustration

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Leingewächse (Linaceae)
Gattung: Lein (Linum)
Art: Purgier-Lein
Wissenschaftlicher Name
Linum catharticum
L.

Beschreibung

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Vegetative Merkmale

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Der Purgier-Lein ist eine einjährige Pflanze, die sommer- oder winterannuell wachsen kann, und dann eine dünne, spindelförmige Wurzel hat. Seltener wächst er zweijährig bis ausdauernd und bildet dann einen schwach verholzten Wurzelstock. Er erreicht eine Wuchshöhe von 5 bis 20 (bis 30) Zentimetern. Die Stängel sind aufrecht bis aufsteigend, dünn und kahl. Sie sind am Grund verzweigt oder einfach. Im Blütenstandsbereich ist der Stängel meist gabelästig.

Die Blätter sind – unüblich bei der Gattung Lein – gegenständig. In den oberen Stängelbereichen werden die Blätter teilweise wechselständig. Die Blätter sind kahl, am Grund ohne Drüsen. Die unteren Blätter haben eine elliptische bis verkehrt-eiförmige Form und sind ein- bis zweimal so lang wie breit. Die mittleren und oberen Blätter sind lanzettlich und bis 1 Zentimeter lang, dabei zwei- bis sechsmal so lang wie breit.

Generative Merkmale

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Die Blütenstände sind Dichasien. Die Blüten haben einen Durchmesser von 4 bis 5 Millimeter; vor dem Aufblühen sind sie nickend. Die Blütenstiele sind länger als ihre Tragblätter und kahl. Die Blüten sind fünfzählig. die Kelchblätter sind 2 bis 3 Millimeter lang, von schmal elliptischer Gestalt, am Ende zugespitzt, einnervig und am Rand drüsig bewimpert. Die Kronblätter sind (3 bis) 4 bis 5 (bis 6) Millimeter lang. Ihre Farbe ist weiß mit gelbem Grund. Die Staubblätter sind rund 2 Millimeter lang. Der Fruchtknoten trägt fünf eiförmig-kopfige Narben auf rund 0,5 Millimeter langen Griffeln.

Die Fruchtstiele stehen aufrecht. Die Kapsel ist kugelförmig, 2 bis 3 Millimeter lang. Die falschen Scheidewände innen sind behaart. Die Samen sind elliptisch, abgeflacht und 1 bis 1,5 Millimeter lang. Ihre Oberfläche ist glatt und hellbraun.

Die Blüten sind homogame bis schwach proterogyne, geruchlose, Nektar führende, etwas trichterige Scheibenblumen; die Staubbeutel stehen auf gleicher Höhe wie die Narben, anfangs aber relativ weit von diesen entfernt; später nähern sie sich den Narben, so dass eine spontane Selbstbestäubung eintreten kann. Die Bestäubung erfolgt vor allem durch kleinere Zweiflügler. Die Samenausbreitung geschieht epizoochor durch Klebsamen.[1] Die Blütezeit reicht von Juni bis August.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]

 
Habitus
 
Blütenstand
 
Gegenständige Laubblätter
 
Kapselfrüchte mit Samen
 
Samen

Ökologie

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Der Purgier-Lein ist in tieferen Lagen ein Therophyt, im Gebirge wird er aber zweijährig bis ausdauernd.

Die Blüten sind homogame bis schwach proterogyne, geruchlose, Nektar führende, etwas trichterige Scheibenblumen; die Staubbeutel stehen auf gleicher Höhe wie die Narben, anfangs aber relativ weit von diesen entfernt; später nähern sie sich den Narben, so dass eine spontane Selbstbestäubung eintreten kann. Die Bestäubung erfolgt vor allem durch kleinere Zweiflügler. Die Samenausbreitung geschieht epizoochor durch Klebsamen.[1]

Der Pugier-Lein wird vom rotfleckigen Leinrost (Melampsora lini) befallen.[3]

Verbreitung

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Der Purgier-Lein kommt in der meridionalen und borealen Zone der ozeanisch getönten Bereiche Eurasiens vor:[4] Das Verbreitungsgebiet reicht im Norden bis zu den Britischen Inseln, Island und Skandinavien, im Süden bis zu den Gebirgen Marokkos,[5] Spaniens, Italiens, der Balkanhalbinsel, Anatoliens, des Kaukasus und dem Elburs-Gebirge im Iran.[3][6] Im östlichen Kanada und den nordöstlichen Vereinigten Staaten[7] sowie in Neuseeland[8] ist die Art eingebürgert.

In Deutschland kommt er in allen Bundesländern vor. Bundesweit gilt er als nicht gefährdet, in einigen Bundesländern ist er als gefährdet eingestuft.[9] In Österreich ist er in allen Bundesländern vertreten und nicht gefährdet.[10] Gleiches gilt für die Schweiz.[11]

Der Purgier-Lein kommt häufig in Moorwiesen und in Quellfluren vor. Er bevorzugt feuchte, kalkreiche, meist dichte Böden. Er ist ein Tonzeiger und eine Pionierpflanze mit endotropher Mykorrhiza. Er fehlt teilweise in Gebirgen mit Silikatböden.

In den Alpen steigt er in Deutschland bis zu 2310 m Höhe auf, in den Allgäuer Alpen am Südfuß des Widdersteins noch bis 2200 m[12]. Im Kanton Wallis steigt die Art bis 2300 Meter, im Engadin im Tal der Ova Chamuera bis 2373 Meter, bei Arosa bis 2300 Meter und in Tirol bis 2340 Meter Meereshöhe auf.[3]

Nach Heinz Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, ein Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger und eine Ordnungscharakterart der Feuchtwiesen und Bachuferfluren (Molinietalia).[13] Er kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Caricion davallianae, Mesobromion, Arrhenatherion oder Seslerion vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w+ (frisch aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[14]

Systematik

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Der Purgier-Lein wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus 1, S. 281 erstveröffentlicht.[15] Der taxonomische Wert der als Linum catharticum subsp. suecicum (Murb.) Hayek abgetrennten ausdauernden Formen ist unsicher; es könnte sich auch nur um Standortmodifikationen handeln.[6]

Inhaltsstoffe, Anwendung

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Früher bereitete man aus dem Purgier-Lein einen abführenden, in größeren Mengen Brechreiz auslösenden Tee. Daher hat die Pflanze ihren deutschen Namen (purgieren für abführen) und ihren botanischen Artnamen catharticum (lateinisch für Reinigungsmittel) erhalten. Sie enthält den giftigen Bitterstoff Linin[3] und wird deshalb heute in dieser Form nicht mehr als Arzneimittel eingesetzt.

Literatur

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  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.

Einzelnachweise

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  1. a b Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 283.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 630–631.
  3. a b c d Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 1: Angiospermae: Dicotyledones 3 (1) (Linaceae – Violaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-72021-0, S. 6–8, 670 (unveränderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag).
  4. Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Walter Vent (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 4. Kritischer Band. 7. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-012526-0, S. 358.
  5. Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 4: Dicotyledones (Lauraceae – Rhamnaceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 219 (englisch). (online).
  6. a b Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3315-6, S. 165–166.
  7. USDA: Plants Profile: Linum catharticum
  8. C. J. Webb, W. R. Sykes, P. J. Garnock-Jones: Flora of New Zealand. Volume IV: Naturalised Pteridophytes, Gymnosperms, Dicotyledons. 1988. ISBN 0-477-02529-3. online.
  9. Purgier-Lein. auf FloraWeb.de
  10. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  11. D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy, 2002, S. 75 (web.archive.org [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 22. September 2021] auch in InfoFlora).
  12. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 176.
  13. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3, S. 1046.
  14. Linum catharticum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Oktober 2022.
  15. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 281, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D281%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
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Commons: Purgier-Lein (Linum catharticum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien