Vriddhi

in der Grammatik der Sanskritsprache eine Ablautstufe
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Der Begriff Vriddhi (Sanskrit: वृद्धि vṛddhi [ˈʋrɪddʰɪ], wörtl. „Wachstum“) bezeichnet in der Grammatik des Sanskrit die stärkste der drei Ablautstufen. Sie wird unter anderem zur Bildung von Ableitungen mit der Bedeutung „zu X gehörig“ eingesetzt. Der Begriff der Vriddhi-Ableitung wird in der Indogermanistik auch für vergleichbare Ableitungen in anderen indogermanischen Sprachen verwandt.

Vriddhi im Sanskrit

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Das Sanskrit kennt ein System der dreifachen Stammabstufung. Hierbei wird die Grundstufe durch einfache Steigerung in die Guna-Stufe (गुण guṇa, „[hoher] Grad“) und durch eine weitere Steigerung in die Vriddhi-Stufe (वृद्धि vṛddhi, „Wachstum“) umgewandelt. Sprachhistorisch geht die Stammabstufung des Sanskrit auf den urindogermanischen Ablaut zurück, wobei die Guna-Stufe eigentlich die Grundstufe darstellt, die zur Schwundstufe geschwächt oder zur Dehnstufe gestärkt wird. Im Sanskrit spielt die dreifache Stammabstufung bei der Flexion eine große Rolle: So erscheint die Wurzel भृ bhṛ „tragen“ im Partizip Perfekt Passiv भृत bhṛta in der Grundstufe, in der Präsensform बिभर्ति bibharti in der Guna-Stufe und in der Perfektform बभार babhāra in der Vriddhi-Form.[1]

Stammabstufung im Sanskrit
Grundstufe इ i, ई ī उ u, ऊ ū ऋ ṛ, ॠ ṝ ऌ ḷ
Guṇa-Stufe अ a ए e ओ o अर् ar अल् al
Vṛddhi-Stufe आ ā ऐ ai औ au आर् ār

Vriddhi-Ableitung

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Die Vriddhi-Ableitung ist eine Form der Ableitung, bei dem das abgeleitete Wort durch Längung des Vokals in die Vriddhi-Stufe gebildet wird. Es drückt die Bedeutung „zu X gehörig“ aus. Im Sanskrit ist die Vriddhi-Ableitung ein äußerst produktives Mittel zur Wortbildung. Beispielsweise wird vom Namen des Religionsstifters जिन Jina die Vriddhi-Ableitung जैन jaina „zu Jina gehörig, Anhänger des Jainismus“, gebildet. Auch Patronyme werden oft durch die Vriddhi-Ableitung gebildet. So wird etwa vom Namen कुरु Kuru die Bezeichnung कौरव Kaurava, „Nachfahre des Kuru“ abgeleitet.

Außer im Sanskrit findet sich die Vriddhi-Ableitung auch in anderen indogermanischen Sprachen. Im Germanischen handelt es sich um ein hochaltertümliches Bildungsmittel, das in Wortpaaren wie Hahn – Huhn (ursprünglich „zum Hahn gehörig“) fortdauert. Fälle wie Schwager – Schwäher zeigen, dass die Bildungen vor Eintritt des Vernerschen Gesetzes erfolgt sein müssen.[2]

Literatur

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  • Georges Darms: Schwäher und Schwager, Hahn und Huhn. Die Vṛddhi-Ableitung im Germanischen (= Münchener Studien zur Sprachwissenschaft, Neue Folge, Beiheft. Band 9). Kitzinger, München 1978, ISBN 3-920645-26-X.
  • Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband. Band 9. de Gruyter, Berlin / New York 1994, ISBN 978-3-11-014138-2.

Einzelnachweise

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  1. Manfred Mayrhofer: Sanskrit-Grammatik mit sprachvergleichenden Erläuterungen. 3. durchges. Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 1978, S. 32–34.
  2. Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband. Band 9. de Gruyter, Berlin / New York 1994, ISBN 978-3-11-014138-2, S. 119 (books.google.de).