Zakirli

Siedlung in Aserbaidschan
(Weitergeleitet von Tsakuri)

Zakirli (armenisch Ծակուռի, Zakuri, russisch Цакури, auch Tsakeyto, Tsakouri und Tsakurri, im November 2020 offiziell in Hünərli[1] umbenannt) ist eine Gemeinde im Bezirk Xocavənd in Aserbaidschan. Als früherer Teil der sowjetischen Autonomen Oblast Bergkarabach war der Ort Teil der international nicht anerkannten Republik Arzach, die ihn als Teil der Provinz Hadrut verwaltete. Im Krieg um Bergkarabach 2020 wurde die Gemeinde von Aserbaidschan erobert.

Zakirli
Staat: Aserbaidschan Aserbaidschan
Koordinaten: 39° 34′ N, 46° 59′ OKoordinaten: 39° 34′ 11″ N, 46° 59′ 1″ O
Höhe: 800 m
Fläche: 3,07 km²
Zeitzone: AZT (UTC+4)
Zakirli (Aserbaidschan)
Zakirli (Aserbaidschan)
Zakirli

Geografie, Wirtschaft und Bevölkerung Bearbeiten

 
Panoramablick über die Gemeinde Zakirli

Der Ort befindet sich in der Region Bergkarabach im Karabachgebirge. In der Gemeinde lebten 2005 etwa 100 Einwohner in rund 28 Haushalten.[2]

Die einstige armenische Bevölkerung beschäftigte sich hauptsächlich mit Landwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau. Es gab eine Dorfverwaltung, ein Kulturhaus und eine Erste-Hilfe-Station. Die Wasserversorgung erfolgte in einem Schwerkraft-Leitungssystem, das aus den zwei Quellen Akn und Nerses gespeist wurde. Die Gemeinde war an Elektrizität, Fernsehen, Rundfunk, Mobilfunk und Internet angeschlossen. Die Ortschaft lag umgeben von Wald in einer leicht abfallenden Talsenke und hatte als armenische Gemeinde eine Gesamtfläche von 307,4 Hektar, von denen 241,68 Hektar landwirtschaftliche Bedeutung hatten und 32,9 Hektar Waldfläche waren. Auf Grund eines besonders milden Mikroklimas gab es viele Apfel-, Birnen-, Maulbeer- und Walnussbäume. Im weiteren Umfeld des ehemaligen Dorfes gibt es Vorkommen von Island-Spat.[3]

Baudenkmäler Bearbeiten

 
Heilige-Mutter-Gottes-Kirche in Zakirli

Das wichtigste historische und religiöse Denkmal der Gemeinde war der ehemalige Klosterkomplex Zaghkawank, von dem 2020 nur die Heilige-Mutter-Gottes-Kirche (Surb Astwazazin) erhalten geblieben war. Diese wurde nach dem ältesten Kreuzstein auf 1198 datiert und war somit 18 Jahre älter als das Arzacher Kloster Gandsassar. Sie verfügte über ein Portal aus dem Jahr 1682,[4][5] das ein Beispiel für die religiöse armenische Kunst und Architektur des Mittelalters in Arzach darstellte.[6] Andere historische Denkmäler von Tsakuri waren der Friedhof (17.–19. Jahrhundert), die Quelle (19. Jh.), ebenso wie ein Chatschkar (Kreuzstein, 17. Jh.) und die etwas außerhalb von Tsakuri gelegenen Überreste des Ptkatagh-Klosters (1670). Insgesamt waren in Tsakuri fünf historische Denkmäler durch die Republik Arzach registriert.[7]

Eine internationale Gruppe von Aktivisten initiierte den Wiederaufbau der Heilige-Mutter-Gottes-Kirche in Zakirli und begann in den 2010er Jahren mit Vorbereitungsarbeiten und der Spendensammlung dafür.[8] Im Juli 2013 segnete die Armenische Apostolische Kirche durch den Primas der Diözese Arzach, Erzbischof Pargev Martirosyan,[9] dieses Projekt für den Wiederaufbau des historischen und religiösen Denkmals Surb Astwazazin. Es wurde vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Umsiedlung der Republik Arzach als gemeinnütziges Projekt anerkannt.[10] Die Bauarbeiten begannen im Mai 2019. Das Ministerium für Kultur, Tourismus und Jugendfragen überwachte die Bauarbeiten für die erste Phase des Projekts (Außenarbeiten) in enger Zusammenarbeit mit der technischen Aufsichtsbehörde der Republik Arzach.[11] Die zweite Phase des Projekts für den Innenausbau sollte teilweise durch eine internationale Crowdfunding-Kampagne finanziert werden.

Im Krieg um Bergkarabach 2020 wurde die Ortschaft von den Aserbaidschanischen Streitkräften erobert und zu Beginn der Kämpfe von der Bevölkerung verlassen. Im März 2021 besuchte der aserbaidschanische Präsident İlham Əliyev das eroberte Dorf und die ehemalige Kirche der Heiligen Muttergottes, wobei er die armenische Herkunft des Gebäudes leugnete und die Inschriften an der Kirche in armenischer Sprache als „Schwindel“ bezeichnete.[12][13][14] Er bezeichnete die Kirche des in Hünərli (englisch Hunarli) umbenannten Ortes als „alten albanischen Tempel“, in den seine „Udi-Brüder“ zurückkehren würden.[15]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. İşğaldan azad olunan daha iki kəndin adı qaytarılır. Banker.az, 13. November 2020.
  2. National Statistical Service of NKR, 2005 census: De Facto and De Jure Population by Administrative Territorial Distribution and Sex of NKR region, communities, Republic of Nagorno-Karabakh, Tabelle 1.1, 2005, S. 51 (englisch).
  3. Հակոբ Ղահրամանյան (Hakob Ghahramanyan): Տեղեկատու ԼՂՀ վարչատարածքային միավորների սոցիալ-տնտեսական բնութագրերի (Verzeichnis der sozioökonomischen Merkmale der administrativ-territorialen Einheiten des NKR). Ճարտարագետ (Der Ingenieur), Jerewan 2015.
  4. Fotostrecke über die "Heilige Mutter Gottes"-Kirche Tsakuri
  5. Video von A. Voskanyan, in Russ.
  6. Historical and architectural monuments of Mountainous Karabakh, by Sh.M.Mkrtchyan, Yerevan, Parberakan, 1989, S. 96 [1], in Russ.
  7. Information on the socio-economic characteristics of the administrative-territorial units of the Nagorno Karabakh Republic. Yellow Pages / Djardaraget Publishing House Yerevan, 2015, ISBN 978-9939-72-184-2, S. 119, [2], armenisch,
  8. Projekt zum Wiederaufbau der "Heilige Mutter Gottes"-Kirche in Tsakuri" [3], englisch.
  9. Primas der Diözese Arzach Erzbischof Pargev Martirosian englisch.
  10. Ministerium für Arbeit, Soziales und Umsiedlung der Republik Arzach, armenisch.
  11. Ministerium für Kultur, Tourismus und Jugendfragen der Republik Arzach, englisch.
  12. Joshua Kucera: What happened to the church? Eurasianet, 26. März 2021.
  13. Tigran Petrosyan: Der Offizier auf dem Glockenturm. In den von Aserbaidschan beherrschten Regionen werden armenische Kirchen zerstört. So beginnt das Umschreiben der Geschichte. Die Tageszeitung, 7. April 2021.
  14. ‘What was That If Not Fascism?’ Tatoyan on Aliyev's Visit to Armenian Church. Asbarez, 19. März 2021.
  15. Ilham Aliyev visited Fuzuli and Khojavand districts. President of the Republic of Azerbaijan, 15. März 2021.