The Israelites

Lied von Desmond Dekker

Israelites von Desmond Dekker & The Aces wurde im Jahre 1969 zum ersten Millionenseller des Reggae.

(Poor Mi) Israelites
Cover
Cover
Desmond Dekker & The Aces
Veröffentlichung Oktober 1968
Länge 2:35
Genre(s) Reggae, Rocksteady
Autor(en) Desmond Dekker
Produzent(en) Leslie Kong
Label Beverley’s/Pyramid Records

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Desmond Dekker konnte in Großbritannien bereits im Juli 1967 mit 007 in den Charts Platz 14 erreichen. Die Idee für Israelites kam Dekker während eines Spaziergangs in einem jamaikanischen Park, als er ein Ehepaar über Geldnöte reden hörte.[1] Am nächsten Morgen hatte er den Text fertig. Er handelt von den Sorgen der Armen. Israelites ist eine biblische Metapher über Entbehrung und Erlösung;[2] man arbeitet wie ein Trojaner und leidet wie ein Israelite.[3] In jamaikanischer Umgangssprache steht Israelites für Leiden (Armut, Hunger).[3]

Der Titel verweist auf die Leidensgeschichte der Israeliten, insbesondere im Babylonischen Exil und vor dem Auszug aus Ägypten, meint jedoch das Schicksal der schwarzen Sklaven in Amerika bzw. auf Jamaika. Dieses Thema ist auch im Rastafari-Glauben weit verbreitet, Desmond Dekker war jedoch kein Rasta. Der Ich-Erzähler im Liedtext ist von Frau und Kindern verlassen worden, weil er nicht für sie sorgen konnte. Da er sich nun als Rude boy durch Kleinkriminalität am Leben erhält, fürchtet er sich davor, so zu enden wie Bonnie und Clyde, das berühmte Gangsterpärchen der dreißiger Jahre, das von der Polizei erschossen wurde.

Das Tempo des Songs beträgt bei Alla-breve-Zählweise 148 bpm. Die Tonart ist B-Dur (amerikanisch Bb major). Harmonisch beruht das Lied auf einer einfachen Dur-Kadenz. Ungewöhnlich ist jedoch die Verwendung des leiterfremden Akkordes Des-Dur am Ende jeder Phrase (also im Turnaround). Diese Stelle wird zusätzlich besonders akzentuiert durch die von Lead-Gitarre und E-Bass als schneller unisono-Lauf gespielte Des-Dur-Tonleiter aufwärts.

Erfolg Bearbeiten

Aufgenommen mit den Aces (Wilson James und Easton Barrington Howard) in Kingston/Jamaica im kleinen Tonstudio des chinesisch-jamaikanischen Produzenten und Mitkomponisten Leslie Kong unter dem Ursprungstitel Poor Mi Israelite / (My Precious World) The Man, wurde er in Jamaika im Oktober 1968 zunächst auf Kongs Beverley’s Records (BV #21) veröffentlicht. Dort entwickelte er sich zu einem Hit in Underground-Lokalen.[4] Anfang 1969 wurde der Song von Pyramid Records in Lizenz genommen, in Israelites umbenannt und als Pyramid 6058 im März 1969 veröffentlicht. Nachdem der Piratensender Radio Caroline den Titel häufig spielte, konnte er trotz der unverständlichen Sprache in Großbritannien schnell an Popularität gewinnen. Der karibische Patois-Dialekt erschwerte das inhaltliche Verständnis, schien aber kein Verkaufshindernis zu sein. Allein in Großbritannien wurde der Titel 250.000 mal verkauft und erreichte am 26. April 1969 für eine Woche Rang eins der Hitparade. Ein erster Platz wurde auch in den Niederlanden, Deutschland, Südafrika, Kanada, Schweden und Jamaika belegt. In den USA drang das zeitlose Klagelied über die karibische Armut bis auf Rang neun der Charts vor. Insgesamt wurden bis Ende 1969 zwei Millionen Exemplare weltweit verkauft. Israelites war damit die erste rein jamaikanische Produktion, die Goldstatus erzielen konnte.[3]

Das Jahr 1969 war sehr günstig für die Verbreitung des Reggae in der westlichen Welt, denn Harry J. All Stars mit The Liquidator und die Upsetters mit Return of Django (beide Oktober 1969) erreichten die Top 5 der britischen Charts. Die damals trendsetzenden Beatles unterstützten sehr frühzeitig die Reggae-Bewegung mit Ob-La-Di, Ob-La-Da als Hommage auf diesen Musikstil, das in der im Dezember 1968 veröffentlichten Coverversion von The Marmalade zum britischen Tophit avancierte.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zeitung The Metro vom 18. April 2005.
  2. John Pareles: Obituary: Desmond Dekker, sang 'The Israelites', The New York Times vom 28. Mai 2006.
  3. a b c Wayne Chen, Reggae Routes: The Story of Jamaican Music, 1998, S. 24.
  4. Michael de Koningh, Laurence Cane-Honeysett: Young-Gifted-And-Black: The Story of Trojan Records. 2003, S. 117 f.