Svenska Teatern (Helsingfors)

Theater in der finnischen Stadt Helsinki
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Svenska Teatern (schwedisch für „Schwedisches Theater“; finnisch auch: Ruotsalainen teatteri; finnlandschwedisch (informell) auch Svenskis[1]) ist der Name eines schwedischsprachigen Theaters in Helsingfors (finnisch Helsinki), das als Staatstheater arbeitet. Der 1866 errichtete Theaterbau steht in der Innenstadt mit dem Publikumseingang zur Kreuzung Skillnaden (Erottaja). Die Adresse ist Norra Esplanaden (Pohjoisesplanadi) 2.

Svenska Teatern, 2012

Das Theater ist eine wichtige Institution in Svenskfinland, dem schwedischsprachigen Teil des offiziell zweisprachigen Finnlands. Auf seiner Bühne wurden viele bedeutende Werke der nordeuropäischen Literatur- und Musikgeschichte uraufgeführt. Die kulturgeschichtliche Bedeutung von Svenska Teatern liegt darüber hinaus darin, dass es Persönlichkeiten wie Hedvig Raa ein Forum bot, die sich für die Aufwertung der finnischen Sprache in der damals mehrheitlich schwedischsprachigen Oberschicht engagierten.

Sprach- und kulturhistorischer Hintergrund

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Finnland war seit dem Mittelalter Teil von Schweden, mit der Folge, dass Schwedisch dort bis weit ins 19. Jahrhundert – auch über die erzwungene Abtretung Finnlands an das Russische Reich (1809) hinaus – die Sprache der gebildeten herrschenden Klasse blieb, während das Finnische als Sprache der ungebildeten Unterschicht kein hohes Ansehen hatte. Das schwedische Theater in Helsingfors (finnisch Helsinki) war bei seiner Gründung insofern nicht die Bühne einer nebensächlichen sprachlichen Minderheit, sondern es war im Gegenteil 45 Jahre lang das einzige öffentliche Theater Finnlands und eine Institution der zwar numerisch kleinen, kulturell aber tonangebenden finnlandschwedischen Bevölkerung.

Heute versorgt das Svenska Teatern innerhalb Finnlands tatsächlich nur noch eine sprachliche Minderheit. Schwedisch ist neben Finnisch weiterhin Amtssprache, wird aber nur noch von etwa 5 % der Bevölkerung muttersprachlich gesprochen; nach Englisch ist Schwedisch daneben auch die von Finnen am zweithäufigsten gesprochene Fremdsprache.[2][3]

Geschichte

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Eine Grundrisszeichnung von Eliel Saarinen

Architektur

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Erster Vorläufer: Engels Teater

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Vorgänger des Svenska Teatern und das erste Theater in der Geschichte Helsinkis war das nach seinem Architekten Carl Ludwig Engel benannte, 1827 eröffnete Engels Teater. Der kleine hölzerne Bau, in dem 400 Zuschauer Platz fanden, stand an der Ecke Norra Esplanaden/Mikaelsgatan. Das Theater, das kein eigenes Schauspielensemble besaß und hauptsächlich von durchreisenden ausländischen Theatergruppen genutzt wurde, konnte nicht geheizt werden, mit der Folge, dass es beim Publikum wenig nachgefragt war. 1866 wurde es aus diesem Grunde abgebaut und in der nördlichen Vorstadt, an der Arkadiagatan, wieder aufgebaut, wo es nun ein überwiegend finnischsprachiges Programm bot.[4][5]

Zweiter Vorläufer: Das Nya Teatern von 1860

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Als Ersatz für Engels Teater wurde am heutigen Standort des Svenska Teater nach dem Entwurf des schwedischen Ingenieurs Georg Theodor Chiewitz ein neues Haus erbaut. Es erhielt den Namen Nya Teatern („Neues Theater“), wurde im Herbst 1860 eröffnet und von der Betreibergesellschaft an verschiedene schwedische Ensembles vermietet. Durch ein Feuer, das am 8. Mai 1863 ausbrach, wurde es fast vollständig zerstört; nur die halbkreisförmige Hauptmauer, die dem Theater seine noch heute charakteristische Form gab, blieb erhalten.[4]

Das heutige Bauwerk

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Nach einem Entwurf des Petersburger Architekten Nikolai Benois wurde auf der Ruine der heutige Bau errichtet und im Oktober 1866 fertiggestellt.[6] 1887 wurde der bisherige Name Nya Teatern durch die neue Bezeichnung Svenska Teatern ersetzt.[4] In den 1910er Jahren fügte Eliel Saarinen einen Anbau hinzu.[6]

In den 1930er Jahren reichte der Raum, den das Theater bot, immer weniger aus; auch entsprach der Bau nicht mehr den gestiegenen Anforderungen, einschließlich der Brandschutzbestimmungen. 1935–1936 wurde das Haus unter der Leitung von Eero Saarinen und Jarl Eklund darum grundlegend modernisiert, das Gebäude entkernt und zwei Seitenflügel angebaut.[4][5]

Zu weiteren Renovierungen und Umbauten kam es in den 1980er Jahren, 1991 und 2010–2012. Bei den Baumaßnahmen des Jahres 1991 wurde versucht, der Fassade zumindest ansatzweise ihr ursprüngliches Aussehen zurückgeben.[4]

Aufführungsgeschichte

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Hedwig Raa (1873)

Dank einer Initiative von Filip von Schantz hatte das Nya Teater bereits seit 1860 ein eigenes Orchester.[7] Das erste Stück, das hier aufgeführt wurde, war am 28. November 1860 Fredrik Pacius’ und Zacharias Topelius’ Oper Prinsessan av Cypern (Welturaufführung).[8][9] Die erste Schauspieltruppe, die am Nya Teatern wirkte, war 1860/1861 das Ensemble des schwedischen Schauspielers und Regisseurs Pierre Joseph Deland.[10][11]

Im Jahr der Fertigstellung des heutigen Schauspielhauses, 1866, wurde der Verein Garantiföreningen för Svenska Teatern (deutsch etwa „Garantieverein für das Schwedische Theater“) gegründet, deren Vorstand das Theater noch heute leitet.[4] Auf ein Gastspiel des Ensembles von Wilhelm Åhman und Mauritz Pousette folgte im Frühjahr 1867 die Einstellung eines festen Schauspielerensembles, dessen Mitglieder zum Teil aus dem Åhmann-Pousette-Ensemble rekrutiert wurden, darunter die bedeutenden Darsteller Frithiof und Hedvig Raa.[4][11] Hedvig Raa schrieb am Svenska Teatern Theatergeschichte, als sie 1869 in der Uraufführung von Aleksis Kivis Stück Lea erstmals auf einer öffentlichen Bühne in Finnland Finnisch sprach.[12]

Das erste rein finnischsprachige Theater des Landes entstand, ebenfalls in Helsinki, 1872. Obwohl das neue Finska Teatern zunächst noch kein eigenes Schauspielhaus hatte (eröffnet wurde ein solches erst 1902; siehe Finnisches Nationaltheater), entstand für das Nya Teatern die praktische Notwendigkeit, sich durch Umbenennung in „Svenska Teatern“ von der neuen Gründung zu unterscheiden.

Uraufführungen (Auswahl)

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Neben den im vorausgegangenen Abschnitt bereits erwähnten Arbeiten wurden am Svenska Teatern u. a. die folgenden Werke uraufgeführt:

Unter dem Dach des Svenska Teatern befinden sich heute drei Bühnen.

Der Zuschauerraum der Hauptbühne, das historische Kernstück des Hauses, ist hufeisenförmig angelegt mit vier übereinanderliegenden Rängen und bietet 697 Sitzplätze. Der Saal ist in Rot und Gold gestaltet und entspricht weitgehend immer noch Benois’ klassizistischem Original aus dem Jahr 1866.[18][19]

Das nach dem Kunstmäzen Amos Andersson benannte Amos, das ursprünglich ein Probensaal war und eine flexible Handhabung des Zuschauerraums erlaubt, umfasst bis zu 160 und das Nicken, mit dessen Namen der Bühnenregisseur Nikolai (Spitzname „Nicken“) Rönngren geehrt wird, 70 Sitzplätze.[18]

Programm

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Das Svenska Teater spielt, ausschließlich in schwedischer Sprache, Musicals, Drama, Komödien finnlandschwedischer Autoren, Theater für Kinder, Stand-up-Comedy und vieles mehr.[18]

Die Leiter bzw. Intendanten des Svenska Teatern waren/sind seit 1894:[20]

Siehe auch

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Literatur

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  • Hanna Åkerfelt: Röster från Skillnaden. Svenska Teatern from 1930-talet till 2010-talet. Förlaget M, Helsingfors 2017, ISBN 978-952-333-074-0 (schwedisch).
  • Otto Andersson: Jean Sibelius och Svenska Teatern. Förlaget Bro, Åbo 1956 (schwedisch).
  • Marianne Lüchou: Svenska Teatern i Helsingfors. Repertoar styrelser och teaterchefer konstnärlig personal 1860–1975. Stiftelsen för Svenska Teatern i Helsingfors, Helsingfors 1977 (schwedisch).
  • Tor Weckström: Svenska teatern. Chiewitz teaterhus. Mercator, Helsingfors 1966 (schwedisch).
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Commons: Swedish Theater, Helsinki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Svenskis. In: stadsnamn.sls.fi. Svenska litteratursällskapet i Finland, abgerufen am 18. Oktober 2022 (schwedisch).
  2. Swedish language in Finland. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  3. Foreign Languages in Finland’s Educational System. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  4. a b c d e f g Teaterhuset. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  5. a b Neil Kent: Helsinki: A Cultural History. Interlink Books, Northampton, Massachusetts 2014, ISBN 978-1-56656-544-8, S. 230 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b Our history. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  7. Ruth-Esther Hillila, Barbara Blanchard Hong: Historical Dictionary of the Music and Musicians of Finland. Greenwood Press, Westport, Connecticut 1997, ISBN 0-313-27728-1, S. 128 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Silja Geisler-Baum: Die Lorely in Finnland. Zur Entstehung, Aufführung und Rezeption der Oper von Fredrik Pacius und Emanuel Geibel. Are Musik, 2004, S. 22.
  9. Panoptikon. In: Argus. Band 1, 1908, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Deland. In: Allers illustrerade Konversationslexikon. Band 2. Allers, Helsingborg 1904, S. 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Finland. In: Nordisk familjebok. Konversationslexikon och realencyklopedi. Band 8. Nordisk Familjeboks Förlags Aktiebolag, Stockholm 1908, S. 301 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Christel Petterson: Teaterrecension: Making of Lea. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  13. Ivo de Figueiredo: Henrik Ibsen. Mennesket og masken. Aschehoug, Oslo 2010, ISBN 978-82-03-19811-3, S. 913 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Jean Sibelius: Scenmusik. Abgerufen am 28. Januar 2022.
  15. Finlandia. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  16. Manfred Brauneck: Die Welt als Bühne. Geschichte des europäischen Theaters. Band 6. Springer/Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01971-4, S. 138 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Nyckeln och ringen. Abgerufen am 28. Januar 2022.
  18. a b c Scenerna. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  19. This is Svenska Teatern. Abgerufen am 27. Januar 2022.
  20. Åbo Svenska Teaters chefer år 1894 framåt. Abgerufen am 27. Januar 2022.

Koordinaten: 60° 10′ 2,6″ N, 24° 56′ 37,3″ O