Eine Stulpe, auch die Stülpe oder der Stülp(en), ist ein Auf- oder Umschlag an verschiedenen meist röhrenförmigen Kleidungsstücken. Der Begriff leitet sich vom Verb stülpen ab: „umkehren, umstürzen, (den Rand von etwas) nach oben biegen, bedecken, darüberdecken“.[1] Auf diese Weise wird z. B. die Hutkrempe zur Stulpe. Gelegentlich werden auch (zu lange) Hosenbeine gestulpt.[2] Darüber hinaus ist Stulpe die Kurzbezeichnung für bestimmte separate Kleidungsstücke, die meist über Unterarme oder Unterschenkel gezogen werden.
Geschichte
BearbeitenIm 16. Jahrhundert wurde das nach unten umschlagbare, oder umgeschlagene Kniestück von hohen Lederstiefeln als Stulp oder Stulpe bezeichnet. Hochgeklappt dienten die Stulpen beim Reiten als Schutz gegen Dornen oder gegen Wasser und Schlamm beim Waten. Im 18. Jahrhundert wurde Stulpenstiefel die gebräuchliche Bezeichnung für diese Stiefel, ebenso Stulphandschuh für Handschuhe die nicht nur die Hände schützen, sondern auch das Handgelenk und den Unterarm. Im 19. Jahrhundert zeichneten sich besonders die Abendhandschuhe für Damen durch ihre langen Stulpen aus.
Aus den umgekrempelten Ärmelenden des Justaucorps, einem Rock der gehobenen Stände, entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert der militärische Aufschlag; aus umgelegten Hemdsärmeln (Spitzenstulpen) die moderne Manschette. Die Ärmelstulpen waren nicht nur dekorativ, sondern dienten, ähnlich wie schon die mittelalterlichen Stulpen- und Panzerhandschuhe, auch als Unterarmschutz beim Fechten.
Hand- und Armstulpen
BearbeitenHandstulpen und die Mitaine sind fingerlose Stulphandschuhe. Armstulpen ohne Handschuhteil, also reine Ärmlinge, sind die Ärmelschoner. Der gepolsterte Armschutz, welcher bei einer Mensur zur Abwehr von Hieben gebraucht wird, heißt Mensur- oder Paukstulp. Zunächst handelte es sich dabei um einen verlängerten Stulphandschuh, im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde er jedoch zunehmend mit dicken Binden aus (schwarzer) Seide ergänzt, zuletzt durch Polsterungen aus Kunststoffen, wie Kunstseide und Kevlar ersetzt.
Beinstulpen
BearbeitenAuch eine an den Waden getragene Winterbekleidung, ähnlich dem Stutzen in der bairischen Volkstracht und im Sport, wird mitunter als Stulpe(n) bezeichnet, siehe: Gamasche.
Bei der Stulpensocke, oder kurz Stulpe, handelt es sich um einen weiten, elastischen Modestrumpf, der gekrempelt, geschoppt oder in voller Länge getragen werden kann.[2] Er kann aus verschiedenem gewebtem Stoff bestehen, gefilzt oder gestrickt sein.
Moderne Beinwärmer werden, zusammen mit Pulswärmern, zuerst beim Aufwärmtraining im Ballett verwendet, um die Muskeln und Gelenke warm zu halten und Krämpfen und anderen Muskelzerrungen bei der darauf folgenden Dehngymnastik vorzubeugen. Meist reichen die lockeren Stulpen vom Fußgelenk bis kurz unter das Knie, zuweilen werden sie aber auch bis über das Knie hochgezogen. Sehr kurze Exemplare werden als ankle warmers, „Knöchelwärmer“, bezeichnet. Durch die erfolgreichen Tanzfilme der 1980er Jahre, wie Fame – Der Weg zum Ruhm und Flashdance, oder Aerobic-Fernsehsendungen, wie Enorm in Form, kamen Stulpsocken, zusammen mit Leggings und Stirnband, aber auch mit Karottenjeans, besonders bei jungen Frauen in Mode.
Sehr ähnlich sind die Loose Socks, die Mitte der 1990er Jahre bei japanischen Schulmädchen in Mode waren. In der Regel handelt es sich bei Stulpensocken aber um reine Beinlinge ohne Füßling.
-
Traditioneller kirgisischer Geschichtenerzähler (Manaschi) mit einem gestulpten weißen Kalpak.
-
Stulpenstiefel
-
Willem van Heythuysen (ca. 1625/30) mit Spitzenstulpen
-
Duellierende Studenten bei Göttingen, mit Stulpenhandschuhen und Stulpenärmeln
-
Weiße Armstulpen eines Verkehrspolizisten (in der DDR), die seine Armbewegungen beim Regeln des Verkehrs hervorheben.
-
Handstulpen
-
Ein Stulphut in der Heraldik
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stulpe. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 18. Oktober 2019
- ↑ a b Stulpe und Stulpensocke. In: Alfons Hofer: Textil- und Modelexikon. 7. Auflage. Band 1, Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-87150-518-8.