Die Lokomotiven der Baureihe ТУ4 (deutsche Transkription TU4) der Sowjetischen Eisenbahnen (SŽD) sind schmalspurige Diesellokomotiven.

SŽD-Baureihe ТУ4 (TU4)
ТУ4-2720
ТУ4-2720
ТУ4-2720
Nummerierung: ТУ4–001 bis ТУ4–3211
Anzahl: 3210
Hersteller: Maschinenfabrik Kambarka (Kambarka)
Baujahr(e): 1961–1972
Achsformel: B'B'
Spurweite: 750 mm, 1067 mm
Länge über Kupplung: 8400 mm
Höhe: 3295 mm
Breite: 2650 mm
Dienstmasse: 17,1 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Installierte Leistung: 184 kW
Motorentyp: У1Д6-250ТК
Leistungsübertragung: hydromechanisch

Entwicklung

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Als Nachfolger der von 1959 bis 1962 gebauten Baureihe ТУ2М/ТУ2МК für den Einsatz auf leichterem Oberbau wurde die Baureihe ТУ4 entwickelt. 1960 wurden zwei Prototypen unter der Baureihenbezeichnung ТУГМ4 gebaut. Bereits bei diesen war die Führerstandskabine ans Ende des Lokaufbaus gerückt. 1961 begann der Serienbau der Baureihe ТУ4 bei der Maschinenfabrik Kambarka (Камбарский машиностроительный завод).

Die ТУ4 ist als vierachsige Drehgestelldiesellokomotive mit hydromechanischer Kraftübertragung konstruiert. Aufgrund ihrer Achslast von nur 4,25 Tonnen ist sie besonders für den Einsatz auf Torfbahnen geeignet.

Bis 1972 wurden mehr als 3210 ТУ4 gebaut. Dabei kam es zu verschiedenen Modifikationen. Ab ТУ4-1300 wurde die Fensterteilung in der Seitenwand der Führerstandkabine der ab 1964 gebauten leistungsstärkeren Baureihe ТУ5 angepasst (zwei schmale Fenster statt eines breiten). Außerdem wurde die Position der Scheinwerfer verändert.

Aufgrund der – von wenigen Ausnahmen abgesehen – einheitlichen Spurweite von 750 mm für die Schmalspurbahnen der Sowjetunion wurden die ТУ4 fast ausschließlich für diese Spurweite gebaut. Lediglich einige wenige ТУ4 wurden für die Spurweite 1067 mm gebaut. Die ТУ4 wurde ab Werk nicht exportiert, später wurden jedoch für Einsätze auf Museumseisenbahnen die ТU4-2091 aus Litauen nach Finnland sowie die ТU4-3147 aus Estland nach Schweden exportiert, letztere wurde dabei von 750 mm auf 600 mm Spurweite umgespurt und remotorisiert.[1][2]

Die Auslegung auf weniger belastbaren Oberbau bedingte den Einsatz vorrangig bei Torf-, Wald- und Industriebahnen. Nur wenige ТУ4 gelangten zu dem Verkehrsministerium (Ministerstwo putej soobschtschenija, MPS) unterstehenden Bahnen.

Als Nachfolger der ТУ4 stand ab 1972 die Baureihe ТУ6А zur Verfügung, die später auch einen Teil der ТУ4 aus ihren Einsatzgebieten verdrängte. Nur wenige ТУ4 gelangten bei Kindereisenbahnen zum Einsatz. Der Verbleib der meisten ТУ4 ist ungeklärt, als im Einsatz stehend waren 2007 nur noch etwa 60 Stück nachweisbar.

Modifikationen

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Aufgrund der dezentralen Wartung kam es teilweise zu Modifikation bei den Einsatzbahnen. Die ТУ4 der Karinskaja Uskokolejnaja Schelesnaja Doroga in Karintorf erhielten automatische Kupplungen.

Literatur

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  • P. Kaschin, W. Botschenkow, W. Balabin, L. Moskalew: Naschi uskokolejnyje teplowosy i elektrowosy, Tschast I. Schelesnodoroschnoje Delo, Moskwa 2003, ISBN 5-93574-013-3.
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Commons: SŽD-Baureihe ТУ4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Diesel locomotives. Abgerufen am 15. März 2021.
  2. Результаты поиска по базе данных узкоколейных локомотивов. Abgerufen am 15. März 2021.