Weinroter Graustiel-Täubling

Art der Gattung Täublinge (Russula)
(Weitergeleitet von Russula obscura)

Der Weinrote Graustiel-Täubling (Russula vinosa, Syn.: Russula obscura)[1] ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten. Der seltene Täubling kommt in subalpinen Nadelwäldern vor und ist an leicht an seinem rot- oder purpurbraunem Hut und dem grauenden Fleisch und den schwärzenden Lamellen zu erkennen.

Weinroter Graustiel-Täubling

Weinroter Graustiel-Täubling (Russula vinosa); Foto: Jerzy Opioła

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Weinroter Graustiel-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula vinosa
Lindblad

Merkmale Bearbeiten

Makroskopische Merkmale Bearbeiten

Der Täubling ist vom Erscheinungsbild dem Orangeroten Graustiel-Täubling recht ähnlich. Der 5–10 cm breite Hut ist aber schon bald ausgebreitet, dann niedergedrückt und im Alter sogar trichterförmig vertieft. Der Rand ist eingebogen. Die Hutfarbe ist meist rotbraun bis purpurbraun, in der Mitte mehr oder weniger kastanienbraun, manchmal mehr rötlich bronze-, kupferfarbig oder schmutzig gelblich. Mitunter ist die Mitte auch olivgrün oder rosa oder mehr oder weniger blass violett bis ockerlich bräunlich entfärbt. Die Huthaut ist ziemlich glänzend, bei Trockenheit aber eher matt und am Rand fast bereift. Sie ist etwa zu 2/3 abziehbar.

Die entfernt stehenden, ziemlich spröden Lamellen sind cremefarben bis blass gelblich gefärbt und werden später mehr oder weniger schmutzig gräulich oder verfärben sich vom Rand her schwärzlich. Das Sporenpulver ist hellocker (IIIa-IIIb nach Romagnesi).

Der oft runzelige Stiel ist 4–7 (–10) cm lang und 1–2 selten 3 cm breit. Er ist zuerst weiß und wird im Alter schmutzig gräulich bis schwarz. Das Stielfleisch ist recht schwammig.

Das weiße und im Schnitt mehr oder weniger rötende Fleisch schmeckt mild und graut oder schwärzt im Alter. Ein Geruch ist kaum wahrnehmbar. Mit Eisensulfat verfärbt sich das Fleisch grünlich bis gräulich, mit 10 % Formalin rötlich. Die Guajakreaktion ist langsam und nur schwach ausgeprägt.[2][3]

Mikroskopische Merkmale Bearbeiten

Die Sporen sind 8–11 µm lang und 7,5–8,5 µm breit und mit isolierten, feinen stachligen Warzen besetzt. Die Zystiden sind manchmal bis zu 100 µm lang, an der Spitze mehr oder weniger keulig oder verschmälert. Die kutikulen Hyphenendzellen sind 3–4 µm breit und gleichförmig. Die Primordialhyphen sind 5–7 µm breit und weisen raue Inkrustierungen auf. In der Subcutis kommen Laticiferen vor, die sich mit Sulfobenzaldehyd nur schwach anfärben.[3][4]

Ökologie und Verbreitung Bearbeiten

 
Europäische Länder mit Fundnachweisen des Weinroten Graustiel-Täublings.[5][6][7][8][9][10][11][12][13]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der Weinrote Graustiel-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der mit verschiedenen Nadelbäumen eine Symbiose eingehen kann. Man findet ihn in feuchten, sub- bis alpinen oder borealen Nadelwäldern und kontinentalen Torfmooren. In den Alpen kann er bis in die Zirbelregion aufsteigen. Der Täubling bevorzugt eher saure Böden.[12]

    In Deutschland ist die Art allgemein sehr selten, in vielen Bundesländern wird sie auf der Roten Liste in der Gefährdungskategorie RL1 geführt, lediglich in Mecklenburg-Vorpommern scheint sie etwas häufiger zu sein.

    Systematik Bearbeiten

    Infragenerische Systematik Bearbeiten

    Der Weinrote Graustiel-Täubling ist ein Vertreter der Untersektion Integroidinae, einer Untersektion, die innerhalb der Sektion Lilaceae steht. Die Untersektion vereinigt mittelgroße Täublinge mit ocker- oder blass gelben Sporenpulver, deren Fleisch graut oder schwärzt. Das Fleisch schmeckt mild, in den Lamellen aber bisweilen deutlich scharf. Die Huthautdeckschicht (Epicutis) enthält inkrustierten Primordialhyphen, aber keine Dermatozystiden.

    Bedeutung Bearbeiten

    Der Weinrote Graustiel-Täubling ist essbar, sollte aber aufgrund seiner Seltenheit in Deutschland geschont werden.

    Literatur Bearbeiten

    • Russula vinosa. In: Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center, abgerufen am 27. April 2011 (englisch).
    • H. Romagnesi: Russula vinosa. In: Les Russules d’Europe et d’Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website, abgerufen am 27. April 2011 (französisch).

    Weblinks Bearbeiten

    Commons: Weinroter Graustiel-Täubling (Russula vinosa) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    • Russula vinosa. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 3. Mai 2012 (italienisch, Gute Fotos vom Weinroten Graustiel-Täubling).
    • Russula vinosa. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 3. Mai 2012 (englisch, Fotos und Nomenklatur).

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Synonyme von Russula vinosa. In: Index Fungorum / speciesfungorum.org. Abgerufen am 3. Mai 2012.
    2. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 64.
    3. a b Monographic Key to European Russulas (1988). (PDF; 1,4 MB) In: Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel:. The Russulales Website, S. 92, archiviert vom Original am 28. Juli 2010; abgerufen am 27. April 2011.
    4. Roger Phillips: Russula vinosa. Rogers Mushrooms, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 27. April 2011.
    5. Basidiomycota Checklist-Online – Russula vinosa. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 12. Oktober 2012.
    6. Cvetomir M. Denchev, Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (Online [PDF; 592 kB; abgerufen am 31. August 2011]).
    7. Estonian eBiodiversity Species description Russula vinosa. In: elurikkus.ut.ee. Abgerufen am 13. Juni 2012 (englisch).
    8. Weltweite Verbreitung von Russula vinosa. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21. August 2011.
    9. Z. Athanassiou, I. Theochari: Compléments à l'inventaire des Basidiomycètes de Grèce. In: Mycotaxon. Band 79, 2001, S. 401–415 (online).
    10. Gordana Kasom, Mitko Karadelev: Survey of the family Russulaceae (Agaricomycetes, Fungi) in Montenegro. In: Warsaw Versita (Hrsg.): Acta Botanica Croatica. Band 71, Nr. (2), 2012, ISSN 0365-0588, S. 1–14 (online [PDF]).
    11. Nahuby.sk – Atlas húb – Russula vinosa. In: nahuby.sk. Abgerufen am 12. Oktober 2012.
    12. a b Russula vinosa in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21. August 2011.
    13. T. V. Andrianova u. a.: Russula obscura. Fungi of Ukraine. In: www.cybertruffle.org.uk/ukrafung/eng. 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. November 2015; abgerufen am 3. Mai 2012 (englisch).