Rudolf Lempp

deutscher Architekt und Baubeamter
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Rudolf Lempp (* 26. November 1887 in Oberiflingen; † 7. Januar 1981 in Stuttgart) war ein deutscher Architekt und Baubeamter.

Die Hohenkreuzkirche, Esslingen
Gemeindehaus am Blarerplatz, Esslingen
Leonhardskirche Stuttgart

Leben Bearbeiten

Rudolf Lempp, ein Sohn des Pfarrers Christian Eduard Lempp, studierte ab 1905 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart, wo er 1909 das Diplom erwarb. Als Schüler und Assistent von Paul Bonatz entwickelte er sich zu einem Vertreter der konservativen Stuttgarter Schule, die auf regionalen Bautraditionen aufbaute, auf einer handwerklich-soliden Gestaltung bestand und das Bauen mit industriell vorgefertigten Bauteilen ablehnte. 1912 eröffnete er mit Hermann Riethmüller ein eigenes Architekturbüro, dessen erstes großes Projekt das Rudolf-Sophien-Stift war. In Stuttgart engagierte er sich auch in der jugendbewegt-reformierten Verbindung Widar. Er war von 1922 bis 1929 Leiter des Hochbauamtes und Stadtbaurat in Esslingen am Neckar. Während dieser Zeit wurden der einsturzgefährdete Turmhelm der Frauenkirche gesichert, das Alte Rathaus renoviert und die Burg umgestaltet.

Von 1927 bis 1947 war Rudolf Lempp Professor für Hochbaukunde für Bauingenieure an der Technischen Hochschule Stuttgart. Als Vertreter des sogenannten Heimatschutzstils konnte er, wie die Stuttgarter Architektenschule, auch während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur weiterarbeiten. 1930 wurde in Esslingen das nach seinen Plänen gebaute Städtische Krankenhaus eingeweiht. Lempp war nie Mitglied der NSDAP im Unterschied zu Alfred Daiber, dem Architekten der 1933 erbauten Brenzkirche[1] in Stuttgart-Nord, die Lempp 1939 im Heimatstil umgestaltete. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Lempp 1947 als nicht belastet eingestuft.[2]

Von 1947 bis 1953 war Rudolf Lempp Leiter der Stuttgarter Staatsbauschule. Während der 1950er Jahre wurde in Esslingen nach seinen Plänen die evangelische Hohenkreuzkirche gebaut. 1954 wurde die Stuttgarter Erlöserkirche, die 1944 durch Brandbomben zerstört worden war, unter Lempps Leitung wieder aufgebaut. Während er das Kircheninnere im Stil der fünfziger Jahre neu gestaltete, blieb das äußere Bild der Kirche unverändert. Weitere wichtige Bauten von Lempp sind das neue Rathaus in Worms und der Wiederaufbau des Neuen Schlosses in Stuttgart.

Ehrungen Bearbeiten

 
Erlöserkirche Stuttgart

Werke Bearbeiten

  • Esslingen am Neckar
    • Evangelisches Gemeindehaus am Blarerplatz (1930)
    • Städtisches Krankenhaus (1930)
    • Evangelische Hohenkreuzkirche (1956)
  • Lauffen
    • Kriegerdenkmal auf der Rathausinsel (1922)
  • Schwaikheim
    • Innenerneuerung der Mauritiuskirche (1948)
  • Pleidelsheim
    • Umbau der evangelischen Mauritiuskirche (1956)[4]
  • Worms
  • Stuttgart
    • Planung und Bauleitung des Rudolf-Sophien-Stifts
    • Umfangreiche bauliche Anpassung der evangelischen Brenzkirche (erbaut 1933 von Alfred Daiber) im Heimatstil, damit im Sinne des Dritten Reichs (1939)[6]
    • Wiederaufbau in den Zustand von 1939 der evangelischen Brenzkirche nach Kriegsschäden (1947)[6]
    • Wiederaufbau der bombengeschädigten evangelischen Erlöserkirche (1954)
    • Wiederaufbau der evangelischen Leonhardskirche in vereinfachter Form (1954)
    • Umbau der evangelischen Hospitalkirche (1960)
  • Ulm
    • Regimentsdenkmal 1914–1918 des Infanterie-Regiments „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württembergisches) No. 120[7] (1923)
  • Bad Wildbad
  • Allgemein
    •  
      Eine der zwei Bernbacher Gedenktafeln. Entwurf Rudolf Lempp 1920
      Um 1920 war Rudolf Lempp auch als Berater tätig für die Dorfkirche Bernbach (siehe Foto von 1962) bei Bad Herrenalb, für die Evangelische Kirche Dachtel, Landkreis Böblingen und für die Evangelische Jakobuskirche in Haslach (Herrenberg) bezüglich hölzerner Gedenktafeln für im Krieg gefallene Soldaten. Wie aus den Belegen hervorgeht, war Rudolf Lempp in dieser Zeit Regierungsbaumeister. Belege siehe unter Literatur. Es ist anzunehmen, dass er nicht nur diese drei genannten, sondern auch noch andere Orte in dieser Sache beraten hat.
    • Neckar-Staustufe Hessigheim (1948–1952). Beleg siehe unter Literatur bei Reclam.
    • Restaurierung der St.-Candidus-Kirche Kentheim (1956).

Schriften Bearbeiten

  • Das Bauwerk, eine Einführung in die Grundlagen des Bauens für Bauingenieure und Architekten. Stuttgart 1945, 1947, 1950.
  • Das Alte Rathaus in Esslingen. Bechtle, EsslingenMünster 1926.

Literatur Bearbeiten

  • Oberbaurat Professor Rudolf Lempp. Laudatio zum 50. Geburtstag. In: Schwäbisches Heimatbuch 1938. Stuttgart 1938, S. 151.
  • Ev. Kirchengemeinde Haslach: 200 Jahre Jakobuskirche in Haslach. Herrenberg 1992, S. 15.
  • Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Band 1. 1992.
  • Gemeinde Aidlingen (Hrsg.): Aidlingen, Lehenweiler, Dachtel und Deufringen. 1999, ISBN 3-00-004521-X, S. 305.
  • Ellen Pietrus: Der Esslinger Stadtbaumeister Rudolf Lempp (1887-1981): „ein warmherziger Pfleger der Baudenkmale“. In: Esslinger Studien 2005, S. 153–190.
  • Eberhard Mannschreck: Die Bernbacher Kirche. Entstehungsgeschichte in Text und Bild. 2015, ISBN 978-3-7323-4779-7, S. 79–80.
  • Der Architekt Rudolf Lempp. In: Die Brenzkirche (= stuttgarter bauhefte Nr. 1). Schaff-Verlag, Hamburg 2017 (PDF-Datei), S. 38.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zukunft der Brenzkirche – Förderverein und Diskussionsforum. Abgerufen am 14. Juli 2023.
  2. Landesarchiv Baden-Württemberg Bestand EL 902/20 Bü 84407 (https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/plink.php?f=2-1780409)
  3. Die Ernennung erfolgte im Rahmen der 40-Jahrfeier des Bundes am 22. Mai 1949: Ehrentafel. In: Schwäbisches Heimatbuch 1949. Hg. von Felix Schuster im Auftrag des Schwäbischen Heimatbundes. Stuttgart [1949], S. 176–177, S. 176.
  4. Mauritiuskirche Pleidelsheim. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  5. Das Rathaus in Worms - regionalgeschichte.net. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  6. a b Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Vereinsgründung für Kirche in Stuttgart-Nord: Pfarrer will Wiedergutmachung für sein Gotteshaus. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
  7. Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württembergisches) Nr.120, auf wiki-de.genealogy.net