Westthüringisch ist ein thüringisch-obersächsischer Dialekt, welcher auch viele Merkmale des Ostfränkischen und einzelne Merkmale des Hessischen besitzt, der nördlich des Salzbogens, im Thüringer Wald nördlich des Rennsteigs im Wartburgkreis, in Eisenach und in Teilen des nordhessischen Werra-Meißner-Kreises gesprochen wird. Ringgauisch ist die historische Bezeichnung für diesen Dialekt.

Westthüringisch

Gesprochen in

Thüringen

Hessen

Linguistische
Klassifikation
Verbreitungsgebiet des Westthüringischen in Thüringen (lila)

Abgrenzung

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Historische Darstellung des ringgauischen Dialektraumes

Das historische ringgauische Dialektgebiet entspricht im Wesentlichen dem Gebiet des historischen Ringgaus.[1] Nach Westen grenzt das Westthüringische an den westmitteldeutschen hessischen Dialekt. Südwestlich des Salzbogens findet sich das ostfränkisch und osthessisch beeinflusste Rhöner Platt. Im Südosten grenzt, jenseits des Salzbogens, der mainfränkische Dialekt Hennebergisch an.[2]

Historisch wurde der Übergangsbereich zum Rhöner Platt und zum hennebergischen Dialekt im Raum Bad Salzungen auch als eigene Untermundart angesehen.[3][4] Der Salzunger Christian Ludwig Wucke war ein Mundartdichter der Salzunger Mundart und des Rhöner Platt.

Es finden sich auch Angaben, die das Westthüringische als altfränkisch-thüringischen Mischdialekt bezeichnen. Hier bezieht sich der Begriff altfränkisch darauf, dass die entsprechenden Sprachanteile älter sind, als die später erfolgte Auseinanderentwicklung des Hessischen und des Fränkischen.

Charakteristik

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Beispiele hierfür sind die Pfund/Fund-Grenze, die Verwendung des /b/ in Fragewörtern (boas ‚was‘, boarümm ‚warum‘) und die Erhaltung dreier verschiedener Genusformen des Zahlwortes zwei (zwie Männer, zwu Fraue, zwä King).

Bereits oberhalb des Salzbogens, im Bereich um die Städte Bad Salzungen und Bad Liebenstein, beginnt Richtung Süden der Übergang zur weichen ostfränkischen Aussprache der Konsonanten /t/ und /p/. Nach Norden hin nehmen von hier an hingegen die kehlige Aussprache und das „Sächseln“ als Merkmale des Thüringisch-Obersächsischen zu.

Literatur

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  • Ludwig Hertel: Thüringer Sprachschatz, Sammlung mundartlicher Ausdrücke aus Thüringen nebst Einleitung, Sprachkarte und Sprachproben. Weimar 1895, Seite 26 – Nachdruck unter neuem Titel: Das Thüringer Mundartenbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-260-0.
  • Heinz Rosenkranz: Der Thüringische Sprachraum. Seite 16, 2. Auflage, VEB Max Niemeyer Verlag Halle (Sachsen) 1964 – Nachdruck unter gleichem Titel: Vogtländischer Heimatverlag Neupert Plauen, Plauen 2003, ISBN 3-935801-11-4.
  • Rudolph Flex: Beiträge zur Erforschung der Eisenacher Mundart. 1893 u. 1898.
  • Ludwig Hertel: Salzunger Wörterbuch. Jena 1893. – Nachdruck Verlag Rockstuhl, Bad Langensalze 2010, ISBN 978-3-86777-217-4.
  • Georg Brückner: Die Mundart der Stadt Salzungen. In: Deutsche Mundarten. Jg. 2, Nürnberg 1855, S. 280–284.
  • Karl Regel: Die Ruhlaer Mundart. Weimar 1868.
  • Karl Spangenberg: Die Mundartlandschaft zwischen Rhön und Eichsfeld (= Mitteldt. Studien. 25). Halle (Saale) 1962.
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Einzelnachweise

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  1. „Die Gaue nach 900“. Geschichtlicher Atlas von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Westthüringisch (Memento vom 29. August 2018 im Internet Archive), Arbeitsstelle Thüringische Dialektforschung der Universität Jena
  3. Fritz Regel: Thüringen - Ein geographisches Handbuch. Bd. 2, Seite 635; Verlag Fischer, Jena 1895.
  4. Ludwig Hertel: Das Salzunger Wörterbuch (Das Mundartbuch der Stadt Bad Salzungen) - Ein kleines Lexikon. Verlag Rockstuhl, 2016, ISBN 978-3867772174.