Die Papilla duodeni major, Papilla Vateri oder Vatersche Papille (nach Abraham Vater) ist eine kleine Erhebung mit einem Schließmuskel (Sphinkter) über der sogenannten Ampulla Vateri, der gemeinsamen Mündung von Hauptgallengang (Ductus choledochus) und Bauchspeicheldrüsengang (Ductus pancreaticus) in den Zwölffingerdarm (Duodenum). Sie ist im rückwärtigen (dorsalen) absteigenden Teil (Pars descendens) des Zwölffingerdarms lokalisiert.
Der die Erhebung bildende ringförmige und aus glatter Muskulatur bestehende Schließmuskel wird als Musculus sphincter Oddii (nach Ruggero Oddi; Syn. Oddi-Sphinkter, Musculus sphincter ampullae hepatopancreaticae) bezeichnet. Er reguliert durch seinen Kontraktionszustand die Entleerung der Galle aus dem Hauptgallengang und des Sekrets der Bauchspeicheldrüse aus dem Bauchspeicheldrüsengang in den Zwölffingerdarm.
Der Namenszusatz major kommt daher, dass beim Menschen gelegentlich eine zweite kleinere Papille ausgebildet wird. Diese wird dann als Papilla duodeni minor bezeichnet. Bei einigen Säugetieren wird die zweite Papille regelmäßig ausgebildet.
Die chirurgische Durchtrennung (Sphinkterotomie) des Oddi-Sphinkters wurde zunächst als Duodenocholedochotomie, später auch als Choledochostomia interna, Duodenotomia interna und Sphinkterotomie bezeichnet. Die ersten Duodenocholedochotomien zur Entfernung vor der Papille gelegener Konkremente wurden 1892 in New York von McBurney durchgeführt.[1]
Siehe auch
Bearbeiten- Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (kurz ERCP – eine diagnostische Untersuchung mittel Endoskop)
- Endoskopisch ausgeführte Papillotomie (kurz EPT – Erweiterung der Papille)
- Choledochojejunostomie
- Cholestase (Rückstau von Gallenflüssigkeit bis hin zu Gelbsuchtsymptomen)
Literatur
Bearbeiten- Jochen Fanghänel, Franz Pera, Friedrich Anderhuber, Robert Nitsch: Waldeyer – Anatomie des Menschen. Walter de Gruyter, 2009, ISBN 978-3-11-091119-0, S. 966 (google.de).
- Walther Kausch: Das Karzinom der Papilla duodeni und seine radikale Entfernung. In: Brun’s Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band 78, 1912, S. 439 ff.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Günter Skibbe: Gallenblase und Gallengänge. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88, hier: S. 79 f. und 84.