Kugelsimse

Art der Gattung Kugelbinsen (Scirpoides)
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Die Kugelsimse oder Kugelbinse (Scirpoides holoschoenus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kugelbinsen (Scirpoides) innerhalb Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet.

Kugelsimse

Kugelbinse (Scirpoides holoschoenus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Kugelbinsen (Scirpoides)
Art: Kugelsimse
Wissenschaftlicher Name
Scirpoides holoschoenus
(L.) Soják

Beschreibung Bearbeiten

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Die Kugelsimse wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100, selten bis zu 250 Zentimetern. Aus dem kriechenden „Wurzelstock“ werden viele Stängel gebildet. Die grau-grünen oder grasgrünen, gestreiften, glatten Stängel sind im Querschnitt rund mit einem Durchmesser von 1 bis 4 Millimetern.[1]

 
Blütenstand der Kugelbinse
 
Habitat in Wien-Floridsdorf an der Alten Donau
 
Stängel (unten) und Laubblatt mit vorwärtsgerichteten Stachelchen (oben)
 
Ährchen
 
Deckblatt und Frucht
 
Früchte

Generative Merkmale Bearbeiten

Die Blütezeit liegt zwischen Juni und Juli. Die Kugelsimse besitzt ein bis zwei Hüllblätter unterhalb des Blütenstandes, von denen das unterste aufrecht ist und den Stängel fortsetzt; der Blütenstand ist daher scheinbar seitenständig. Der Blütenstand enthält ein bis zehn teils sitzende, teils gestielte, kugelige, köpfchenförmige Teilblütenstände; mindestens ein Köpfchen ist sitzend. Die Ährchen sind eiförmig und 2 bis 4 Millimeter lang. Die Spelzen sind 1,5 bis 3 Millimeter lang, stumpf gestutzt bis ausgerandet mit einer Stachelspitze und am Rand bewimpert. Ihre Farbe ist rot bis braunrot, mit grünem Mittelstreifen und weißem Hautrand. Jede Blüte enthält drei Staubblätter und drei Narben. Die Frucht ist dreikantig und 0,6 bis 1,3 Millimeter lang.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 164 oder 168.[2]

Vorkommen Bearbeiten

Das Verbreitungsgebiet der Kugelbinse reicht vom atlantischen Europa und Nordafrika mit Schwerpunkt in Südeuropa bis Südrussland, dem Kaukasus und von Vorderasien über Zentralasien bis Indien. Außerdem kommt sie auf den Kanaren, im Tschad und in Südafrika vor.[3] In Deutschland kommt die Kugelsimse nur selten vor; sie ist eingeschleppt, aber teilweise auch eingebürgert in Westdeutschland, in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg.

Die Kugelsimse kommt in Mitteleuropa am Ufer von Flüssen und Seen, auf nassen Weiden oder in Mooren vor. Sie gedeiht auf wechselfeuchten Sand- oder Tonböden. In Südtirol erreichen ihre Vorkommen am Laghetto della Madonna bei Folgaria Höhenlagen von 1200 Metern.[1] In Südeuropa ist sie Kennart des Holoschoenetum aus dem Verband Molinio-Holoschoenion. In Mitteleuropa kommt sie auch in Gesellschaften der Verbände Agropyro-Rumicion und Juncion acutiflori vor.[2]

Systematik Bearbeiten

Die Erstveröffentlichung der Kugelsimse erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Scirpus holoschoenus durch Carl von Linné in Species Plantarum Tomus 1. S. 49. Die Neukombination zu Scirpoides holoschoenus (L.) Soják wurde 1972 durch Jiří Soják in Časopis Národního Musea. Oddíl přírodovědný Band 140, S. 127 veröffentlicht. Ein weiteres Synonym von Scirpoides holoschoenus (L.) Soják ist Holoschoenus vulgaris Link. Die Art wurde früher in die größere Gattung Simsen (Scirpus) gestellt.

Man unterscheidet folgende Unterarten:

  • Scirpoides holoschoenus subsp. globifera (L.f.) Soják: Sie kommt auf den Kanaren, in Marokko, Algerien, Tunesien, Sardinien, Tschad und im Iran vor.[3][4]
  • Scirpoides holoschoenus subsp. holoschoenus: Bei ihr ist das Hochblatt über dem Blütenstand höchstens doppelt so lang wie dieser und ist starr und stechend.[5] Sie ist von Europa und Nordafrika bis zum Himalaja weitverbreitet.[3][4] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[5]
  • Scirpoides holoschoenus subsp. thunbergii (Schrad.) Soják: Sie kommt nur in Südafrika vor.[3][4]

Manche Autoren unterscheiden auch eine weitere Unterart:[5]

  • Römische Kugelbinse[5] (Scirpoides holoschoenus subsp. australis (L.) Soják, Syn.: Scirpus australis L.): Bei ihr ist das Hochblatt über dem Blütenstand bis zehnmal so lang wie der Blütenstand. Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]

Literatur Bearbeiten

  • Wolfram Schultze-Motel: Scirpus. In: Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band II. Teil 1: Angiospermae: Monocotyledones 2 (Cyperaceae – Juncaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 10–42 (erschienen in Lieferungen 1967–1980).
  • Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2, S. 835–836.
  • Robert Anthony DeFilipps: Scirpus. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 277–280 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kugelsimse (Scirpoides holoschoenus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 29–31. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 160.
  3. a b c d Scirpoides holoschoenus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 27. Oktober 2016..
  4. a b c Datenblatt Scirpoides holoschoenus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  5. a b c d e Scirpoides holoschoenus (L.) Soják In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. September 2023.