Hegener + Glaser

deutscher Schachcomputer-Hersteller
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Hegener + Glaser (kurz H+G) war ein Unternehmen, das mit seinen Schachcomputern der Mephisto-Serie Schachgeschichte schrieb.[1] Der Markenname „Mephisto“ wurde in den 1980er-Jahren in Deutschland zum Synonym für Schachcomputer.[2]

Hegener + Glaser AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1969
Auflösung 1994
Auflösungsgrund Übernahme durch Saitek
Sitz München
Branche Mikroelektronik

Gründung und Aufstieg

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Manfred Hegener und Florian Glaser gründeten 1969 in München eine Aktiengesellschaft zur Herstellung von Halbleiterprodukten für deutsche Großfirmen mit Elektronik-Bauteilen aus den USA, Japan und England.

 
Der Mephisto Exclusive von H+G aus dem Jahr 1987 mit der ausziehbaren Modullade. In der Mitte das LCD-Anzeigemodul, rechts das Grundmodul (aus der Modulreihe MMIV) mit dem Tastenfeld zur Bedienung des Geräts. Bei dem linken Modul (Eröffnungsbibliothek HG440) handelt es sich um eine Erweiterung des Schachcomputers.

Die Firma Fidelity Electronics Inc. hatte 1977 mit ihrem „Chess Challenger“ den ersten Schachcomputer auf den Markt gebracht. Er verfügte noch nicht über eine Eröffnungsbibliothek und hatte nur eine geringe Spielstärke.[3]

Hegener und Glaser erkannten ihre Chance und konzipierten den ersten deutschen Schachcomputer. In Erinnerung an das literarische Schachspiel im Dr. Faust gaben sie ihm den Namen „Mephisto“. Zur Entwicklung der Spiellogik engagierten sie 1978 die Programmierer Thomas Nitsche und Elmar Henne[4]. Anfang August 1980 kam der erste Mephisto auf den Markt (siehe auch Foto unter Weblinks). Er erreichte die Spielstärke von Schachklubspielern und wurde rasch zum Markenzeichen.[3] Aufgrund seiner Form und Farbe erhielt er den Spitznamen „Das Brikett“.[5]

Die Firma Rawe Electronic in Weiler im Allgäu fertigte von 1985 bis 1992 Halbleiterplatinen (beim PC würde man heute sagen: die Mainboards) für die Steuereinheit.[6]

Im Mai 1985 kam der überragende englische Schachprogrammierer Richard Lang in Kontakt mit der Münchner Firma H+G und fand dort große Unterstützung. In den wenigen Monaten bis zur Weltmeisterschaft im Computerschach für Mikrocomputer in Amsterdam Anfang September adaptierte er sein bereits erfolgreiches Programm Psion-Chess auf den Mephisto, konnte es noch weiter verbessern und gewann die Weltmeisterschaft überlegen. Ungefähr zur gleichen Zeit entstand eine PSION-Version für den 8 MHz ATARI ST.[7] Lang gewann zwischen 1984 und 1991 in Folge mit dem Mephisto alle Weltmeisterschaften.[8] 1989 waren über 90 Prozent aller in Deutschland verkauften Schachcomputer Geräte der Mephisto-Reihe. Der Name Mephisto war in dieser Zeit im deutschen Sprachraum geradezu ein Synonym für Schachcomputer.

1989 übernahm H+G den früheren Konkurrenten Fidelity Electronics für rund 7 Millionen US$.[2]

Niedergang

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Aktie über 50 DM der Hegener + Glaser AG vom April 1994

Durch das Aufkommen leistungsfähiger Intel 486er Personal Computer und das vielseitige Angebot an darauf angepassten preiswerten und leistungsstarken Schachprogrammen brach 1990 der Markt für hochpreisige Schachcomputer ein. Die Folgen für die Firma H+G waren heftig. Zwar gewann 1992 der Programmierer Ed Schröder mit Gideon 3.1 auf einem Mephisto Risc 2 die offene 7. Schachcomputer Weltmeisterschaft WCCC (also nicht die der Micros) vor Großrechnern und Spezialhardware, aber die Schulden der Firma betrugen bereits 28 Millionen DM. Schließlich kaufte Saitek Ltd. 1994 H+G für circa 7 Millionen DM und wurde damit zum weltgrößten Produzenten von Schachcomputern.[9]

Ironischerweise war 1994 auch das Jahr des spektakulärsten Publikumserfolges für den Mephisto, als Richard Langs Genius (Mephisto London, auf einem Pentium Prozessor) gegen Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix Turnier in London gewinnen konnte.[2]

Manfred Hegener setzte seine unternehmerischen Aktivitäten fort und gründete mit seinem früheren Berater und Schachspezialisten Ossi Weiner[10] 1996 die Firma „Millennium 2000 GmbH Hegener & Weiner“, die unter anderem den „Millennium Schachpartner 2000“ produzierte und für 99 DM verkaufte. Im Mai 2002 sprach ihm der Deutsche Schachbund Dank und Anerkennung in Form einer Ehrenurkunde aus.[11]

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Einzelnachweise

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  1. Schachcomputer: Tricks und Trug. Der Mephisto von Hegener + Glaser. In: DER SPIEGEL 50/1980. Abgerufen am 19. August 2013: „Neben Importen aus Hongkong und den USA ist seit Anfang September [1980] der erste deutsche Schachcomputer „Mephisto“ von der Münchner Firma „Hegener + Glaser“ dabei…“
  2. a b c Abriss der Firmengeschichte Hegener + Glaser im Schachcomputer Info Wiki
  3. a b Alexander Goetz: Schach! Dem Manager. Strategie und Taktik des königlichen Spiels für das moderne Management. In: ISBN 3-211-22869-1. Springer Verlag Wien, 2004, S. 114, abgerufen am 2. September 2013.
  4. Elmar Henne (1984 29 Jahre alt, Diplom-Informatiker) und Thomas Nitsche (1984 31 Jahre alt, Diplom-Mathematiker), Mitbegründer der Münchner Software „Firma P1 GmbH“, entwickelten Schachprogramme sowie (1980–1982) Programme für den BTX-Einsatz und für Siemens-Parallelrechner, arbeiteten in der ersten Hälfte der 1980er Jahre eng mit Hegener + Glaser im Bereich der Mephisto Schachcomputer-Entwicklung zusammen. Sie entwickelten und realisierten dabei von Anfang an die Programme Mephisto 1, 2 und 3, wobei Ossi Weiner u. a. die Eröffnungsbibliothek beisteuerte.
  5. Briketts für kleine Kohle in Computerschach und Spiele, Nr. 6, 1997, S. 63–65
  6. Vitrine im Ausstellungsraum der Rawe Electronic
  7. Göran Grottling und Richard Lang: Mr. Lang, wo bleibt die Tiefe? (422 kB) Der schwedische Schachcomputer-Tester Göran Grottling interviewt Richard Lang für die schwedische Vereinszeitschrift PLY. In: www.schaakcomputers.nl: 12-1987, Modul 4/1987, S. 34–38, Göran Grottling: Interview mit Richard L. 1987, abgerufen am 20. August 2013 (pdf-Datei).
  8. Verzeichnis der Ergebnisse der Microcomputer Schach Weltmeisterschaften im Schachcomputer Info Wiki
  9. Saitek vertreibt auch 2013 noch Schachcomputer unter dem Markenzeichen Mephisto (siehe Weblink)
  10. Ossi Weiner, ein deutscher Diplom-Ingenieur und Architekt, Schachspieler, Computerschachexperte, Co-Autor von Computerschachbüchern, Buchautor über Schacheröffnungen sowie Unternehmer und Händler für Computerschach und Spiele war Unternehmensberater bei Hegener + Glaser, er repräsentierte Mephisto Schachcomputer auf verschiedenen Weltmeisterschaften für Computer and Microcomputer, was zu einer langwährenden Zusammenarbeit mit Richard Lang und Ed Schröder führte. 1983 gründete Weiner sein eigenes Unternehmen, die Hobby Computer Zentrale, Weiner Vertriebs GmbH in München, den Vorgänger der 1997 zusammen mit seinem Partner Manfred Hegener gegründeten Millennium 2000 GmbH.
  11. Ehrenurkunden des Deutschen Schachbundes aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums