Orangeroter Heftelnabeling

Art der Gattung Rickenella
(Weitergeleitet von Gerronema fibula)

Der Orangerote oder Gemeine Heftelnabeling (Rickenella fibula, Syn. Gerronema fibula, Omphalia fibula)[1] ist eine Pilzart aus der Ordnung der Borstenscheiblingsartigen (Hymenochaetales).[2] Die kleinen, zierlichen Fruchtkörper haben einen tief genabelten und oft lebhaft orangen Hut. Die deutlich blasser gefärbten Lamellen auf der Unterseite laufen weit an dem dünnen Stiel herab. Der Pilz kommt sowohl in Wiesen, Wäldern als auch in Mooren vor und wächst oft in Moospolstern. Die sehr häufige Art ist nahezu weltweit verbreitet.[3]

Orangeroter Heftelnabeling

Orangeroter Heftelnabeling (Rickenella fibula)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Borstenscheiblingsartige (Hymenochaetales)
Familie: Rickenellaceae
Gattung: Heftelnabelinge (Rickenella)
Art: Orangeroter Heftelnabeling
Wissenschaftlicher Name
Rickenella fibula
(Bull. : Fr.) Raithelh.

Merkmale

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Die Lamellen des Orangeroten Heftelnabelings (Rickenella fibula) sind am Grund queraderig verbunden.
 
Farbtafel von James Sowerby aus „Coloured Figures of English Fungi or Mushrooms“

Makroskopische Merkmale

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Der 4–10 mm breite, hygrophane Hut hat eine halbkugelige, am Scheitel abgeflachte und tief genabelte Form. Die glatte, matte Oberfläche ist lebhaft orangegelblich gefärbt, in der Mitte oft etwas dunkler und zum Rand hin meist heller. Der Hut kann aber stark ausblassen und besitzt dann eine ledergelbliche bis fast weißliche Farbe. Der schwach gekerbt-gefurchte und bisweilen etwas wellige Rand zeigt bei Feuchtigkeit eine durchscheinende Riefung. Die weißlich bis blass orangen Lamellen laufen sichelförmig am Stiel herab. Manchmal sind sie auch queradrig verbunden. Die Lamellenschneiden sind glatt. Das Sporenpulver ist weißlich. Der fadendünne und zähe Stiel ist 2–6 cm lang und etwa 1–2 mm breit. Er ist zylindrisch, hohl und über die gesamte Länge mit farblosen, kurzen sowie abstehenden Härchen (Kaulozystiden) besetzt[4]. Der Stiel ist orangegelb, zum unteren Ende hin oft etwas heller gefärbt und kann dort bisweilen feinfilzig sein. Die Fruchtkörper haben weder einen charakteristischen Geruch noch einen markanten Geschmack. Das Fleisch ist sehr dünn und blass orange.[5][6]

Mikroskopische Merkmale

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Die elliptischen und glatten Sporen sind 4–5,5 Mikrometer lang, 2–2,5 µm breit und lassen sich mit Jodlösung nicht anfärben. An den Basidien reifen jeweils vier Sporen heran. Die Lamellentrama ist regulär aufgebaut. Zystiden kommen zerstreut bis reichlich an allen Teilen des Fruchtkörpers vor. Die ziemlich zylindrischen bis fast spindelförmigen, farblosen und dünnwandigen Pleurozystiden haben eine Länge von 36–56 µm und eine Breite von 6–10 µm. An der Spitze sind sie eher abgerundet als spitz und manchmal fast kopfig. Die länglichen Pileozystiden der Huthaut messen 60–90 × 10–14 µm. Die Caulozystiden treten besonders an der Stielspitze sehr reichlich auf. Sie ähneln den Pilozystiden in Größe und Form.[6][7]

Artabgrenzung

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Orangeroter Helmling

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Der zierliche Fruchtkörper, die orangegelblichen Farben und die herablaufenden Lamellen kennzeichnen diesen häufigen Pilz recht gut. Der Orangerote Helmling (Mycena acicula) kann eine gewisse Ähnlichkeit haben. Sein Hut ist nicht genabelt und die Lamellen laufen nicht am Stiel herab. Er wächst auf holzigem Substrat.

Nabelinge im weiteren Sinne

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Ähnlich sind auch die Vertreter der Gattung der Nabelinge (Omphalina) und deren Verwandte, bei denen die Hüte ebenfalls nabelartig vertieft sind. Der Gefaltete Flechtennabeling (Lichenomphalia umbellifera) ist ein Pilz, der als Flechte lebt und durchaus zwischen Moosen erscheinen kann. Er hat aber im Verhältnis zu seinem Hutdurchmesser einen viel kürzeren Stiel. Außerdem fehlen bei ihm auffällige Zystiden. Die Lamellentrama der Nabelinge ist irregulär.

Pfifferlings-Saftling

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Ebenfalls ähnlich, wenn auch meist größer, kräftiger und mit glattem Stiel ist der Pfifferlings-Saftling (Hygrocybe cantharellus). Sein Hut hat in der Regel einen Durchmesser von über 4 cm.[5][8]

Ökologie

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Man kann den Pilz in moosigen Wiesen, in Laub- und Nadelwäldern, aber auch in Sumpfgebieten und Mooren finden. Er wächst zwischen verschiedenen Moosen, mit denen er wohl vergesellschaftet ist. Die Fruchtkörper erscheinen einzeln bis gesellig zwischen Juni bis Oktober.[6][9]

Verbreitung

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Der Orangerote Heftelnabeling ist nahezu weltweit verbreitet. Er wurde in Australien und Neuseeland, Asien (Türkei, Sri Lanka, Mongolei, Japan), Nordafrika (Marokko, Tunesien) und in Süd- und Nordamerika (Argentinien, Kanada und USA) nachgewiesen. Er ist ebenso in ganz Europa verbreitet. Im Norden erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet bis nach Island, auf die Färöerinseln und Spitzbergen, im Süden bis zum Mittelmeer und im Osten bis weit nach Russland hinein. In Deutschland[10] und Österreich[11] ist der Heftelnabeling sehr häufig und weit verbreitet.[12][9]

Bedeutung

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Der Orangerote Heftelnabeling ist zu klein und dünnfleischig, um als Speisepilz in Frage zu kommen.

Namensherkunft

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Die Gattung Rickenella wurde von Jörg Raithelhuber[13] 1973 zu Adalbert Rickens Ehren benannt.[14] Fibula bedeutet "Spange, Heftel, Schnalle oder Klammer und bezieht sich auf die Schnallen an den Septen der Hyphen.

Einzelnachweise

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  1. Rickenella fibula (Bull.) Raithelh. Metrodiana 4: 67 (1973). In: Species Fungorum. Abgerufen am 30. März 2016 (Synonyme von Rickenella fibula).
  2. Karl-Henrik Larsson, Erast Parmasto, Michael Fischer, Ewald Langer, Karen K. Nakasone, Scott A. Redhead: Hymenochaetales: a molecular phylogeny for the hymenochaetoid clade. In: Mycologia. Band 98, Nr. 6, 2006, S. 926–936, doi:10.3852/mycologia.98.6.926.
  3. Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 128 (englisch: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer).
  4. Erhard Ludwig: Beschreibungen. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. In: Pilzkompendium. Band 1. IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-43-3, S. 6376–638.
  5. a b Ewald Gerhardt: Pilze (= Spektrum der Natur / BLV Intensivführer. Band 1: Lamellenpilze, Täublinge, Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen). BLV, München / Wien / Zürich 1984, ISBN 3-405-12927-3, S. 52.
  6. a b c Hans E. Laux: Der neue Kosmos-Pilzatlas. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-07229-0, S. 54.
  7. Alexander H. Smith: North American species of Mycena. Hrsg.: Ann Arbor. The Waverly Press, Baltimore 1947, S. 121–122 (englisch, quod.lib.umich.edu).
  8. Michael Kuo: Rickenella fibula. In: MushroomExpert.Com. März 2005, abgerufen am 30. März 2016 (englisch).
  9. a b Andreas Bresinsky, Christian Düring, Wolfgang Ahlmer: Rickenella fibula (Bull.:Fr.) Raith. In: Datenbank PILZOEK im Internet. Verbreitung und Ökologie mitteleuropäischer Pilzarten. 2. Update. 2007, abgerufen am 30. März 2016.
  10. Axel Schilling, Peter Dobbitsch: Rickenella fibula (Bulliard: Fries) Raithelhuber. In: Pilzkartierung 2000 Online. 2006, abgerufen am 30. März 2016 (Pilz-Verbreitungsatlas - Deutschland).
  11. Mykologische Datenbank. Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2021, abgerufen am 12. November 2023.
  12. Weltweite Verbreitung von Rickenella fibula. In: data.gbif.org. Abgerufen am 5. Dezember 2011.
  13. tintling.com
  14. Karin Montag: Zu Ehren von… Folge 15: Rickenella gackstatteriana. In: Der Tintling. Heft 6/2014, Nr. 91. Schmelz 2014, S. 81–98.
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Commons: Orangeroter Heftelnabeling (Rickenella fibula) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Roger Phillips: Rickenella fibula. In: rogersmushrooms.com. Website RogersMushrooms, abgerufen am 5. Dezember 2011 (englisch).
  • Rickenella fibula. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 5. Dezember 2011 (italienisch, Gute Fotos des Orangeroten Heftelnabelings).