Als Sturmspieß, auch Sturmstange (französisch (le) Baton aù feu) bzw. Feuer- (französisch (le) Baton de flame)[1] oder Pechlanze werden Spieße bezeichnet, die als Brandwaffe bei der Belagerung und Erstürmung von Städten und Befestigungen verwendet wurden.

Rekonstruierter Sturmspieß nach einem Original der Emder Rüstkammer

Beschreibung Bearbeiten

 
Brennender Sturmspieß (Rekonstruktion) bei einer Museumsveranstaltung in Emden 2016

Der Sturmspieß besteht aus einem hölzernen Schaft, der mit einer metallenen Spitze mit weit ausladenden Widerhaken ausgestattet ist. Je nach Bedarf konnten unterschiedliche Nutzlasten zwischen Schaft und Spitze befestigt werden, die aus einem Brandballen oder einem Sack, der mit einem Pulversatz und Schrot gefüllt war, bestanden. Es gab unterschiedliche Ladungen, die speziell für den jeweiligen Einsatz ausgewählt werden konnten, wobei Pulverladung und Brandmaterial variierten. Zum Eigenschutz des Benutzers war zwischen Wirkladung und Schaft eine Abschirmung in Form eines aus Eisen geschmiedeten oder aus Holz gedrechselten Tellers vorhanden.

Der Brandsatz (die Wirkladung) konnte zusätzlich noch mit Stacheln und eisernen Mordschlägen (Selbstschusselementen) armiert sein.

In einem Buch von 1686 findet sich eine Aufstellung der benötigten Waffen und Munition für die Belagerung der Stadt Ofen, dem heutigen Buda, die unter anderem 500 Stück Sturmspiesse umfasst.[2] Der damalige Preis für eine Brandladung wird mit 36 Gulden angegeben, der für den Spieß mit 5 Gulden.[3]

Quellen Bearbeiten

  • Hans Georg Schirvatt: Kunst- und Artillerie-Buch. Süddeutschland 1622, S. 22r, 25r (online [abgerufen am 6. Februar 2016] Bayerische StaatsBibliothek München, BSB-Hss Cod.icon. 232. Abbildungen von Sturmspießen).
  • Sylvius Nimrod: Sturmfass (85), Sturmtopf (86), Sturmspieß (87). In: Unterschiedene neue Arten von Künstlichem Fewerwerck, neben Kurzem begrief vndt anleitung zu der Artillerie; Von einem Liebhaber beyderley wißenschafft hiebevor aufgesezet, iezo aber ... 1657, S. Abb. 37 (Online [abgerufen am 10. Februar 2016] Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Signatur: Milit.B.35).
  • Feuerlanze, die. In: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 2. Leipzig 1796, S. 133.
  • Sturmspieß, der. In: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4. Leipzig 1801, S. 484.
  • Sturmspieß. In: Pierer's Universal-Lexikon. Band 17. Altenburg 1863, S. 15.

Literatur Bearbeiten

  • Alfred Geibig: Sturmkolben, Feuerlanzen und Sturmspieße. In: Die Macht des Feuers - ernstes Feuerwerk des 15. - 17. Jahrhunderts im Spiegel seiner sächlichen Überlieferung. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2012, ISBN 978-3-87472-089-2, S. 135–156.
  • August Demmin: Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart: eine Encyklopädie der Waffenkunde, Ergänzungsband, Verlag P. Friesehahn, 1893, S. 174
  • Patrick Tarner: Ein Feuerspieß aus dem Falkenhofmuseum. In: Waffen- und Kostümkunde. Band 62, Nr. 2. Louis Hofmann, Sonnefeld 2020, S. 203–208.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann-Rudolph Faesch: Kriegs- Ingenieur- Artillerie- und See-Lexicon... Nebst einem geographischen Anh. Von Ländern... Ingleichen einer... Nachricht von denen Müntz-Sorten etc. Band 2. Friedrich Hekel, 1735, S. 76 (Online [abgerufen am 11. Februar 2016]).
  2. Sieghafte-Teutsche-Waffen Oder Außführlicher Bericht Von der mit vielen Blut überwundenen Stadt Ofen Wie solche Welt-berühmte Festung denen Türckischen Bluthunden ... abgenommen worden. Prag 1686, S. 4 (Online [abgerufen am 11. Februar 2016]).
  3. Friedrich Münich: Geschichte der Entwicklung der bayerischen Armee seit zwei Jahrhunderten. Lindauer, München 1864, S. 13 (Online [abgerufen am 11. Februar 2016]).