Echter Venusnabel

Art der Gattung Umbilicus
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Der Echte Venusnabel (Umbilicus rupestris), auch Hängendes Nabelkraut genannt[1][2], ist eine Pflanzenart aus der Gattung Venusnabel (Umbilicus) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).[3][2] Der Trivialname „Venusnabel“ ist eine Übersetzung von lateinisch Umbilicus Veneris.

Echter Venusnabel

Echter Venusnabel (Umbilicus rupestris)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Gattung: Venusnabel (Umbilicus)
Art: Echter Venusnabel
Wissenschaftlicher Name
Umbilicus rupestris
(Salisb.) Dandy

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration aus Flore coloriée de poche du littoral méditerranéen de Gênes à Barcelone y compris la Corse
 
Habitus, Laubblätter und Blütenstand mit rosafarben getönten Blütenkronen
 
Habitus, Laubblätter und Blütenstand mit weißlichen Blütenkronen

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Der Echte Venusnabel ist eine ausdauernde krautige Pflanze[3], die Wuchshöhen von 10 bis 50 Zentimetern erreicht. Der aufrechte und meist unverzweigte Stängel ist kahl.[1][4][2] Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Bei den grundständigen Blättern ist die Blattspreite nabelartig eingesenkt. Die Blattstiele sind 4 bis 25 Zentimeter lang[3] und in der Mitte der Spreite angewachsen, sodass das Blatt schildförmig wird. Die Spreite ist im Umriss rund mit wenigen Einkerbungen und hat einen Durchmesser von 1,5 bis 4 Zentimeter.[3] Die Stängelblätter werden nach oben immer kleiner, sie sind gezähnt und meist nierenförmig, die obersten manchmal linealisch.[1][4]

Generative Merkmale Bearbeiten

Die Blütezeit reicht von Mai und Juli. Der manchmal an der Basis verzweigte, traubige Blütenstand nimmt mehr als die Hälfte (60 bis 90 Prozent)[3] der Gesamthöhe des Echten Venusnabels ein. Er ist relativ lange und enthält viele Blüten. Die meist hängenden Blüten sind im Blütenstand ziemlich dicht angeordnet. Die Deckblätter sind meist linealisch und etwa so lang wie die Blütenstiele. Die Blütenstiele sind 3 bis 9 Millimeter lang.[1][4]

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf relativ kleinen an ihrer Basis verwachsenen Kelchblätter sind eiförmig mit zugespitztem oberen Ende.[4] Die fünf weißlichen, strohfarben oder rötlich getönten[4] oft gefleckten Kronblätter[2] sind zu einer 7 bis 10 Millimeter langen, zylindrischen Kronröhre verwachsen.[1] Die Kronröhre ist etwa viermal länger als die Kronzipfel. Die fünf relativ kurzen Kronzipfel sind eiförmig mit stachelspitzigem oberen Ende.[4] Der Griffel ist relativ lang.[4] Jede Blüte enthält 10 Staubblätter.[3]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48.[5][2]

Vorkommen Bearbeiten

Umbilicus rupestris ist ein Mediterran-westeuropäisches Florenelement.[2] Der Echte Venusnabel kommt auf den Azoren, auf Madeira, in Großbritannien, Irland, in der Schweiz nur an der Alpensüdflanke[2] und im Mittelmeerraum in Marokko, Portugal, Spanien, auf den Balearen, in Frankreich, in Italien, auf Korsika, Sardinien, Sizilien, in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, auf Kreta, Zypern, auf Inseln in der Ägäis, in der Türkei und auf der Sinai-Halbinsel vor.[6] Das Areal reicht nördlich bis Schottland.[4]

Der Echte Venusnabel wächst in Felsspalten und an schattigen Mauern.[1] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[2]

Taxonomie Bearbeiten

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Cotyledon umbilicus-veneris durch Carl von Linné in Species Plantarum, Seite 429. In der Gattung Umbilicus DC. konnte aber die Artbezeichnung umbilicus-veneris nicht verwendet werden, weil hier ein Tautonym entstehen würde. Man musste daher auf das nächstälteste Artepitheton rupestris zurückgreifen, das durch Richard Anthony Salisbury 1796 als Cotyledon rupestris in Prodromus Stirpium in Horto ad Chapel Allerton vigentium ... Londini, Seite 307 veröffentlicht worden war.[6] Diese Art wurde deshalb erst 1948 mit dieser Artbezeichnung von James Edgar Dandy in Harry Riddelsdell, Joseph Hedley, George Ward Price, William Robert: Flora of Gloucestershire; phanerogams, vascular cryptogams, charophyta. Cheltenham, Seite 611 in die Gattung Umbilicus DC. gestellt. Weitere Synonyme für Umbilicus rupestris (Salisb.) Dandy sind: Umbilicus vulgaris Batt. & Trab., Cotyledon pendulina (DC.) Batt., Cotyledon tuberosa (L.) Halácsy, Umbilicus pendulinus DC., Cotyledon umbilicus-veneris subsp. pendulina (DC.) Batt.[6]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos-Mittelmeerflora. Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-10742-3. S. 186.
  2. a b c d e f g h Umbilicus rupestris In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  3. a b c d e f Umbilicus rupestris In: Flora Ibérica, RJB/CSIC, Madrid. Volltext-PDF.
  4. a b c d e f g h David Allardice Webb: Umbilicus DC., S. 423–424. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea, 2. überarb. Auflage, Band 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press 1993, ISBN 0-521-41007-X. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  5. Umbilicus rupestris bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. a b c Karol Marhold (2011): Crassulaceae.: Datenblatt Umbilicus rupestris In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Echter Venusnabel (Umbilicus rupestris) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien