Ineos Manufacturing Deutschland

Petrochemiekonzern
(Weitergeleitet von EC Erdölchemie)

Die Ineos Manufacturing Deutschland GmbH (Eigenschreibweise: INEOS) ist ein Petrochemiekonzern mit Sitz in Köln-Worringen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 2200 Mitarbeiter und ist das größte Chemieunternehmen und der drittgrößte industrielle Arbeitgeber in Köln.

Ineos Manufacturing Deutschland GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 2005
Sitz Köln-Worringen, Deutschland Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 2.215 (2020)
Umsatz 780,9 Mio. EUR (2020)[2]
Branche Petrochemie
Website www.ineoskoeln.de
Stand: 1. März 2023

Geschichte Bearbeiten

1957 wurde als Joint Venture die EC Erdölchemie GmbH, Köln gegründet. BP und die Bayer AG waren Anteilseigner zu je 50 %. 2001 übernahm BP in Deutschland die restlichen 50 %. Diese Gesellschaft wurde dann in BP Köln umbenannt. Nach Ankündigung Mitte 2004 gliederte die BP ihren petrochemischen Bereich Anfang 2005 als rechtlich selbständiges Unternehmen NewCo aus, das April 2005 in Innovene umbenannt wurde. Innovene beschäftigte weltweit ca. 8500 Mitarbeiter mit Standorten in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und China. In Deutschland war der Hauptstandort in Köln-Worringen mit ca. 2.000 Beschäftigten der größte petrochemische Standort von Innovene weltweit. Am 16. Dezember 2005 wurde das Unternehmen von Ineos gekauft. Das Unternehmen engagiert sich in den gesellschaftlichen Bereichen Bildung und Sport.[3][4][5]

Produktion und Produkte Bearbeiten

Ineos in Köln ist ein Hersteller und Lieferant von Rohstoffen der chemischen Industrie.[6] Das Unternehmen produziert jährlich rund fünf Millionen Tonnen Grundstoffchemikalien.[7] Das Betriebsgelände umfasst eine Fläche von 200 Hektar.

Ineos verarbeitet Erdgas, Naphtha und Flüssiggas. Durch Cracken und andere technische Verfahren werden in dem Werk u. a. Ethylen, Propylen und Ammoniak gewonnen. Ineos produziert in Köln Basischemikalien, die als Rohstoffe vieler Gegenstände des täglichen Lebens wie Medikamente, Textilien und Waschmittel dienen.[8] Eine Auswahl der 34 Chemikalien, die von Ineos Manufacturing Deutschland hergestellt werden:[9]

Ethylen: Propylen: C4-Fraktion: Crackbenzin: Ammoniak:
  • Polyethylen
  • Ethylenoxid
  • Propylenoxid
  • Acrylnitril
  • Cyanwasserstoff
  • Butadien 1.3
  • Methylpropadien
  • Diisobutylen
  • Benzol
  • Toluol
  • Cyclopentan 70
  • Salpetersäure
  • Ammoniakwasser

Im November 2017 startete Ineos den Bau eines neuen Kraftwerks. Die Gas- und Dampfanlage soll Rückstände aus der Produktion verbrennen und den Stromverbrauch für die eigenen Anlagen senken.[10] Zuvor hatte sich Ineos in Köln an einem Forschungsprojekt zur Verbesserung von Systemen der Energieversorgung beteiligt. Die Studie wurde von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen RWTH Aachen koordiniert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.[11]

Im Frühjahr 2020 begannen Ineos und Nouryon mit der Errichtung einer Industrieanlage für die Herstellung von Ausgangsprodukten für Chelatkomplexe. Die biologisch abbaubaren Stoffe ersetzen verbotene Phosphate und finden Verwendung in Haushalts- und Körperpflegemitteln.[12]

Zusammen mit dem Chempark-Betreiber Currenta startete Ineos in Köln im Oktober 2021 ein Projekt zum Aufbau und Betrieb einer Wasserelektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 100 Megawatt zur Erzeugung von Wasserstoff, welcher für die Ammoniak- und Methanolproduktion von Ineos verwendet werden soll.[13]

Mit dem Unternehmen Plastic Energy errichtet Ineos in Köln eine Anlage für chemisches Recycling. Pro Jahr sollen durch den Einsatz einer patentierten Technologie aus Kunststoffabfällen 100.000 Tonnen Rohstoffe gewonnen werden. Aus dem sogenannten Tacoil können dann Polymere in neuwertiger Qualität hergestellt werden.[14] Zuvor wurden Tests durchgeführt in einem der beiden Cracker von Ineos in Köln zum zukünftigen Ersatz von Naphta durch das Pyrolyseöl. Der Produktionsstart der neuen Recyclinganlage ist für Ende 2026 geplant.[15]

Störfall Bearbeiten

Am 17. März 2008 um 14:30 Uhr trat am Standort Köln-Worringen Ethylen aus der Hauptrohrleitung aus, die den Standort an die europäische Ethylen-Pipeline anbindet. Das ausströmende Gas entzündete sich und ein in der Nähe befindlicher Vorratstank, in dem 3000 m³ giftiges Acrylnitril lagerte, fing ebenfalls Feuer. Das Feuer der Pipeline konnte nicht gelöscht werden, da ansonsten akute Explosionsgefahr bestanden hätte. Nach dem Absperren der Pipeline erlosch dieses Feuer nach 4½ Stunden.

Der brennende Acrylnitril-Tank konnte erst mit einem großen „Schaumangriff“ nach ca. 9½ Stunden gelöscht werden. Bei dem Großbrand waren insgesamt 1.200 Feuerwehrleute der Werkfeuerwehr Chempark, der Feuerwehr Köln und der umliegenden Feuerwehren im Einsatz.[16]

Am folgenden Tag wurde vormittags in Köln-Worringen an 3 verschiedenen Stellen eine erhöhte Acrylnitril-Konzentration in der Luft gemessen (5 ppm). Die Bewohner Worringens wurden aufgefordert, weiterhin bei geschlossenen Fenstern und Türen in den Häusern zu bleiben. Diese Vorsichtsmaßnahme wurde nach weiteren Messungen, die unter dem Anhaltswert von 3 ppm lagen, um 19:30 aufgehoben.

INEOS hat ein unabhängiges Gutachterunternehmen beauftragt, in Worringen und in der Umgebung um das Werk Bodenproben auf erhöhte Acrylnitril-Konzentrationen zu untersuchen.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ineos in Köln: Impressum. Abgerufen am 8. März 2023.
  2. Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020. In: Bundesanzeiger.de. 16. Dezember 2021, abgerufen am 8. März 2023.
  3. cb: Experimente an der Schule. Helios-Gesamtschule ist erste „TuWas-Schule“ in Ehrenfeld. In: Kölner Wochenspiegel. 7. Mai 2019, abgerufen am 8. März 2023.
  4. Max Hübner: Berufskolleg Humboldtstraße. Schüler stellen einen Lauf für Kinder auf die Beine. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 10. Februar 2020, abgerufen am 8. März 2023.
  5. Stefan Schneider: Ineos setzt sich für Demokratie und Klimaschutz ein. In: Rheinische Post. 16. Januar 2023, abgerufen am 8. März 2023.
  6. Sarah Janczura: Das sind die umsatzstärksten Chemiekonzerne. (Memento vom 2. Mai 2020 im Internet Archive) In: Ingenieur.de. 15. Mai 2019, abgerufen am 8. März 2023.
  7. Michael Reubold: Erfolgreicher Cracker-Stillstand. In: CHEManager. Nr. 1–2, 2014, S. 11, abgerufen am 8. März 2023.
  8. Ineos in Köln: Im Fall des Falles: So verhalte ich mich richtig! S. 6–7. Sicherheitsinformation von Juni 2018, abgerufen am 8. März 2023.
  9. Ineos in Köln: Ausgangsstoffe und Produkte. Abgerufen am 17. März 2023.
  10. Tobias Christ: Neues Kraftwerk soll 400 000 Tonnen CO2 einsparen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 22. Dezember 2017, abgerufen am 8. März 2023.
  11. Lehrstuhl für Technische Thermodynamik, RWTH Aachen; BFT Planung; Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik; Ineos: Ganzheitliche Optimierung von Energieversorgungssystemen in der Praxis. Abschlussbericht. Aachen 2018, abgerufen am 8. März 2023.
  12. Alexander Stark: Produktion von Chelaten: Spatenstich für neue Anlagen in Köln. In: Process.de. 5. März 2020, abgerufen am 8. März 2023.
  13. Ansgar Kretschmer: Ineos und Currenta planen 100-MW-Elektrolyse für Grünen Wasserstoff. In: Chemie Technik. 21. Oktober 2021, abgerufen am 8. März 2023.
  14. Dominik Bechlarz: In Köln werden Kunststoffe im großen Stil chemisch recycelt. In: Plastverarbeiter.de. 5. Dezember 2022, abgerufen am 17. März 2023.
  15. Ineos: Pyrolyse-Anlage mit Plastic Energy soll in Köln entstehen. In: KunststoffWeb.de. 7. November 2022, abgerufen am 17. März 2023.
  16. Feuerwehr Köln: Feuer in Chemieunternehmen in Köln-Worringen gelöscht. (Memento vom 18. April 2008 im Internet Archive) Abgerufen am 8. März 2023.

Koordinaten: 51° 4′ 3,7″ N, 6° 50′ 49,9″ O