Parallelkadenz bezeichnet eine musikalische Schlussformel, die in der abendländischen Kompositionsgeschichte im 13. Jahrhundert entstand, bei Komponisten wie Guillaume de Machaut, Francesco Landini und Guillaume Dufay eine Blütezeit erlebte und um 1500 außer Gebrauch kam.[1] Charakterisiert ist sie dadurch, dass das Gerüst aus Tenor- und Diskantklausel durch einen Contratenor kontrapunktiert wird, der als Mittelstimme parallel zum Diskant verläuft:



\new ChoirStaff
<<
   \new Staff <<
     \set Score.tempoHideNote = ##t
     \tempo 2 = 92
     \time 2/1
           \override Staff.TimeSignature.transparent = ##t
              \relative c'' {\set suggestAccidentals = ##t s2 g1 fis2 g\breve \bar "||"}
   >>

   \new Staff <<
           \override Staff.TimeSignature.transparent = ##t
              \relative c' {\set suggestAccidentals = ##t s2 d1 cis2 d\breve}
   >>

   \new Staff <<
           \override Staff.TimeSignature.transparent = ##t
              \relative c' {s2 b a1 g\breve}
   >>

>>

Im Falle einer ganztönigen Tenorklausel war es lange Zeit üblich, nicht nur die Pänultima der Diskantklausel, sondern auch die vorletzte Note dieses Contratenors zu erhöhen (musica ficta). Deshalb werden solche Schlussformeln auch Doppelleittonkadenz genannt.

Literatur Bearbeiten

  • Heinrich Besseler: Bourdon und Fauxbourdon: Studien zum Ursprung der niederländischen Musik. 2. veränderte Auflage. Nach hinterlassenen Revisionen des Verfassers hrsg. und ergänzt von Peter Gülke, VEB Breitkopf und Härtel, Leipzig 1974.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Besseler 1974, S. 34–35.