Die Cohors I classica [pia fidelis] [Domitiana] (deutsch 1. Kohorte der Flottenangehörigen [loyal und treu] [die Domitianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. Laut John Spaul ist die Kohorte mit der Cohors nauticorum identisch, die in mehreren Inschriften aufgeführt wird.

Grabstein des Lucius Valerius Verecundus (CIL 13, 12061)

Namensbestandteile Bearbeiten

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • classica: der Flottenangehörigen. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus Angehörigen der Flotte (lat. classis) rekrutiert.
  • pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) verlieh den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana.[1] Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 150 und 158 vor.
  • Domitiana: die Domitianische.
  • nauticorum oder nautarum: der Seeleute.

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine reine Infanterie-Kohorte, eine Cohors (quingenaria) peditata, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte Bearbeiten

Die Kohorte war in der Provinz Germania stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 80 bis 158 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][A 1]

Eine Cohors Nauticorum (oder Nautarum) wurde vermutlich während der Regierungszeit von Augustus aufgestellt und war wohl für längere Zeit in der Provinz Alpes Maritimae stationiert. Möglicherweise nahm diese Einheit an der Niederschlagung einer Revolte in Aquitanien durch Marcus Valerius Messalla Corvinus um 28 v. Chr. teil.[2][A 2]

Die Einheit wurde zu einem unbestimmten Zeitpunkt in die Provinz Germania verlegt, wo sie erstmals durch Diplome nachgewiesen ist, die auf 80 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in Germania stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 98 bis 158 datiert sind, belegen die Einheit in der Provinz Germania inferior.

Standorte Bearbeiten

Standorte der Kohorte in Alpes Maritimae waren möglicherweise:

  • Cemenelum (Cimiez): Mehrere Grabsteine von Angehörigen der Cohors Nauticorum wurden hier gefunden.

Standorte der Kohorte in Germania Inferior waren möglicherweise:

Angehörige der Kohorte Bearbeiten

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2][5][6]

Kommandeure Bearbeiten

Sonstige Bearbeiten

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Classica Bearbeiten

Es gab noch drei weitere Kohorten mit dieser Bezeichnung, siehe Cohors I Classica (Begriffsklärung).

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cohors I Classica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Jan Kees Haalebos und anderen Historikern. Es geht von zwei verschiedenen Einheiten aus: der Cohors I Aelia Classica, die in der Provinz Britannia stationiert war sowie einer zweiten Einheit, der Cohors I Classica, die in den Provinzen Germania und Germania inferior stationiert war. John Spaul geht dagegen von einer einzigen Kohorte aus, die in diesen Provinzen stationiert war. Alle Inschriften aus der Provinz Britannia werden daher der Cohors I Aelia Classica zugeordnet; alle anderen Inschriften dagegen der Cohors I Classica.
  2. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von John Spaul. Es geht davon aus, dass die Cohors Nauticorum die Vorgängereinheit der Cohors I Classica in der Provinz Alpes Maritimae gewesen ist.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 242 (PDF).
  2. a b c John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 477–478
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158 Tabelle 2 (PDF S. 160).
  4. Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 158, RMM 4), 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 9), 127 (RMD 4, 239, RMM 24), 150 (ZPE-206-207), 152 (RMM 35, ZPE-148-262) und 158 (RMD 1, 52).
  5. a b Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalburg-Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 49 (PDF).
  6. Georgette Laguerre: L'occupation militaire de Cemenelum (Cimiez-Nice) In: Revue archéologique de Narbonnaise Année, 1969, S. 165–184, hier S. 165–168, 181–182 (Online).