Bogoljubow – Aljechin, Hastings 1922

berühmte Schachpartie

Bogoljubow – Aljechin, Hastings 1922, ist eine berühmte Schachpartie, die in der 10. und letzten Runde des Turniers von Hastings am 21. September 1922 von Alexander Aljechin mit den schwarzen Steinen gegen Efim Bogoljubow (Weiß) gespielt wurde. Aljechin gewann das Turnier mit 7,5 Punkten, einen halben Punkt vor Akiba Rubinstein. Für Aljechin war der Turniersieg wichtig, da er zu dieser Zeit versuchte, sich durch gute Ergebnisse als Herausforderer des Schachweltmeisters José Raúl Capablanca zu profilieren.

Savielly Tartakower nannte sie 1926 die schönste Partie der neuesten Zeit (...), wobei die Schönheit großartiger Opfer durch tiefe, auf dem ganzen Brett sich offenbarende Strategie ergänzt wird. Der amerikanische Schachschriftsteller Irving Chernev schrieb 1968: Diese glänzende Leistung Aljechins ist das größte Meisterstück, das je auf dem Schachbrett geschaffen wurde. Auch spätere Weltmeister äußerten sich lobend über die Partie: Für Wassili Smyslow ist sie ein Triumph des Geistes über die Materie, Garri Kasparow vergleicht sie mit einem grandiosen Gemälde.

Anmerkungen zur Partie

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1. d2–d4 f7–f5

Die Holländische Verteidigung (ECO-Code A80 bis A99), die damals sehr ungebräuchlich war. Aljechin schreibt: Eine gewagte Verteidigung, die ich nur in außergewöhnlichen Fällen anwende.

2. c2–c4 Sg8–f6 3. g2–g3 e7–e6 4. Lf1–g2 (ECO-Code A90) Lf8–b4+ 5. Lc1–d2 Lb4xd2+ 6. Sb1xd2

Besser ist 6. Dd1xd2 mit der Idee, den Springer nach c3 zu entwickeln. So spielte auch Max Euwe 1927 gegen Aljechin.

6. … Sb8–c6 7. Sg1–f3 0–0 8. 0–0

Tartakower schlug stattdessen 8. Dd1–c2 mit der Idee e2–e4 vor.

8. … d7–d6 9. Dd1–b3 Kg8–h8 10. Db3–c3

Besser 10. d4–d5 (Kasparow).

10. … e6–e5 11. e2–e3 a7–a5! 12. b2–b3 Dd8–e8 13. a2–a3 De8–h5

Schwarz beginnt einen Angriff auf dem Königsflügel. Weiß kann nun keinen Bauern gewinnen wegen 14. d4xe5 d6xe5 15. Sf3xe5 Sc6xe5 16. Dc3xe5 Sf6–g4. Auch das im letzten Zug vorbereitete 14. b3–b4 geht nicht wegen 14. … e5–e4 15. Sf3–e1 a5xb4.

14. h2–h4 Sf6–g4 15. Sf3–g5

Weiß möchte im nächsten Zug den Springer von g4 vertreiben, dies führt allerdings zu einer Schwächung seiner Bauernstellung. Besser gemäß Aljechin 15. b3–b4.

15. … Lc8–d7 16. f2–f3 Sg4–f6 17. f3–f4

Schwarz drohte selbst f5–f4 zu spielen und damit den weißen Königsflügel aufzureißen.

17. … e5–e4 18. Tf1–d1 h7–h6 19. Sg5–h3 d6–d5 20. Sd2–f1 Sc6–e7

Schwarz droht mittels a5–a4, a4xb3, d5xc4 das Feld d5 für seinen Springer zu erobern. Verhindert Weiß dies wie in der Partie mittels a3–a4, gelangt ein schwarzer Springer nach b4.

21. a3–a4 Se7–c6 22. Td1–d2 Sc6–b4 23. Lg2–h1

Dieser unnatürliche Zug zeigt, dass das weiße Eröffnungskonzept gescheitert ist.

23. … Dh5–e8 24. Td2–g2 d5xc4 25. b3xc4 Ld7xa4 26. Sh3–f2 La4–d7 27. Sf1–d2 b7–b5

Um den Besitz der Mittelfelder entbrennt nun ein Kampf, der zu sehr originellen Situationen führt (Aljechin).

28. Sf2–d1 Sb4–d3

Viel besser als 28. … b5xc4 29. Sd2xc4 Sf6–d5 30. Dc3–a3 nebst Sc4–e5 und Weiß kann sich noch wehren.

29. Ta1xa5

Weiß gewinnt seinen Bauern zurück, löst dadurch aber nicht seine Probleme. Nach 29. c4xb5 Ld7xb5 30. Ta1xa5 Sf6–d5 31. Dc3–a3 (31. Ta5xa8 De8xa8 32. Dc3–b3 Lb5–a4) Ta8xa5 32. Da3xa5 De8–c6 steht er ebenfalls schlecht.

29. … b5–b4 30. Ta5xa8 b4xc3

Mittels 30. … De8xa8 31. Dc3–b3 Da8–a1 32. Db3–b1 Da1xb1 33. Sd2xb1 Tf8–a8 hätte Aljechin hier schon prosaisch gewinnen können, er hat aber eine spektakuläre Kombination geplant.

31. Ta8xe8
  a b c d e f g h  
8                 8
7                 7
6                 6
5                 5
4                 4
3                 3
2                 2
1                 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach dem 31. Zug von Weiß
31. … c3–c2!!

Ein sehr feiner Zwischenzug, der mit einem doppelten Turmopfer verbunden ist.

32. Te8xf8+ Kh8–h7

Weiß hat momentan zwei Türme mehr, kann aber die Umwandlung des c-Bauern in eine neue Dame nicht verhindern.

33. Sd1–f2 c2–c1D+ 34. Sd2–f1 Sd3–e1

Droht Se1–f3 Matt.

35. Tg2–h2 Dc1xc4

Mit der Idee Ld7–b5 und Mattdrohung auf f1. Weiß muss daher die Qualität opfern.

36. Tf8–b8 Ld7–b5 37. Tb8xb5 Dc4xb5 38. g3–g4 Se1–f3+ 39. Lh1xf3 e4xf3 40. g4xf5
  a b c d e f g h  
8                 8
7                 7
6                 6
5                 5
4                 4
3                 3
2                 2
1                 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach dem 40. Zug von Weiß
40. … Db5–e2

Weiß ist in Zugzwang, z. B. 41. Sf2–h3 Sf6–g4. Nähme Weiß die Dame, 42. Th2xe2, so schlüge Schwarz zurück, 42. … f3xe2, und bekäme eine neue Dame, da der Bauer vom Springer bei der Bauernumwandlung nicht gestoppt werden kann. In dieser möglichen Variante kommt das gleiche taktische Motiv wie schon im 31. Zug (vergleiche dort) zum Tragen. Weiß muss daher sinnlose Bauernzüge machen. Die nächsten beiden Abwartezüge von Schwarz unterstreichen die Hilflosigkeit der weißen Stellung.

41. d4–d5 Kh7–g8 42. h4–h5 Kg8–h7 43. e3–e4 Sf6xe4 44. Sf2xe4 De2xe4 45. d5–d6 c7xd6 46. f5–f6 g7xf6 47. Th2–d2 De4–e2

Aljechin treibt das Motiv der Partie, die Bauernumwandlung, auf die Spitze und wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab.

48. Td2xe2 f3xe2 49. Kg1–f2 e2xf1D+ 50. Kf2xf1 Kh7–g7 51. Kf1–f2 Kg7–f7 52. Kf2–e3 Kf7–e6 53. Ke3–e4 d6–d5+ Weiß gab auf. 0:1

Literatur

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  • A. Aljechin: Meine besten Partien 1908–1923. Verlag De Gruyter, Berlin 1982, S. 171–174.
  • I. Chernev: The chess companion. Simon and Schuster, New York 1968, S. 281–283.
  • G. Kasparow: Moi welikie predschestwenniki [Meine großen Vorgänger], Moskau 2003, S. 402–405.
  • A. Kotow: Das Schacherbe Aljechins. Erster Teil, Sportverlag, Berlin 1957, S. 173–177.
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Siehe auch

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