Koordinaten: 35° 21′ 39,5″ N, 35° 55′ 18,7″ O

Karte: Syrien
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Bistum Gabala

Das Bistum Gabala war ein frühchristlich-byzantinisches Bistum in der antiken Stadt Gabala in der römischen Provinz Syria Coele, später in der spätrömisch-byzantinischen Provinz Syria Prima, im heutigen Ort Dschabla im Gouvernement Latakia (Syrien). Der Bischofssitz existierte vermutlich auch nach der arabischen Eroberung 636 weiter. 1109 eroberten die Kreuzfahrer die Stadt und gründeten hier einen lateinischen Bischofssitz. Er ging mit der Aufgabe der Stadt durch die Johanniter und Inbesitznahme durch die Mamluken 1270 unter.

Geschichte Bearbeiten

Der Ort Gabala existierte bereits in phönizischer Zeit und wird als Giba'la in ugaritischen Aufzeichnungen erwähnt.[1] In hellenistischer und römischer Zeit war die Stadt ein wichtiger Hafen. Im noch weitgehend erhaltenen römischen Theater mit 90 Meter Durchmesser hatten einmal 7000 Zuschauer Platz. Nach der territorialen Neugliederung der alten Provinz Syria durch Kaiser Septimius Severus von 194 gehörte die Stadt nun zur Provinz Syria Coele, nach einer weiteren Gebietsreform um 400 zur Provinz Syria Prima. Unter Kaiser Justinian I. wurde um 540 die kleine Provinz Theodorias aus Teilen der Provinz Syria Prima (die Städte Laodicea, Gabala und Paltus) und einem kleinen Teil der Provinz Syria Secunda (Balanea) gebildet. Diese Provinz bestand wohl bis zur arabischen Eroberung der Region.

325 ist erstmals ein Bischof in der Stadt nachgewiesen, und damit auch die Existenz des Bistums Gabala. Bischof Zoilus nahm damals am Ersten Konzil von Nicäa teil. Kirchenrechtlich gehörte das Bistum Gabala zur Kirchenprovinz Seleucia Pieria im Patriarchat von Antiochia. Auch nach der Abtrennung der Provinz Theodorias blieb die kirchenrechtliche Zuordnung der Bischofsstädte Laodicea, Gabala und Paltus zur Kirchenprovinz Seleucia Pieria bestehen. Um 600 war es ein autokephales Bistum, das direkt dem Patriarchen von Antiochia unterstand.[2] 636 gewannen die Araber die Schlacht am Jarmuk und eroberten daraufhin in den folgenden Jahren ganz Syrien. Hamilton vermutet, allerdings ohne direkten Nachweis, dass sogar noch zur Zeit der Eroberung durch die Kreuzfahrer ein orthodoxer Bischofssitz vorhanden war.[2]

Die frühchristlich-byzantinischen Bischöfe Bearbeiten

Der Lateinische Bischofssitz Bearbeiten

1109 eroberte der Kreuzfahrer Tankred die Stadt Gabala/Dschabla und gliederte sie in das Kreuzfahrer-Fürstentum Antiochia ein. Die Stadt wurde nun Gibellum genannt und wurde als Lehen an Rainald Mansoer gegeben, der die Ruine des römischen Theaters zu einer Festung umbauen ließ. Bald darauf wurde in der Stadt ein lateinisches Bistum gegründet, das nun meist Bistum Gabala genannt wurde. Der Bischof von Gabala war ein direkter Suffragan des Patriarchen von Antiochia. Nach dem Fall von Edessa 1144 reiste Bischof Hugo von Gabala nach Italien. Dort berichtete er im Januar 1145 Papst Eugenius III. vom Fall von Edessa bzw. der Grafschaft Edessa und versuchte ihn von der Notwendigkeit eines neuen Kreuzzuges zu überzeugen. Er brachte auch die Geschichte vom Priesterkönig Johannes mit in den Westen.

1140 wurde der Lateinische Patriarch von Antiochia Ralph aus politischen Gründen abgesetzt, und durch Aimerich von Limoges ersetzt. Der Ex-Patriarch ging nach Rom, um bei Papst Innozenz II. Einspruch gegen seine Absetzung zu erheben. Aimerich dagegen ging nicht selbst nach Rom, sondern schickte seinen Suffraganbischof Hugo von Gabala um die Entscheidung zur Absetzung von Ralph zu verteidigen. Anscheinend entschied der Papst aber zugunsten des abgesetzten Patriarchen Ralph, und Aimerich hätte seinen Posten wieder räumen müssen. Ralph starb jedoch kurz darauf in Rom, und so blieb Aimerich Patriarch von Antiochia.[7]

Der Bischofssitz in Gabala/Dschabla ging mit der Aufgabe der Stadt durch die Johanniter und Inbesitznahme durch die Mamluken 1270 unter.

Lateinische Bischöfe Bearbeiten

In der Tradition des untergegangenen Bischofssitzes vergibt bzw. vergab die römisch-katholische Kirche den Erzbischofstitel für das Titularerzbistum Gabala.

Literatur Bearbeiten

  • Bernard Hamilton: The Latin Church in the Crusader States: The Secular Church. Ashgate Publishing, Oxon & New York, 2011, ISBN 9780860780724 (Im Folgenden abgekürzt Hamilton, The Latin Church mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Poul Jørgen Riis, Ingolf Thuesen, John Lund, Thomas Riis: Topographical Studies in the Ǧabla Plain. Kongelike Danske Videnskabernes Selskab, Historisk-filosofiske Skrifter, 28: 1-113, 2004, hier S. 19.
  2. a b Hamilton, The Latin Church, S. 25.
  3. a b c d e f g h i j Pius Bonifatius Gams: Series episcoporum ecclesiae catholicae: quotquot innotuerunt a beato Petro Apostolo. Georgh Joseph Manz, Regensburg, 1873 Online bei Google Books, S. 434.
  4. a b c d e f g h i j Michel Le Quien: Oriens christianus: in quatuor patriarchatus digestus; quo exhibentur ecclesiae, patriarchae, caeterique praesules totius orientis, Tomus Secundus. Typographia Regia, Paris 1740 Online bei Google Books, S. 797/98‒799/800.
  5. a b c d Max Treppner: Das Patriarchat von Antiochien von seinem Entstehen bis zum Ephesinum 431. Eine historisch-geographische Studie. Bonitas-Bauer'sche k. b. Hofdruckerei, Würzburg, 1891 Online bei Google Books, hier S. 67–68.
  6. a b c d e f Hans-Dietrich Altendorf: Zur Bischofsliste von Gabala. Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der Älteren Kirche 50: 48-61, 1959 doi:10.1515/zntw.1959.50.1.48
  7. Hamilton, The Latin Church, S. 38.
  8. a b c d e Reinhold Röhricht: Syria sacra. Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins, 10: 1–48, 1887 JSTOR (PDF), S. 27.
  9. a b c Charles Dufresne du Cange, Emanuel-G Rey: Les familles d’outre-mer de du Cange. Collection de Documents Inédits sur l’Histoire de France, Première Série Histoire Politique. 998 S., Imprimerie Impériale, Paris 1869, S. 795 (Online bei Google Books).
  10. Conrad Eubel: Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificium, S. R. E. Cardinalium, Ecclesiarum Antistitium Serie ab anno 1198 usque ad annum 1431 perducta e documentis tabularii praesertim vaticani collecta, digesta, edita.e Druckerei Regensberg, Münster 1913, S. 257.