Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland

Basisdaten
Offizieller Name: Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer
Brüdergemeinden in
Deutschland (AMBD) e.V.
Leitung: 1. Vorsitzender: Heinz Quiering
2. Vorsitzender: André Pritzkau
Mitgliedschaften: Mennonitische Weltkonferenz
International Committee of Mennonite Brethren
Örtliche Gemeinden: 2023: 14[1]
Gemeindeglieder: 2023: Ca. 1600 (Getaufte).[2][3]
Anteil an der
Gesamtbevölkerung:
0,002 %
Sitz: Lage[4]
Offizielle Website: http://www.ambd.de/

Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland (AMBD) ist ein Zusammenschluss von 14 Gemeinden mit zusammen etwa 1600 Mitgliedern (Stand: 2023). Neben den lokalen Gemeinden gehören zur AMBD auch die Initiative pioteam münsterland (Gemeindegründung im Münsterland) und das sozial-diakonische Werk TIKWA (Herrnhut). Der Gemeindeverband hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins und vertritt täuferisch-mennonitische Überzeugungen.

Gemeindehaus der Mennonitenbrüdergemeinde in Dresden

Geschichte Bearbeiten

Die Mennonitischen Brüdergemeinden entstanden um 1860 als eine vom Radikalen Pietismus beeinflusste Reformbewegung unter den mennonitischen Gemeinden in der Ukraine. Eine besondere Rolle bei der Herausbildung der Brüdergemeinden spielten der deutsche lutherische Theologe Eduard Wüst, der deutsche Pietismus und Baptismus. Die erste Mennonitische Brüdergemeinde Westeuropas entstand 1950 in Neuwied im Rheinland. Sie bestand vor allem aus mennonitischen Flüchtlingen aus Russland und Polen. Zehn Jahre später folgte eine zweite Gemeinde in Neustadt an der Weinstraße. Bald gründeten sich mit Unterstützung der amerikanischen MB Mission (früher Mennonite Brethren Missions and Services) weitere Gemeinden. Die Gemeinden schlossen sich schließlich zu einem Verein zusammen, welcher sich im Jahr 1970 den Namen Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland gab. Das jüngste Projekt der Arbeitsgemeinschaft ist die Gemeindegründung in Hameln.

Zusammen mit dem Bund Taufgesinnter Gemeinden und der Mennonitischen Freikirche Österreich ist die Arbeitsgemeinschaft international im 1990 im kanadischen Winnipeg gegründeten International Committee of Mennonite Brethren (ICOMB) vertreten. Weltweit gehören etwa ein Viertel aller Mennoniten zu Mennonitischen Brüdergemeinden.

Nach einer langjährigen Gastmitgliedschaft ist die AMBD 2015 Vollmitglied in der Mennonitischen Weltkonferenz geworden.[5]

Aufgaben Bearbeiten

Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist es, die einzelnen, ansonsten autonomen Gemeinden miteinander zu vernetzen und die Gemeinschaft untereinander zu fördern. Es gibt gemeinsame diakonisch-missionarische Projekte (u. a. Gemeindegründungen), Jugendaktivitäten, Weiterbildungen für Gemeindemitarbeiter und regelmäßig stattfindende Pfingstkonferenzen. Die Gemeinden werden auch praktisch begleitet und unterstützt. So gibt es einen Baufonds, der finanzielle Mittel für den Aufbau von Gemeinderäumen bereitstellt.

Zusammen mit anderen mennonitischen Gemeindeverbänden in Deutschland, Frankreich und der Schweiz unterstützt die AMBD das Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg in der Schweiz, das auch über ein Theologisches Seminar verfügt.

Prinzipien Bearbeiten

Im März 2007 wurde auf der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft ein neues Glaubensbekenntnis beschlossen, das sich auf das international verbreitete Glaubensbekenntnis der Mennonitischen Brüdergemeinden stützt. Die Gemeinden in der AMBD praktizieren wie andere Mennoniten ausschließlich die Glaubenstaufe und das Priestertum aller Gläubigen, betonen den persönlichen tätigen Glauben und lehren Gewaltfreiheit.

Statistische Daten Bearbeiten

  • 1998: 15 Gemeinden mit 1.398 Mitgliedern[6]
  • 2003: 15 Gemeinden mit 1.482 Mitgliedern
  • 2006/7: 15 Gemeinden mit 2.016 Mitgliedern
  • 2018: 13 Gemeinden mit 1.697 Mitgliedern[7]
  • 2023: 14 Gemeinden mit 1.600 Mitgliedern[8]

Literatur Bearbeiten

  • John N. Klassen: Jesus Christus leben und verkündigen. 150 Jahre Mennoniten-Brüdergemeinden. Lichtzeichen, Lage 2010, ISBN 978-3-86954-014-6.
  • Abram H. Unruh: Die Geschichte der Mennoniten-Brüdergemeinde in Russland 1860–1945. 2. Auflage. Samenkorn, Steinhagen 2010, ISBN 978-3-86203-004-0.
  • Peter M. Friesen: Die Alt-Evangelische Mennonitische Brüderschaft in Russland (1789–1910) im Rahmen der mennonitischen Gesamtgeschichte. Verlagsgesellschaft „Raduga“, Halbstadt 1911.
  • Franz Rathmair: Geschichte der Mennoniten in Österreich von 1947 bis 1987. In: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, 119, 2003, S. 244–282.
  • Diether Götz Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart. Von der Täuferbewegung zur weltweiten Freikirche. 2. Auflage. Großburgwedel 2004, ISBN 3-88744-402-7, S. 147ff

Weblinks Bearbeiten

Portal: Täuferbewegung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Täuferbewegung

Anmerkungen Bearbeiten

  1. AMBD wählt neuen Vorstand und setzt Fokus auf Gemeindegründung, mennonews.de Mennonitische Nachrichten vom 3. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.
  2. AMBD wählt neuen Vorstand und setzt Fokus auf Gemeindegründung, mennonews.de Mennonitische Nachrichten vom 3. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.
  3. Wie im Abschnitt „Prinzipien“ ausgeführt, zählen viele Freikirchen, anders als etwa die Römisch-katholische Kirche, Kinder und Säuglinge nicht mit. Die Zahl der am Gemeindeleben Teilnehmenden ist also höher als die Statistik ausweist.
  4. http://www.ambd.de/impressum, abgelesen am 5. Mai 2019.
  5. Lydia Ruff, Art. Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland e.V., in: Mennonitisches Jahrbuch 115, 2016, S. 149.
  6. Angaben für 1998, 2003 und 2006/7 nach: John N. Klassen, Die Mennoniten Brüdergemeinden in Deutschland, in: Abe J. Dueck, Celebrating 150 Years. Die Mennoniten-Brüdergemeinden in aller Welt, o. O., o. J. [2010], S. 205–231, hier S. 231.
  7. Mennonitisches Jahrbuch 2019, S. 189. - Gemeindegründungsarbeiten und ähnliches sind in dieser Zahl nicht enthalten.
  8. AMBD wählt neuen Vorstand und setzt Fokus auf Gemeindegründung, mennonews.de Mennonitische Nachrichten vom 3. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.