Wyrzysk

Stadt in Polen
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Wyrzysk (deutsch Wirsitz) ist eine Stadt mit Sitz einer gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Pilski (Schneidemühler Kreis) der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Wyrzysk
Wappen von Wyrzysk
Wyrzysk (Polen)
Wyrzysk (Polen)
Wyrzysk
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Pilski
Fläche: 4,12 km²
Geographische Lage: 53° 9′ N, 17° 16′ OKoordinaten: 53° 9′ 0″ N, 17° 16′ 0″ O
Höhe: 90 m n.p.m.
Einwohner: 5131
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 89-300
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: PP
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Bydgoszcz–Piła
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 18 Schulzenämter
Fläche: 190,68 km²
Einwohner: 13.835
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 73 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3019083
Verwaltung
Gemeindevorsteher: Bogusława Jagodzińska
Adresse: ul. Bydgoska 29
89-300 Wyrzysk
Webpräsenz: www.wyrzysk.pl



Geographische Lage Bearbeiten

Die Stadt liegt nördlich der Stadt Posen zwischen Anhöhen an dem Flüsschen Lobsonka, eines Nebenflusses der Netze (poln. Noteć). Die Entfernung zur Stadt Bromberg (Bydgoszcz) im Osten beträgt etwa 60 Kilometer.

Geschichte Bearbeiten

 
Marktplatz in Wirsitz
 
Wirsitz südlich der Stadt Lobsens auf einer Landkarte vom 1914
 
Wirsitz östlich der Stadt Schneidemühl und westlich der Stadt Bromberg auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung).

Urkunden, denen die näheren Umstände der Gründung der Stadt zu entnehmen wären, sind nicht erhalten geblieben. Als die Stadt 1773 von Preußen annektiert wurde, befand sie sich zusammen mit der zugehörigen Grundherrschaft im Besitz des Grafen Werbno Rydzinski. Dieser verkaufte die Grundherrschaft 1784 an Friedrich den Großen, der sie in ein staatliches Domänenamt umwandelte. Wirsitz galt seitdem als freie Stadt. Für die Evangelischen ließ Friedrich eine Kirche erbauen.[2][3]

Von 1816 bis 1920 war Wirsitz Verwaltungsstandort des Landkreises Wirsitz im Regierungsbezirk Bromberg der preußischen Provinz Posen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wirsitz zusammen mit dem Kreisgebiet aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen abgegeben. Aus der Stadt, die bis dahin mehrheitlich von Deutschen bewohnt war, wanderten nun viele deutsche Familien ab, auch um zu vermeiden, dass ihre Söhne Dienst im Polnisch-Sowjetischen Krieg leisten mussten. Es verblieb jedoch ein deutscher Bevölkerungsanteil in der Stadt.

Während des Überfalls auf Polen 1939 wurden in Wirsitz, Lobsens und an anderen Orten Bürgerwehren gebildet, um die deutschen Minderheiten vor Übergriffen zu schützen.[4] Auf den evangelischen Friedhof wurden 26 Polen von Deutschen ermordet. Im Zuge der deutschen Lebensraum im Osten Doktrin wurden viele Polen vertrieben und enteignet.

Von 1939 bis 1945 war Wirsitz während der deutschen Besetzung Polens Verwaltungsstandort des Landkreises Wirsitz im neu eingerichteten Reichsgau Danzig-Westpreußen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. In der darauf folgenden Zeit wurde die deutsche Minderheit aus Wirsitz vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 0 207 davon 96 evangelische Deutsche, 53 Polen und 58 Juden[2]
1802 0431 [5]
1816 0 439 davon 218 Evangelische, 173 Katholiken und 48 Juden[3]
1821 0489 in 52 Privatwohnhäusern[5]
1837 0 999 [3]
1861 1048 [3]
1885 1577 davon 735 Evangelische, 692 Katholiken und 150 Juden[6]
1905 1532 davon 650 Evangelische und 80 Juden[7]
1910 1660 am 1. Dezember, davon 951 mit deutscher Muttersprache (darunter 772 Evangelische, 119 Katholiken, 57 Juden und drei Sonstige) und 675 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken)[8]
seit 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
2014: 5.172

Gemeinde Bearbeiten

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) gehören neben der Stadt Wyrzysk weitere 18 Ortsteile (deutsche Namen, amtlich bis 1945)[9] mit einem Schulzenamt (sołectwo):

  • Auguścin
  • Bąkowo
  • Dąbki
  • Dobrzyniewo (Dobrzyniewo, 1939–1945 Dobbertin)[9]
  • Falmierowo (Falmierowo, 1939–1945 Charlottenburg)[9]
  • Glesno (Glesno, 1942–1945 Glessen)[9]
  • Gromadno (Gromaden, 1942–1945 Schwabensee)
  • Karolewo-Wiernowo
  • Konstantynowo (Konstantinowo, 1942–1945 Köstenhauland)[9]
  • Kosztowo (Kosztowo, 1939–1945 Friedrichshöhe)[9]
  • Kościerzyn Wielki (Karlsbach (?))[10]
  • Młotkówko (Mlotkowko, 1939–1945 Seeburg)[9]
  • Osiek nad Notecią (Ossiek, 1939–1942 Netzthal, 1942–1945 Netztal)[9]
  • Polanowo (Eichfelde)
  • Ruda (Ruda, 1939–1945 Johannisburg)[9]
  • Rzęszkowo
  • Wyrzysk Skarbowy (Wirsitz-Amt, 1942–1945 Wirsitzamt)[9]
  • Żuławka (Zulawka, 1939–1945 Friedrichshorst)[9]

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind:

  • Anusin
  • Bagdad
  • Gleszczonek
  • Hercowo
  • Klawek
  • Komorowo
  • Marynka
  • Masłowo
  • Nowe Bielawy
  • Ostrówek
  • Polinowo
  • Pracz
  • Wyciąg
  • Wydmuchowo
  • Zielona Góra
  • Żelazno

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wirsitz, Kreisstadt, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Wirsitz (meyersgaz.org).
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Band 2, Marienwerder 1789, Teil I, S. 98–99, Nr. 3).
  • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 466.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wyrzysk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege Bearbeiten

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. a b Goldbeck (1789), S. 98–99, Nr. 3).
  3. a b c d Wuttke (1864), S. 466.
  4. Christian Jansen und Arno Weckbecker: Der „Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/1940. Oldenbourg, München 1992, S. 45.
  5. a b Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 408–415, Ziffer 812 (Google Books).
  6. Michael Rademacher: Pos_wirsitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 20, Leipzig und Wien 1909, S. 687.
  8. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft 5: Regierungsbezirk Bromberg. 11. Kreis Wirsitz, S. 50–51, Ziffer 5 (Google Books).
  9. a b c d e f g h i j k Vgl. Weblink Amtsbezirk Wirsitz-Land in Danzig-Westpreußen - Gemeindeumbenennungen
  10. Karlsbach im Genealogischen Ortsverzeichnis